Der Marantz SR 1040 Receiver von 1994
Hier kommt ein Einblick in den SR1040 (vom Jan 2015) mit den einführenden Worten eines euphorischen Amerikaners :
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- Hey guys,
just obtained one beautiful piece of receiver and tuner. The only problem is that it doesn't work.
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Erwarten Sie nichts Berauschendes von diesem Marantz der 1995er Jahre. Es ist ein ganz normales Mittelklasse Consumergerät. Vom Glanz alter Zeiten ist da nichts mehr drinnen. Optik und Chassis sind im allgemeinen Japan -Look. Und wenn sie als Techniker da rein schaun, gibt es auch kein "Aha"-Erlebnis mehr.
Ein Blick in unseren SR 1040 Receiver
Wir blicken von hinten oben auf die Hauptplatine des SR1040. Rechts daneben wäre noch der Trafo mit dem 230 Volt Stromanschuß.
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Der massive Alu-Kühlkörper mit angeschweißten Lamellen mit den 4 (60Watt) Leistungs- transistoren darauf befindet sich innen in der Mitte des Gerätes. Das ist zwar zwingend notwendig wegen der Nutzung der Rückseite für die vielen Anschlüsse, aber thermisch absolut ungünstig. Wenn oben der CD Spieler drauf steht, gehts schon los. Und wenn der Receiver unten auf einem Teppich stände, geht gar nichts mehr.
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Links oben ist das Lautstärke Poti mit dem kleinen Stellmotor auf einer eigenen kleinen Platine, weiter vorne (links unten) ist der Tuner-Bereich und in der Mitte ist der NF Vorverstärker- und Treiber- Bereich.
Ganz unten in der Mitte sind die Cinch-Eingänge und Ausgänge sowie der elektronische Eingangs-Umschalter. Das Flachbandkabel geht zu den beiden senkrechten Platinen hinter der Frontblende mit den Tasten und dem Display. Die zusätzliche Prozessorplatine fehlt hier.
An Besonderheiten sieht man erst im Schaltplan, daß sowohl der Kopfhörer wie auch die beiden Lautsprecher per Relais angeschaltet werden, sofern der Prozessor noch intakt ist.
Der Transformator (rechts außerhalb des Fotos), den Sie also nicht sehen, hat 3 Sekundärwicklungen, davon 2 mit Mittenanzapfung und erzeugt damit 3 Sekundär-Spannungen.
Der Verstärker braucht zwei Gleichspannungsquellen und die liefern ±33 Volt (für die Endstufe) und ±16 Volt (für Vorstufen und Tuner), wobei davon 2 weitere Spannungen (12 Volt und 6 Volt) für Vorstufen und Tuner mit analogen IC Reglern erzeugt werden und stabilisiert und sehr unglücklich gekühlt sind (die beiden kupferfarbenen Kühlkörper) und vor allem glühend heiß werden.
Die ±16V~ vom Trafo ergeben nämlich ±21 Volt= und die +21 Volt= werden dann auf +12= Volt herunter geregelt und damit quasi 11 Volt verbraten und dann werden daraus nochmals +6 Volt= erzeugt, das ist dann wirklich Unsinn. Das wird sehr heiß.
Vor allem fällt mir auf, daß dort für die angeblichen 2 x 50 Watt Sinus an 8 Ohm zwei extrem kleine 4.700uF / 50Volt Kondensatoren verbaut sind. Daß man die "so klein" machen kann, ist sogar für mich neu. Unsere Elkos sind erheblich größer (aber bei 63 Volt).
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Das Service Manual spricht von 2 x 50 Watt an 8 Ohm
Bislang hatte ich nirgendwo genauere Angaben über die Endstufe gefunden. Diese amerikanische RMS Spezifikation kann nämlich sehr unterschiedlich ausgelegt werden.
Im Service Manual steht :
Power Output DIN / 8 OHM = 50 Watt
Power Output RMS / 8 OHM = 45 Watt
IHF Dynamic Power Output 8Ω/4Ω/2Ω = 64W/85W/92 Watt
Das sind alles sehr vage Angaben, weil der Frequenzbereich fehlt und die Spezifikation : "beide Kanäle gleichzeitig" ebenfalls fehlt.
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Und übrigens, die motorisch auf- und zuklappbare Frontklappe ist für mich kein High-End Highlight, sie ist leider Schwachsinn.
Das Motörchen mit dem Gummiriemen trägt überhaupt nichts zur einer eventuellen High-End Klangqualität bei, ähnlich wie Dieter Rams überhaupt nichts zum Klang der weißen BRAUN Lautsprecher beigetragen hatte, wie ebay Spinner immer wieder suggerieren.
Es ist eine ganz normale typische Japan Konstruktion,
. . . . . die auch von JVC oder AKAI oder Matsushita kommen könnte oder sogar auch kommt.
Wie ein ebay Scherzkeks da auf High-End kommt, ist mir schleierhaft. Vermutlich brauchte er ganz schnell viel Geld. Doch gebracht hatte es nur 76 Euro - sie müssen ihm auf die Schliche gekommen sein.
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Ein erster Versuch als Test
Unser SR1040 war ein "Geschenk", weil er nicht mehr ging. - Jemand hatte den Trafo ausgebaut, das wußte ich aber vorher nicht. Er war nur extrem verdächtig leicht . . .
Mit einem Schaltplan und einem Ersatztrafo aus einem SABA Receiver 9800 konnte ich aber feststellen, daß zumindest die Endstufe noch geht.
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Fürs Jahr 1995 verdächtig ist immer wieder jede Menge von Lastwiderständen
Wenn Sie in einem elektronischen Gerät beliebiger Bauart dicke Widerstände sehen, da wurde meist billig konzipiert. Denn an solchen Widerständen wird nichts weiter gemacht, als Spannungen zu reduzieren und den Rest zu verheizen. Alleine im Ausgangsteil der Endstufen braucht man diese Widerstände, um Kurzschlüssen vorzubeugen. In Vorstufen haben die überhaupt nichts verloren.
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Stereo auf Mittelwelle in Japan
Übrigens gibt es von diesem SR 1040 eine Japan Version mit AM Stereo, eine Entwicklung von 1941, die scheinbar in 1990 dort in Japan immer noch genutzt wurde.