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Das Magzin PHONO aus Wien (1953 bis 1965)

von Gert Redlich im Juni 2013 - Durch Zufall und etwas Glück haben wir von Karl Breh die gebunden Ausgaben der Zeitschrift PHONO aus Österreich erhalten. Die Zeitschrift wurde im Herbst 1954 (indirekt) von der "Wiener Symphoniker Tonaufnahme Gesellschaft" gegründet und zum Jahresende 1965 ziemlich abrupt beendet. Der Wiener Chefredakteur Professor Kurt Blaukopf wurde sofort von seinem deutschen Freund Karl Breh zur deutschen "Hifi-Stereophonie" geholt.

Die Zeitschrift PHONO war eng mit den Wiener Symphonikern bzw. deren Träger-Organisation verbunden und der Verlag schrieb (vermutlich mangels Anzeigen) mit dieser Publikation offenbar nur rote Zahlen. Anfänglich erschien die Zeitschrift 4 mal pro Jahr, später 6 mal pro Jahr.

Was ist das Besondere an dieser Zeitschrift aus Wien ? Die deutsche "Hifi-Sterophonie" wurde erst 1962 herausgegeben, das deutsche "fonoforum" bereits ab 1955 (oder 1956?). Im "fonoforum" beginnt das Thema Hardware mit der qualitativ hochwertigen Abspiel-Hardware so um 1961, vorher wurde die Hardware (geflissentlich) ignoriert. Das "fonoforum" war nämlich eine Gründung der deutschen Schall- plattenindustrie.

In PHONO war es dem Chefredakteur Kurt Blaukopf (15.2.1914 - 14.6.1999) von Anfang an ein besonderes Anliegen, das Augenmerk auch auf die Qualität der Abspielgeräte zu legen, da auch die teuersten neuen 33er LPs auf billigen Plattenspielern miserabel klingen, man also fast nicht zwischen Schubert und Brahms unterscheiden konnte. Auch der unglückliche Gleichklang der Begriffe "Hifi" und "Stereo" wurde in den Anfängen bereits erklärt, bevor Stereo und Hifi dann doch zu einem Mischmasch verkamen.
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Dazu war Österreich ein besonderes "Pflaster".

Mir ist das nie so aufgefallen, doch ein alter Wiener Hifi Freund hat mich über 1 1/2 Stunden am Telefon aufgeklärt. Nach dem 2. Weltkrieg und dem Verlust an Bedeutung und Ansehen und Macht des Österreich- Ungarischen Weltreiches hat sich in dem jetzt kleinen Österreich mit nur noch ca. 6,5 (oder 7) Millionen Einwohnern so Manches geändert.

"Österreich", das ist Wien, so wie sich "Frankreich" quasi in Paris abspielt. Plattenläden gab es fast nur in Wien oder in der benachbarten Schweiz. Hifi Läden gab es erstmal gar nicht. Das waren ganz wenige Rundfunkfachgeschäfte in Wien.

Einige wenige wuchsen dann zu Hifi-Studios heran, doch die Akzeptanz der Bevölkerung war gering. Die Kaufkraft hatte bei weitem nicht den Aufschwung genommen wie in West- Deutschland. Der Wiener Anrufer formulierte gnadenlos ehrlich : Die Österreicher blieben arm, während die Westdeutschen reicher und reicher wurden.

Und so war es in Wien völlig anders gelaufen als in den Nachbarstaaten. Es gab 3 oder mehr Hifi-Studios mit einer sehr unterschiedlichen Klientel bzw. limitiertem Zugang für unterschiedliche "Standesgruppen". Was der jeweilige Kunde dort an Marken, Fabrikaten oder Geräten kaufte - war völlig wurscht, es war wichtig, "daß" er dort in diesem oder jenem Laden kaufte bzw. daß er dort überhaupt bedient wurde.

Wir Deutschen lächeln ja immer noch über die vielen Hauptleute und Hauptmänner, die sich mit diesen Titeln (Landeshauptmann, Bezirkshauptmann, Stadthauptmann usw.) schmücken.

Auch der Geheimrat, der Commerzienrat und der Medizinalrat gehörte eben nun mal einem herausgehobenen "Stand" an und "er" kaufte in seinem Hifi-Studio. Übrigens spielten Frauen aus Kundinnen überhaupt keine Rolle.

Mir ist aber nicht ganz klar, wo denn das "normale" Volk kaufen "durfte". So groß war aber der Markt in Österreich nicht, denn die allgemeine Meinung dort zu Hifi war, "das brauchen wir nicht". Gleiches ist damals auch zu Stereo gesagt worden - "das brauchen wir auch nicht" - so die Erklärungen meines Anrufers.
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Der übereilte Weg von der Schellackplatte zur Vinylplatte.

Diese Magazine PHONO dokumentieren den schweren weil übereilten Weg von der 78er Schellackplatte zur brandneuen 33er und 45er (Mono-) Vinylplatte mit nun völlig neuer Hardware. Viele konnten sich den Gewinn an Qualität gar nicht vorstellen.


Die Rezensenten und Redakteure schauen aber ganz bewußt öfter in der Schweiz rein als nach Deutschland oder gar nach England oder Frankreich. Ab und zu gibt es auch mal einen Blick nach USA, doch das war - aus Wien gesehen - damals sehr weit weg.


Dennoch sind hier die Anfänge der Hifi-Geräte anschaulich erläutert, um sie den wenigen Interessenten schmackhaft zu machen.

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