Interna aus den Redaktionen - auch das gehört zur Wahrheit
Hier sammle ich erst einmal die Themen der Gespräche mit inzwischen pensionierten oder in die Rente ausgeschiedenen ehemaligen Mitarbeitern oder Beteiligten aus den Redaktionen der Magazine sowie aus den Vertriebsfirmen oder mit auch nur "eingeweihten Informanten".
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Die Aussagekraft der Hifi-Werbe-Anzeigen
Bei der Durchsicht der Hifi-Stereophonie ab 1962 bis 1983 hatte ich angefangen, auch die Anzeigen und deren Größen und Auftraggeber zu beachten und zu vermerken. Denn die Größe und Art solch einer Anzeige sagt (vermeintlich) immer (??) etwas über den jeweiligen Inserats-Preis aus. Und die (monetäre) Summe der Werbungs- und Anzeigenkosten in allen Magazinen querbeet sagt etwas über die Ertragslage des Produktes, des Vertriebs und/oder des Herstellers aus.
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Bestes Beispiel waren die Slogans
"Grundig - Vertrauen in eine Weltmarke !" und
"Grundig - Die Sicherheit des großen Namens"
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Auffällig: die vielen doppelseitigen Vierfarb-Anzeigen
Ganz besonders aufgefallen war mir in den Magazinen AUDIO, STEREO, HIFI-Exklusiv, Hifi-Vision und auch stereoply, daß zu Zeiten des Compact-Cassetten- Booms - also ab etwa 1975 bis weit über 1990 hinaus - riesige doppelseitige Vierfarb-Anzeigen - für japanische Compact-Cassetten - in so gut wie jedem Heft - und sogar mehrfach - drinnen waren.
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Da stimmt also einiges nicht
Das kann sich doch nicht rechnen - dachte ich - und rechnete mal überschlägig nach, was an solch einer simplen 8.-DM Compact-Cassette - selbst bei Millionen von Stück - für ein "Profit" dran gewesen sein "müsste", um das alles profitabel zu finanzieren bzw. zu bezahlen.
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Die verblüffende Wahrheit
Im vertrauten Gespräch hat mir dann ein Anrufer die Handhabung aus der "Auto-Motor-Sport Presse" in Stuttgart erläutert, daß ziemlich viele dieser Anzeigen gar nicht bezahlt werden mussten, also kostenlos abgedruckt wurden.
Denn :
Der Verlag bzw. die Redaktion mußten der Druckerei immer mindestens 100 "zu druckende" Seiten (das sind 50 Blatt doppelseiitig) abliefern, sonst hätten die gar nicht erst angefangen, diese Ausgabe zu drucken und zu binden. Es gab da also Zwänge, dieses "Muß" noch irgendwie gewinnbringend umzusetzen.
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In 2019 hatte ich mit einem Vertriebschef geplauscht.
Dabei kam heraus, daß man bei entsprechenden Anzeigen-Verträgen (Volumen-Verträgen) mit einem der Verlage mit mehreren Magazinen - sogar ohne eine Agentur dazwischen zu schalten - auf einen 4-Farb Seitenpreis von etwa 325.- Euro pro A4 Seite landet. Mir wurden in den 1980er Jahren die einzelnen 4-farb Seiten zu DM 8.000.- und mehr, je nach Lage - links oder rechts im Heft - angedient. Und dazu hatte ich nicht mal Einfluß auf die Plazierung vorne im Heft oder ganz hinten . So hatten sich die Zeiten nach 1978 / 1982 geändert.
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Die Quintessenz :
Damit stimmt meine Vorstellung und Herangehensweise, die Gewichtung der Anzeigen- kosten mit dem Erfolg eines Produktes zu verknüpfen, natürlich überhaupt nicht mehr.
Da wurde also getrickst und teilweise sogar gelogen, damit wir dummen Konsumenten immer beim Marktführer oder Testsieger kaufen sollten.
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Es sind jetzt (in 2016) fast 8 Jahre her, als . . .
. . . . Audio und stereoplay im Jahr 2008 von Stuttgart nach München "umgezogen" wurden.
Im Impressum wurde zwar bezüglich der Anzahl der Mitarbeiter und der Verteilung der Aufgaben "Normalität" geübt, aber hinter den Kulissen schien es zu knirschen und zu bröckeln.
Laut der immer gut informierten Kreise gab es dort in Stuttgart so ab 2006 (oder auch schon früher) nur noch ganz wenige fest angestellte Hifi-Redakteure im eigenen Haus.
Die Artikel kamen fast nur noch von sogenannten freien Mitarbeitern, die dann teilweise mit "magersten" Honoraren bedient oder abgespeist wurden. In vielen Heften kann man es nachlesen, die Bilder und deren Texte passten nicht mehr zusammen oder wurden versehentlich kräftig vertauscht. Dazu wurde die Qualität der Artikel auch immer "unglücklicher" oder dünner. Mein Informant hat das ganz anders und viel drastischer als (S....) bezeichnet.
Karl Breh - ehemals Hifi-Sterophonie - konnte mir dazu leider nichts mehr sagen, denn er war bereits 1996 aus dem Verlag und aus der ganzen Branche ausgeschieden bzw. ausgestiegen.
Er hatte mir bei unseren Gesprächen aber ganz plausibel und ehrlich und deutlich den Gang der Dinge im G.Braun Verlag der Jahre 1982 und 1983 geschildert. Also wie das ist, wenn die Inserenten ausbleiben und die sogenannte Kosten"unter"deckungs-Grenze erreicht ist.
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