Die (deutschen) Hifi-Magazine und Hifi-Zeitschriften
eine Zusammenfassung vom Sommer 2015 von Gert Redlich
Die Hifi-Magazine - die deutschen wie auch die englischen bzw. amerikanischen Zeitschriften - sind eine eigene Welt. Eine Welt, die sich von der Realität der ausbaufähigen technischen Qualität in eine imaginäre virtuelle Welt der unerfüllbaren Wunschträume gewandelt hat.
Am Anfang so um 1949/50 waren die langersehnten neuen 33er (Microgroove-) Mono-Vinylplatten in größeren Stückzahlen nahezu überall (also bei uns in Deutschland) käuflich zu erwerben und da war endlich qualitativ vernünftige Musik drauf. Doch die meisten Musikliebhaber konnten die Musik nicht genießen, weil die Abspiel-Technik entweder noch nicht verfügbar war oder einfach zu teuer war - jedenfalls für den kleinen Mann.
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Über die Entwicklung der Schallplatte gibt es hier auf den Museenseiten schon eine ganze Menge Artikel aus mehreren Büchern in unterschiedlicher Ausdauer und Qualität. Zeitschriften gab es meist auf englisch und die waren selten und auch teuer, denn die kamen mit dem Flieger aus USA.
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Ab 1946 - in Deutschland startet ein neues Kapitel
Vorher gab es die Radio- und Funk-Zeitschriften, in denen (unter anderem) ab und zu mal etwas über amerikanische Verstärker zu lesen stand, alles natürlich noch Mono-Röhrenverstärker. Bei uns in Deutschland war das die "Funk-Technik" und die "Funkschau".
Dort wurden sogar hin und wieder Schallplatten besprochen. Auch wurde über die technische Qualität der 78er Schellack-Scheiben philosophiert. Frequenzgänge von 80 Hz bis über 6000 Hz waren phänomenal gut. Das neue Tonbandgerät fristete ein beschauliches (und teures) Nischenleben und der UKW Rundfunk kam ja auch erst um 1952 richtig zu potte.
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1954 - Die erste Hifi-Zeitschrift "Phono" aus Wien
"Phono" wurde von "den" Wiener Symphonikern - besser gesagt von deren Marketing Kollegen - als indirekte Eigenwerbung initiiert. Als 1954 die erste deutschsprachige Musikzeitung - und dann auch noch aus Wien - auf den Markt kam, war das etwas ganz Besonderes.
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1955 kam das "fonoforum" raus
Endlich etwas aus Deutschland (West) für den Musikliebhaber - strahlten die wenigen Leser. Doch das fonoforum war überwiegend für den musikalischen Bereich gemacht worden, ein Sprachrohr der Plattenindustrie. Wenn ich heute lese, mit welchen Geräten damals Rezensionen geschrieben wurden, dann dreht sich alles. Es dauert einige Zeit, bis auch die fonoforum Rezensenten merkten, daß auf den 30cm Platten ab 1956 deutlich mehr drauf war, als deren Technik hören ließ. Phono aus Wien wurde 1965 leider wieder eingestellt und das fonoforum veröffentlichte eine erste Hardware Empfehlung. Sogleich schlugen die Wellen hoch. Es gab damals schon die ersten Anfänge von Glaubens-kriegen. Man stritt über die fachliche Kompetenz der Tester oder der Hardware-Leute. Das fonoforum tat sich anfänglich mit den Artikeln über die Hifi-Geräte sehr schwer.
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1962 - es geht los - die Hifi-Stereo-Praxis "tauchte" auf . . .
Es gab da einen Hifi-Fan und Initiator und den Verlag in Karlsruhe, der wollte sich um das Thema Hifi-Qualität kümmern. Vor allem, nachdem um 1960 irgendwie ein Gerüchtlein oder Geschmäckle über eine gewisse Befangenheit (des fonoforum) die Runde machte.
Der G.Braun Verlag wollte gnadenlos objektiv bei den Hifi-Geräten und bei den edlen teuren Platten die Spreu vom Weizen trennen.
Aber auch hier wurden in wenigen Monaten (also es war knapp ein Jahr) Zweifel an dieser "hehren Vorgabe" laut und der Initiator, Karl Breh, noch fest an der Uni Karlsruhe angestellt und mit seiner Promotion voll ausgelastet, sah "sein Kind" im Sumpf der Gerüchte versinken.
Was war jetzt wichtiger, der Dr. Titel oder die Hifi-Stereophonie, wie sie im 2. Jahr hieß. Er brach an der Uni die Zelte ab und "übernahm" von Herrn Pfau (so lautete die wohlwollende Fassung der Wahrheit) die Chefredaktion.
Karl Breh ist Dipl. Physiker und Geschwafel aller Art ist einem Physiker von Hause aus fremd. Und so gestaltete er auch diese (es war eigentlich seine) Zeitung. Nach einigen Anfangs-Flöpsen entwickelte sich sein "Blatt" zur unumstrittenen Bibel der Hifi-Gurus. Er testete gnadenlos, ob "das Zeug" etwas taugt oder etwas vorspielt. Und er nahm kein Blatt vor den Mund.
Er war in ganz Europa auf fast allen relevanten Messen und Ausstellungen vertreten oder zu Besuch und - ganz wichtig - er spricht fließend englisch und fließend französisch.
Die Auflagen der Hifi-Stereophonie stiegen und stiegen von anfänglich 100 Abonnenten und setzten zu einem erfreulichen Höhenflug an. Der Hifi-Boom brach aus und zusammen mit den Hifi-Jahrbüchern und den Test-Jahrbüchern waren die G. Braun Publikationen die vertrauensbildenden Referenzen der 1978er Hifi-Jünger.
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1974 - Erfolg weckt natürlich Begehrlichkeiten (oder Neid)
Eigentlich gab es im deutschsprachigen Raum bis etwa 1974 nur das fonoforum und die Hifi-Stereophonie. Auch in den Verlagen und Redaktionen ging es nicht immer ohne seelische Blessuren ab und so kamen ehemalige Kollegen auf die Idee, der Markt ist ganz bestimmt offen für weitere Hifi- bezogene Publikationen, die einfach den "besonderen" Leserwunsch bedienen sollen.
Jetzt hatte Karl Breh den Fehler gemacht, den Zeitgeist zu ignorieren und der bedeutete für den auf dem Erfolgsweg wandelnden Deutschen (Kunden bzw. Mann) : immer größer, immer dicker, immer schöner, immer schneller, immer prozziger usw.
Was dem Deutschen (Mann) sein liebstes Kind war, das Auto, das projizierte sich auf einmal auch auf die Stereoanlage, besser oder genauer auf die "upperclass" "Hifi-Stereo"-Anlage.
Wie beim Auto war auf einmal auch hier Protzen angesagt. Und die Werbetexter zielten geradezu darauf ab, diesen Hinterhof im männlichen Gehirn (das Unterbewußtsein) zu kitzeln und zu reizen. Während die deutschen Hersteller immer noch Ludwig Erhards Worte vom Maßhalten mit 2 x 10 Watt Sinus (an 4 Ohm) predigten, kamen die Japaner mit 2 x 70 Watt Sinus (8 Ohm) und dann 2 x 90 Watt und auf einmal mit 2 x 110 Watt Sinus und immer noch mehr Watt auf den Markt. Und uns Hifi-Fans gefiel das sogar.
Die ersten sogenannten Monster-Receiver (später mit 2 x 270 Watt) standen in den Läden, das mußte doch richtg vermarktet werden. Diese Receiver hatten auf einmal deutlich mehr Knöpfe als König Max Grundigs Consumer-Geräte. Auch strahlten sie mit den polierten und gebürsteten silbernen Alu-Fassaden viel heller, also prädestiniert für verträumte Hochglanzfotos (oder auch Prozzo-Prozzo Träume). Der ganzseitige Werbespruch lautet viel zu oft : "Zeig Deinen Freunden (und Feinden), Nachbarn, Kollegen usw., was Du für ein toller Hecht bist."
Damit reflektierten diese Werbenmenschen auf die Werbemaschen für blitzenden Klunker (Goldketten mit Diamanten und Brilianten) bei Frauen, die diese ja zumeist in der Schatulle im Safe aufbewahrten oder um den (eigenen) Hals trugen. Also "selbst" sehen konnten "Sie" ihre Klunkers allermeist gar nicht. Und die Männer trugen mit Vorliebe teure Prozzo Armband-Uhren, die rein physikalisch gesehen auch nur einmal im Jahr genau gingen.
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1975 - KlangBild erschien auf dem Markt
Wenn bei Karl Brehs Magazin - als unbestrittene Referenz - manche Texte zu akademisch verfaßt wurden, zwar technisch völlig korrekt, aber für nur normal begabte Mitbürger dennoch zu hoch, tat sich ein bislang vernachlässigter Markt für eine einfacher gestrickte Zeitschrift auf. KlangBild war weniger Musik-Kritiken - orientiert und dennoch technisch detailgenau und objektiv und kompetent.
KlangBild tauchte 1975 auf - "verschwand" aber wieder im August 1981 - und lebte dann doch noch etwas weiter unter dem Schirm der "STEREO".
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1975 - "STEREO" tauchte auf
Die Zielgruppe war ganz klar die überwiegende Leserschaft der Hifi-Sterophonie, für die es keine deutschsprachige Alternative gab. Und bei Karl Breh stand die edle Klassik auf edlen schwarzen 30cm Schallplatten so offensichtlich im Vordergrund, das hätte mich auch gereizt. Speziell in den Jahren 1975 bis 1980 waren die Titel- oder Coverseiten der Hifi-Stereophonie öfter frustrierende Kunstobjekte, mit denen wir Hifi-Jünger nichts mehr anzufangen wußten.
Doch bei der STEREO merkten wir gleich nach den ersten Ausgaben, das stimmt doch alles nicht, die Bilder spiegeln doch die Wirklichkeit gar nicht wieder. Das sind doch alles nur Träume. Das hinderte die Macher aber nicht daran, einfach weiter zu machen.
Auch die ganzen Tests waren von mäßiger Qualiät. Viel schlimmer aber war, daß die ersten Seiten jetzt auch mit Musik- und Platten Berichten und Rezensionen - aber besonders populistisch - gepflastert waren.
In den Ausgaben vor und um 1980 fällt wiederum auf, daß es in den Geräte-Tests bei STEREO konträr zu Audio und den andern Hochglanz-Magazinen keine Testsieger gab, fast alles war mittelmäßig. Bestimmte Tests und Beurteilungen kann ich selbst heute noch nicht teilen, weil ich den Vergleich zu so vielen anderen Geräten aus dieser Zeit habe.
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1978 kamen gleich 2 neue - AUDIO und stereoplay
Bis zum Jahr 1978 war Karl Breh der unumstrittene Hifi-Papst. Er war auch Vorsitzender des DHFI und, was viele nicht wußten oder wissen, er war finanziell unabhängig durch väterliche Immobilien. Er konnte es sich leisten, zu schreiben, was andere sich aus finanziellen Abhängigkeiten schon lange nicht mehr trauten.
Die von Karl Breh initiierten Hifi-Tage und die Hifi-Messen waren natürlich die Steilvorlage für den kommenden publizistischen Wettbewerb. Dort bekamen auch möchtegern Schreiberlinge Appetit - auch jenseits einer erforderlichen rethorischen oder gar fachlichen Befähigung.
Zur HIFI 1978 kamen dann auch gleich zwei neue Hochglanz- Magazine mit richtig populistischen Traumgeräten auf der Coverseite auf den Markt. Die eine Coverseite hatte den teuersten Plattenspieler der Welt, die andere hatte die teuerste Lautsprecherbox der Welt (natürlich nur zum Test im "Labor"). Und das steigerte sich bei Verstärkern, Tunern, Kassettengeräten und Bandmaschinen sowie Tonabnehmersystemen.
Jetzt gab es also schon drei Hochglanzmagazine, die sich gegenseitig zu übertrumpfen suchten. Daß die deutsche "stereoplay", ein italienische Ableger, dabei beinahe auf der Strecke blieb, ist eine oft wiederholte Randerscheinung.
Die Auto Motor Sport Presse streckte die Fühler aus und irgendwann waren sie alle unter dem gleichen Dach. Dennoch wurden und werden diese Hochglanzumschlagseiten gekauft wie blöd.
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1979 - die Euphorie ist bereits verflogen
Ganz schwarze Wolken türmen sich auf, der Kunde wird Hifi-müde und kauft nichts mehr. Alle Herstelller, Firmen, Importeure, Händler und Kaufhäuser - und natürlich auch die Verlage - suchen dringend nach Alternativen. Weitere Zeitschriften oder Magazine werden geboren, alle mit mehr oder weniger Sachverstand.
Dem heutigen Betrachter (wir schreiben 2015) sticht gnadenlos ins Auge, daß immer mehr Hifi-Magazine ganz viele Doppelseiten mit Eigenwerbung "pflastern". Dabei sind auch ganze kartonartige Doppelseiten mit Abonnentenwerbung und Prämien und Preisen, denn jeder Leser zählt bei der verkauften Auflage. Und danach richten sich viele Inserenten aus und natürlich vergleichen sie auch die Anzeigenpreise.
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1980 - fonoforum - es sind immer nur ganz kleine Hinweise
Das "fonforum" gibt im August 1980 im Prinzip auf, wird aber als eigenständige Zeitschrift am Leben gehalten. Im Prinzip wurde es vom Verlag "PC-Moderner Verlag" geschluckt und in das Konglomerat aus STEREO, Hifi-exklusiv, Hifi-Markt und Video integriert.
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1981 - KlangBild gibt auf und kommt zu STEREO
Auch die Zeitschrift KlangBild war (vermutlich bereits in 1980) nicht mehr alleine lebensfähig und wird mit STEREO verschmolzen ähnlich wie später die Hifi-Stereophonie mit stereoplay.
Es fällt auch auf, daß jetzt schon bestimmte Namen (aus den Redaktionen) immer wieder mit unterschiedlichen Funktionen bei unterschiedlichen Hifi-Publikationen an unterschiedlichen Orten auftauchen.
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1981/1982 - die Jahre der Wahrheit
In diesen beiden Jahren brach der Hifi- und eigentlich der gesamte Unterhaltungs-Markt zum wiederholten Male zusammen (1964-1967 war auch solch eine schwere Zeit). Viele kleine Firmen überlebten das nicht, große Firmen legten die Ohren an und die Inserenten wurden wählerisch und vor allem sparsam.
In dieser Zeit hatte die Vereinigte Motor Presse in Stuttgart einen gewaltigen Wettbewerbs-Vorteil, die Streuung ihrer Publikationen über alle Märkte des Landes, vor allem die Konjunktur unabhängigen Sparten wie den Sport. Gleiches galt übrigens auch für Max Grundig, der ein so breit gestreutes Portfolio hatte, da mußte es schon ganz dick kommen. ELAC, SABA und UHER und DUAL - und natürlich viele kleinere Firmen - bekamen ganz ganz dicke Probleme. Auch viele Importeure legten die Ohren an.
Die hochkarätigen Sparten-Zeitschriften im Bereich Hifi hatten bereits oder bekamen ebenfalls Ertragsprobleme und mußten fusionieren oder aufhören.
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1983 - Im Dez. erscheint die Hifi-Stereophonie zum letzen Mal.
Über das Ende der Hifi-Stereophonie steht viel - samt der Kommentare - auf diesen letzten Seiten und auch auf den stereoplay Seiten.
1995 - Die Krise hat viele Lücken hinterlassen
Das ist ein großes langes Thema, das demnächst angegangen wird. Hier jedenfalls begann der Umschwung von der Realität in die Träume. Gigantomanie war gefragt.
Wenn sowieso etwa 98% aller Hifi-Kunden mit der in diesen 1980er Jahren von Grundig gebauten Edelserie zufrieden gewesen wären oder sogar "überzufrieden", dann blieben gerade mal 2% der Kunden überhaupt übrig für diese überspannten High-End Geräte.
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1996 - Karl Breh steigt aus der Branche aus
Karl Breh war der Urvater der Hifimagazine seit 1962. Als die Hifi-Stereophonie zum Ende 1983 eingestellt werden sollte, lancierte er die Redaktion rüber zur stereoplay. Dort wurde er nach 9 Monaten auch der Chefredakteur, sehr zum Unbill des amtierenden Dr. Gerald O. Dick, der daraufhin mit einer Teilmenge der Stuttgarter Redaktion ausstieg und die nächste Hifi-Zeitschrift - also noch eine - auf die Beine stellte.
Doch auch Karl Breh konnte weder den Markt noch die Leser/Käufer verändern. Der Wandel war unaufhaltsam und unumkehrbar, weil der ganze Hifi-Markt im Prinzip gesättigt war und die Magazine, quasi alle überlebenden Magazine sich auf den klitzkleinen Rest der Edel-Hifi Interessenten stürzte.
Die Titelseiten wurden "bunter" (ich weiß, daß man diese absolute Eigenschaft nicht steigern kann, aber ich bin lernfähig) und noch glänzender mit immer noch schöneren Detailfotos von Vinyl-Abtastern, Shibata Nadeln, Bass- Membranen und Lautstärke Drehknöpfen, also je "goldener" desto besser.
Vor allem gab es auf "allen" Titelseiten "aller" Magazine nur noch die höchste Steigerungsform (den sogenannten Superlativ), alles und überall war es das Teuerste, das Größte, das Schwerste, das Längste, das Lauteste, das es jemals gegeben hatte.
Und dann gab es jede Menge von Testsiegern und Spitzenreitern und Spitzeklassen und ganz viele Ohren. Wenn es in der einen Zeitschrift nicht geklappt hatte, dann eben in der nächsten, in einer wird man schon irgendwie (mit etwas "geschickter" monitärer Nachhilfe - auch mit kleinen versteckten Drohungen - natürlich) ein Testsieger werden - und sei diese wichtige und kompetente Publikation auch noch so unbekannt.
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1999 - Der Markt schlägt völlig um
In den Hifi- und High-End Magazinen aller Art - und davon gibt es inzwischen wieder ein paar mehr - findet der Leser nur noch Superlative und Gigantomatismus. Da werden unwichtige oder nichtssagende Details hoch gelobt, über die der echte Fachmann nur noch bitter und ungläubig lächeln kann.
Aber der Hifi-Fan und Leser "frißt" auch diesen Blödsinn, weil er ja so professionell fotografiert worden ist und auch noch so schön bunt dargestellt ist und dann auch noch so schön glänzt.
Auch mancher Text neben diesen nichtssagenden wunderschönen Fotos strotzt nur so von blöden Sprüchen, gewundenen Formulierungen und Trivialitäten, daß einem schwindelig werden kann.
In manchen Magazine werden jetzt sogar die Innenseiten farblos lackiert. So knallhart ist der Wettbewerb alleine bei den Magazinen geworden.
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2000 - Die Vinylplatte bekommt ein "Comeback"
Mangels noch nicht gänzlich ausgeknautschter Themen stürzen sich merkwürdiger Weise fast alle Magazine innerhalb eines Jahres so ziemlich gleichzeitig auf die schwarze totgesagte Vinylplatte und deren High-End Erleben. Die "alten" Hifi-Fans wollen es einfach nicht wahr haben und die "jungen" wissen es noch nicht besser, die alte schwarze Vinylplatte ist qualitativ in allen Bereichen dem Stand der Digitalisierung (vom Jahr 2000 an) unterlegen.
Das sogenannte CD Handling, die Bedienung (oder englisch "Usability" genannt) der CD - ist primitiv einfach, es fehlt das komplizierte aber genussvolle Erleben oder auch das pathetische fast religiöse Zelebrieren des Auflegens einer schwarzen 30cm Vinyl-Platte und das gespannte Zuschauen beim Abspielen.
Ein "Chefredaktuer" einer diesere Legenden-Blätter hatte es mal so formuliert :
Wenn sich bei mir dann der "Dreher" dreht und die Röhren glühen, dann habe ich High-Fidelity in erlesenster High-End Qualität und genieße das Glücksgefühl.
Aha . . . . .
Vielleicht sollte er doch mal in den alten Hifi-Magazinen blätttern und sein Wissen aufbessern. Inzwischen gibt es diesen Chefredakteur auch nicht mehr.
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2002 - am 1.1. - Wir Deutschen bekommen den EURO
Anfänglich wurden die Preise in Euro und in DM ausgeschrieben, doch nach der gesetzlichen Karenzzeit wurde das wie ein heißes Eisen schnellstens fallen gelassen. Und die Preise stiegen in ganz erstaunlich kurzer Zeit in eine ungeahnte Höhe.
Ein Receiver kostete nun nicht mehr 399.- , sondern auf einmal nur noch 299.- . Den "Jungen" fiel das mit der neuen Währung fast gar nicht auf. Viele können ja heute noch nicht rechnen. Die älteren Mitbürger registrierten das aber mit großem Unbehagen. Und schwups kostet das Nachfolgemodell bereits 329.- - aber schon wieder in Euro - und mit noch weniger Technik drinnen natürlich. Die moderne Chiptechnik machte das möglich.
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2010 und später . . . . .
In den Tests der Hifi-Magazine wird weiterhin mit Fotos der beinahe leeren Innenleben einer ganzen Receiver-Generation geglänzt. Der Ingenieur weiß aber, daß anstelle von ehemals 5 ICs jetzt nur noch ein IC drinnen ist, es müsste also billiger werden, wird aber teurer. Und die Dinger werden gelobt wie eh und jeh und fast alle zu Testsiegern gekürt oder erklärt. - Es sind ja fast überall die gleichen Chips drinnen. - Es wird jetzt extrem durchsichtig, dieses scheinheilige Getue.
Doch der "arme" Redakteur oder "verzweifelte" Tester verdient jetzt ernsthaftes Mitleid. Ich meine das diesmal wirklich ernst - also keine Glosse. Was soll er bloß noch schreiben ? Er verdient doch damit sein Geld zum Leben.
Die UKW Chips sind alle baugleich, die Stereodecorder sind auch baugleich, die Vorverstärker-ICs kommen fast nur noch von einem Hersteller und haben so gut wie alle die gleichen technischen Daten. Bandgeräte und Kassettenrecorder sind ausgestorben. Die digitalen Wandler (in beide Richtungen) klingen bis zu einer gewissen (unteren und oberen) Preisgrenze alle gleich.
Im Prinzip könnte der Inhaber oder Herausgeber den Laden - also die Redaktion - dicht machen. Was sollen sie also noch neues schreiben ?
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2015 - Sie schreiben also Märchen über Träume
Das ist es, das die geschrumpfte Leserschaft lesen möchte : Träume fast wie Sciencefiction-Filme. Da gibt es "Dreher" mit 28 Kilo schweren Plattentellern. Und da gibt es 7+1 Vollverstärker mit 8 x 700 Watt Sinus. In 2015 gibt es sogar 12 Kanal Verstärker, weil jetzt die Boxen (das sind in diesem Umfeld jetzt die Tröten) auch noch von oben herab "krächzen" oder "tröten".
Doch da hatten so um 1972/73 die Wissenschaftler in den USA herausgefunden, daß der Mensch sogar mit 4 Kanälen schon an der Grenze der psychologischen Wahrnehmung von räumlichen Ereignissen angelangt sei. Und das sind (waren) die geschulten Ohren der Tonmeister, nicht die Polo- oder Corsa- Fahrer mit dem 58cm Tiefbass im Kofferaum und 16 Chassis in den zwei Dünnblech-Türen.
Es gleitet also alles so langsam in Bereiche ab, die fern von der Realität ihr Plätzchen gefunden haben. Lesen Sie mal etwas über die Hifi-Psyche . . . . . .
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Wie man mir zugespielt hatte, gibt es in Deutschland etwa 30 protestantische Sekten, die diese armen Menschen gerne aufnehmen und insbesonderen deren Geld natürlich. Unsere amerikansichen Nachbarn hatten mich darüber aufgeklärt, daß es in den USA über 3.500 solcher protestantischer Sekten gäbe, die alle in Konkurrenz zueinander (um die Spendengelder der geworbenen Mitglieder) stehen.
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2020 - Die nächste Generation ist anspruchlos aufgewachsen
Die Qualität der Streaming-Dienste ist enorm und die jungen Smartphone-Hörer sind verwöhnt - aber auch unkritisch. Gehen Sie mal am frühen Nachmitag an einer Mittelschule oder einem Gymnasium vorbei, dort sind die über 16jährigen mit ihren Smartphones und Kopfhörern unterwegs und laufen geistesabwesend vor die durchfahrenden Autos. Den Sound der Kopfhörer kann man sogar auf der anderen Straßenseite mitbekommen.
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......... es geht weiter, ist ja nur erstmal der Anfang .........
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