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Aus der FUNKSCHAU 1950 Heft 15 Seite 224 lesen wir

Das neue Empfängerbauprogramm

Höhere Qualität trotz Preissenkung - AM-FM-Empfänger Breitbandwiedergabe

Wer die radiotechnische Entwicklung der letzten Jahre aufmerksam verfolgt hat, die von Ausnahmen abgesehen kaum nennenswerte Fortschritte gebracht hat, erwartet vom neuen Empfängerprogramm mit Recht eine Reihe von Überraschungen.

Schon die UKW-Technik läßt auf viele Neuerungen hoffen. Auch in den einzelnen Empfängerklassen sind wesentliche Verbesserungen zu verzeichnen.

So erscheinen wieder Spitzengeräte mit Drucktastenautomatik. Diese Tatsache beweist, daß sich die Radioindustrie ernsthaft mit dem Problem der Qualitätssteigerung befaßt hat.

Kennzeichnend für das neue Geräteprogramm sind ferner die billigen Verkaufspreise, vor allem  in  den  kleineren  Empfängerklassen.

Geradeausempfänger

Zahlenmäßig ist der lediglich als Einkreisempfänger gebaute Geradeaustyp, wenn man von den AM - FM - Kombinationen absieht, zurückgegangen. Die wenigen, noch auf den Markt gebrachten Einkreisempfänger erscheinen trotz qualitätsmäßiger Weiterentwicklung zu niedrigen Preisen um DM 75.- bis DM 90.-.

Diese Preise liegen so günstig, daß man sie schwer unterbieten kann. Fast alle preiswerten Einkreisempfänger dieser Art besitzen bereits Vorkehrungen für nachträglichen UKW-Einbau. Von einigen Firmen ist in dieser Hinsicht interessante Entwicklungsarbeit geleistet worden, auf die wir später ausführlich eingehen werden.

Billigere Röhren

Die vom Publikum gewünschte Preisreduzierung verdankt die Radioindustrie hauptsächlich einer weitgehenden Senkung der Röhrenpreise.

Die Röhrenpreissenkung bewegt sich zwischen 30 und 37% und beträgt bei Gleichrichterröhren sogar 50%. Ein typischer 5er Röhrensatz kostet für einen 6-Kreissuper z. B. statt bisher DM 78.50 nurmehr DM 52.50. Die Preisentwicklung geht aus der Tabelle hervor.

Röhrenpreise für typische Röhrensätze

Röhrensatz Preis 1949/50 DM Preis 1950/51 DM Senkung %
    DM.  
2X ECH 4 45.- 29.- 35,6%
1 X EBL 1 23.- 14.50 37%
1 X AZ 1 6.- 3.- 50%
in der Summe 74.- 46.50%  
       
1 X ECH 42 22.- 14.50 34%
2 X EAF 42 34.50 23.- 33,3%
1 X EL 41 16.- 12.- 25%
1 X AZ 41 6.- 3.- 50%
in der Summe     52.50%

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Gemessen an den wesentlich niedrigeren Preisen ausländischer Röhren sind die Verkaufspreise deutscher Röhren in Fachkreisen immer als zu hoch betrachtet worden. Das neue Baujahr bringt endlich eine wesentliche Preisreduzierung.
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Rationalisierungsmaßnahmen

Außer der Röhrenpreissenkung wirkten sich im neuen Empfängerbauprogramm verschiedene in der Fertigung bei den meisten Firmen durchgeführte Rationalisierungsmaßnahmen aus.

So konnten insbesondere in den größeren Fabriken Vereinfachungen erzielt werden. Verschiedene Gerätetypen werden heute auf einem Einheitschassis aufgebaut. Für den Bau von z. B. drei verschiedenen Superhets kann man die gleichen Spulenaggregate, Zf-Filter, Netzteile und Anschlußleisten verwenden.

Die dementsprechend höheren Auflageziffern der Bauteile verbilligen die einzelnen Gerätetypen entsprechend. Hinzukommt, daß zahlreiche Fabriken immer mehr dazu übergehen, Kleinbauteile selbst anzufertigen.
Die  gruppenweise  Zusammenfassung von Bauteilen zu Einbauaggregaten mit Vorverdrahtung gestattet nicht nur eine schnellere Fertigung, sondern entlastet auch das Prüffeld.

Im Zusammenhang damit ist man bestrebt, schon vor dem Zusammenbau der Geräte möglichst alle Fehlerquellen auszuschalten. So werden die einzubauenden Teile vorher sorgfältig geprüft, so daß man sich in der Regel auf die Qualität der Einzelteile verlassen kann.

Alle diese Maßnahmen bedeuten eine erwünschte Einsparung von Zeit und Geld, die zu einer Verringerung der Fertigungskosten führen.

Die Rationalisierungsmaßnahmen gewinnen an Bedeutung, wenn man bedenkt, daß außerdem noch die Qualität der Empfangsgeräte in allen Empfängerklassen gesteigert worden ist. Die sich insgesamt für den Hörer ergebende Verbilligung stellt eine besondere Leistung der Radioindustrie dar, da auch heute noch zahlreiche Kalkulationsfaktoren, wie Löhne, Eisen, Holz, Steuern usw. höhere "Unkosten" (??) verursachen als in der Vorkriegszeit.

Trotzdem ist es gelungen, im neuen Baujahr im Mittel das Preisniveau von 1938 wieder zu erreichen, ein Ergebnis, das keine andere Industrie erzielen konnte.

Preiswerte Superhets

Schon die Entwicklung des letzten Baujahres ließ erwarten, daß der Marktanteil des Kleinsuperhets wesentlich zurückgehen dürfte. Tatsächlich wird dieser Empfängertyp im neuen Baujahre nur von ganz wenigen Firmen hergestellt.

Er ist durch den billigen 6-Kreissuper verdrängt worden. Wenn der deutsche Hörer jetzt für DM 165.- bereits einen vollwertigen 6-Kreis - 5-Röhrensuper mit zwei Wellenbereichen, Schwundausgleich, Gegenkopplung und 17cm-Lautsprecher erhalten kann, der Vorbereitungen zum Einsatz eines UKW - Teiles aufweist, so bedarf es keines weiteren Beweises für die Leistungsfähigkeit der deutschen Radioindustrie.

Im übrigen sind die Preise der Mittelklassen-Superhets um ca. 15 bis 20% gesenkt worden, so daß man heute schon einen 6-Kreiser mit Magischem Auge und drei Wellenbereichen für DM. 238.- erhalten kann. Diese in der kleinen und mittleren Superklasse durchgeführte Verbilligung wird sich auf den Geräteabsatz sehr günstig auswirken.

  • Anmerkung : Auch hier war Max Grundug die treibende Kraft.

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Spitzensuperhets

Während im vorigen Baujahr nur wenige Großsuperhets meist ohne Hf-Vorstufe erschienen sind, die man als echte „Spitzengeräte" nicht immer ansprechen konnte, bringt das neue Baujahr Spitzenempfänger im besten Sinne des Wortes.

Wir finden in dieser Klasse z. B. Vorstufensuperhets mit neun Wellenbereichen, 14 Drucktasten für Bereich- und Senderwahl, Gegentaktendstufe und traditionellem Komfort.

AM-FM-Empfänger

Zu den technischen Überraschungen des Baujahres 1950/51 gehören die neuen AM-FM-Empfänger. Die Funkausstellung wird zeigen, daß man bereits für 169.- DM einen kompletten AM-FM- Empfänger in Geradeausschaltung erhalten kann. In der Superhetklasse liefert die Industrie AM-FM-Geräte schon ab DM 229.-.

Damit ist bewiesen, daß es möglich ist, derartige Kombinationsempfänger, über die wir in den nächsten Heften ausführlicher berichten werden, tatsächlich zu volkstümlichen Preisen auf den Markt zu bringen.

Selbstverständlich gibt es diesen Empfängertyp in allen Preisklassen. Die bisher unerreichte Wiedergabequalität der AM-FM-Superhets der Spitzenklasse läßt keinerlei Wünsche mehr offen. Es ist bewundernswert, in welch kurzem Zeitraum der deutsche AM-FM- Empfänger publikumsreif werden konnte. Dieses erfreuliche Ergebnis ist auch der Initiative der deutschen Röhrenindustrie zu danken, die UKW-Spezialröhren in verhältnismäßig kurzer Zeit herausgebracht hat.

Röhrensätze

Vergleicht man die im neuen Baujahr verwendeten Röhrensätze miteinander, so findet man eine weitgehende Anwendung der Rimlock- und Picoröhren. Diese Röhren gestatten gerade im AM-FM-Superhet eine fortschrittliche Empfängerbauweise und machen das deutsche Radiogerät exportreif.

Gesteigerte Qualität

Die qualitativen Fortschritte werden besonders deutlich, wenn man Schaltungen und Geräte hinsichtlich ihrer klanglichen Durchbildung betrachtet. Auf diesem Gebiet erwies sich die UKW-Technik mit ihrer Forderung nach Breitbandwiedergabe als richtungsweisend.

Im Zusammenhang damit hat man weit mehr als in den letzten Jahren darauf geachtet, den Superhet anpassungsfähiger zu machen. Kombinierte Bandbreitenregler und neue Schaltungen, die höhere Trennschärfe und größere Klangqualität ermöglichen, sind typisch für das neue Empfängerprogramm. Auf alle neuen Entwicklungen wird die FUNKSCHAU in den nächsten Heften ausführlich zu sprechen kommen.
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