Ein Heftchen über High Fidelity aus dem Jahr 1961
In den Unterlagen von Wolfgang Hasselbach haben wir dieses DIN A5 Heftchen mit dem Stempel vom 5.5.1961 gefunden. Das waren die Anfänge der Hifi-Zeit bei den Fachleuten. Der Normalo in Deutschland hatte 1961 für solche Musik-Freuden noch kein Ohr. Erst kam nämlich das Auto, wegen der Nachbarn, dann der Fernseher wegen der Ehefrau. Und wenn dann noch Geld übrig war, also 1961 in den wenigsten Fällen, dann schaute Pappi auch mal in einen Stereo-Laden rein oder zumindest in solch ein tolles Schaufenster.
Um 1961 hatten die meisten deutschen Hersteller noch überhaupt keine Gedanken zu Hifi, wie wir es um 1970 kannten. Max Grundig bezeichete zwar einige seiner größeren Radios und Konzertschränke mit Hifi, doch das hatte mit unserem Hifi nichts zu tun. Auch gab es Stereo ab etwa 1958 nur von Platte oder Tonband, UKW Stereo kam erst nach dem August 1963.
Was gibt es noch vorweg zu betrachten :
Dieses Heftchen könnte 1961 eine Beilage im "fonoforum" gewesen sein. Es könnte aber auch von Klein+Hummel gesponsert worden sein, denn die hatten (noch) so gut wie keinen Wettbewerb. Die BRAUN AG war noch nicht so weit und GRUNDIG hatte noch andere Ziele im Bereich Fernsehen und Tonbandgeräte.
Der Autor Ernst Pfau war später der erste Chefredakteur der im Januar 1962 neu gegründeten Hifi-Stereopraxis, später ab 1963 zu Hifi-Stereophonie umbenannt. Ernst Pfau war einer der ersten, der gut über Hifi schreiben konnte, jedenfalls der Zeit entsprechend gut und auch für Laien verständlich. Doch wo es viel Licht gab, da gab es auch viel Schatten.
Man (der G.Braun Verlag) trennte sich später von Herrn Pfau (von 1963 bis 1965) so umweltschonend wie möglich, weil so viele Testberichte besorgniserregend "tendenziell" ausgerichtet waren und die so hoch gelobten Testobjekte den Weg nicht mehr zurück zum Lieferanten "fanden" - und das fiel draußen im Land auf und wurde in der kleinen Branche unter der Hand getuschelt. Herr Pfau gründete dann 1973 die Konkurrenz-Zeitschrift Stereo.
Ganz bewußt wurde dieser Artikel bzw. dieses Heftchen von uns hier im Museum NICHT mit moderneren Fotos "aufgehübscht", sondern es sind genau die uralten Fotos aus dem Heft abgebildet, die für dieses Zeit repräsentativ sind.
Das Wissen und die Formulierungen im Jahre 1961
Wir schreiben 2015 und das alles ist bereits 55 Jahre her. Damals als 12jähriger hatte ich mit Stereo oder Hifi wenig Kontakt. Nur in ganz ganz wenigen Kinos, in die ich mit rein durfte, stand ein Bandgerät im Vorführraum. Meist war es ein Plattenspieler von DUAL oder Philips, eine sogenannte Plastikgurke. Einen Thorens TD124 hatte ich noch nie gesehen.
Unser GRUNDIG 3055 3D Radio war das Maß aller Dinge und im Kino klang es nochmal besser. Darum sind diese Gedanken - und vor allem die Formulierungen - des Ernst Pfau so typisch für diese Jahre des Aufbaus und der Träume.
High Fidelity Stereo .....
. . . diese Worte gehören seit langem zum Sprachschatz aller ernsthaften Musikliebhaber. Leider ist diese Bezeichnung für höchste Wiedergabequalität kein allgemein verbindlicher Begriff. Er wurde zum Schlagwort auch für die anspruchsloseste Schallplattenwiedergabe. Dies konnte geschehen, weil das menschliche Ohr ohne ständige Aufmerksamkeit und Schulung nur ein sehr unvollkommenes Organ darstellt und nicht ohne weiteres Mängel in der Wiedergabe zu erkennen imstande ist, wie sie etwa dem Auge beim Fernsehbild sofort auffallen. Dazu kommt, daß die mit der HiFi-Wiedergabe verbundene Technik genau wie die dazu gehörenden Fragen der Akustik nicht allgemein verständlich sind.
Diese kleine Schrift wendet sich nun an alle Liebhaber bester Musikwiedergabe, deren Möglichkeiten mit der Stereofonie eine ungewöhnliche Erweiterung erfahren haben. Die Beschäftigung mit dieser stereofonen Wiedergabetechnik in HiFi-Qualität ist heute schon für viele zur Liebhaberei, ja zur Leidenschaft geworden.
.... ein leicht verständlicher Einblick
Wir wollen diesen Musikfreunden einen leicht verständlichen Einblick in die technischen Zusammenhänge verschaffen, ohne den keine ernsthafte Beschäftigung mit diesem reizvollen Hobby möglich ist. Die Schrift soll auch begreiflich machen, warum die heute erreichbare Wiedergabequalität mit den derzeitigen Standardgeräten nicht möglich ist.
Mit Hi-Fi-Plattenspielern, Tonabnehmersystemen, Verstärkern und Lautsprechern ist eine ganz neue Geräteklasse entstanden, die ihren Preis, aber auch ihre Qualität hat. Über sie zu berichten, haben wir den in Fachkreisen bekannten Publizisten und besten Kenner aller Fragen der High Fidelity und Stereo-Wiedergabe Ernst Pfau gebeten.
Er wird Ihnen eine Anzahl von Geräten vorstellen, die zur Spitzenklasse gehören. In allgemein verständlicher Weise werden dabei die Grundvoraussetzungen bester Wiedergabequalität erörtert und dem Leser zahlreiche Begriffe und Bezeichnungen nahe gebracht, die ihm in den Angaben der Hersteller solcher Geräte begegnen.
Dabei ist sich der Verfasser bewußt, daß man im Grunde nur wenig Überzeugendes über ein Gebiet schreiben kann, das sich einzig und allein an das Ohr wendet. Deshalb sollen die folgenden Zeilen nur die Voraussetzung dafür schaffen, daß der Schallplattenfreund einmal die Gelegenheit sucht, eine Musikwiedergabe anzuhören, wie sie mit den vorgestellten Geräten möglich ist. Er wird in jedem Fall überrascht sein und begeisterter Anhänger einer Bewegung werden, die in den USA, England oder Frankreich weiteste Kreise zu einem ganz neuen Musikverständnis geführt hat.
WAS IST HIGH FIDELITY?
Als vor etwa 25 Jahren (also etwa 1935) der Begriff der High Fidelity zum ersten Male auftauchte, stand die Technik der Schallplatte eigentlich noch in ihren Kinderschuhen. Zwar war sie durch die Fortschritte der elektrischen Aufnahme der Platte, deren elektrischer Abtastung und die Wiedergabe über ein Rundfunkgerät den Grammophonen der 1920er Jahre schon weit überlegen, doch glaubten viele Techniker bereits die Mittel in Händen zu haben, die Wiedergabe dem Vorbild des Originales noch weit näher bringen zu können.
Aus diesem Bestreben entstand der Begriff der „hohen Wiedergabetreue", der mit der Kurzfassung „HiFi" rasch populär wurde. Was mit der damaligen Technik aber im besten Falle zu erreichen war, ist heute kaum mehr diskutabel. Dennoch sprechen wir nach wie vor von der High Fidelity als Kennzeichen einer besonderen Wiedergabequalität.
Der Begriff ist also fließend.
Was gestern noch überraschendes Versuchsergebnis war, ist heute Norm und morgen überholt. Aber wir sind jetzt dem Ziel der höchsten Originaltreue bereits so nahe gekommen, daß die noch möglichen letzten Verfeinerungen zwar sehr schwierige, jedoch gegenüber dem bisher erreichten, nur relativ kleine Schritte darstellen.
Die Geräte für die Wiedergabe von Schallplatten und Tonbändern, über die wir heute verfügen, sind so weit vervollkommnet, daß sie für lange Zeit als zukunftssicher angesehen werden können. Nicht zum geringsten (also überhaupt nichts) hat dazu die Stereofonie beigetragen, die innerhalb weniger Jahre dem Erlebnis der elektrischen Musikwiedergabe im wahrsten Sinn des Wortes einen neuen Raum erschloß.
DIE STEREOFONIE IST DIE KONSEQENZ DER HIGH FIDELITY
Ohne die Grundlage der HiFi-Technik ist das neue Klangwunder der Stereofonie eine Enttäuschung. Ohne das Mittel der räumlichen Aufnahme und Wiedergabe ist die höchste Annäherung an das Klangbild des Originales nicht mehr möglich. Nachdem diese Technik geschaffen wurde, gehört sie zur Selbstverständlichkeit. Ihre auf dem bisherigen Stand der High Fidelity entwickelten Geräte, erlauben auch aus älteren Schallplatten in Mono-Wiedergabe das Beste herauszuholen.
Rückblick in 1935 und heutige Erwartungshaltung
Im Jahre 1935 glaubte man mit einer Wiedergabe von Tonschwingungen im Bereich von 50 bis 7.500 Hertz die Qualitätsgrenze erreicht zu haben.
Heute erwarten wir einen Frequenzbereich von 30 bis 20.000 Hertz, dazu noch mit ganz anderen Forderungen an die Verzerrungsfreiheit der Wiedergabe.
Ebenso muß gefordert werden, daß innerhalb dieses Frequenzbereiches die Stärke, mit der die einzelnen Frequenzen durchkommen, möglichst gleichmäßig bleibt. Man spricht deshalb von einem Frequenzgang und von Pegelabweichungen, die in dB (Dezibel) festgestellt werden, wobei ein Verhältnis von 3dB einer Verdoppelung der Leistung entspricht.
Die Abweichungen vom geradlinigen Frequenzgang eines HiFi-Verstärkers sollen nicht mehr als 2dB im Bereich von 16 bis 20.000 Hertz betragen.
1961 waren das hohe Anforderungen
Solch hohen Anforderungen entsprechen auch jene an den Umfang der Dynamik. Die lautesten Partien einer Wiedergabe sollen die leisesten um 60dB übertreffen, was bedeutet, daß die Schalleistung im "fortissimo" jene des "piano" um das lO.OOOfache überragt.
Auch bei den lautesten Stellen sollen die nichtlinearen Verzerrungen, und zwar die Intermodulations- und die Differenztonverzerrungen unterhalb des Hörpegels liegen.
Unter Intermodulation versteht man die gegenseitige Beeinflussung gemeinsam abgestrahlter Schallwellen, wodurch Töne auftreten, die im Original überhaupt nicht vorhanden sind. Störgeräusche (Brummen und Rauschen) dürfen selbst die leisesten Stellen der Wiedergabe nicht beeinträchtigen. Dazu haben sie bei maximaler Lautstärke einen Abstand von 60dB einzuhalten.
Wenn wir uns nur auf diese wenigen Forderungen der HiFi-Wiedergabe beschränken, so kann man sich dabei doch eine Vorstellung von dem machen, was im Sinne bester Wiedergabequalität heute verlangt werden kann. Nicht alle Geräte erreichen solche Werte. Dennoch kann man daran ermessen, was mit dem Betrag, den man auszugeben bereit ist, im Rahmen des Gesamtangebotes verlangt werden kann.
Moderne Wiedergabeanlagen aus Bausteinen
Moderne Wiedergabeanlagen werden meist nach dem Bausteinprinzip zusammengestellt. Das bedeutet, daß Plattenspieler, Verstärker und Lautsprecher getrennt aufgestellt werden. Auf diese Weise erhält der Amateur für sein Geld zunächst das wichtigste, das ist das technische Gerät. Holz spielt in einer solchen Anlage keine Rolle. Es kostet nur sehr viel Geld, ohne die Wiedergabequalität zu fördern. Deshalb wird man die Bausteine zunächst einmal auf geeigneten Tischchen oder Regalen unterbringen. Die Zusammenfassung einzelner Teile, beispielsweise von Plattenspieler, Rundfunkempfangsteil und Verstärker in einer Steuertruhe mag einer späteren Ausgestaltung der Anlage überlassen bleiben.
PLATTENSPIELER IN Hi-Fi-QUALITÄT
Eine der ersten Fragen, vor die sich der Schallplattenliebhaber gestellt sieht, ist die, ob er einen Wechsler oder Einfachspieler verwenden soll. Grundsätzlich sollte er sich dabei entscheiden, ob er eine automatische Musikwiedergabeanlage zur Berieselung mit Klangeffekten wünscht oder eine Anlage, die ihm den möglichst originalgetreuen Genuß von Musik verschaffen soll. Letztere führt mit Sicherheit zur HiFi-Anlage und weg vom Automaten.
In ein derartiges Wiedergabestudio (Anmerkung : Wieso Studio, es soll doch ein Amateur sein oder ?) gehört der Einfachspieler. Hier beschäftigt sich ein Liebhaber mit dem Abspielen von Schallplatten und mit bewußtem Zuhören, und nicht mit etwas anderem, wobei ihm die Musik nur den Hintergrund abzugeben hätte. Er hat also Zeit für das Auflegen und Wechseln von Platten, erst recht, wenn er Langspielplatten verwendet, die 20 bis 25 Minuten laufen.
Wechsler sind nicht geeignet (Credo aus 1961)
Für Stereo-Aufnahmen erscheint der Wechsler sowieso höchst fragwürdig, da er mit wenigen Ausnahmen nicht gerade sanft mit den Einlaufrillen umgeht. Der nie erschütterungsfrei laufende Wechselmechanismus, das auf seinen Federn schwankende Chassis und die minimale Auflagekraft des Tonarmes passen nicht zusammen. Der HiFi-Liebhaber legt seine Platte mit der Hand auf, reinigt sie sorgfältig vom Staub und setzt den Tonarm mit dem gereinigten Saphir oder Diamanten ebenfalls mit der Hand auf.
- Anmerkung : Der DUAL 1009 kam erst Mitte/Ende 1963 in unser Blckfeld. Im Frühjahr 1963 wurde er auf der Hannover Messe fast ignoriert. Der DUAL 1006 und die sehr ähnlichen Wechsler von ELAC und PE und allen anderen hatten - wie der DUAL 1009 - noch keinen speziellen Tonarm-Lift, der irgendwie gedämpft den Arm abgesenkt hatte. Der Lift kam erst mit dem DUAL 1019.
Gewisse Konstruktionen oder Hilfsmittel gestatten ein automatisches Aufsetzen. Sie sind dem zu empfehlen, der eine zu ungeschickte Hand hat. Auch ist es mit ihnen möglich, nach einer Spielpause haargenau wieder in der gleichen Rille weiterzufahren. Es gibt Wechslerkonstruktionen, die ein völlig unabhängiges Spiel ohne den Wechselmechanismus erlauben. Wer also auf den Automaten nicht verzichten möchte und nicht bereit ist, ihn als zweites Gerät anzuschaffen, findet mit ihnen immer noch eine Kompromißlösung.
Das "Studio-Laufwerk" . . . .
Wer zum ersten Mal ein hochwertiges Studio-Laufwerk betrachtet, wundert sich, daß er hier nie einen Abstellmechanismus vorfindet, der das Laufwerk nach dem Durchspielen der Platte ausschaltet und dafür sorgt, daß der Tonarm wieder zurückgeführt wird. Die Konstrukteure solcher Laufwerke haben gewichtige Gründe für diese Vereinfachung.
Zunächst einmal erfordert die Präzisionsführung des Tonarmes, daß dieser völlig unbeeinflußt von äußeren Kräften allein durch die Führung der Nadel in der Plattenrille bewegt wird. Dabei sind hochwertige Tonabnehmernadeln so weich gelagert, daß sie durch die seitlich wirkende Kraft, die sie in der Auslaufrille auf den Abstellmechanismus ausüben müssen, zu stark beansprucht würden.
. . . . mit verschiedensten Tonabnehmersystemen
Da man bei Studio-Plattenspielern dem Amateur jedoch die Benutzung der verschiedensten Tonabnehmersysteme freistellen will, muß man auch auf das empfindlichste System Rücksicht nehmen, das eingebaut werden kann. Das Abstellen des Antriebsmechanismus zum Wechseln der Platten ist bei modernen Studiogeräten überhaupt wenig sinnvoll. Der aus Gründen der Laufkonstanz verwendete schwere Plattenteller kommt nach dem Abstellen des Motors sowieso erst nach längerer Zeit zum Stillstand. Zudem wird für den gesamten Antriebsmechanismus die höchste Laufkonstanz erst nach einer gewissen Zeit erreicht, wenn die Schmier- und Temperaturverhältnisse sich stabilisiert haben. Man wird also den Vorteil begreifen, der beim unbekümmerten und ununterbrochenen Weiterlaufen des Plattenspielers während der ganzen Benutzungsdauer entsteht.
Dem etwas routinierten Amateur fällt es überhaupt nicht schwer, die Platten vom laufenden Teller abzunehmen oder sie dort aufzulegen. Wer den Plattenteller einmal genauer betrachtet, wird entdecken, daß ihm hier sogar der Hersteller eine Hilfe eingebaut hat. Die Rippen auf dem Belag hören nämlich immer genau dort auf, wo sich der Rand der üblichen Platten befindet. Auf diese Weise ist es leicht, etwas unter den Plattenrand zu greifen, um die Platte sicher abnehmen zu können.
Die Rumpelfreiheit
Ein guter Plattenspieler darf keine hörbaren Rumpelgeräusche produzieren. Solche häßlichen Geräusche entstehen aus Vibrationen der Grundplatte oder Platine und des Plattentellers. Sobald die Abspielnadel die Schallplatte berührt, führen diese Schwingungen zu Brumm-Modulationen, die sich den Bewegungen der Nadel überlagern und nach der Verstärkung im Lautsprecher wiedergegeben werden.
Die Platine wird umso schwingungsfreier sein, je kräftiger sie ausgeführt ist. Deshalb werden sehr oft schwere, gegossene Stücke verwendet. Auch soll deren Federung auf der Zarge oder einem Grundbrett nicht zu weich sein, da das System sonst allzu leicht zu Schwingungen angestoßen werden kann, bei denen sogar die Nadel aus der Rille springt.
Der Antriebsmotor
Ein Teil der Rumpelstörungen kann direkt vom Antriebsmotor kommen. Es ist selbstverständlich, daß dieser heute absolut geräuschlos läuft, wozu eine einwandfreie Lagerung und Auswuchtung des umlaufenden Ankers gehört. Eine wirklich vorbildliche Konstruktion bietet hier der Garrard-Plattenspieler Modell 301, dessen Motor überhaupt nicht zu hören ist.
Da der Motor vom Wechselstrom des Netzes gespeist wird, bildet dessen 50-periodiges Wechselfeld das antreibende Moment, indem es magnetisch auf den Anker einwirkt. Dabei kann es natürlich auch andere Teile des Plattenspielers in sein Streufeld einbeziehen, was wiederum zu Rumpelerscheinungen führt.
Deshalb verwenden moderne Plattenspieler trotz der anzutreibenden großen Masse des Plattentellers relativ schwache Motoren, die den Vorteil eines geringen Streufeldes besitzen. Bei stärkeren Motoren muß eine sorgfältige Abschirmung durch Kapselung des Motors vorgesehen sein. Mechanische Erschütterungen durch den Motor müssen ebenso vermieden werden wie solche durch die Zwischenglieder des Antriebssystems. Auch hier beweist der Garrard 301 eine ungewöhnlich sorgfältige Ausführung.
Das Stroboskop
Die meisten Studio-Plattenspieler besitzen eine Feineinstellung für die Umlaufgeschwindigkeit des Plattentellers. Sie ist selbstverständlich kein Mittel zur Regulierung der Laufkonstanz, sondern ermöglicht nur die genaue Einstellung auf die beim Geschwindigkeitsumschalter angegebenen Tourenzahlen. Damit ist zugleich die Einhaltung von absoluten Tonhöhenwerten ermöglicht. Da für deren Kontrolle das Ohr aber ein sehr untaugliches Instrument darstellt, Ist ein optisches Anzeigeinstrument erforderlich. Ein solches Instrument mit sehr hoher Ablesegenauigkeit ist nun das Stroboskop. Dazu verwendet es den 50-periodigen Helligkeitswechsel, den unser Stromnetz in jeder Glühlampe, noch deutlicher in einer Glimmlampe verursacht. Um den Lichtwechsel selbst zu erkennen, ist unser Auge zu träge. Beim Stroboskop aber dienen helle oder dunkle Markierungen zur Beobachtung, die bei genauer Übereinstimmung mit der Netzwechselfrequenz stillzustehen scheinen.
Läuft der Plattenteller des Garrard 301, auf dessen Rand die Markierungen angebracht sind, zu rasch, dann bewegen sich die Markierungen vorwärts in Richtung der Plattentellerbewegung. Bei zu langsamem Lauf drehen sie nach rückwärts. Die Geschwindigkeitsregulierung wird so lange betätigt, bis sich die Markierungen nicht mehr bewegen. Da das Netz mit sehr hoher Konstanz auf 50 Phasenwechsel pro Sekunde gehalten wird, ermöglicht das Stroboskop eine einfache Einstellung der absoluten Tonhöhe.
Beim Garrard 301 sieht die metallische, silberweiße Stroboskopteilung auf dem Rande des mattschwarz lackierten Plattentellers außerdem noch sehr gut aus. Ihre Wirkung ist beim Licht jeder elektrischen Zimmerbeleuchtung erkennbar.
Der Plattenteller und die Laufkonstanz
Ein wesentliches Kennzeichen hochwertiger Plattenspieler ist der schwere Plattenteller. Ein leichter Plattenteller folgt allen Umdrehungsschwankungen des Motors, die ihre Ursache in dessen Konstruktion oder in Spannungsschwankungen des Netzes finden können.
Damit läuft natürlich auch die Schallplatte ungleichmäßig und erzeugt sowohl lang- wie kurzperiodige Tonhöhenschwankungen, die das Ohr deutlich vernimmt und die besonders bei der Wiedergabe von Klavier- oder Orgelmusik stören.
Je größer nun die Masse des Plattentellers ist, um so mehr gleicht sie als Schwungmasse die Schwankungen des Antriebs aus. Mit über 2,7 kg besitzt der Plattenteller des Garrard 301 ein Gewicht, das einen absolut gleichmäßigen Lauf und damit auch völlig stabile Tonfrequenzen bei der Wiedergabe sichert.
Der Plattenteller aus Aluminiumguß
Als Material für den Plattenteller verwendet Garrard Aluminiumguß. Damit sind magnetische Ausstreuungen, die eventuell noch vom Motor kommen könnten, mit Sicherheit vermieden. Auch kann der Plattenteller auf die oft sehr starken Magnete in manchen Tonabnehmerkonstruktionen keine Anziehung ausüben, was zu einer unerwünschten Erhöhung der Auflagekraft führen würde.
Die Schwere solcher Plattenteller stellt auch besondere Anforderungen an das Plattentellerlager, das selbst sehr stabil und von der Platine kräftig gehalten sein muß.
VIELSEITIGES TONARM-ANGEBOT
Die Zusammenstellung einer HiFi-Anlage bedeutet Maßarbeit. Sie richtet sich nicht nur nach den akustischen Verhältnissen des Aufstellungsraumes, sondern auch nach dem Geldbeutel dessen, der diese nicht gerade billige Liebhaberei betreibt. Da aber das Angebot an erstklassigen Geräten rasch größer wird, entscheidet in vielen Fällen auch der persönliche Geschmack des Käufers.
Besonders aus dem reichhaltigen Angebot von Tonarmen und Tonabnehmersystemen in den USA und England erscheinen immer mehr Typen auch auf dem deutschen Markt. Dabei sind die Konstruktionen so unterschiedlich, daß dem Laien ein Qualitätsvergleich oft sehr schwer fällt, wenn er auch mit der grundsätzlichen Annahme recht hat, daß die teuersten Geräte meist auch die besten sind.
Bei HiFi-Plattenspielern ist es normalerweise üblich, dem Amateur die Auswahl des Tonarmes zu überlassen. Das bedeutet, daß meist nur das blanke Chassis geliefert wird, wobei ein beliebiger Tonarm auf diesem oder auf der Grundplatte des Einbaues montiert werden kann. So ist auch der Garrard 301 zur Befestigung auf einem Grundbrett vorgesehen, das noch Platz für die Montage eines Tonarmes hat. Bei den meisten Konstruktionen ist auch noch eine Stütze des Tonarmes in seiner Ruhelage vorgesehen,
die ebenfalls neben dem Plattenspieler auf das Grundbrett aufgeschraubt werden kann.
Einstellung der Auflagekraft
Alle Tonarme in HiFi-Qualität besitzen eine Vorrichtung zur Einstellung der Auflagekraft. Deren richtige Bemessung ist eine unerläßliche Voraussetzung einwandfreier Schallplattenwiedergabe. Wird bei zu geringer Auflagekraft die Abtastspitze nicht mehr sicher genug von den Rillenflanken der Schallplatte geführt, neigt sie zu Eigenbewegungen, die als Verzerrungen oder Klirren hörbar sind. Diese werden besonders stark, wenn sich die Rillenauslenkung bei den lautstarken Stellen vergrößert oder wenn bei den hohen Frequenzen die Auslenkungen rascher aufeinander folgen.
Auch bei einer Erhöhung der Plattendrehzahl, etwa beim Übergang von 33 auf 45 UpM kann die nun größere Geschwindigkeit der Platte die Nadel zum Schleudern in ihrer Führungsrille veranlassen.
Über den Druck auf die Rillenflanken
Umgekehrt muß ein zu hoher Druck auf die Rillenflanken die Erzeugung von Reibungsschwingungen fördern. Ganz abgesehen, daß damit auch eine vergrößerte Abnutzung von Schallplatte und Abtastspitze verbunden ist, was sich besonders bei den komplizierteren Rillen der Stereo-Aufnahmen auswirkt.
Messungen, die uns die Firma Elac zur Verfügung stellte, haben tatsächlich ergeben, daß eine Erhöhung der Auflagekraft zunächst die Verzerrungen herabsetzt, weil die Führung in der Rille sicherer geworden ist. Dann aber steigen sie mit weiterer Erhöhung der Kraft rasch an. Dabei ergibt sich ein eindeutiges Optimum, daß je nach dem verwendeten Tonabnehmersystem ganz verschieden liegt. Im wesentlichen hängt es davon ab, wie weich der Nadelträger im System bewegt werden kann.
„Compliance" und „Auslenkhärte"
Je höher die „Compliance" (Nachgiebigkeit) und je geringer die „Auslenkhärte" (beides sind Maßangaben für dieselbe Größe) sind, um so kleiner können auch die Führungskräfte sein, um so leichter folgt die Nadel dem Zwang der Rillen, um so geringer darf also die Auflagekraft gewählt werden.
Soll also die Auflagekraft je nach dem verwendeten Tonabnehmersystem eingestellt werden können, so muß sie in den meisten Fällen auch mit der Veränderung der Plattendrehzahl geändert werden, wobei mit höherer Plattengeschwindigkeit auch die Auflagekraft zu vergrößern ist.
Die Qualität der Schallplatten
Schließlich gibt es sogar bestimmte Schallplatten, die bei zu geringer Auflagekraft zum Klirren bei der Wiedergabe neigen. Das bessere Tonabnehmersystem im besseren Tonarm bedeutet also in jedem Fall eine vermehrte Schonung der Schallplatten.
Viele Schallplattenfreunde, die sich am verhältnismäßig hohen Preis solcher HiFi-Geräte stoßen, sollten einmal den Wert ihrer Schallplattensammlung gegenüber den Kosten einer einwandfreien Apparatur vergleichen. Um wenige hundert Mark zu sparen, riskiert mancher die Tausende von Mark, die er im Laufe der Zeit in seine Sammlung gesteckt hat. Ganz abgesehen von der Freude an der besten Wiedergabequalität sollte das Bestreben, die empfindliche Plattensammlung möglichst lange zu erhalten, ausschlaggebend bei der Wahl der Geräte sein, denen wir unsere Schätze anvertrauen.
Tonarm-Konstruktionen
Zur Veränderung der Auflagekraft gibt es ganz verschiedenartige Konstruktionen. Meist wird mit einem, durch eine Schraubenführung verschiebbarem Gewicht zunächst einmal der Tonarm mit dem eingesetzten Tonabnehmersystem in die waagrechte Balance gebracht. Von dieser "Nullstellung" aus kann die auf einer Skala ablesbare Auflagekraft innerhalb der erforderlichen Grenzen ebenfalls durch Drehen der Schraube eingestellt werden. Dabei gibt es Systeme, die nur noch mit einem oder anderthalb Gramm auf die Platten drücken. Durchschnittswerte schwanken zwischen vier und sechs Gramm. Höhere Werte sind abzulehnen.
Die Tonarmlagerung
Die üblichen Tonarme haben Bewegungen sowohl in horizontaler wie vertikaler Richtung auszuführen. Deshalb besitzen sie auch an ihrer Tonarmhalterung zwei Lager, deren Bauart von Modell zu Modell verschieden ist. Soweit Kugellager verwendet werden, sind teure Spezialausführungen erforderlich, da normale Kugellager gegenüber den winzigen Bewegungsfortschritten von Rille zu Rille und den dabei auftretenden minimalen Kräften nicht ausreichend reibungs- und ruckfrei arbeiten. Es gibt sogar eine englische Tonarmkonstruktion (SME), die die horizontale Achse auf gehärteten Schneiden lagert, wie sie bei hochempfindlichen Präzisionswaagen üblich sind. Der in vieler Hinsicht eine Ausnahme darstellende Shure-Stereo-Dynetic-Tonarm besitzt für beide Bewegungsrichtungen sogar Edelsteinlager.
Daß sämtliche Lager spielfrei und reibungslos zu arbeiten haben, ist selbstverständlich. Erst damit wird die ungehinderte und präzise Führung des Armes durch die Schallplattenrillen und bei der Stereo-Rille die absolute Gleichwertigkeit der Abtastung beider Rillenflanken gesichert.
Über die Länge - Der Tonarm darf nicht zu kurz sein
Betrachten wir die Bewegungen der Abtastspitze in der Rille, dann erkennen wir, daß deren Auslenkungen nach links und rechts nur dann gleichwertig sind, wenn das Abtastsystem genau in der Tangentenrichtung zum Rillenverlauf liegt. Beim Wandern von der äußeren bis zur inneren Rille sollte die Nadel also genau dem Radius der Platte folgen. Da der Tonarm aber um seine senkrechte Achse geschwenkt wird, folgt die Nadel einem Bogen, der umso mehr vom Radius abweicht, je kürzer der Tonarm ist.
Diese Abweichung bedeutet auch eine Abweichung der Systemrichtung von der Tangente und damit einen Winkelfehler bei der Abtastung. Um den Winkelfehler zu verkleinern, wird das System, beziehungsweise der Tonabnehmerkopf, gegenüber der Tonarmachse um etwa 24 Grad abgewinkelt. Eine weitere Verkleinerung des Winkelfehlers ist nur mit einer Verlängerung des Tonarmes zu erreichen, der natürlich Grenzen gesetzt sind.
Um den mit der jeweiligen Konstruktion erzielten geringsten Winkelfehler, der bis auf etwa 1 Grad herabgesetzt werden kann, auch einzuhalten, muß die genaue Position der senkrechten Tonarmdrehachse beachtet werden.
Die Einbau-Schablonen
Deshalb geben die Fabrikanten ihren Tonarmen genaue Schablonen mit, die den Ort der Tonarmbefestigung festlegen. Da bei den verschiedenen Plattenspielern die Höhe der Plattentelleroberkante über der Platine oder dem Grundbrett, auf denen der Tonarm aufzuschrauben ist, unterschiedlich ist, muß das Tonarmlager auch in seiner Höhe verstellbar sein. Dies geschieht normalerweise durch eine entsprechende Höheneinstellung und Verklemmung des Schaftes der die ganze Tonarmhalterung trägt. Man stellt ihn so ein, daß bei waagrechter Balance des Tonarmes (Auflagekraft auf Null) die Abtastspitze nur wenige Millimeter über der Schallplatte schwebt.
Freie Wahl des Tonabnehmersystems
Tonarme werden meist ohne Tonabnehmersystem geliefert, so daß der Käufer je nach Preislage und Ansprüchen sein System selbst auswählen kann. Dies ist schon deshalb vorteilhaft, weil bei diesem wichtigen Glied in der ganzen Wiedergabekette Qualitäts- und Preisunterschiede in sehr weitem Bereich streuen. Der Amateur wird im Laufe der Zeit zu einem Bestand von mehreren Systemen kommen, schon weil er nach Fertigstellung seiner ganzen Anlage an diesem Punkt immer wieder Chancen zur Verbesserung seiner Wiedergabe erkennen wird.
Einbau verschiedener Systeme
Der Tonabnehmerkopf muß deshalb die Möglichkeit zum Einbau der verschiedenen Systeme bieten. Die Systeme sind meist so weit genormt, daß sie mit zwei mitgelieferten Schrauben in den Kopf eingesetzt werden können. Während dabei die Bauhöhe weniger kritisch ist, da sie entweder durch Unterlagen oder durch die Höhenverstellung des Tonarmes ausgeglichen werden kann, muß die Baulänge der Systeme, also die waagrechte Entfernung der Befestigungslöcher bis zur Abtastnadel genormt sein, wenn die Gesamtlänge des Tonarmes nicht ungünstig verändert werden soll.
Die meisten Systeme halten dieses Maß auch korrekt ein. Bei den Elac-Magnetsystemen wird ein Befestigungsschlitten mitgeliefert, der den Ausgleich ermöglicht. Beim SME-Tonarm kann sogar die Lage der senkrechten Tonarmachse verschoben werden. Während die Auswechselbarkeit der Tonabnehmersysteme keine Schwierigkeiten macht, können die Köpfe der verschiedenen Tonarme nicht gegeneinander ausgewechselt werden. Hier ist allerdings in erster Linie wichtig, daß die Köpfe überhaupt abgenommen werden können. Deshalb wird sich der Benutzer für jedes seiner Systeme einen eigenen Kopf anschaffen, um den Systemwechsel am einfachsten vornehmen zu können. Da die Köpfe billig sind, fällt dies bei den Gesamtkosten auch nicht sonderlich ins Gewicht.
Der Shure-Stereo-Dynetic-Tonarm
Die Firma Shure ist Hersteller einer ganzen Reihe von Tonabnehmersystemen für die verschiedensten Qualitätsansprüche. Dazu befinden sich noch zwei Tonarme im Lieferprogramm, von denen der Professional-Tonarm M 232 mit seinem abnehmbaren Kopf den gerade besprochenen Bedingungen hervorragend entspricht.
Eine Sonderstellung nimmt der Shure-Stereo-Dynetic-Tonarm M 212 ein. Er ist in zwei Längen erhältlich und besitzt ein besonders für ihn konstruiertes Tonabnehmersystem höchster Qualität, das zwar abgezogen, aber nicht gegen andere Systeme ausgetauscht werden kann. Diese, einschließlich System, einheitliche Konstruktion wird deshalb auch als „integrated" bezeichnet.
Dieser Arm kann nicht hochgehoben werden
Die auffallendste Eigenart des Tonarmes ist, daß er nicht hochgehoben werden kann. Der Arm läßt sich nur in waagrechter Richtung bewegen. Seine senkrechte Achse besitzt ein Kopflager auf einem Rubin. Der Arm wird auf dieser Achse in der erforderlichen Höhe festgeklemmt. Das Spiel um diese Achse ist so leicht, daß der Tonarm freischwebend jeder Neigung folgt, weshalb, eine waagrechte Ausrichtung des Plattenspielers vorteilhaft ist.
Ein federndes Gegengewicht am rückwärtigen Ende des Armes sorgt für den Ausgleich des Schwergewichtes und stellt zugleich ein wirksames Dämpfungsglied für Eigenschwingungen dar. Senkrechte Bewegungen können nur von dem vordersten Ende des Tonarmes ausgeführt werden, das vier Zentimeter vom Diamant entfernt in einem waagrechten Lager gehalten wird und wie die Unruhe einer Uhr auf zwei Rubinen läuft. Dieses ungewöhnlich leicht pendelnde System trägt vorn den Tonabnehmer und rückwärts im Tonarminnern das auf einer Schraubenführung verschiebbare Gegengewicht. Damit kann die Auflagekraft im Bereich von 1,5 bis 2,5 Gramm verändert werden. Ein höherer Druck ist nicht notwendig, da die Spitze des Systems sowohl in waagrechter wie in senkrechter Richtung mit der hohen Nachgiebigkeit (Compliance von 9,0 x 10-6 cm/Dyn) gelagert ist und auch bei geringster Auflggekraft von der Rille sicher geführt wird. Damit ist nicht nur eine höchstmögliche Schonung der Schallplatte gesichert, das System kann auch dann die Rille nicht beschädigen, wenn es direkt über die Platte geschoben wird.
Zum Aufsetzen des Tonarmes auf die Schallplatte wird dessen vorderer beweglicher Teil durch Fingerdruck auf einen Kunststoffknopf hochgehoben, wonach der Arm eingeschwenkt und die Nadel durch Loslassen des Knopfes aufgesetzt wird. In seiner Ruhestellung wird der Tonarm gegen eine Metallstütze gelegt, wobei ein eingebauter Magnet den Arm festhält.
Reduzierung des Winkelfehlers
Die Abwinkelung des Kopfes zur Reduzierung des Winkelfehlers ist nicht ohne weiteres sichtbar. Sie besteht darin, daß das eigentliche System im winzigen Tonabnehmerköpfchen um einen Betrag von M Grad schräg eingesetzt ist.
Die Wiedergabe des Systems ist von überraschender Klarheit und harmonischer Ausgeglichenheit. Seine niedrige Ausgangsspannung von etwa 4,5mV bei 1.000 Hertz erfordert wie alle Magnetsysteme eine nachfolgende Entzerrung und Verstärkung, die entweder in einem Entzerrer-Vorverstärker oder in einem kompletten (Kompakt-)Verstärker vorgenommen werden, der diese Vorstufen bereits eingebaut enthält.
HIFI-QUALITÄT IST FÜR STEREO ENTSCHEIDEND
Im Mittelpunkt der gesamten Wiedergabeanlage steht der Verstärker. An seinen Eingängen liegen die Tonspannungen, die von den verschiedenen Quellen, Tonabnehmer, Mikrofon, Tonbandgerät oder Hochfrequenzvorsatz für den Rundfunkempfang (Tuner) kommen. Er muß in geeigneter Weise auf diese Eingänge umschaltbar sein, verschiedene Betriebsarten - etwa Mono, Stereo oder Stereo verkehrt - ermöglichen, Anhebung oder Dämpfung von bestimmten Frequenzbereichen wie Bässen und Höhen erlauben, und die Ausgänge der Lautsprecheranschlüsse mit den gewünschten Lautstärken versorgen.
Der Verstärker
Als selbstverständlich sei vorausgesetzt, daß der Verstärker möglichst wenig eigene Verzerrungen produziert. Deshalb sind für eine Wiedergabe in HiFi-Qualität an die Funktionen des Verstärkers gewisse Grundforderungen zu stellen, die in langjährigen Erfahrungen mit der Elektroakustik erarbeitet wurden. Zu ihrer Erfüllung ist es gleichgültig, ob der Verstärker zweiteilig, mit einem Entzerrervorverstärker und einem Hauptverstärker, wie die Leak-Anlage, oder als Einheit wie die Telewatt-Verstärker von Klein & Hummel ausgeführt ist. Auf die Qualität der Wiedergabe haben diese beiden Bauprinzipien keinen Einfluß. So sind beispielsweise im überaus reichhaltigen Angebot des amerikanischen Marktes beide Formen mit zahlreichen Varianten vertreten.
Bevor man sich einen Verstärker auswählt, sollte man sich darüber klar sein, was von ihm zu verlangen ist. Erst dann werden die Angaben der Hersteller auch für den Laien aufschlußreich. Die Richtigkeit der propagierten Leistungsdaten sollte durch neutrale Prüfungen, etwa bei der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt in Braunschweig bestätigt sein, wie dies Klein + Hummel durch Prüfzertifikate nachweist.
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- Anmerkung : Das mit den Messungen bei der PTB war natürlich ein Flop, wie sich erst viele Jahre später herausgestellt hatte. Karl Breh hatte das zum 20 jährigen Jubiläum der Hifi-Stereophonie mal nachgemessen - 20 Jahre später - die haben von Hifi (fast ) keine Ahnung gehabt. Die Messwerte waren leider nur fiktiv brauchbar, dafür aber werbewirksam.
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Wie stark soll der Verstärker sein?
Die moderne Richtung im Verstärkerbau bevorzugt ganz beachtliche Leistungen auch für die Heimanlage. Für die heutigen Qualitätsanforderungen reichen die anfänglichen 2,5 bis 3 Watt je Kanal bei weitem nicht mehr aus, und Verstärker mit 2 x 6 Watt als HiFi-Geräte zu bezeichnen, ist sehr gewagt. Selbstverständlich hatten die Konstrukteure gute Gründe, wenn sie sich so entschieden vom Kleinverstärker abwandten.
Originalgetreue Wiedergabelautstärke
Zunächst verlangt die Erreichung eines möglichst naturgetreuen Klangbildes eine Wiedergabelautstärke, die dem Original angenähert ist. Wenn auch aus Rücksicht auf die Wohnverhältnisse meist mit geringer Lautstärke wiedergegeben wird, so sollte die Anlage dennoch die Originallautstärke gelegentlich erreichen lassen, zumindest wenn Kammermusik oder gar Einzelinstrumente gespielt werden. Erst dann erscheinen nämlich alle Frequenzen des Klangbildes wieder im ursprünglichen Verhältnis.
Auch die Unterschiede zwischen den leisesten und lautesten Stellen der Wiedergabe, die als deren Dynamik bezeichnet werden, sollen jenen des Originals wenigstens annähernd entsprechen. Da bei jeder Anlage ein Mindestmaß von Störgeräuschen, der sogenannte Grundstörpegel vorhanden ist, den die leisesten Partien um etwa 20dB, das ist leistungsmäßig das hundertfache, übertreffen sollten, ergibt sich als Zielsetzung für die normale Dynamik mit einem Umfang von 60dB, daß die maximale Verstärkerleistung um 80dB über dem Störpegel zu liegen hat.
Derartige Anforderungen können nur mit hohen Ausgangsleistungen bewältigt werden.
Der Klirrfaktor
Im Zusammenhang mit der Leistung steht auch die Forderung nach einem möglichst geringen Klirrfaktor des Verstärkers. Hier geht es um die sogenannten nichtlinearen Verzerrungen, das sind Ober-, Summen-, Differenz- und Kombinationstöne, die im Originalklangbild nicht vorhanden sind und erst im Verstärker entstehen.
Sie bedeuten eine wesentliche Verfälschung des Klangbildes. Normalerweise bleibt der Klirrfaktor bis zur Nennleistung des Verstärkers klein. Bei dessen höherer Aussteuerung wächst er aber rasch an. Je höher also die Leistung eines Verstärkers ist, umso länger bleibt man beim Erhöhen der Lautstärke im Bereich des geringen Klirrfaktors. Für einen HiFi-Verstärker ist zu fordern, daß er bei Vollaussteuerung im Bereich von 40 Hertz höchstens 1% und im Bereich der mittleren und hohen Frequenzen höchstens 0,5% erreicht.
- Anmerkung : Beachten Sie diese seltsame Fomulierung. Was soll ein damaliger Laie davon halten, wenn ein Verstärker 1% Verzerrungen erreichen "soll" ! Eigentlich soll oder darf er die 1% nicht überschreiten bzw. er darf die 1% gar nicht erreichen.
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Für die Praxis ergibt sich demnach, daß ein Verstärker hoher Leistung, der nur zum geringen Teil ausgesteuert werden muß, eine bedeutend bessere Wiedergabe bringt, als ein Verstärker geringerer Leistung, den man höher aussteuert.
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Bei Kleinboxen
Ein weiterer Grund für den höheren Leistungsbedarf sind die viel aufwendiger gewordenen Lautsprecheranlagen. Hier sind es vor allem die in Wohnräumen beliebten Kleinboxen, deren geringer Wirkungsgrad zur Heraufsetzung der Verstärkerleistung zwingt.
Weitere Qualitätsanforderungen
Untersuchungen über den notwendigerweise zu übertragenden Frequenzbereich haben ergeben, daß hinsichtlich der Klangfarben, der Brillanz und der Durchsichtigkeit des Klangbildes besonders in den Höhen weit umfangreichere Anforderungen zu stellen sind, als sie mit dem üblicherweise betonten Frequenzbereich des menschlichen Ohres
gekennzeichnet sind.
Ein Verstärker, dessen Frequenzgang dort abschließen würde, wo die Grenze unserer Aufnahmefähigkeit liegt, also etwa bei 14.000 Hertz, hätte keinen Anspruch auf HiFi-Qualität. Dabei ist nicht allein entscheidend, daß die notwendigen Frequenzen unverzerrt durch den Verstärker hindurchkommen, sondern es ist auch die Gleichmäßigkeit wichtig, mit der die tiefsten und die höchsten Frequenzen gegenüber den mittleren verstärkt werden. Der Techniker bezeichnet dies als die Geradlinigkeit des Frequenzganges. Sie erfordert, daß im Bereich der (im Prospekt angegebenen) Frequenzangaben die Pegelabweichungen unter 1dB liegen sollen.
Über Klänge und Sinus-Schwingungen
Klänge bestehen nicht nur aus einer Folge von Sinus-Schwingungen. Sie sind sehr komplexer Natur und aus Vorgängen zusammengesetzt, die ständige Veränderungen, rasche Anstiege und Abfälle, plötzlichen Aufbau von Tönen und deren Verklingen mit sich bringen. Schon bei kleinen Instrumenten entstehen dabei Ein- und Ausschwingvorgänge, die Zeiten von 30 bis 100 Millisekunden beanspruchen. Um einen Ton in voller Lautstärke zu empfinden, braucht unser Ohr eine Zeit von ungefähr 40 Millisekunden.
Wenn ein Verstärker ein Klangbild also nicht verändern soll, muß seine eigene Zeitkonstante, die Zeit also, innerhalb der die einzelnen Frequenzen seine gekoppelten Stufen durcheilen, unter dem Wert von 40 Millisekunden liegen. Die Praxis hat diesen Wert sogar auf maximal 20 Millisekunden festgelegt. Die saubere Wiedergabe von hohen, metallisch klingenden Tönen dankt uns diese Forderung. Die Frequenzen eines Tongemisches, wie es die Musik oder die Sprache darstellen, laufen leider nicht in genau der gleichen Zeit durch den Verstärker. Die dadurch entstehenden Phasen- oder Laufzeitverzerrungen deformieren das Klangbild.
Der Zusammenhang von Frequenzkennlinie und Phasengang erfordert eine wesentliche Erweiterung des geradlinigen Frequenzumfanges (etwa von 10 bis 50.000 Hertz bei Schwankungen von +-0,5 dB), wenn Phasenverzerrungen innerhalb des Hörbereiches unter 10 Grad bleiben sollen.
Zur Erklärung sei hinzugefügt, daß der Ablauf einer vollen Sinusschwingung von Null zum positiven Maximum über Null zum negativen Maximum und wieder auf Null zurück 360 Grad beansprucht.
Moderne Qualitätsverstärker
Spitzenleistungen im Verstärkerbau stellen zum Beispiel Geräte von Leak und Klein & Hummel (Telewatt) dar. Der „Point One Stereo" von Leak ist ein Vorverstärker, in dem wie üblich alle Regelvorgänge zusammengefaßt sind: Bereichsumschalter für die Eingänge, Betriebsartenschalter, Baß- und Höhenkontrolle, Balanceregler, Rumpelfilter und Lautstärkeregler. Seine Eingangsempfindlichkeit von 5mV reicht für die besten Magnet-Tonabnehmer, die übrigen Eingänge sind den Anforderungen hochwertiger Tonspannungsquellen angepaßt. Bei Verwendung billiger Plattenspieler ermöglicht das Rumpelfllter eine Beschneidung der tieferen Frequenzen bis 70 Hertz. Der Klirrfaktor unter 0,1% für eine normale Ausgangsleistung und die Übersprechdämpfung von 30dB bei 10.000 Hertz kennzeichnen seine hohe Wiedergabequalität.
Kraft-Endstufen
Als Kraft-Endstufen stehen die Leak „Stereo 20" und „Stereo 50" zur Verfügung, die abseits vom Vorverstärker montiert werden können. Entsprechend der Typenbezeichnung erreichen sie Leistungen von 2 x 11 bzw. 2 x 25 Watt bei einem Klirrfaktor von 0,1% im Bereich von 1.000 Hertz und einer Leistung von 10 Watt. Der Frequenzgang, weicht von 20 bis 20.000 Hertz um nur 0,5dB ab.
Der vorbildlich saubere Aufbau der Leak-Geräte ist die äußere Entsprechung ihrer inneren Qualität.
Kompakt-Verstärker von Klein & Hummel
Den bisherigen Stereo-Verstärkern Telewatt VS-44, VS-55 und VS-66 stellt Klein & Hummel einen neuen großen Stereo-Verstärker VS-70 zur Seite, der wiederum als Kompakt-Verstärker Vorverstärker und Endstufen in einem Gehäuse und auf einem Chassis vereint. Seine zwei Gegentakt-Endstufen sind mit vier Röhren EL 36 aufgebaut, die ihm eine Ausgangsleistung von 2 x 30 Watt verleihen. Bei dieser Nennleistung bleibt der Klirrfaktor bei 1.000 Hertz unter 0,3%, bei 40 Hertz unter 0,8% und bei 5000 Hertz unter 0,6%. Bei geringerer Aussteuerung, wie sie in Wohnräumen normal ist, liegen die genannten Klirrgrade noch entsprechend günstiger.
Als Neuerung enthält das Gerät ein sogenanntes Multifilter. Das ist ein über Drucktasten einstellbares scharf abschneidendes Filter für 60 und 120 Hertz zur Beseitigung von Rumpelgeräuschen und für 4000 und 8000 Hertz zum Abschneiden des Rauschens und Klirrens, wie dies bei schlechten und abgespielten Schallplatten vorkommt.
Filter und Regler
Gegenüber der Frequenzbeeinflussung mit Hilfe von Baß- und Höhenreglern, bei denen der gesamte Frequenzbereich mit verändert wird, hat das scharf abschneidende Filter den Vorteil, daß der Frequenzgang hinter dem abgeschnittenen Bereich voll erhalten bleibt. Deshalb wird die Wiedergabe selbst beim Wegfall der Frequenzen über 8000 oder gar 4000 Hertz nicht dumpf, sondern bleibt auffallend klar.
Der gehörrichtige Laut/Leise-Schalter wurde beibehalten. Neu hinzugekommen ist ein Regler, der die scheinbare Basis der Stereo-Wiedergabe zu verändern erlaubt. Die erstmals bei Telewatt-Verstärkern angewandte Gleichstromheizung der Vorstufenröhren bringt einen noch verbesserten Störabstand. Die Eingänge sind für Stereo-Kristall- und Magnettonabnehmersysteme, Stereo-Mikrofon und -Tonband, sowie für zwei Radio-Eingänge ausgelegt, so daß Hochfrequenz- Stereofonie sowohl im Multiplex- wie im Zweifrequenzensystem wiedergegeben werden kann (könnte).
Details des Stereo-Verstärkers VS-70
Für die Aufzeichnung von beliebigen, von den Eingängen gelieferten Programmen auf Tonband in Mono oder Stereo besitzt der Verstärker eine besondere Tonbandbuchse in jedem Kanal. Eingebaute Pegelregler gestatten die Angleichung der Wiedergabelautstärke der Radio-und Phonoeingänge. Ein Phono-Entzerrer-Umschalter paßt die Schallplattenwiedergabe sowohl der amerikanischen RIAA- wie der europäischen CCIR-Schneidkennlinie an. Beim Betriebsarten-Umschalter leuchtet eine Lampe auf, sobald auf Stereo-normal geschaltet ist, um diese Betriebsart durch ein Signal besonders hervorzuheben.
Der Aufbau des neuen Verstärkers ist wiederum sehr übersichtlich und exakt. Die höchste im Verstärker vorkommende Arbeitsspannung für Röhren, Kondensatoren und Widerstände ist auf 275 V beschränkt, was die Betriebssicherheit durch verminderte Belastung der Bauteile bedeutend erhöht.
- Anmerkung : Das ist natürlich für einen Laien ganz besonders wichtig und aussagekräftig, welche Spannungen an den Röhren anliegen.
Die Gleichrichtung mit modernen Silizium-Leistungsdioden für eine Spitzenspannung von 1200 V sei besonders hervorgehoben. Neben den 4-, 8- und 16-Ohm Ausgängen für die Lautsprecher besteht für den eventuellen Anschluß eines dritten Lautsprechers ein sogenannter Phantomkanal, der bestimmte Frequenzanteile beider Kanäle zusammenführt. Außerdem ist ein Spezial-Mono-Ausgang vorhanden, an welchem die gesamte Summenleistung beider Kanäle für den gegebenenfalls vorkommenden Betrieb einer einzigen Lautsprecherkombination zusammengeführt wird. Damit ist ein idealer Universalverstärker auch für Mono-Anlagen gegeben.
DER TON ENTSTEHT IM LAUTSPRECHER
Die Anordnung der Lautsprecher im Raum kennzeichnet die stereofone Wiedergabe. Was dem flüchtigen Betrachter von der Schallplatte über den Plattenspieler bis zum Verstärker leicht entgehen konnte, hier wird das Prinzip der räumlichen Wiedergabe augenfällig. Zwei Kanäle durchlaufen die gesamte Anlage, deren verschiedener Informationsinhalt dafür sorgt, daß die Musik in vollendeter Natürlichkeit, den Raum in seiner Breite und Tiefe füllend, erklingt. Der Schall kommt aus zwei Richtungen zum Hörer, was genau der mit den Mikrofonen in verschiedener Richtung erfolgten „Durchleuchtung" des Aufnahmeraumes entspricht.
Bei der heute bevorzugten Verwendung von "Lautsprechergruppen" (Anmerkung : vermutlich hat er Zweiwegesysteme oder Dreiwegesysteme pro Box gemeint) bedeutet dies, daß jede Gruppe (also die Box) zweimal vorhanden ist und gemäß ihrer Aufstellung in einer den Raumverhältnissen angepaßten Entfernung von mindestens 2,50m die Besonderheit der zweikanaligen Stereo-Wiedergabe erkennen läßt.
Selbst wenn dann eine solche Anlage zur Wiedergabe von Mono-Aufnahmen verwendet wird, bietet sie eine Klangfülle, die anderen Anordnungen weit überlegen ist. Es wird also immer von Vorteil sein, sich grundsätzlich für eine Stereo-Wiedergabe einzurichten.
Die Qualität der Lautsprechertypen
So viele Lautsprechertypen es heute gibt, so unterschiedlich ist auch deren Qualität. Die Verwendung erstklassiger Erzeugnisse vorausgesetzt, bleiben in dieser letzten Stufe der Wiedergabeanlage zwei Probleme zu lösen, ohne die alle vorausgehenden Bemühungen vertan sind: die bestmögliche Abstrahlung der akustischen Schwingungen durch den Einbau der Lautsprecher und die wirklichkeitsnahe Wiedergabe aller im Original vorhandenen Schwingungen durch eine Unterteilung des gesamten Frequenzbereiches auf Lautsprechertypen, die den Teilbereichen optimal entsprechen. Die Erfüllung beider Forderungen mit allen Mitteln heutiger Technik bringt die notwendige HiFi-Qualität, ohne die jede Stereofonie in ihrer Wirkung verblaßt.
Der Einbau der Lautsprecher (Wissen aus 1961)
Obwohl schon längst bekannt ist, wie Lautsprecher auf die beste Weise einzubauen sind, macht dies in der Praxis am meisten Kopfzerbrechen. Eigentlich sollte man schon bei der Planung eines Hauses darauf Rücksicht nehmen. Wo dies versäumt wurde, wird man sich mit Einrichtungen abfinden müssen, die etwas aus dem Rahmen der gewohnten Innenarchitektur fallen. Die akustische Ausstattung eines Raumes und dessen Schalldämpfung im Haus wird früher oder später dem planenden Architekten ebenso selbstverständlich sein, wie die Überlegung eines praktischen Grundrisses.
Die beste Klangabstrahlung wird erreicht, wenn wir die Lautsprecher in die Fläche einer geschlossenen Wand einbauen. Hier ist der, besonders die tiefen Töne beeinträchtigende, akustische Kurzschluß zwischen der Abstrahlung der Lautsprechermembran nach vorn und der um 180 Grad gegenphasigen Abstrahlung nach rückwärts auf vollkommendste Weise verhindert.
Die nächstbeste Anordnung ist der Einbau in große Kästen mit einem Rauminhalt von mehreren hundert Litern. Dabei nimmt die Güte der Baßwiedergabe mit wachsendem Inhalt zu. Um die deshalb erforderlichen unförmig großen Gebilde zu vermeiden, kam man zur Konstruktion von Baßreflexboxen, bei denen der nach rückwärts abgestrahlte Schall nach einer durch eine Umwegleitung erzwungenen Phasenumkehr nach vorn geleitet wird und damit die Abstrahlung in den Wiedergaberaum noch verstärkt.
Lautsprecher - immer noch zu groß
Doch auch Baßreflexboxen erschienen vielen Benutzern noch als zu groß. In den kleinen Räumen vieler heutiger Wohnungen beanspruchen sie tatsächlich noch recht viel Platz. Die Konstrukteure gingen also noch einen Schritt weiter zu rückwärts luftdicht verschlossenen kleinen Boxen mit sehr schwingungssteifen Wänden, die man sogar bequem in Bücherregalen unterbringen kann. Bei diesen Kleinboxen wird die rückwärtige Abstrahlung der Membran so weit wie möglich durch eine dämpfende Füllung des Kastens vernichtet. Da dies den Wirkungsgrad der Lautsprecher stark herabsetzt, verbrauchen solche Kleinboxen hohe Leistungen, die aber schon aus anderen Gründen bei den Verstärkern bevorzugt werden.
Man kann mit Lautsprechern, Schallwänden und Lautsprecherboxen heute einen wahren Luxus treiben, der sich selbstverständlich auch in der Wiedergabequalität bemerkbar macht. Herstellernamen wie Acustic Research (AR), Wharfedale oder Goodmans seien nur ganz beliebig aus dem reichhaltigen Angebot ausgewählt, das von draußen über unsere Grenzen kommt. Inländische Produzenten beginnen sich jetzt auch auf den angelsächsischen Standard einzustellen, wobei die Voraussetzung des höheren Preises leider nicht zu umgehen ist.
Die Aufteilung der Frequenzen
Bereits vom Rundfunkgerät her ist der Verbraucher gewohnt, daß mehrere Lautsprecher für eine bessere Wiedergabe notwendig sind. Zumindest die Abstrahlung hoher Frequenzen war mit den normalen Lautsprechergrößen nicht zufriedenstellend zu erreichen. Viele ganz ausgezeichnete Lautsprecherkombinationen lassen sich mit gut gebauten Baß/Mittel-Tönern und angekoppelten Hochtonlautsprechern aufbauen. Meist erscheint aber bei ihnen der Bereich der mittleren Frequenzen allzusehr vernachlässigt, während die Baßwiedergabe auch nicht ihr Optimum erreicht.
So kam man zu einer dreiteiligen Kombination, bei der Frequenzweichen dafür sorgten, daß den für ihren Wiedergabebereich bestens ausgewählten Lautsprechern auch tatsächlich nur die Frequenzen zugeführt wurden, die sie abzustrahlen hatten.
Die Übergangsfrequenzen
Bei solchen Frequenzweichen ist die Entscheidung wichtig, bei welchen Frequenzen man von einem Bereich zum anderen übergeht. Diese Übergangsfrequenzen liegen heute etwa bei 800 und 2000 Hertz. Selbstverständlich richten sie sich nach den verwendeten Lautsprechern.
Der Hersteller von derartigen Lautsprecherkombinationen hat mit Sorgfalt zu vermeiden, daß Frequenzbereiche vernachlässigt werden und gar ganz ausfallen. Derartige „Löcher" können das Klangbild wesentlich beeinträchtigen. Erst die auch der Ohrempfindlichkeit angepaßte gleichmäßige Wiedergabe des gesamten hörbaren Bereiches ergibt ein harmonisches Klangbild mit trockenen Bässen, voll klingenden Mitten und weichen, aber dennoch strahlend hellen Höhen.
Die Engländer und Amerikaner (wir haben 1961)
Englische und amerikanische Lautsprecherfabriken geben ihren Erzeugnissen nicht nur erprobte Boxenabmessungen mit, sie stellen auch die passenden Frequenzweichen her, wobei oft noch ein Regler für die Höhen mit vorgesehen ist. Da solche Frequenzweichen den Lautsprecherimpedanzen angepaßt werden müssen, kann man sie nicht mit beliebigen anderen Lautsprechern verwenden. Für Lautsprecher deutscher Fabrikation bleibt oft nur übrig, sich die Frequenzweichen selbst zu bauen, was ohne viel Erfahrung meist fehlschlägt. Es ist nur eine Frage der Zeit und der Qualitätsansprüche der Freunde der HiFi-Wiedergabe, daß auch bei uns neben den wenigen bereits angebotenen Boxen Lautsprecher höchster Güte samt den erforderlichen Frequenzweichen angeboten werden.
Praktisches Zubehör
Abschließend sei noch auf einige Kleinigkeiten hingewiesen, die sich als recht praktisch erwiesen haben. Die Bedeutung der Auflagekraft wurde bereits im Abschnitt über Tonarme erörtert. Wenn auch die Tonarme deren Verstellung erlauben, so geben sie keinen Aufschluß über deren absoluten Betrag, weil eine Eichung angesichts der verschiedenen Gewichte der Tonabnehmersysteme nicht ohne weiteres möglich ist. Deshalb ist eine direkte Messung der Auflagekraft vorteilhaft, für die Garrard den Nadeldruckmesser SPG 3 herstellt. (Anmerkung : mannennt das auch Tonarmwaage) Das kleine Gerät hat einen Meßbereich von 0 bis 12 Gramm mit einer Skalenteilung von 0,5 Gramm. Mit einem Testgewicht kann es genau einjustiert werden.
Manche Amateure haben eine etwas unsichere Hand und wünschen sich deshalb einen Tonarm mit einer Aufsetzvorrichtung. Da diese nur in wenigen Fällen am Gerät vorhanden ist, wurde mit dem Dextrafix-Mikrolift eine sicher arbeitende und gut aussehende Vorrichtung zum nachträglichen Einbau geschaffen. Mit einer Höhenverstellung kann sie jedem Tonarm angepaßt werden und ermöglicht durch einfaches Umlegen eines Hebels das sanfte Aufsetzen der Nadel auf jede gewünschte Stelle der Schallplatte. Damit braucht auch der Ungeschickte kein Abrutschen des Tonarmes mehr zu befürchten.
Der Staub bei Licht besehen
Wer seine Schallplatten einmal bei gutem Licht besieht, wird erstaunt sein über die Staubschicht, die sich in ihren Rillen angesammelt hat. Dieser, zum Teil aus sehr harten Mineralien zusammengesetzte Staub trägt wesentlich zur raschen Abnutzung von Schallplatte und Abtastspitze bei.
Leider gibt es bis heute keine einwandfrei arbeitende Plattenbürste zur Entfernung dieses Staubes. Dabei ist mit ihr genau so wie mit dem Plattentuch die Gefahr des Hineinreibens der Staubkörnchen und eine weitere Beschädigung der Platten viel zu groß.
Sorgsame Schallplattenfreunde benutzen deshalb einen weichen Pinsel, mit dem sie ihre Plätten jeweils vor dem Abspielen reinigen. Diese Mühe nimmt ihnen jetzt der „Dust Bug" ab, der mit einem kleinen Gummisaugnapf wie ein zweiter Tonarm neben dem Plattenteller montiert werden kann. Sein Plexiglas-Arm trägt vorne einen kleinen Nylonpinsel, der in die Einlaufrille gesetzt wird und beim Abspielen der Platte in den Rillen weitergeführt wird. Hinter dem Pinsel befindet sich noch eine Pfüschrolle, die eine breitere Bahn „auskehrt" und die mit einer antistatischen (flüssigen) Imprägnierung versehen ist, um elektrische Aufladungen zu beseitigen. Wer auch nur einmal den am Ende der Platte zusammengekehrten Staubhaufen gesehen hat, wird nie mehr ohne diese kleine Vorrichtung spielen.