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Ein Artikel aus den Telefunken Hauszeitschriften 1950/55

Diese Telefunken Hauszeitschriften waren natürlich ein Werbeorgan der Firma Telefunken. Vieles würde schön geredet und aufgehübscht, insbesondere die Zeit der 12 Jahre des NS-Regimes im 3. Reich. Manche Laudatien blenden diese Zeit einfach aus oder formulieren recht durchsichtig drum herum. Es war eben erst 1950 - 5 Jahre nach dem Ende des 2.Weltkrieges.

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1926 : Die ersten Gedanken zum UKW-Rundfunk

Von F. Schröter - 1951 - TELEFUNKEN-ZEITUNG . 24. Jg., Heft 90 . März 1951

Professor Dr. F. Schröter vom "Instituto Nacional de Elektrönica", Madrid, der frühere Leiter unserer Forschungsabteilung, hatte die Freundlichkeit, uns einige seiner Erinnerungen zur Verfügung zu stellen, die wir im folgenden, durch mehrere Literaturhinweise erweitert, wiedergeben.

  • Anmerkung : Dr. Schröter war in der NS-Zeit der leitende Kopf der deutschen Funk-Entwicklung für Kriegszwecke. Er mußte für sich selbst abwägen, macht er bei den NAZIs mit oder steigt er aus - mit all den Folgen - und Minister Josef Göbbels war da überhaupt nicht zimperlich. Diese Gedankenwelt wurde später nach dem Krieg von seinen echten Freunden dem Entnazifizierungskommitee der Amerikaner mehrfach von unterschiedlichster Seite vorgetragen, hatte jedoch keinen Einfluß. Er war erheblich belastet, denn er war ganz ganz oben der wichtigste Mann bei Telefunken. Jedenfalls war er in Deutschland West bis etwa 1951 eine "persona non grata", quasi offiziell geächtet und nirgendwo in den alten Firmen oder deren Überbleibseln unterzubringen. In Spanien war ein solch kluger Kopf aber sehr willkommen.

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Wie es zu unserem bundesdeutschen UKW kam

Der Gedanke, den UKW-Bereich zur Ergänzung des (westdeutschen) Rundfunks im Lang- und Mittelwellenbereich heranzuziehen, war ursprünglich durchaus nicht so selbstverständlich, wie er uns heute erscheint.

Nur für die Zwecke des Fernsehens faßte man schon frühzeitig die Ultrakurzwellen ins Auge, da erst bei ihnen die beim Fernsehen benötigten Bandbreiten zur Verfügung standen.

Deshalb ist auch der erste Vorschlag für einen UKW-Rundfunk in einem Fernsehpatent der Firma Telefunken vom 9. Januar 1926 enthalten [1]. In dieser Patentschrift hat F. Schröter nicht nur den Wellenbereich von 1 bis 10m, wie er sich später als tatsächlich zweckmäßig erwies, angegeben, er hat auch schon in diesem Zusammenhang auf die Bündelungsfähigkeit dieser Wellen hingewiesen.

Zwar waren die Leistungen bei diesen hohen Frequenzen noch gering. A. Esau hatte Ende 1925 bei einer Wellenlänge von 3m eine Leistung von 100 W erreicht und im Winter 1925/26 eine Entfernung von 40km mit tönender Modulation überbrückt.

Auch A. Meißner und K. Apel hatten bei der Erprobung von Meterwellen für eisenbahntechnische Zwecke unerwartet hohe Feldstärken beobachtet. Es bedurfte aber doch eines weit vorausschauenden Geistes, um die Möglichkeiten, die sich hier boten, zu erkennen.
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Die "Fernwirkungsgrenzen" der Meterwellen

,,Man rechnete von vornherein mit einer im wesentlichen geradlinigen Ausbreitung und mit dadurch, ähnlich wie für Lichtstrahlen, eng gezogenen Fernwirkungsgrenzen der Meterwellen. --
Nichts deutete auf deren Fortleitung durch ein verlustarmes Medium in großen Höhen. Es war vielmehr hauptsächlich der immer fühlbarer werdende Wellenmangel, der das Bedürfnis weckte, Anwendungen jener noch frei verfügbaren extrem hohen Frequenzen, wenn auch für Nahverkehr, zu erschließen, und die Grundlage für diese Bestrebung bildete die fortgeschrittene Beherrschung der Elektronenröhre als Generator und als Verstärker."
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Das war aus einem Referat von 1927

Diese Stelle ist einem Referat [2] entnommen, in dem die seit 1927 bei Telefunken auf Veranlassung von F.Schröter durchgeführten systematischen Versuche zusammengefaßt sind.

Der erste Sender, ein selbsterregter tonmodulierter Röhrensender, stand im Vox-Haus (Berlin, Potsdamer Str. 4). Ein zweiter Sender (lamda  = 3,2 ... 11,6m) mit einer Antennenleistung von etwa 60 W befand sich auf dem Dache des Forschungsinstitutes der AEG.

Zum Empfang wurde ein von H. Muth und P. Hermanspann angegebenes Audiongerät benutzt. Es bestand aus einer Röhre REN 904 mit blockiertem Gitter und drei Stufen Niederfrequenzverstärkung.

Mittels Pendelrückkopplung war Lautsprecherempfang im Inneren von Massivbauten bis zu etwa 5km Abstand vom Sender möglich. Man gewann so verläßliche Werte der mittleren Dämpfung von Ultrakurzwellen im Häusermeer der Stadt und eine Vorstellung vom Feldverlauf und Leistungsbedarf bei dicht bebauten Flächen [3].
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Auch andere Stellen forschten

Auch von anderen Stellen, vor allem vom Reichspostzentralamt, wurden ähnliche Versuche durchgeführt, zuerst in Chemnitz und dann in Berlin.

Um die Reichweite besonders hochgelegener Sender zu ermitteln, wurde auf dem Brocken (Harz) ein Sender in 1040 m absoluter Höhe aufgestellt, in dessen Hochfrequenzteil eine Telefunkenröhre, Type RS 229, mit 500-periodigem Wechselstrom von 2000 V gespeist wurde (lamda = 3,2 m).

,,Zur weiteren Nachprüfung der Theorie wurde in einer Versuchsreihe die Sendeenergie stufenweise im Verhältnis von ungefähr 80:1 geändert. Dabei stellte es sich heraus, daß bis zu einer Grenze von 79km sämtliche Energiestufen, allerdings mit verschiedener Lautstärke, noch gut empfangen werden konnten. Von da an nahm die Lautstärke rasch ab und in 85 km Entfernung war nur noch die größte Energie aufnehmbar.

Dieser außerordentlich instruktive Versuch, bei dem die Reichweite des Senders sich trotz seiner Energieveränderung von 1 : 80 nur unwesentlich verschiebt, zeigt sehr deutlich, daß die Reichweite in der Hauptsache auf den direkten Strahl beschränkt ist und daß die Unterschiede der Reichweite nur dadurch Zustandekommen, daß im Gebiet der abgebeugten Strahlung die geringe Energie schneller auf den Reizschwellwert des Empfängers abklingt als die größere" [4].
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Wir nennen es "quasioptische Wellen"

Alle diese Versuche rechtfertigen die von F. Schröter vorgeschlagene Benennung ,,quasioptische Wellen", die bald allgemein angenommen wurde.

Dem Vordringen zu noch kürzeren Wellen war zunächst durch den Mangel geeigneter Röhren eine Grenze gezogen. Deshalb konstruierte W. Ludenia einen höchst einfachen Funkensender für Dezimeterwellen, demonstrierte die Bündelung durch einen aus Drahtgaze hergestellten Parabolspiegel (Bild 1) und schuf mit der Erfindung des in der Brennebene geschwenkten Dipols ein Grundelement späterer Funkortung.

Koppelte man die Funkenstrecke des Senders an den Anodenkreis einer telefoniemodulierten Röhre, so ergab sich einwandfreie akustische Fernübertragung, die wohl als ,,Dichtemodulation" von Impulsen anzusprechen ist [5]. Die Zündspannung der Funkenstrecke bleibt immer die gleiche, aber während der positiven Halbwelle der Anodenspannung kann ihre Kapazität viel häufiger aufgeladen und vom Durchbruch entladen werden als in der negativen Halbwelle. Die Empfänger-Zeitkonstante macht das Tongemisch direkt hörbar.
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Es war ein Studium der Wellenausbreitung

Alle diese Versuche dienten aber zunächst nur dem Studium der Wellenausbreitung. Ein wirklicher UKW-Rundfunk konnte erst versuchsweise demonstriert werden, als mit der Verbesserung der Röhren die Voraussetzung für stärkere fremdgesteuerte Sender gegeben war.

Ein quarzgesteuerter Sender für 6m Wellenlänge auf dem Nauener Gelände mit einer Antennenhöhe von 30m hatte eine Antennenleistung von 1,5 ... 2kW.

Als diese Anlage im August 1930 vor Vertretern der Behörde vorgeführt wurde, fiel schon damals die Güte der Modulation und die Konstanz der Wellenlänge auf.

Als Empfänger diente ein von H. Muth entworfenes Gerät in Pendelrückkopplung- Schaltung, das mehrere Kilometer entfernt im Nauener Postamt errichtet war.

Der Sender wurde später (1931) im Telefunken- Bild-Laboratorium, Berlin, Tempelhofer Ufer 9, aufgestellt und übertrug das Berliner Rundfunkprogramm (Bild 2).

Für die damals gebräuchlichen Rundfunkempfänger wurde ein Audion-Vorsatzgerät gebaut, das an die Tonabnehmerbuchsen angeschlossen werden konnte. Es ergab guten, völlig konstanten Lautsprecherempfang bis zu 15km Entfernung.
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Der örtliche UKW-Rundfunk mußte warten

Wenn trotz dieser Ergebnisse der von F. Schröter verschiedentlich angeregte örtliche UKW-Rundfunk noch nicht Wirklichkeit wurde, so hatte dies vornehmlich zwei Gründe:

1. Es lag nahe, mit der Einführung neuer Geräte gleich einen zweiten Schritt in der Richtung auf höchste Übertragungsgüte zu verbinden, nämlich den Übergang von Amplituden- zu Frequenzmodulation. Hierfür waren die Vorarbeiten aber bei weitem noch nicht abgeschlossen.

2. Der Rundfunk bzw. die Deutsche Reichspost war nicht die einzige Behörde, die in Deutschland über das neu erschlossene Wellengebiet zu verfügen hatte. Die Luftfahrt (Anmerkung : besser : die Luftwaffe) beanspruchte diese Frequenzen gleichfalls, da sie für ihre Zwecke besonders brauchbar waren.

Vom hochfliegenden Flugzeug aus mußte man auch im UKW-Gebiet erhebliche Reichweiten erwarten, was auch durch die ersten Versuche bestätigt wurde [7]. Heute kann sich die Luftfahrt, bei der kleine Antennen von besonderer Bedeutung sind, der inzwischen erschlossenen Dezimeter- und Zentimeterwellen bedienen, so daß der Anwendung der UKW-Wellen im Metergebiet für den Rundfunk nichts mehr im Wege steht. Die Pläne von 1929 sind Wirklichkeit geworden.
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Bildunterschriften

Bild 1: Drahtspiegel für Richtversuche mit Dezimeterwellen (1929)

Bild 2: Die Antenne des Ultrakurzwellen-Senders auf dem Telefunkenhaus, Tempelhofer-Ufer 9. („Der kurze Stab ganz oben auf dem vordersten Mast") [61

Literatur
[1] DRP Nr. 459 660 Telefunken Ges. f. drahtlose Telegraphie m. b. H. ,.Verfahren zur Übertragung von Fernsehbildern" vom 9. Januar 1926.
[2] F.Schröter, Die Anwendung ultrakurzer gebündelter Hertzscher Wellen für Fernmeldung: Dokument Nr. 409 der Welt-Ingenieurkonferenz in Tokio 1929.
[3] F.Schröter, Zur Frage des UKW-Rundfunks: ENT 8 (1931), S.431.
[4] F. Gert h und W. Seh epp mann, Reich weitenversuche mit der 3-m-Welle vom Flugzeug und vom Brocken: Z. f. Hochfrequenztechnik 33 (1929), S. 22.
[5] Vgl. F. Schröter, ENT Bd. 7 (1930), S.1.
[6] F. Schröter, Telefunken-Zeitung Jg. 12 Nr. 57 (April 1931)
[7] H. Faß bend er und G. Ku rl bau m, Abhängigkeit der Reichweite sehr kurzer Wellen von der Höhe des Senders über der Erde. Z. f. Hochfrequenztechnik 33 (1929), S. 52.

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