Die Heco B230/8 aus 1968
Unsere Box stammt vom Juli 1968. Es ist eine für damalige Entwicklungen typische Holzkiste mit möglichst dicken Wänden und einer dicken Frontplatte und einer ebenfalls dicken Rückwand. Nichts sollte scheppern oder pumpen. In der Mitte des Gehäuses ist eine zusätzliche Metallstange vorhanden, die die beiden parallelen Front- und Rückwand-Flächen versteifen soll.
Die HECO Chassis sind - (im Gegensatz zu den BRAUN L710) - nur von innen zu entnehmen oder zu montieren. Das Metall-Lochgitter geht nicht ab, es ist ganzflächig verklebt.
Natürlich ist das Holz der Wände (nur) eine Pressspanplatten-Variation, die äußerlich furniert ist. Es gab die Box auch noch in Palisander und Schleiflack weiß (gegen Aufpreis natürlich - Nußbaum Furnier war damals noch billiger).
Um die unerwünschten Luftbewegungen innen im Gehäuse zu dämpfen, wurden 2 Lagen dicker Glaswolle - Kitzelmatten reingefüttert. Die sollte man heutzutage nur noch mit Handschuhen oder einer speziellen Kohlezange herauszerren und möglichst ganz lassen. (und später wieder ein stecken)
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Die "Frequenzweiche" ist an der Rückwand festgeschraubt . . .
Jetzt hat die Box nur einen Hochtöner und drei relativ kleine parallel geschaltete Mittel-Tieftöner. Dennoch sind dort 3 Spulen - davon eine sehr massiv - und 3 Kondensatoren und zwei Hochlast-Widerstände zu finden.
Das ist bemerkenswert, weil es recht aufwendig ist. Die Art der Montage ist aber sehr "dünn" oder befremdlich, weil fliegend verdrahtet. Da wurde anscheinend nachgebessert, zumindest, was die dritte geanz kleine Spule angeht.
Ein weiterer Blick in das Innenleben
Außer daß innen fast nichts drinnen ist, wie bei sehr vielen Lautsprecherboxen auch, fällt auf, daß bei dieser 8 Ohm Box die drei Tieftöner parallel geschaltet sind.
Die große Spule der Frequenzweiche für diesen Tieftonbereich hat einen Scheinwiderstand von 0,4 Ohm, also müssten die drei Tiefton-Chassis einen Gesamtwiderstand von ca. 7,5 Ohm haben. Damit müsste jedes einzelne Chassis mehr als 20 Ohm Scheinwiderstand besitzen. Das ist für HECO ungewöhnlich, weil mit zunehmendem Scheinwiderstand höhere Spannungen vom Verstärker geliefert werden müssten.
Damit steigt die Gefahr des Spannungsüberschlages innerhalb der Schwingspule deutlich, also genau das Gegenteil von dem Konzept der BOSE 901 Boxen, bei denen 9 Chassis mit 0,8 Ohm (in Reihe) sogar an den 110 Volt der Netzsteckdose (in den USA) noch funktioniert hatten.
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Dieses B230/8 Konzept birgt also noch einige Geheimnisse, warum das damals so gemacht worden war. Fast alle deutschen Boxen hatte 4 Ohm, auch die Mehrzahl der HECO Produkte.
Die Chassis sind von hinten auf die Schallwand aufgeschraubt und diese ist fast 2cm stark. Also daß die Chassis bei zuviel Bass vorne am Gitter anschlagen würden, ist auch ein Scherz, der technisch nicht machbar ist. Sie schlagen eher innen am eigenen Magneten an, wenn der Hub zu groß wird. Und soviel Hub können diese kleinen Dinger auch wieder nicht.
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Die dicke Rückwand ist massiv verschraubt
Die sogenannten SPAX Spanplattenschrauben, die irgendwann patentiert waren, gab es entweder damals noch nicht oder sie waren zu teuer. Jedenfalls diese hier (übrigens auch bei Grundig) leiern nach dem dritten Male Öffnen der Rückwand aus und müssen ersetzt werden.
Es müssten sogar noch Feho Chassis gewesen sein.
Feho war eine uralte Lautsprecherfabrik von 1928 und eigentlich aus Leipzig. Laut der mir bekannten Zeitzeugen ließ der kleine Hersteller Heco aus Schmitten im tiefsten Taunus eine recht lange Zeit die Chassis nach seinen Vorgaben bei Feho in Remscheid herstellen und die Gehäuse bei irgend einer Möbelfabrik den Rhein rauf und den Rhein runter. Im Ossiland hatten die Feho Leute aber keine Zukunft und gingen in den Westen. Heco kaufte die Fabrik komplett etwa in 1970 und verlagerte die Produktion ebenfalls in den Taunus.
In den alten Feho Unterlagen findet man ein 13cm Chassis, das sicher als Langhuber umgebaut wurde und so als Tieftonkomponente in den ersten Heco Hifi Boxen verbaut wurde. Diese Box mit einem heutigen Verstärker zu fordern, dürfte also etwas übertrieben sein.
Die von Feho beworbenen Produkte (Lautsprecher wie auch Chassis aus 1968) zeigten aber auch, daß die dortigen Entwickler den Zug der Zeit verschlafen hatten.
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