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„We make a nicer noise"

Peter Walker und Walter Schild in 1981

STEREO-Redakteur Walter Schild sprach in Hamburg mit Peter Walker (links).

Die Fragen :

STEREO: Mister Peter Walker, warum verwenden Sie einen Dipol-Lautsprecher, der nach vorn und nach hinten gleichmäßig abstrahlt? Bringt das nicht Probleme mit sich?

Walker: Wollte man dies nicht, so muß man eine Box mit allen ihren Resonanzproblemen bauen. Bei uns kann nichts schwingen - mit Ausnahme der Membrane. Die aber ist so leicht und wird so stramm vom elektrischen Feld geführt, daß quasi keine Membrane vorhanden ist. Sie ist nur 3 Micron dünn, sodaß Sie keinen Unterschied hören, wenn ich sie während des Sprechens zwischen uns beide halte.

STEREO: Aber das Problem der Aufstellung derartiger Strahler ist doch nicht zu leugnen?

Walker: Alle Lautsprecher sind kritisch in der Aufstellung. Unser Lautsprecher ist den üblichen Konstruktionen sogar noch überlegen, weil er nur noch vorn und hinten abstrahlt und nicht noch zusätzlich nach oben und zur Seite. Trotzdem ist unser Prinzip natürlich ein Kompromiß, denn will man einen Einfluß vermeiden, so erkauft man sich dies oft mit einem Sack zusätzlicher Effekte.

STEREO: Übliche Elektrostaten sind bekannt für ihre Baßschwäche. Wie stehen Sie dazu?

Walker: Weil die Membrane nur etwa einen halben Zentimeter Spielraum zwischen den Polplatten hat und die Abstrahlfläche begrenzt ist, sind natürlich tiefe Pegel begrenzt. Wollte man beispielsweise den Übertragungsbereich nur um eine Terz nach unten erweitem, so muß man wegen der nötigen Kraft die Spannung verdoppeln, weil der Luftspalt ebenfalls vergrößert werden muß. Dies würde bei uns eine Erhöhung der Spannung von 7 auf 14 kV bedeuten. Nennen Sie mir einen Trafo, der das kann und gleichzeitig das Audio-Frequenzband mit hoher Qualität überträgt. Unser Lautsprecher erreicht bei 35Hz etwa -6dB Schalldruck und fällt mit nur mit 18dB/Okt. ab, also wesentlich langsamer als beispielsweise eine Baßreflexbox mit ihren 24dB/Okt.

STEREO: Sie empfehlen dafür also keinen Subwoofer oder werden gar einen entwickeln?

Walker: Nein, auf keinen Fall. Es wird aber sicher ein paar "HiFi-Freaks" geben, die das machen werden.

STEREO: Mr. Walker, wie stimmen Sie einen Lautsprecher ab? Hauptsächlich nach Gehör oder meßtechnisch?

Walker: Ich entwickle rein meßtechnisch. Lediglich den Einfluß der Bündelung beurteile ich im Wohnraum, weil niemand sagen kann, was die optimale Bündelung ist.

STEREO: Wie sieht dann der Frequenzgang und der Schall-Leistungsfrequenzgang aus?

Walker: Gemessen im Freifeld steigt der Frequenzgang leicht an. Weil Bündelungsgrad und Schall-Leistung zusammenhängen, fällt dieser Frequenzgang natürlich ab.

STEREO: Wie stark?

Walker: Es sind rund 5dB bei 8kHz, wobei es darauf ankommt, diesen Verlauf möglichst gleichmäßig zu machen.

STEREO: Ihr Lautsprecher ist - so die Information - auch in der Lage, ein Rechtecksignal exakt zu reproduzieren. Sind Sie der Meinung, daß das ein Lautsprecher können muß?

Walker: Nein, keineswegs. Aber wenn es vom Prinzip her praktisch umsonst mitgeliefert wird, warum soll man traurig darüber sein, zumal andere Hersteller dynamischer Systeme mit Macht versuchen, das zu erreichen.

STEREO: Nun zum Prinzip des neuen Modells. Wie kamen Sie gerade auf 8 Ringe? Sind theoretisch nicht mehr notwendig?

Walker: Wir hatten 1963 mit einem induktiven Prinzip angefangen, das aus 24 Ringen bestand. Aber man braucht gar nicht so viele. Die Verzögerung zwischen den einzelnen Ringen beträgt nun 24us.

STEREO: Sie machen diese Verzögerung induktiv. Warum verwenden Sie nicht elektronische Verzögerungsleitungen?

Walker: Wenn man die Verzögerung kapazitiv machen würde, dann spielten die meisten Verstärker nicht mehr mit. Wenn man aber, so wie wir, vor die Membrankapazitat setzt, so sieht der Verstärker im Wesentlichen nur den reellen Widerstand des Lautsprechers.

STEREO: Der alte Quad war in puncto Ladung recht empfindlich. Was haben Sie nun dagegen gemacht?

Walker: Wir haben jetzt eine elektronische Leitung der Lautsprechermembrane, also nicht mehr ionisch, die ja sehr von der Luftfeuchtigkeit abhing. Die jetzige Membrane leitet gewissermaßen und sichert daher eine rasche und betriebssichere Ladungsverteilung auf der Oberfläche. Jeder sagte mir, daß man das mit einer Mylar-Folie nicht machen könne. Ich hab's gemacht. Die Dotierung ist wie bei Halbleitern. Bei uns ist es ein leitfähiges freies Atom auf 10 Millionen nichtleitende - nicht mehr. Das war eigentlich unser größtes Problem.

STEREO: Die Begrenzung des maximalen Schalldrucks auf 100dB erschreckt ein wenig angesichts der kommenden PCM-Technik. Ihr Lautsprecher wird sicherlich über lange Zeit existieren, gibt es eine Möglichkeit, diese "Schallgrenze" nach oben zu durchbrechen?

Walker: Meiner Meinung nach ist es unnötig, Spitzen im Signal von - sagen wir - 10dB exakt zu reproduzieren. Nicht nur erfordert das von einem 100Watt Verstärker eben auch 100Watt Leistung, auch auf den künftigen PCM-Platten werden derartige Spitzen nicht vorkommen. Denn den Gewinn an Dynamik, rund 90dB, wird man dazu ausnutzen, vom Quantisierungsrauschen wegzukommen und nicht für die Reserve nach oben, um Impulsspitzen von 10 oder 20dB verzerrungsfrei aufzunehmen. Deswegen muß der Lautsprecher das auch nicht können, ich bin überzeugt, daß wir mit unserem neuen Quad "a nicer noise", ein netteres Geräusch machen können als andere.

  • Anmerkung : Da hatte sich Vater Walker aber (mit "Nichtwissen") ganz schön geirrt. Das mit dem Quantisierungsrauschen hatten die Elektroniker schon recht bald im Griff. Doch wir hatten ja erst 1981 und die CD und die Abspieler waren ja noch gar nicht im Handel. Es gab ja bislang nur ausgewählte Vorführungen von Philips mit deren Testmaschinen.

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