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Peter Walker auf Promotion Tour - bereits im Sommer 1981

1981 Peter Walker mit W. Schild

von Gert Redlich im April 2017 - Der Redaktuer der STEREO Walter Schild wurde bereits im Mai/Juni 1981 nach Hamburg zum deutschen Vertrieb "SCOPE" eingeladen. Karl Breh begrüßte seine Gäste von QUAD - Vater Peter und Sohn Ross Walker - ein halbes Jahr später in Karlsruhe in seiner Redaktion und ließ sich den neuen QUAD Lautsprecher dort vorführen.

In dieser und den späteren Rezensionen kommt ganz deutlich hervor, diese neuen Lautsprecher sind absolut irre gut - wenn sie richtig aufgestellt werden. Und das ist ja nach wie vor (bzw. immer noch) der Knackpunkt bei vielen Lautsprechern. Und darum kritisiere oder verwerfe ich so manche "Tests" in den Hochglanz-Magazinen, wenn dort kein Wort über die (oder eine) kritische Aufstellung verloren wird.

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LAUTSPRECHER-TECHNIK AUS STEREO 6/1981
Der neue Quad Elektrostat ESL 63

Die ESL 63 sollte hoch stehen
Das von Walker gezeigte Polardiagramm zeigt auch in den Höhen eine breite Abstrahlcharakteristik

von Walter Schild in 1981 - Peter Walker (64) gehört in der HiFi-Branche zu den Männern der ersten Stunde: Bereits 1936, im Alter von 19 Jahren, baute er Verstärker für gehobene Ansprüche, damals freilich noch ohne das bezeichnende Kürzel „HiFi". Später nannte er seine Firma „Quad", was für „Quality Unit Amplifier for Domestic Use" steht. Neben der Elektronik verschaffte sich auch Walkers Elektrostat hohes Ansehen - ein Lautsprecher, der im Prinzip seit 1955 unverändert gebaut wird und immer noch bei Audiophilen hoch im Kurs steht.

Es begann 1963 - wir haben jetzt 1981

Doch bereits seit 1963 wird am Nachfolgemodell getüftelt. Es ist ebenfalls ein Elektrostat, der jedoch eine neue Idee der Klangreproduktion in sich birgt: das „Einpunkt-Lautsprecherprinzip". Walter Schild hatte die Gelegenheit, eines der ersten Serienmodelle dieses neuen Lautsprechers zu hören und ein Gespräch mit Peter Walker über sein neuestes Produkt zu führen.

Walker hatte es sich patentieren lassen

Was ist revolutionär beim neuen Quad? Eigentlich nur die Idee, die sich der Erfinder bereits in „grauer HiFi-Vorzeit" schützen ließ. Mit der Vorstellung als Basis, daß der ideale Lautsprecher eine „atmende Kugel" sein müßte (was aber technisch kaum zu machen ist), sagte sich Peter Walker: Wenn man schon keine Punktquelle verwirklichen kann, so muß man das von ihr ausgehende Schallfeld einfach dadurch simulieren, daß man die gekrümmte Wellenfront elektronisch nachbildet.

Wie die Skizze 1 verdeutlicht, ist der Lautsprecher sozusagen eine Schnittebene im Ausbreitungsfeld. Von dieser Ebene ist nun zu fordern, daß sie, ausgehend vom Zentrum, den Schall immer mehr verzögert abstrahlt, damit die gewünschte gekrümmte Wellenfront (die nun von einem Punktstrahler zu kommen scheint) nachgebildet wird. Diese Verzögerung macht Peter Walker genial einfach: mit Induktivitäten.

Eine Reihe von Spulen verzögern das elektrische Signal exakt so, wie es die Theorie fordert. Die Membrane selbst ist wegen der zeitlich verschiedenen Bewegungen, die sie abhängig vom Ort ausführen muß, nicht mehr ein Ganzes, sondern in 8 konzentrische Flächen unterteilt.

Jede einzelne dieser Flächen erhält ihr verzögertes Signal, so daß der Hörer der Illusion unterliegt, der Schall käme eigentlich von einer Punktquelle.

Er nennt es "die simulierte Punktquelle"

Diese Skizze verdeutlicht das Prinzip des Lautsprechers

Schon früh hatte Peter Walker diese Idee der simulierten Punktquelle. Anfangs war der Prototyp enorm aufwendig aufgebaut: Eine Spirale mit 24 Windungen wurde in jeder Windung unterbrochen und separat über ein Induktionsfeld angetrieben. Daß derartige Konstruktionen nicht verkauft werden konnten, mußte man bald einsehen. Also hieß es, einen Kompromiß zu finden, der fertigungstechnisch wie akustisch befriedigen konnte.

Keine Probleme mehr mit dem Elektrostaten

Die acht konzentrischen Segmente, von denen das kleinste die zentrale Scheibe ist (siehe Foto) und das größte die äußere Abgrenzung, arbeiten nach wie vor nach dem elektrostatischen Prinzip, das Quad nunmehr seit 25 Jahren beherrscht. Besitzer alter Quad-Elektrostaten kennen die Probleme, die damit verbunden sind. Die Ladung, die zum Betrieb notwendig ist, verteilt sich nach Alterung der Folie oder unter sehr trockenen Luftverhältnissen nicht mehr gleichmäßig auf der Oberfläche. Baßverlust oder Ton-Störungen sind die Folge.

Früher gab es die Hochspannungsüberschläge

Die ringförmig aufgebaute Membrane, deren einzelne Segmente zeitversetzt angesteuert werden

Ein anderes Phänomen kennen fast alle Besitzer von elektrostatischen Lautsprechern: das Knistern von Hochspannungsüberschlägen.

Den neuen Quad läßt dies kalt: Die hauchzarte Folie, die durch das elektrische Feld angetrieben wird, besitzt einen definierten Leitwert, so daß sich die Ladung unter allen Betriebszuständen immer rasch und gleichmäßig über die Fläche verteilen kann.

Der Trick dabei: Wie in der Halbleitertechnik wird die Kunststofffolie mit Fremdatomen „dotiert", das zu einer Art Halbleitereffekt (wie beim Transistor) der Folie führt. Gegen das Prasseln von Hochspannungsüberschlägen gibt's ebenfalls ein Patentrezept. Mit Hilfe einer elektronischen Schutzschaltung wird die Maximalspannung auf 7000 Volt begrenzt.

Dafür aber nur maximal 100dB Schalldruck

Das bringt jedoch einen gewissen Nachteil mit sich, den Peter Walker allerdings einkalkuliert hat. Die maximale Lautstärke ist dadurch auf 100dB Schalldruck in 2m Abstand begrenzt (Genau: 2 N/m2 in 2m Abstand). Für Discosound ist dieser Lautsprecher also nicht gemacht. Allein die durch das Prinzip begrenzte Baßwiedergabe dürfte Hardrock- und Discofans wenig befriedigen.

Der halbe Schalldruck (-6dB) wird - so Walker - bei 35Hz erreicht. Befriedigt werden dürften also eher die Connaisseurs unter den HiFi-Freunden. Durch die verzögerte Schallabstrahlung wird nämlich ein Manko des alten „Quad" mit seinem Tief-Mittel- und Hochton-Feld vermieden. Statt wie bisher knapp 7 Grad beträgt die Bündelung hoher Frequenzen (8kHz) rund ±25 Grad (-3dB). Das Polardiagramm, das Peter Walker zeigte, belegt dies eindrucksvoll.

Das Hörerlebnis in Hamburg

In Hamburg hörte ich diesen Lautsprecher nun - nachdem schon viel über seine Theorie geschrieben wurde - zum ersten Mal in natura.

Skeptisch, wie man als "professioneller Hörer" nun mal zu sein hat, nahm ich auf dem Jugendstil-Sofa in der Villa von Thomas Wegener, dem (damaligen) Quad-Importeur für Deutschland (Scope), Platz.

Zwei Boxen auf leeren Wasserkisten

Ein vertrauter Anblick: ein Thorens TD 126 mt Ultimos Karat, Quad-Elektronik und schließlich der neue Quad-Lautsprecher. So groß wie der „alte", jedoch statt in die Breite geht er mehr in die Höhe. Dann ein Stilbruch: die Lautsprecher stehen auf umgekippten Plastikkisten, die sonst Mineralwasserflaschen beherbergen. „Die Jungs hier sagen, so würde er besser klingen", meint Walker dazu lakonisch.

Zuerst eine Entäuschung

Die Nadel senkt sich - die Offenbarung bleibt aus: Nicht schlecht, das Klangbild, aber es fehlt die Perspektive, die Choraufnahme wirkt breiig, der Hallanteil synthetisch, das Klavier steht irgendwie im Raum. So hatte ich schon zahllose Lautsprechervorführungen erlebt, die jeweils immer als etwas „ganz Besonderes" angekündigt worden waren.

„Diese Weißpressung hat mir ein deutscher Tonmeister extra zur Vorführung gegeben", bemerkt Peter Walker, aber er hätte da noch etwas auf seiner B80, eine EMI-Aufnahme eines Chors, aufgenommen in der Westminster Abbey, die sollte ich mir mal anhören.

Sprachlos . . . .

Was dann geschah, läßt sich mit Worten kaum beschreiben. Der Chor wurde dermaßen aufgelöst, daß man einzelne Sänger (!) heraushörte. Selbst die Tiefenstaffelung ist eindeutig nachvollziehbar. Ein Test mit einem Kollegen, der der Hörsitzung beiwohnte, bestätigte dies. Er sollte genau auf die Sopranistin mit dem leicht metallischen Stimmcharakter zeigen - ich hörte sie exakt an gleicher Stelle. Eine Tiefenstaffelung, die bisher mehr oder minder Einbildung war, könnte hier sogar von einem Schwerhörigen ausgemacht werden - allerdings entsprechendes Musikmaterial vorausgesetzt.

Daß ein Lautsprecher deutlich zwischen Gut und Böse bei Platten unterscheidet, galt schon lange als Kriterium für ein gelungenes Produkt. Der neue Quad tut's mit schonungsloser Offenheit.

So subjektiv dieser erste Eindruck war - es stand keine mir bekannte Alternative zum unmittelbaren Vergleich zu Verfügung, so bin ich dennoch fest überzeugt davon, daß Walkers neueste Schöpfung noch viel von sich hören machen wird. Allerdings nur in einem sehr exklusiven Kreis - bei einem Stückpreis von 3600 Mark.

von Walter Schild im Sommer 1981
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QUAD gab damals folgende Daten an:

Deutlich ??? sind die in Harz vergossenen Spulen für die Verzögerungsleitung auszumachen

Die technischen Daten des Quad Electrostatic Loudspeaker 63 :

Höhe; 92,5 cm Breite; 68 cm Tiefe: 27 cm (einschließlich Sockel mit eingebauter Elektronik)
Gewicht; 18,7 kg
Empfindlichkeit; 1,5 µbar pro Volt

Der Lautsprecher sollte mit Verstärker mit Ausgangsspannungen zwischen 20 und 30 Volt angesteuert werden (entsprechend 100 und 225 Watt an 4 Ohm). Bei Ausgangsspannungen von mehr als 35 V {etwa 300 Watt an 4 Ohm) ist besondere Sorgfalt bei der Ansteuerung nötig. Der Hersteller weist darauf hin, daß Verstärker ohne Kurzschlußsicherung nicht mit dem Modeil 63 verwendet werden dürfen.

Das Zuleitungskabel sollte niederohmig sein. Quad gibt an, daß 0,35 Ohm für die Gesamtlänge ausreichen. Seine Induktivität sollte allerdings nicht größer als 1uH sein. „Exotische Kabel" - so der Hersteller - sind allerdings nicht nötig.
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