Hier wird schon 1958 der Vorläufer des NF2/NF20 beschrieben
Bei den Röhren-Fans wird immer noch der Grundig NF2 oder NF20 Röhren-Endverstärker in den Hifi-Himmel gehoben. Ich vermute, weil er in großen Mengen geliefert wurde und weil er erschwinglich ist. Klanglich ist es überhaupt kein Wunderwerk, im Vergleich zu heutigen (2000 bis 2018) Entwicklungen sowieso nicht. Diese Stereo-Endstufe hatte auch nur eine 5 Ohm Ausgangswicklung. Die Schaltung stimmt weitgehend mit der NF2 Endstufe überein.
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Die Zweikanal-Endverstärker in den GRUNDIG Stereo-Konzertschränken
(TI 04/1958 - Seite 18) Bei allen GRUNDIG Stereo-Konzertschränken - angefangen vom SO 131 bis zu den Spitzenschränken SO 200 und FS 909 - sind zwei völlig gleiche Zweikanal-Verstärkergruppen vorhanden. Für Stereowiedergabe ist die Phasenlage besonders wichtig. Diese wird exakt nur durch völlig gleiche Kanäle und richtige Polung der Lautsprecher erreicht. Bekanntlich beruht der stereophonische Effekt neben Intensitätsunterschieden im wesentlichen auf winzigen Laufzeitunterschieden.
Es ist daher begreiflich, daß an die Verstärkerkanäle einer Stereoanlage besonders hohe Ansprüche gestellt werden müssen. Diese Erkenntnis führte dazu, auch in die preisniedrigsten GRUNDIG Stereo-Konzertschränke (z. B. beim SO 131) hochwertige Zweikanal-Verstärker mit allen Merkmalen echter Hi-Fi-Technik einzubauen.
Vor allem ist ein gleichmäßiger Phasengang wichtig. Die Stereo-Konzertschränke SO 131, SO 132, SO 151, SO 152, SO 171, SO 172 und SO 174 B besitzen je zwei dreistufige NF-Verstärkerkanäle mit 2 x EL 84 im Ausgang. In den Vorstufen werden in jedem Kanal beide Systeme der ECC 83 benutzt. Auf Seite 5 ist die Prinzipschaltung dieser Schränke dargestellt.
Auffallendes Merkmal ist die Anschlußmöglichkeif eines GRUNDIG Stereo-Tonbandgerätes bei allen Typen. Weiterhin läßt sich auf jeder Seite eine GRUNDIG-Raumklang-Box anschließen, wobei gleichzeitig die im Schrank eingebaute Lautsprechergruppe abgeschaltet wird. (Siehe ausführlichen Beitrag an anderer Stelle dieses Heftes.)
Die Vorstufen in den Konzertschränken
An der ersten NF-Vorstufe eines jeden Stereo-Verstärkerkanals liegen die Klangregelorgane. Bei Stereobetrieb sind zwei als Tandemregler ausgebildete Baß- und Höhenregler wirksam. Der Tandem-Lautstärkeregler liegt zwischen erster und zweiter NF-Vorstufe. Bei einem Regelumfang von 60dB beträgt die Maximaltoleranz zwischen beiden Kanälen ±2dB. (Siehe auch den Schaltungsauszug auf Seite 19.) Ausführliche Einzelheiten der Lautstärkeregler-Schaltung lassen sich dem Gesamtschaltbild des GRUNDIG Stereo-Konzertschrankes SO 171 entnehmen.
Der Balanceregler mit ±6 ... 8dB Regelumfang liegt vor dem Tandemlautstärkeregler. Eine besondere Taste „STEREO" erlaubt die Umschaltung von Monobetrieb (Mono-Rundfunk, Mono-Schallplatte und Mono-Tonband) auf Stereobetrieb. Im wesentlichen werden dabei die beiden Verstärkerkanäle hinter der ersten Vorverstärkerstufe zusammengeschaltet (siehe Schaltbild SO 171).
Auch bei Stereobetrieb sind die Tasten des „Tontabulators" (Klangregister) voll in Funktion. Es können also je nach Wunsch die Tasten „Orchester", „Jazz" und „Sprache" gedrückt werden.
Erwähnt sei noch in diesem Zusammenhang, daß diese Klangtasten auch in beliebiger Kombination gedrückt werden können. Zum Beispiel kann man zu der Taste „Orchester" noch die Taste „Jazz" drücken, wenn man eine besonders betonte Höhenwiedergabe wünscht. Den Klangvariationen sind somit auch bei Stereobetrieb keine Grenzen gesetzt.
Die Endstufen
Da die Klangregelorgane ausschließlich in den Vorstufen wirksam sind, konnten die Verstärker-Endstufen völlig linear ausgelegt werden.
Es ist in jedem Kanal eine feste Gegenkopplung von ca. 20dB wirksam. Somit gelang es, den Klirrfaktor nicht nur im mittleren Frequenzbereich, sondern auch an beiden Enden, vor allem bei den kritischen unteren Frequenzen extrem niedrig zu halten. Bei voller Ausgangsleistung liegt er unter 2%!
Die Ausgangstrafos wurden reich dimensioniert und haben selbstverständlidi verschachtelte Wicklungen. Sie weisen sämtlich zwei Ausgangsimpedanzen von 3 und 5 Ohm auf.
Der Innenwiderstand der Endstufen ist extrem klein. Ebenso ist die Intermodulation äußerst gering. Die Anschlußmöglichkeit hochwertiger Raumklang-Boxen gewährleistet auch bei den preisniedrigsten Stereo-Konzert-Schränken eine höchste Ansprüche erfüllende Stereo-Wiedergabe im Heim. Die Abstrahlbasis kann somit beliebig erweitert werden.
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Die große Zweikanal-Stereo-Endstufe
In den GRUNDIG Stereo-Konzertschränken SO 181, SO 191, SO 191B, SO 200, SO 200B sowie den Fernseh-Stereo-Konzertschränken „Zauberspiegel" 909 und 909B sind die Stereo-Endstufen zusammen mit dem Netzteil als gesonderter Baustein ausgeführt. Dieses Verstärkerchassis besitzt die Röhrenbestückung ECC 83, ECC 83, 4 x EL 84. Die beiden Gegentakt-Endstufen geben insgesamt 2x15 Watt ab. Der Klirrfaktor liegt bei Vollaussteuerung noch unter 1% !
Bei der großen Stereo-Endstufe handelt es sich um einen Zweikanal- Breitbandverstärker höchster Güte. In ihm sind alle technischen Erkenntnisse der High-Fidelity und Stereophonie vereint. Die GRUNDIG Stereo-Konzertschränke, die mit diesem Verstärker ausgerüstet sind, stellen etwas Einmaliges dar.
- Anmerkung : Versetzen wir uns ins Jahr 1958. Damals waren 2x15 Watt Stereo-Endstufen wirklich noch etwas Besonderes und diese Endstufe war mit Sicherheit von höchster Güte. Doch die Zeit rannte auch den Grundig-Entwicklern davon und bereits 10 Jahre später war die Entwicklung wesentlich weiter. Bereits damals (1968) durfte man rückwirkend schon nicht mehr von höchster Güte sprechen und im Vergleich zu dem "100 mal" teureren McInosh MC275 schon gar nicht. Wir haben hier einen Scott 380 mit 2 x 35 Watt aus dem Jahr 1963, der dem Grundig NF20 voll das Wasser abgräbt.
Wie schon bei den kleineren Endstufen, so wurde auch bei der 30-Watt-Stereo-Endstufe eine starke frequenzunabhängige Gegenkopplung verwendet, die einen gleichmäßig extrem niedrigen Klirrfaktor über den gesamten weiten Frequenzbereich qewährleistet.
Die Gegentakt-Endröhren arbeiten mit einer Kombination von fester und automatischer Gittervorspannung. Durch erstere wird eine hohe Leistung erreicht, während die zweite eine gute Selbstbalance der Röhren ergibt.
Die Symmetrie der Eingangs-Tonfrequenz jedes Gegentaktzweiges wird durch abgleichbare Anodenwiderstände bei den Umpolungsröhren, die in Kathodynschaltung arbeiten, erreicht. Die Gegenkopplungsspannung wird jeweils von den Sekundärwicklungen des Ausgangstransformators genommen und an die Kathoden der Vorstufe geführt.
Die Eingänge beider Verstärkerkanäle liegen auf einer Normbuchse. An Kontakt 1 liegt der rechte Kanal, an Kontakt 3 der linke Kanal. Aus den Fotos ist der beispielhafte saubere Aufbau des Stereo-Verstärkers zu erkennen. Dieser Verstärker wird in der Meßgerätefertigung gebaut und individuell abgeglichen. Alle seine Bauelemente sind reichlich dimensioniert.
Der Netztransformator besitzt eine Abschirmung.
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