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11. Abschnitt - Schallplattenverfahren
Die Aufzeichnung der Schallwellen geschieht beim Schallplattenverfahren in Form eines gewellten Rillenzuges auf einen Schallschriftträger. Der wellenförmige Verlauf der Tonrille erscheint bei der allgemein üblichen Seitenschrift parallel zur Oberfläche des Schallträgers (Abb. 17), bei der Tiefenschrift durch abwechselnde Verflachung oder Vertiefung der Tonrille (Abb. 18).
Die Aufzeichnung
Die Aufzeichnung geschieht auf elektrischem Wege mittels elektromagnetisch angetriebener Schwingsysteme, den sogenannten Schreibern. In der Abb. 19 ist ein moderner elektromagnetischer Schreiber für Seitenschrift im Schnitt dargestellt.
Bemerkenswert ist die Einbettung der Ankerverlängerung in einem Ölbad zur Erzielung einer wirksamen zeitlich konstanten und nahezu temperatur- unabhängigen Dämpfung.
Die Schallintensität
Für die aufgezeichnete Schallintensität gilt als Maß die Geschwindigkeitsamplitude, das Produkt aus Auslenkung X Kreisfrequenz
Formel
s = Geschwindigkeitsamplitude, f = Frequenz, a - Auslenkung.
Bei konstanter Geschwindigkeitsamplitude über den ganzen Frequenzbereich ergeben sich daraus für die tiefen Frequenzen die größten Auslenkungen. Die großen Ankerauslenkungen bestimmen ihrerseits bei der Seitenschrift den Abstand der benachbarten Rillen und damit auch die Spielzeit bei gegebener Größe des Schallschriftträgers.
Schneidkennlinie - wird aber als Entzerrer benannt
Es ist allgemein üblich, die Geschwindigkeitsamplitude von 250Hz abwärts aus dem vorgenannten Grunde proportional mit der Frequenz absinken zu lassen. Die Abb. 20 zeigt den Verlauf der Geschwindigkeitsamplitude bei Verwendung des erwähnten Schreibers.
Die Benachteiligung der tiefen Frequenzen bei der Aufnahme wird bei der elektrischen Wiedergabe durch eine entsprechende Bevorzugung mittels einer Entzerrerschaltung wieder ausgeglichen.
Bei der direkten akustischen Wiedergabe macht sich der Mangel an tiefen Frequenzen bemerkbar, jedoch sind die 5fache Lautstärke oder die größere Spieldauer höher zu werten.
78 Umdrehungen pro Minute und 30cm Ø
Im einzelnen sind etwa folgende Angaben für die Schallplatten bis zu 30cm Durchmesser mit 78 Umdrehungen je Minute zutreffend:
Abstand von Rillenmitte zu Rillenmitte für rd. 100 Rillen pro Zoll etwa 0,25 mm.
Frequenz | Max. Rillenauslenkung mm | Geschwindigkeitsamplitude cm/s |
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50-250 Hz | 0,065 | 2,05-10,25 |
500 | 0,0325 | 10,25 |
5000 | 0,00325 | 10,25 |
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Die Geschwindigkeitsamplitude ausreizen
In der Praxis geht man mit der Geschwindigkeitsamplitude je nach den Umständen bis zu 100 % höher, da eine geringe Überschneidung bei den tiefen Frequenzen - ohne die spätere Abtastung zu gefährden -, insofern zugelassen werden kann, als nicht immer der ungünstigste Fall eintreten wird, bei dem die Auslenkungen zweier benachbarter Tonrillen gegeneinander gerichtet sind. Schließlich sind auch die tiefen Frequenzen nicht immer mit der vollen Amplitude vorhanden.
Die Schnelle optisch bestimmen
Die von einem Schreiber aufgezeichnete Schnelle läßt sich auf optischem Wege in eleganter Weise bestimmen. In parallelen Lichtstrahlen, beispielsweise im Sonnenlicht, erscheint bei Betrachtung der Plattenoberfläche ein von den Rillenwänden reflektiertes Lichtband bestimmter Breite an den Stellen der Tonaufzeichnung. Die Breite dieses Lichtbandes ist ein Maß für die aufgezeichnete Geschwindigkeitsamplitude nach der vereinfachten Beziehung
Formel
s = Geschwindigkeitsamplitude in cm/s, b = Lichtbandbreite in cm, n = Umdrehungszahl/min.
Für 78 Umdrehungen pro Minute sind 24mm Lichtbandbreite gleich einer Geschwindigkeitsamplitude von etwa 10 cm/s.
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Aufzeichnung auf Wachsplatten
Als Schallschriftträger werden im allgemeinen zum Zwecke nachfolgender Vervielfältigung etwa 30mm starke Wachsplatten verwendet. Die Herstellung einer zur Vervielfältigung brauchbaren Matrize geschieht auf galvanischem Wege, nachdem die Oberfläche der Wachsplatte vorher mittels Kathodenzerstäubung elektrisch leitend gemacht worden ist.
Geschnitten wird mit einem Saphirstichel
Als Schneidstichel gelangen Saphirstichel entsprechend der Abb. 21 zur Anwendung. Die für die Aufzeichnung einer Lichtbandbreite von 24mm erforderliche Modulationsleistung beträgt einschl. einer Leistungsreserve von 100 % etwa 0,5 Watt.
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Schneiden auch auf Kunststoffplatten
Neben den Wachsplatten werden auch Schallschriftträger aus Kunstharzen, Gelatine oder mit schneidbarer Lackschicht überzogene Metallplatten verwendet. Diese mechanisch stärker beanspruchbaren Platten sind für die direkte Wiedergabe gedacht.
Über die Abnutzung des Stichels
Beim Schneidvorgang solcher Platten hat der Schneidstichel hierbei gegenüber dem Wachs einen wesentlich höheren Widerstand zu überwinden. Seine Betriebsdauer ist daher wesentlich geringer. Es werden dazu Stichel aus Saphir, Diamant oder Stahl benutzt. Stichel aus Saphir oder Diamant geben zwar einen sehr guten Schnitt, sind aber sehr empfindlich gegen Verunreinigungen im Plattenmaterial und außerdem kostspielig in der Anschaffung. Im allgemeinen haben sich daher Stahlstichel durchgesetzt, wobei durchschnittlich für jede Platte ein neuer Stichel benutzt wird.
Die Wiedergabe mit dem Tonabnehmer
Die Wiedergabe der aufgezeichneten Tonrillen geschieht gleichfalls auf elektrischem Wege. Die Auslenkungen der Tonrille bewegen den Anker eines Tonabnehmers in einem Magnetfeld, wodurch in einer ihn umgebenden Drahtspule eine Spannung induziert wird. Die im Anker befindliche Abtastnadel wird bei der Seitenschrift von den Rillenwänden zwangsläufig geführt. Im Interesse einer geringen Plattenbeanspruchung müssen deshalb die schwingenden Massen des Ankers klein gehalten werden.
Gute Tonabnehmer erfordern für eine Rillenauslenküng von 0,1mm (max. Auslenkung) nur eine Kraft von 15 bis 25g (Anmerkung : das wurde noch in Gramm gemessen).
Die Eigenschwingung des Ankers
Die zweite Forderung geringer schwingender Masse läßt sich aus der Eigenschwingung des Ankers mit eingesetzter Nadel entnehmen. Diese soll bei den angegebenen Kräften mindestens über 2000 Hz liegen. Die Bewegung des Tonabnehmerankers erfordert bei den tiefsten und höchsten Frequenzen die größten Kräfte, während in dem dazwischen liegenden Frequenzgebiet ein Minimum liegt.
Neu : Ein Saphir als Dauernadel
Bei den elektrischen Tonabnehmern führt sich neuerdings die Dauernadel aus Saphir ein. Sie bietet den Vorteil, das Schwingsystem auf eine extrem geringe Plattenbeanspruchung hin durchzubilden und erübrigt den an sich lästigen Nadelwechsel. Das Auswechseln einer beschädigten Saphirspitze ist jedoch nicht in einfacher Weise möglich.
Die Abb. 22 zeigt die Überallesfrequenzkurve einer Schallplattenwiedergabe von einer vom Wachs vervielfältigten Preßplatte bei Verwendung eines guten Tonabnehmers.
Hier einige Angaben über Rauschen und Dynamik von 1943
Der Frequenzumfang der Schallplatten (wir sind im Jahr 1943) genügt heute den höchsten Anforderungen, dagegen wird das Nadelgeräusch speziell bei den Schellackplatten noch als störend empfunden. Der Umfang der Dynamik in db beträgt bei den einzelnen Wiedergabeverfahren für
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- direkte Wiedergabe vom Wachs mit Spezialtonabnehmer 52db,
- gepreßte Schellackplatten 35 bis 40db,
- direkte Wiedergabe von Kunstharz- oder Lackplatten 42 db.
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Frequenzkurve von Koffergrammophonen
Neben der elektrischen Wiedergabe besteht in beträchtlichem Umfange noch das Abspielen auf akustischen Koffergrammophonen. Die hierbei erzielte Wiedergabequalität muß jedoch als sehr wenig befriedigend angesehen werden, wie dies aus der in Abb. 23 dargestellten Frequenzkurve zu entnehmen ist.
Die Zahlenwerte an der Ordinate geben direkt die Schallstärke in db über der Hörschwelle an, für einen Abstand von etwa 50cm von der Trichteröffnung. Die Benachteiligung der tiefen Frequenzen ist teils durch die Aufnahmeentzerrung bedingt, im wesentlichen jedoch durch die ungünstigen Abstrahlungsbedingungen der Schalldose. Der in Koffergrammophonen verfügbare Raum erlaubt nur kleine Trichterabmessungen mit einer unteren Grenzfrequenz von 300 Hz. Die großen mitschwingenden Massen begrenzen die Wiedergabe der hohen Frequenzen. Außerdem ist die Plattenbeanspruchung um ein vielfaches höher als bei der Tonabnahme mit guten elektrischen Tonabnehmern.
Die Eigenschaften der (78er Schellack-) Schallplatte von 1943
Bemerkenswerte Daten einer 30 cm-Platte bei 78 Umdrehungen je Minute :
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Durchmesser einer Tonrille | innen | 10 cm |
außen | 29,5 cm | |
Geschwindigkeit der Tonrille | innen | 41 cm/s |
außen | 120 cm/s | |
Wellenlänge | innen für 50 Hz | 0,82 cm |
innen für 5000 Hz | 0,0082 cm | |
außen für 50 Hz | 2,4 cm | |
außen für 5000 Hz | 0,024 cm | |
max. Spieldauer | 5 min. |
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Anmerkung : Eine bemerkenswerte Tabelle
Im Prinzip steht hier die Wahrheit über die machbare "Daten-Dichte" oder auch "Informations- dichte" der Schellack-Platte, die in der Rille je nach Durchmesser verfügbar war.
Das gleiche gilt - natürlich mit anderen Werten - völlig identisch auch für die spätere 33er Vinyl-Langspielplatte von 1949, an die hier vielleicht schon gedacht wurde, aber nur im Traum eines Visionärs.
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