Qudrophonie, die Rettung in einem stagnierenden Markt ?
(es geht um die analoge Quadrophonie etwa 1969/71 bis 1978)
von Gert Redlich ab 2010 - So um 1970/71 stagnierte der Unterhaltungssektor ein wenig zu heftig und alle Hersteller und Händler suchten nach einem Ausweg.
Die Firmen dieser Branche waren weltweit so stark gewachsen, meist durch die Umsätze auf dem amerikanischen und dem europäischen Markt beflügelt, daß diese Kapazitäten ausgelastet werden mussten, ja mussten, denn die Arbeiter waren ja nun mal da.
Zu der damaligen Zeit galt im konservativen Japan (wie auch bei Max Grundig) immer noch das ungeschriebene Gesetz - "Hier wird niemand entlassen".
Dazu kam, daß bereits viele europäische (und amerikanische) Firmen in Japan produzieren ließen, und diese "Vertriebs-" Firmen bekamen nur noch ihr Logo drauf gedruckt. JVC-Nivico und Matsushita waren damals mit die größten OEM- Hersteller.
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Bis Ende 1969 war Quadro bei vielen nahezu unbekannt . . .
Beim Durchblättern mehrerer (vieler) Hifi-Magazine aus 1970 und 1971 haben wir keine redaktionellen Inhalte bezüglich Quadro (= 4-Kanal Stereophonie) gefunden. Ein paar vereinzelte Anzeigen, von denen man damals nicht wußte, was die Hersteller eigentlich wollten, hatten keine Wirkung. Erst Ende 1971 ging es langsam los mit kleinen Firmenvorstellungen und neuen Hardware-Produkten.
Doch das Wesentliche wurde geschickt umrundet, denn die Medien bzw. Programmquellen (überwiegend Schallplatten) und deren Abspieltechnik waren noch sehr diffus. Und an Quadro aus dem Radio war überhaupt nicht zu denken, fast wie ehemals 1963 bei der mühsamen Einführung von UKW Stereo.
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4 Kanal (aber analog ! ) - soll das der Stein der Weisen sein ?
Also nach Stereo kam 4 Kanal. Doch es war fast !! alles Lug und Trug, denn die billigen 4 kanaligen Decorder mischten ein wenig Hall auf die hinteren Kanäle mit trickreicher Überkreuz- Anreicherung von phasenverschobenen Fragmenten der beiden Frontkanäle und das wars dann auch schon. - Nur wenige professionell aufgenommene Tonbänder und wenige wirklich gut gemachte LP-Demo-Scheiben brachten wirklichen Quadro(-Demo)- Sound mit echter Quadrophonie.
Selbst der unbedarfte Laie merkte recht schnell, also spätestens, wenn er zu Hause war und seine neuen "Quadro-Kisten" (also weitere 2 Boxen) angeschlossen hatte, da stimmt etwas nicht. Auch auf den 4-kanaligen Musterschallplatten war keine echte Quadrophonie drauf, denn die hätte man ja schon im Konzertsaal so aufnehmen müssen.
Und mit diesem komischen künstlichen Hallgemixe war spätestens nach einer Stunde die Luft raus. Unbestritten, ein paar wenige Demo-Platten hatten einige Male das Abspielen überlebt.
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Die Crux mit der Aufnahmetechnik
Bei den Tonmeistern brach dazu noch ein Disput aus, wie denn nun Quadrophonie zu definieren sei.
- Also eine Frage mit 2 diametralen Antworten :
Sitzt der Zuhörer mitten im Orchester, so wie Zuhause mit Kopfhörern ? - Oder sitzt er im Publikum vor dem Orchester, wie normalerweise im Konzertsaal, oder gar ganz hinten auf den billigen (oder billigsten) Plätzen.
Das wurde auf den allermeisten Platten-Covern mangels Kenntnis oder zur Vermeidung von noch mehr Verwirrung nicht benannt.
Und so wurde viel zu oft die eigene Vorstellung als "Maß der Dinge" angesehen - und die jeweils vorliegende Aufnahme somit (natürlich dilletantisch kompetent) bemängelt. Mehrere Artikel über die (völlig diametralen) Vorstellungen der Tonmeister und der Dirigenten über das Prinzip "Quadro" kommen noch in diesem ganz speziellen Bereich.
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Es gab schon einige wenige echte 4Kanal Aufnahmen, und sogar auf CC-Kassetten.
. . . und auf Viertelspur-Bändern und natürlich (kodiert) auch auf den 33er LPs für teures Geld. Doch die Schallplatten waren mit allen möglichen und vor allem unterschiedlichen technischen Finessen in den beiden Rillenflanken der Stereo-Rille codiert und der (Decodier- oder Demodulator-) Aufwand war schon erheblich.
Und dann stand das Hörerlebnis in keinem Verhältnis zu den Kosten. Dennoch, gekauft wurden diese Geräte schon, denn man konnte damit prächtig angeben.
Das Gleiche galt übrigens auch für die großen 26,5cm Aluspulen auf den großen billigen Tonbandboliden von Akai und TEAC. Die Wiedergabe war zwar nur mäßig, aber es sah nun mal "saugut" aus (ein Begriff aus der modernen "Prozzo-Prozzo"-Sprache).
Das wars dann aber auch schon. Bei den nach 1980 geborenen "Nachkommen" hat diese Art des Protzens keine so große Bedeutung mehr, da zählt nur noch die Zahl der Handys und Smartphones, die in die Jackentaschen passen.
Schaun Sie mal rein in unsere Betrachtung der analogen Quadro-Historie von 1972.
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