Das "Elektroakustische Taschenbuch" der Georg Neumann Berlin Audio-Spezialisten (Rickmann und Heyda) aus 1943
Sommer 2009 bis 2024 - von Gert Redlich - Dieses "Georg Neumann Büchlein" habe ich von unserem Vater "geerbt" (er ist am 1. Mai 2009 genau 90 Jahre alt geworden - und wurde im Feb. 2017 sogar fast 98 Jahre alt).
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Nach seinen Aussagen hat er dieses Buch (wie auch die anderen "Kinotechnischen Taschenbücher" von Zeiss Ikon und Bauer und Philips) wie seinen Augapfel gehütet, denn solche Taschenbücher waren auch nach dem Ende des Kriegs sehr rar. Dies Büchlein ist etwa A6 groß und hat ca. 260 eng bedruckte und sehr dünne (pergamentartige) Seiten. UND !! es ist aus 1943. - Was soll uns das bedeuten ?
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Die Technik von 1943 in der Hoch- / Endphase des 2. Weltkrieges
Zuallererst, "man" durfte damals ab 1939 nur sehr wenig schreiben, ein Wort zu viel - selbst im "knochentrocknen" Technikerdeutsch - und man war auf einmal an der Ostfront.
Und das war gewöhnlich "sehr ungesund". Laut Aussagen von Zeitzeugen ging das alles sehr schnell mit der Verurteilung wegen Schädigung der Interessen des Volkes. Der Türken-President Erdogan macht im Herbst 2022 gerade vor, wie man das per Gesetz regelt, jeden einperren zu können, der eine andere Meinung vertritt. Der Russe Putin hatte es ihm bereits viele Jahre vorher vorgemacht.
Auch ist hier in diesem Werk der Sprachgebrauch erheblich anders als vor 1933 und nach 1950. Zum Beispiel Wettbewerb aus dem Ausland, eventuell sogar "bessere Produkte" ?, nein, das gab es nicht mehr. "Wir" waren ja immer noch die "Größten".
Werfen Sie zwischendurch einen Blick auf die Ausgaben der FKT im Fernsehmuseum, der Zeitschrift der "Kinotechnischen Gesellschaft" - mit ausgewählten Artikeln von 1935 bis 1945. Auch hier fällt auf, wie "gewählt" sich die Techniker ausdrücken mußten, um ja keine schlafenden Hunde (damals die GESTAPO - später die STASI) zu wecken.
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Erstaunlicherweise sind in dem Büchlein auch die Unterlagen über die deutschen AEG Magnetbandgeräte auf dem Niveau von ca. 1938 stehen geblieben.
Kein Wort von der edelsten aller Aufzeichungs- techniken nach 1941, dem Magnetophon K4 bzw. R22 von der AEG mit HF (=Hochfrequenz-) - Vormagnetisierung und wirklich echter Hifi- Qualität.
Es steht auf den 260 Seiten sehr viel und sehr ausführlich über die damalige Kino- und Schallplattentechnik (Aufnahme wie Wiedergabe) und die damals mögliche Qualität. Alleine deshalb ist es lesenswert.
Auch haben sich die beiden Autoren (Erich Rickmann - Mitinhaber von Georg Neumann - und Hans Heyda) in den Kriegsjahren 1942/43 viel Mühe um die echten physikalischen Grundlagen gemacht. Damit es nicht zu viel wird, nur wesentliche Auszüge aus diesem Werk.
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Und noch etwas über die damalige Firma Neuman, soweit uns das bekannt ist.
Das "Elektroakustische Laboratorium" der Firma Georg Neumann in Berlin hatte sich von Urzeiten an mit der qualitaiven Speicherung von mehr als nur Tönen beschäftigt. Hier wurde Sprache und vor allem Musik betrachtet.
Dazu konstruierte man besonders hochwertige Schallplatten- Schneidemaschinen und Mikrofone. Denn ohne die ging gar nichts. Und man konstruierte die "Creme dela Creme" in dieser Technik. Die Kondensatormikrofone von Neumann (die Neumann Flaschen) waren das höchste an Qualität, das weltweit zu erhalten war. Die wurden übrigens von Telefunken (mit- oder exklusiv?) vertrieben, denn die bauten (vor dem Krieg) weltweit die absolut besten Radio-Sendeanlagen und Rundfunk-Studios und Kinoton (später Siemens Klangfilm) Geräte.
Daß die patriotischen Amis und auch Engländer und Franzosen das natürlich ganz anders sehen, kann man im Nachhinein gerne "zur Kenntnis" nehmen. Die informierten Techniker wollten damals, wenn es irgend ging, eben kein Marconi oder GE oder RCA oder gar Thomson haben. Doch die Politik spielte da (und spielt heute noch = siehe der PAL Krieg) wie immer (noch) im Hintergrund mit.
Im "Hall of Fame" Web finden Sie folgendes zu Neumann:
1928 Neumann CMV3 Condenser Microphone
Microphones were and always will be the most loved legacy of Georg Neumann. The story starts more than a century ago. Born in 1898 in a small town outside of Berlin, Neumann apprenticed at Mix & Genest and did amplifier research for AEG. When AEG lab director Eugen Reisz created his own company, Neumann joined him and looked into ways to improve carbon microphone technology. Neumann stretched a tight rubber membrane over a marble slab containing powdered carbon and two electrodes. The resulting “Reisz marble block microphone” was fairly flat from 50 to 1k Hz, with a 10dB peak at 4 kHz, and was -15 dB at 10 kHz. Hardly impressive by modern standards, this 1923 model encouraged Neumann to look at other ways to improve mic performance.
During that time , as radio gained popularity and record companies switched over to the “electrical recording process,” microphones suddenly became a major link in the audio chain. Excited by the idea of building capacitive (condenser) mics, Neumann left Reisz and, with Erich Rickmann, founded Georg Neumann & Co. in Berlin in November 1928. Later that year, Neumann debuted the CMV3—the first mass-produced condenser mic.
The CMV designation referred to "Condensator Mikrofon Verstärker" (condenser microphone amplifier) and the number three probably indicates that two earlier prototype versions existed. Nicknamed the “Bottle mic,” the CMV3 had an omnidirectional M1 capsule with large, gold-sputtered colloidan (later switched to PVC) diaphragms and RE084 triode-based tube electronics.
In 1932, Neumann unveiled the CMV3A, featuring interchangeable capsule heads, including a cardioid version of the famed M7, which was later adapted for use in the U47.
Neumann had a worldwide distribution deal with Telefunken, so models for broadcasting use or export outside Germany had Telefunken logos. The only difference between "Neumann" and "Telefunken" models were the name badges (and model numbers in the case of the CMV3) that were applied just before the mics were boxed for shipment.
This practice continued on through the late-1950s, when Neumann finally established its own distribution in North America.