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Eine QUAD Anlage aus FM-Tuner, 33-Pre und 303-Power-Amp

Als diese neuen Quad-Geräte 1968 herauskamen, war die Hifi-Welt gerade noch in Ordnung. Die Japaner kamen zwar mit ihren neuen Geräten, doch die waren nicht berauschend.

Max Grundig gab in Europa den Ton an und hatte fast alles bereits transistorisiert. Die Entwickler bei Quad, Vater und Sohn Walker, taten sich Anfangs schwer mit diesen neuen kleinen (Metall-) "Röhren", die aber gar nicht mehr "glühten".

So blieb der FM-Tuner noch ein Hybrid-Teil, der Vorverstärker (33) hatte nur noch Transistoren und die Endstufe (303) ebenfalls.

Für Quad war es ein wichtiger Paradigmenwechsel. Denn die alten Endstufen mit nur 2 x 22 Wat Sinus erzeugten eine (zu) große Hitze.
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Walker's Ansprüche an die erreichbare Qualität waren hoch

Ungleiche Partner - Tuner + 33
Die 303 Endstufe
Die Rückseite des 33
4-Pol- Ausgangsbuchse
Zwei US-Netzbuchsen am 33

Peter Walker konnte sich keinen Flop leisten, zumal er sich mit seinen Produkten sowieso in einer Nische befand, eben ganz ganz weit oben im Hifi-Himmel - für damalige Zeiten.
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Doch bei der vielen Sonne und den sofort einsetzenden Lobes- hymen gab es auch Kritikpunkte, die erst viel später eine erhebliche Wirkung zeigten.
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Die Bedienung der Anlage war zielgruppengerecht spartanisch. Nichts auch nur im Ansatz Überflüssiges wurde in die Einzelprodukte "implementiert". Das konnten die Gourmets noch verdauen, aber das mit den alternativlosen DIN-Buchsen war ein Eigentor - genauso wie bei Max Grundig und vielen anderen deutschen Herstellern.

Vor- und Endverstärker wurden durch ein Kabel mit DIN-Steckern verbunden. So weit so gut, aber es waren 4-polige DIN-Stecker, die es nahezu nirgendwo zu kaufen gab. Also den Vorverstärker mit anderen Endstufen zu betreiben, erforderte Bastelarbeit, nämlich Löten. Gleiches galt für die sicherlich hervorragende und unendlich stabile 303-Endstufe.

Der Vorverstärker hatte hinten 2 geschaltete Netzbuchsen, aber dort auf einmal das amerikanische 2-pol Format, weil für sowohl die englischen 3-pol Monsterstecker als auch die deutschen Schukostecker kein Platz war. Das kam in Deutschland - den größten Markt für Quad - wiederum gar nicht gut an. Und die Amerikaner steckten ihre 110 Volt Geräte da einfach rein, weil sie oft nicht genau nachdachten. Weiterhin gab es trotz der Enge zwei Radio Buchsen, denn Quad hatte einen FM-Tuner und einen AM-Tuner im Programm.

Alleine mit diesen "verqueren" Eigenschaften verprellte er den gesamten internationalen Markt, den er aber dringend gebraucht hätte, als die Absatzzahlen so ab 1974 einbrachen.

Max Grundig merkte es quasi als Erster, daß in den USA mit DIN-Buchsen vielleicht mal ein Achtungserfolg zu erzielen war, mehr aber auch nicht. Der Tonbandgeräte- Markt in den USA brach in dem Moment zusammen, als die Japaner in fast jedem Gerät mit DIN- und Cinch-Buchsen gleichzeitig auf denMarkt kamen - übrigens machte es Revox genauso - und enorm erfolgreich.

Bei BRAUN war es ebenfalls unerfogreich. Natürlich stand eine BRAUN Anlage im "Museum für Modern Art". Es gab dabei zwar ganz viel Lob und Ehre, aber es kamen nie Stückzahlen durch den Vverkauf raus, ansatzweise vielleicht beim TG 1000 Bandgerät.
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Im Juni 2024 haben wir eine solche Traumanlage bekommen.

Um 1970 war das eine QUAD- Traumanlage mit den Rosedale Boxen

Als ich 18 Jahre alt war (1967), waren die Preise für eine Quad- Anlage für uns als "blutarme" Kundengruppe unerschwinglich. Denn es kamen auch noch die Lautsprecher hinzu. Mit den Quad-Elektrostaten konnten wir uns nie anfreunden, denn die von Karl Breh so hochgelobten Streichquartette bewirkten (bei uns) eher das Gegenteil von Hifi-Vergnügen.

Und da fast alle deutschen Boxen mit 4 Ohm spezifiziert waren, hätten es englische oder amerikanische Boxen sein müssen. Die amerikanischen Boxen zu der Zeit entsprachen nicht unserem "Geschmack", sie waren zu dumpf, die englischen Boxen von Tannoy, Goodmans oder Wharfedale gefielen uns schon eher.

Zu dieser meiner Studien-Zeit hatte ich 2 Wharfedale Dovedale (Regal-) Boxen auf dem Schreibtisch stehen. Die HECO B230/8 hatte ich vorher verkauft. Beide Boxen-Typen hatten mehr als 4 Ohm Scheinwiderstand. Die bei dieser Anlage enthaltenen Wharfedale Rosedale Boxen waren nahezu unerschwinglich.
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Jetzt sind sie also da, die Wharfedale Rosedale Traumboxen von vor über 50 Jahren.
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An den Schrauben kann man erkennen ......:

..... Waren die einzelnen Geräte schon mal zur Reparatur oder noch original "zu" ? FM-Tuner und Vorverstärker 33 sind schon mal (oder mehmals) geöffnet worden, die Endstufe dagegen nicht. Die Hifi-Fans wissen, daß Röhren nicht ewig glühen. Wenn die Leistung einer bestimmten UKW-Röhre nachläßt, kommen immer weniger UKW-Sender sauber rein. Beim Vorverstärker (jetzt ohne Röhren) könnten es Kontagktprobleme bei den DIN-Buchsen gewesen sein.

Wichtiger für den Haptik-Freund ist, daß die Schlitze der Schraubenköpfe vermurkst sind. Da hat "jemand" mit einem zu kleinen Schraubendreher versucht, die Gehäuse zu öffen. Die Schrauben sind nicht nur aus einem nicht so harten Material, es sind auch englische Zoll-Schrauben, die mit keinen meiner amerikanischen Zollschrauben zu ersetzen sind. Die metrischen Schrauben passen bekannterweise sowieso nicht. Dieses Merkmal ist nicht zukunftsfähig gewesen. Die Japaner haben das von Anfang an gelernt und weltweit - und in Japan auch - überall metrische Schrauben eingesetzt, und keine US-Zoll-Schrauben.
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Die (ehemals) weißen Ritzen am Lautstärkesteller-Knopf

An diesen anfänglich weißen Markierungsstrichen des großen Bedienknopfes am Vorverstärker 33 sieht man sofort, daß die Anlage sehr häufig in Betrieb war. Im Griffbereich sind die mit ehemals weißer Farbe gefüllten Schlitze jetzt bräunlich verschmutzt. Und das läßt sich nur ganz schwer säubern und sieht häßlich aus. Die sogenannte "Madenschraube", die diesen Voll-Alu- Knopf an der Achse des Potentiometers am 33 festhält, ist bereits "abgenudelt" und somit läßt sich der Knopf zum Reinigen nicht mehr abnehmen.

Ob die Potentiometer (Lautstärke und Balance) bereits kratzen, wird noch geprüft.
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Die Endstufe QUAD 303 aus 1968

Der Kühlkörper
die 4 Kondensatoren
4 leistungsdioden
massive Verschraubung
Produktionsdatum 1969

Die Endstufe ist auf dem technischen Knowhow der Jahre vor 1968 ausgebaut. Daß sie dennoch so gut klingt, ist auf ein paar Besonderheiten zurückzuführen.

Netztrafo und Gleichrichter liefern nur eine (einzige) Versorgungs- spannung von ca. 67 Volt und die Lautsprechersignale werden mit dicken Elkos ausgekoppelt. Es war für mich schon immer auffällig, daß dort 4 sehr große Elkos mit 2000 uF und dann aber 100 Volt zu sehen waren.

Für einen 2 x 45 Watt Verstärker sind 4000 uF (auch bei 100Volt) Sieb-Elkos im Netzteil schon recht knapp bemessen. Also eine besondere Impulsleistung ist somit nicht zu erwarten. Für die Quad ESL Elektrostaten war es ideal, weil die solche Impulse gar nicht vertragen hätten. Die konnte man mit den beiden alten 22 Watt Röhren-Endstufen bereits ausreichend mit Leistung versorgen.

Jedoch für fremde Lautsprecher, die ja mancher Hifi-Fan gerne angeschlossen hätte (und auch hatte), wurde es eng. Das war wieder ein Grund, warum sich die Bedienung / Adressíerung (nur) dieser kleinen Marktlücke bzw. dieser Zielgruppe gerächt hatte.

Die Mechanik der Endstufe kommt auch aus Peter Walker's Keller-Werkstatt. Das Chassis ist sehr robust für allerlei militärtaugliche Einsätze geeignet. Überhaupt ist die Endstufe nicht zum Repräsentieren geeignet, eher unsichtbar versteckt im Wandschrank.

Ein weiteres Manko - aus meiner Sicht - ist der Kühlkörper aus ALU-Guß an der Rückseite der Endstufe. Wir wissen, daß schwarz eloxierte Kühlkörper auch als Rippen-Strangprofile die Wärme deutlich besser ableiten als irgendwelche - auch noch mit Farbe lackierten - Guß-Teile. Und die damaligen Endtransistoren vom Typ 2N3055, die Arbeitspferde der damaligen Leistungstechnik, brauchten schon etwas Ruhestrom, um verzerrungsfrei und sauber zu verstärken.

Und daß sowohl die NF-Zuführung als auch die 240 Volt Stromzuführung (bei Vorverstärker und Endstufe) über sehr ungebräuchliche Steckverbinder (Buchsen) erfolgte, bremste den Verkaufserfolg noch weiter aus.

Damit war diese Quad-Anlage eigentlich ein völlig in sich geschlossenes System, für das sich in Deutschland nur wenige Hifi-Studios (bzw. deren Verkäufer) begeistern konnten.
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Das Leistungs-Limit für die ESL 57 ist im 303 eingebaut

Es gab 2 Fragen, die mich lange beschäftigt hatten. Warum sind auf dem Kühlkörper 5 Leistungs-Transistoren 2N3055 zu sehen. 2 Endstufen benötigen doch nur 4 Stück. Und wie machen die Quad Leute es, daß die Folien-Lautsprecher nicht durch zu hohe Impulse "abgeschossen" (physikalisch sind es Brandlöcher) werden wie bei meiner Infinity Servostatic 1 ?

Die Lösung : Es darf keine zu hohen Impulse geben ! Mit der Röhrenendstufe Modell 22 war das ganz einfach. Die 22 konnte keine erhöhte Impulsleistung liefern. Moderne Transstorverstärker - auch bereits in 1968 - konnten zusätzlich zur Nennleistung auch ganz kurze deutlich höhere Impulse liefern.

Ein Netztrafo geht bei Belastung immer in die Knie. Die dicken Netzteil- Elkos hatten aber vorher etwas Energie gebunkert, die jetzt losgelassen wurde. Ist aber die Versorgungs- Gleichspannung elektronisch begrenzt, gibt es keine Impulsleistung.

Und diese Spannungsbegrenzung auf 67 Volt DC macht dieser 5. Transistor auf dem Kühlkörper.
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