Feb. 2020 - Wir haben einen Dual CS 731Q mit defektem ULM 40S bekommen.
Beim ersten oberflächlichen Eindruck macht der DUAL 731 aus 1979 einen optisch präsenten Eindruck, ganz im Gegenteil zum späteren (1982) angeblich noch besseren und letzten originalen DUAL CS-741Q, der schon vom ersten optischen Eindruck her leicht gebastelt aussieht.
Der gewaltige massive ALU-Plattenteller des CS-731 reißt die Optik deutlich heraus und auch der Tonarm kann optisch begeistern. Was dahinter steckt, erschließt sich erst nach genauerem Hinsehen.
Unser Exemplar scheint ein Keller-Fund zu sein. Er geht nicht mehr. Trotzdem muß ihn mal ein Hifi-Fan benutzt haben. Die Zarge ist äußerlich intakt und nahezu unverkratzt. Erst später stellte sich aber heraus, "da war mal jemand dran".
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Das Stahl-Chassis ist in 4 Federelementen gelagert/aufgehängt
Doch es schwingt nicht, es bewegt sich fast nicht, weder in der Horizontalen und auch nicht in der Vertikalen, als wenn die Feder-Elemente klemmen. Das tun sie auch, jedenfalls wenn man das Chassis aus der Zarge heraus nimmt und nachsieht. Die Innen-Führungen der vier einzelnen Elemente (innerhalb der Spiralfedern - Teile-Nummer 7 aus dem Service-Manual Seite 13) aus weißem Kunststoff sind viergeteilt und bei mehreren ist ein "Beinchen" ziemlich weit aus der Normallage abgebogen und verklemmt so im Federweg.
Dieses weiße Plastikteil sollte eigentlich in das untere mit Talkum geschmierte Gummi-Lager eintauchen und dort quietschfrei (deshalb das Talkum Puder) das Chassis leicht schwingen lassen.
Es ist natürlich untragbar, denn wenn dieser sogenannte Trittschall-Absorber nicht funktioniert, hat der noch so gute Leichttonarm seine Probleme. Er fliegt bei jedem Stoß sofort aus der Rille, weil er nun fast keine Masse mehr hat.
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Die anderen Eindrücke sind "heftiger".
Die Zarge alleine ist ein ganz billiges leichtes Kunststoff-Spritzteil mit einem ebenso leichten Presspan-Rahmen oben drauf, das hatte nichts mehr mit der ehemals typischen DUAL Qualität gemein.
Beim Plattenspieler gilt nach wie vor : Das gesamte Gerät muß möglichst schwer sein, um jegliche mechanische Beeinflussung von außen so gut wie nur möglich zu ignorieren.
Und das geht nur über die Masse (also das Gewicht). Oder das Chassis muß so weich und flexibel aufgehängt sein wie unser Thorens TD 125 MKII mit seinem extrem schweren Guß-Chassis.
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Das ist keine Präzision, wie sie immer wieder betont wird
Das DUAL Marketing behauptet(e), die "Besten der Besten" zu sein. Doch das war einmal. Der 30cm Plattenteller, ein sehr robustes ALU-Gußteil, wird von oben auf die Achse des Direktantriebes aufgesteckt.
Doch diese Achse ist vermutlich konstruktiv zu kurz geraten. Den Teller kann man mit zwei Zeigefingern bis zu 1mm rauf und runter wippen lassen.
Das bedeutet, das Tellerlager hat (etwa übertrieben) "enormes" Spiel. So etwas ist bei einem Thorens TD125 unmöglich. Bei einem Linn LP12 übrigens auch, und da sind die Macher bei Linn seit 40 Jahren ganz stolz drauf.
Also das ist keine Super-Qualität für das DUAL Spitzenprodukt von 1979 und das ist bei dem preiswerteren DUAL 604 von 1978 übrigens genauso.
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Der eingebaute originale ULM Abtaster kann so nicht "gehen" (= spielen) .....
Bei der Abnahme des Tonarmkopfes vom Tonarm suchte ich die Drähtchen zum feststehenden Teil des Tonarmes vergeblich. Wie kommt die Tonspannung zum Tonarm und zum Verstärker ?
Jedenfalls waren die versilberten Kontakte am Tonarm noch nicht korrodiert bzw. sulphatiert. Dennoch müssen die Signale irgendwie dorthin kommen.
Da hat jemand die Drähtchen (Teil Nummer 28 aus dem Service-Manual) "entnommen" ?. Weiterhin ist der Systemkörper nicht mehr fest in der TK260 Shell "eingeklebt". Der Kleber ist nach ca. 40 Jahren ziemlich ausgehärtet und da hält nichts mehr. Der Systemkörper klemmt zwar noch zwischen den Kunststoff- halterungen, das alles ist aber sehr wackelig (oder "flexibel").
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Im Innenleben gibts irgendwie Ähnlichkeiten mit dem großen letzten UHER SG 630/631 Bandgerät
Das UHER 630/631 ist die letzte große 3-Motoren Magnet- bandmaschine von UHER, bevor der Niedergang von UHER seinen unaufhaltsamen Anfang nahm. Auch bei dem DUAL CS 731 kommt mir das so vor.
Da sind viel zu viele kleine Platinchen eingesetzt, die - auch wieder wie bei dem UHER - alle verschaltet und verlötet werden müssen. Ich zähle mindestens 6 einzelne Platinen, auf denen die Funktionen und die Intelligenz des Systems verteilt sind.
Schaut man im Vergleich in den Revox B795 rein, der ja auch eine Menge Komfort eingebaut bekommen hatte, ist es dort aufgeräumt und deutlich einfacher.
Im Prinzip ist das mit den aufgeteilten Modulen nie etwas Negatives, doch in den schwierigen Zeiten, die über DUAL ab 1979 "hereingebrochen" waren (der Hifi-Markt war zum Ende 1979 bis weit über 1982 fürchterlich eingebrochen), wäre damals eine Produktionskosten- Optimierung dringendst angeraten gewesen. Die hier fortgeführte Materialkosten- "Optimierung" war auf jeden Fall kontraproduktiv.
Die Japaner haben das von Anfang an geschickter gemacht. Wenn dort in Japan 4 Ingenieure etwas "Geniales" entwickelt hatten, haben zwei weitere Controller das Konzept "durchleuchtet" und dann "optimiert", oft unter "Tränen" der anderen 4 Kollegen.
Erst in der PIONEER und SANSUI Historie war zig Jahre später zu lesen, daß diese so offen sichtbaren Verbilligungen mit dem vielen Plastik auch dort den Niedergang eingeläutet hatten.
Auch das große UHER Bandgerät ist an der Komplexität dieser 16 Platinchen gescheitert - andere sagen "erstickt". Solch ein Konstrukt muß ja noch in der Fertigung und vor allem am Ende kurz vor dem Verpacken (end-) geprüft und getestet werden. Und da zählen die Montage-Minuten, auf die zum Beispiel Max Grundig von Anfang an den allergrößten Wert gelegt hatte. Bei Grundig gabs dafür die sogenannten Erbsenzähler, die (überall "unbeliebten") Kollegen mit der Stoppuhr in der Hand.
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Und natürlich der Nippel oder Pimpel, der "verrottet" ist ....
Anscheinend ist das eine Langzeit-Macke von ganz vielen DUAL Modellen, auch aus der 1229/1249er Palette.
Der kleine von außen unsichtbare Kunststoff-Nippel direkt unter dem Tonarm hat sich zersetzt und verteilt sich im Gerät, schade. Der Tonarm wird nicht mehr ein- oder zurück- geschwenkt. Doch solch einen Nippel zu ersetzen, ist nicht besonders schwierig. Es gibt aber noch andere Schwächen.
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Es gibt 2 Funktionen, die niemand wirklich brauchte ....
Kein mir bekannter Hifi-Fan, selbst Gastronomen nicht, hatte jemals seine (vermeintlich kostbaren) Platten im Endlosbetrieb (Dauerbetrieb) laufen lasssen. Den ganzen Zirkus hätte man getrost einsparen können und eine Menge Komplexität vermieden.
Weiterhin ist die riesengroße LED-Anzeige der Drehzahl- genauigkeit an der Front soetwas von unwichtig, weil niemand mehr die Tonhöhe der Originalaufnahmen erläutern kann.
Es mögen zwar manche "Dreher-" Besitzer über Stunden davor sitzen und diese Anzeige bewachen, doch das waren nur sehr seltene Ausnahmen. Das Stroboskop war völlig ausreichend, wenn es denn überhaupt notwendig war.
Diese gewollt gequälte "Featureritis" in einem auslaufenden Markt war sicher auch ein Grund, warum sich DUAL verzettelte und den eigenen Blick in die Zukunft und den veränderten Markt eintrübte. - Übrigens ebenso wie ein Teil der großen Japaner - zum Beispiel PIONEER mit seinen 1980er Produkten. Auch SONY fing damals bereits 1976 an, alles und jedes als Feature zu verkaufen, wie zum Beispiel FM-Dolby, das wir in Deutschland auch nie hatten.
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Der Hauptfehler lag dazu im Netzteil - ein 1000 uF Kondensator
Unser Spezialist für solche Fälle - Peter - hat herausgefunden, daß ein dicker "ROE" 1.000 uF Sieb-Elko nur noch 0 Ohm Widerstand hatte und dann kommt natürlich keine Spannung mehr an der Motor-Elektronik an.
Übrigens äußerlich war das dem Elko nicht anzusehen.
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Es gibt nur wenige Modelle wie den 1249 und den 701
Vorweg schicken möchte ich noch, daß ich alle die billigen DUAL Laufwerke wie den 1214 und den 1216 und den .... relativ schnell entsorge oder verschenke. Zum Betrieb als "gesunder" Plattenspieler zum Digitalisieren verbleiben von DUAL nur wenige außergewöhnliche Typen.
Da ist der DUAL 1229 mit Reibradantrieb und der 78er Geschwindigkeit für die Digitalisierung meiner alten Schellackplatten sehr geeignet, denn 78 Upm hat fast keiner mehr.
Der DUAL 1249 ist der stabile und seriöse Automatikspieler als Wechsler mit einem Riemenantrieb und mit nur 2 Geschwindigkeiten, der DUAL 601 ist der abgeschminkte 1249 ohne Wechseltechnik, beide mit fast gleichem Tonarm.
Weiterhin ist der 701 Direktantriebler auf höchstem Niveau. Die später davon abgeleiteten Billigversionen haben alle ihre Macken oder Schwächen, auch unser 604.
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Es gab da mehrere Gründe .......... (1)
.........., warum DUAL 1982 Konkurs anmelden mußte. Einer davon war die schwindende Qualität. Ab etwa 1980 hatte fast jeder Hifi-Freak einen Plattenspieler und es gab so gut wie keine Neukunden mehr, die blauäugig allen Werbesprüchen aufliefen bzw. auf den Leim gingen. Diejenigen, die schon (oder immer noch) einen (irgendeinen) Plattenspieler hatten, wußten ziemlich genau, wie die Steigerung des sogenannten "Ersatz-Bedarfes" aussehen sollte.
Also billige und leichte Plastik-Gurken wollten die auf keinen Fall haben.
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Hier kommen mehrere Kommentare zu meinen obigen Auführungen :
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Und hier kommt der Kommentar eines Gastes zu obigem Text :
.. für den wir uns bei dem Autor vielmals bedanken. - 22. Dez. 2021 - H.U.N. schreibt dazu folgendes (Und das ist seine Meinung !, die mit unserer Meinung in vielen Punkten nicht übereinstimmt bzw. übereinstimmen muß.):
Sehr geehrter Herr Redlich,
mit Interesse habe ich Ihre Ausführungen zum Dual CS 731Q gelesen, ist doch vor kurzem ein Exemplar auch in meinen Besitz gekommen - und ich bin begeistert von dem Dual.
In Ihren Ausführungen finden sich einige sachliche Fehler und einige Bemerkungen, die technisch nicht haltbar sind, der Einfachheit halber habe ich den Text von Ihrer Seite kopiert und meine Anmerkungen dazu dazwischen geschrieben. Auch einige Hinweise, was an dem Dual wirklich gemacht werden sollte, um an ihm Freude zu haben, habe ich dazu geschrieben.
Etwas amüsiert hat mich der Vergleich des Dual CS 731Q mit Esoterik-Drehern von Linn und Thorens, die nicht einmal eine Endabschaltung, geschweige denn eine Automatik haben, Linn war bis vor ein paar Jahren nicht einmal in der Lage eine Drehzahlumschaltung zu bauen, da mußte man den Riemen noch von Hand umlegen, dann gab es "Lingo", weil man damit dem Wechselstrommotor mit einer anderen Frequenz und damit Drehzahl betreiben konnte und somit die 45er Geschwindigkeit erreichte.
Mittlerweile verbaut Linn auch nur noch billige Gleichstrommotoren wie die "Digitalisierungsplattenspieler" vom Discounter. Weder Linn noch Thorens kontrollieren die Drehzahl direkt am Plattenteller, wie es beim Riemenantrieb Philips konnte, Dual später quarzstabilisiert auch am CS 5000, CS 750 (-1) und den Derivaten wie "Golden One" usw.
Masse ist nicht immer alles, wenn die Masse in Schwingungen gerät, dann beruhigt sie sich auch nicht so leicht wieder. Ich hatte übrigens schon einmal einen Dual CS 731Q, eingebaut in ein Original-Dual-Rack, den Tuning-Antiresonator nach Meßplatte, nicht nach der Dual-Vorgabe eingestellt, weil eben Nadelnachgiebigkeiten nicht so präzise einzuhalten sind.
Was soll ich Ihnen sagen? Ich konnte mit der Faust mit voller Kraft direkt neben dem laufenden Dual CS 731Q auf das Rack schlagen, die Nadel blieb in der Rille, es war nicht einmal etwas über die Lautsprecher zu vernehmen! Die geschockten Gesichter der Besucher bei dieser Demonstration waren schon erheiternd. Machen Sie das mal mit Ihrem ach so tollen Thorens, Linn oder auch ihrem Revox, dessen Motor übrigens genauso von Papst stammt wie der des CS 731Q. Ein funktionierender Dual CS 731Q ist allen heute noch produzierten Plattenspielern überlegen, nicht umsonst wurde z.B. der Motor des Dual CS 731Q als Vorbild des Direktantriebes genommen, wie mir sogar Herr Brinkmann bestätigte.
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Die anderen Eindrücke sind "heftiger".
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- Dazu hatte ich oben schon einiges geschrieben.
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Das ist keine Präzision, wie sie immer wieder betont wird
Das DUAL Marketing behauptet, die Besten der Besten zu sein. Doch das war einmal. Der 30cm Plattenteller, ein sehr robustes ALU-Gußteil, wird von oben auf die Achse des Direktantriebes aufgesteckt.
Doch diese Achse ist vermutlich konstruktiv zu kurz geraten. Den Teller kann man mit zwei Zeigefingern bis zu 1mm wippen lassen.
Das bedeutet, das Tellerlager hat "enormes" Spiel. So etwas ist bei einem Thorens TD125 unmöglich. Bei einem Linn LP12 übrigens auch, und da sind die Macher bei Linn seit 40 Jahren ganz stolz drauf.
Also das ist keine Super-Qualität für das DUAL Spitzenprodukt von 1979 und das ist bei dem preiswerteren DUAL 604 von 1978 übrigens genauso.
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- Was soll dieser unsinnige Test sagen? Habe Sie mit einer Meßuhr einen Rundlauffehler festgestellt? Das Lager des Dual CS 731Q ist perfekt, bei meinem Exemplar habe ich gestern Gleichlaufschwankungen von +/- 0,04% nach 2-Sigma gemessen. Wenn ein deutliches Klappern zu hören oder feststellbar wäre, dann wäre ich in der Kritik bei Ihnen, aber es wirkt in diese Richtung maximal die Auflagekraft einseitig auf den Plattenteller. Da könnte ich kontern, was Linn und Thorens für einen Mist bauen, wenn man den Plattenspieler auf die Seite der Zarge stellt, spielen die Mistdinger nicht mehr, pure Fehlkonstruktion.
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Anmerkung dazu : Wer stellt seinen Plattenspieler auf die Seite oder spielt seine 30cm Platten mit schräg gestelltem Plattenspieler ab ?? Das ist argumentativ sehr weit hergeholt.
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Der eingebaute originale ULM Abtaster kann so nicht "gehen" (= spielen) .....
Bei der Abnahme des Tonarmkopfes vom Tonarm suchte ich die Drähtchen zum feststehenden Teil des Tonarmes vergeblich. Wie kommt die Tonspannung zum Tonarm und zum Verstärker ?
Jedenfalls waren die versilberten Kontakte am Tonarm noch nicht korrodiert bzw. sulphatiert. Dennoch müssen die Signale irgendwie dorthin kommen.
Da hat jemand die Drähtchen (Teil Nummer 28 aus dem Service-Manual) "entnommen" ?. Weiterhin ist der Systemkörper nicht mehr fest in der TK260 Shell "eingeklebt". Der Kleber ist nach ca. 40 Jahren ziemlich ausgehärtet und da hält nichts mehr. Der Systemkörper klemmt zwar noch zwischen den Kunststoff- halterungen, das alles ist aber sehr wackelig (oder "flexibel").
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- Das mit dem Dual CS 731Q mitgegebene Tonabnehmersystem ULM 40S ist nicht das Originalsystem des Plattenspielers, sondern ein Tonabnehmer, den Dual in der Einsteigerklasse verbaute. Das Original ist meist das ULM 60E, seltener der MC-Tonabnehmer, gebaut von Audio Technica, MCC 110.
Einen Original TA würde ich da auch nicht mehr montieren, schlicht, weil es keine neuen Originalnadeln DN 160E mehr gibt, als Alternative werden oft die DN 152E oder die DN 155E angeboten, diese sind aber keine "nackten" Steine wie bei der DN 160E.
Man kann sich einen TK 27 hier bestellen (), dann ein entsprechenden Spezial Ortofon Tonabnehmer (). Das erspart Justagearbeiten und es bleibt beim optisch originalen Eindruck. Natürlich braucht man noch eine passende Nadel, hier muß es mindestens die Ortofon Nadel 30 sein.
Eine weitere Möglichkeit ist, eine Montagemöglichkeit für 1/2"- Tonabnehmer zu schaffen. Da der Originaleinbausatz bei ihrem Dual CS 731Q offenbar - wie auch bei meinem Exemplar - nicht dabei war, kann man diesen Adapter verwenden, hat dann auch keine Not mehr mit den fehlenden Leitungen am TK 26 (Nicht, wie Sie schreiben, TK 260, denn der TK 260 ist der TK 26 mit verbautem ULM 60E.
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Im Innenleben gibts irgendwie Ähnlichkeiten mit dem großen letzten UHER SG 630/631 Bandgerät
Schaut man im Vergleich in den Revox B795 rein, der ja auch eine Menge Komfort eingebaut bekommen hatte, ist es dort aufgeräumt und deutlich einfacher.
Im Prinzip ist das mit den aufgeteilten Modulen nie etwas Negatives, doch in den schwierigen Zeiten, die über DUAL ab 1979 "hereingebrochen" waren (der Hifi-Markt war zum Ende 1979 bis weit über 1982 fürchterlich eingebrochen), wäre damals eine Produktionskosten- Optimierung dringendst angeraten gewesen. Die hier fortgeführte Materialkosten- "Optimierung" war auf jeden Fall kontraproduktiv.
Die Japaner haben das von Anfang an geschickter gemacht. Wenn dort in Japan 4 Ingenieure etwas "Geniales" entwickelt hatten, haben zwei weitere Controller das Konzept "durchleuchtet" und dann "optimiert", oft unter "Tränen" der anderen 4 Kollegen.
Erst in der PIONEER und SANSUI Historie war zig Jahre später zu lesen, daß diese so offen sichtbaren Verbilligungen mit dem vielen Plastik auch dort den Niedergang eingeläutet hatten.
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- Heute ist jeder, der einen Dual CS 731Q hat, ihn warten, reparieren oder restaurieren kann, dankbar für die Modulbauweise. Ich habe meinen Dual CS 731 auch überholt, einfach zwei Schrauben für die Kabeldurchführung entfernen, Abdeckhaube, Plattenteller, Gegengewicht, Tonabnehmer und Kopfblende ebenfalls, dann den Tonarm verriegeln.
Die Transportsicherungsschrauben lösen und hochziehen. Unter der Vorderkante des Chassis sind drei Schlitzschrauben sichbar, drei Kreuzschlitzschrauben befinden sich unter der Frontblende. Nun das Chassis etwas hochheben, dann kann man ein paar Steckverbinder zur Front abstecken und das Chassis aus der Zarge heben. Die Frontblende läßt sich nun nach vorn herausziehen. Dann kann man die Tasten ausbauen, sie sind mit einem Sprengring gesichert, alles saubermachen, die Pitch-Steller sind mit einer Madenschraube auf den Poti-Achsen fixiert.
Hinter der Starttaste unter einer Pertinaxabdeckung befindet sich einer der berühmten Rifa-Entstörkondensatoren (Auch Knallfrosch genannt, u.a. Braun und Revox haben die "Bomben" auch verbaut) mit 0,01µF. Der muß genauso wie ein zweiter Kondensator im schwarzen Schalterkästchen unterhalb des Chassis ersetzt werden.
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Und natürlich der Nippel oder Pimpel, der "verrottet" ist ....
Anscheinend ist das eine Langzeit-Macke von ganz vielen DUAL Modellen, auch aus der 1229/1249er Palette.
Der kleine von außen unsichtbare Kunststoff-Nippel direkt unter dem Tonarm hat sich zersetzt und verteilt sich im Gerät, schade. Der Tonarm wird nicht mehr ein- oder zurück- geschwenkt. Doch solch einen Nippel zu ersetzen, ist nicht besonders schwierig. Es gibt aber noch andere Schwächen.
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- Das hatte mein Dual CS 731Q auch, der Tausch ist obligatorisch und eben schnell erledigt.
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Es gibt 2 Funktionen, die niemand wirklich brauchte ....
Kein mir bekannter Hifi-Fan, selbst Gastronomen nicht, hatte jemals seine (vermeintlich kostbaren) Platten im Endlosbetrieb (Dauerbetrieb) laufen lasssen. Den ganzen Zirkus hätte man getrost einsparen können und eine Menge Komplexität vermieden.
Weiterhin ist die riesengroße LED-Anzeige der Drehzahl- genauigkeit an der Front soetwas von unwichtig, weil niemand mehr die Tonhöhe der Originalaufnahmen erläutern kann.
Es mögen zwar manche "Dreher-" Besitzer über Stunden davor sitzen und diese Anzeige bewachen, doch das waren nur sehr seltene Ausnahmen. Das Stroboskop war völlig ausreichend, wenn es denn überhaupt notwendig war.
Diese gewollt gequälte "Featureritis" in einem auslaufenden Markt war sicher auch ein Grund, warum sich DUAL verzettelte und den eigenen Blick in die Zukunft und den veränderten Markt eintrübte. - Übrigens ebenso wie ein Teil der großen Japaner - zum Beispiel PIONEER mit seinen 1980er Produkten. Auch SONY fing damals bereits 1976 an, alles und jedes als Feature zu verkaufen, wie zum Beispiel FM-Dolby, das wir in Deutschland auch nie hatten.
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- Da haben Sie Recht, notwendig für die Funktion ist es nicht, z.B. der Dual CS 750-1 mit Riemenantrieb, ebenso quarzstabilisiert hat das nicht, auch kein Leuchtstroboskop. Das ist eben eher etwas zum Angeben, gibt es ja nicht nur bei Dual... Der Markt für Hifi war um 1980 überall auf dem absteigenden Ast, "Video" war die neue Goldgrube mit hohen Margen, gerettet hat es aber nicht einmal Grundig. Philips und auch viele Japaner nicht.
Heute ist man schlauer, es wäre für Dual richtig gewesen, ins gehobene Segment zu gehen, das Wissen hatte man, Personalabbau wäre in jedem Fall unumgänglich gewesen. Leider entschied sich Thomson-Brand genau für das Gegenteil, viel Plastik, das goutierten die Kunden nicht. Als Dual dann, schon unter Schneider, eine Allianz mit Rotel einging und mit den "Audiophil Concept"-Geräten und wieder solideren Plattenspielern dabei war, war es zu spät.
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Der Hauptfehler lag dazu im Netzteil - ein 1000 uF Kondensator
Unser Spezialist für solche Fälle - Peter - hat herausgefunden, daß ein dicker "ROE" 1000uF Sieb-Elko nur 0 Ohm Widerstand hatte und dann kommt natürlich keine Spannung mehr an der Motor-Elektronik an. Übrigens äußerlich war das dem Elko nicht anzusehen.
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- Wenn der Spezialist nicht auch die Rifa-Kondensatoren ausgewechselt hat, ist das schlecht. Ebenso muß beim CS 731Q immer der feste Sitz der Trafoschrauben geprüft werden, die könnten für unerklärliche Störgeräusche sorgen. Bei meinem Dual CS 731Q waren die Muttern auf den Schrauben so locker, daß ich sie mit der Hand drehen konnte!
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Es gibt nur wenige Modelle wie den 1249 und den 701
Vorweg schicken möchte ich noch, daß ich alle die billigen DUAL Laufwerke wie den 1214 und den 1216 und den .... relativ schnell entsorge oder verschenke. Zum Betrieb als "gesunder" Plattenspieler zum Digitalisieren verbleiben von DUAL nur wenige außergewöhnliche Typen.
Da ist der DUAL 1229 mit Reibradantrieb und der 78er Geschwindigkeit für die Digitalisierung meiner alten Schellackplatten sehr geeignet, denn 78 Upm hat fast keiner mehr.
Der DUAL 1249 ist der stabile und seriöse Automatikspieler als Wechsler mit einem Riemenantrieb und mit nur 2 Geschwindigkeiten, der 601 ist der abgeschminkte 1249 ohne Wechseltechnik, beide mit fast gleichem Tonarm.
Weiterhin ist der 701 Direktantriebler auf höchstem Niveau. Die später davon abgeleiteten Billigversionen haben alle ihre Macken oder Schwächen, auch unser 604.
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- Und da widersprechen Sie sich selbst. Die Zarge des Dual CS 1249 ist übrigens exakt genauso wie die des Dual CS 731Q gefertigt, nur eben mit schönem Holzmuster beklebt. Beim CS 731Q hat Dual einfach in das vordere Brett Durchführungen für die Leitungen der Frontbedienungen und deren Befestigung gefräst und die Frontblende davor geschraubt. Der ganze Rest ist absolut gleich, die Abdeckhaube CH 16 ist sogar solider als die CH 6, die beim Dual CS 701, CS 1229, CS 1229 und anderen gefertigt wurde.
Auch die Zarge des CS 1229 und des CS 701 ist Preßspan mit Kunststoffunterteil. Den CS 731Q gab es übrigens, für 50 DM Aufpreis, auch statt mit der einfachen Plastikblende, wie bei ihrem Exemplar, mit einer Blende aus gebürsteten und eloxierten Aluminium, in silber und braun-metallic, passend nicht nur zu den Dual-Geräten der "International Serie", sondern auch zu den richtig guten Grundig-Geräten wie den V2000, den es ja auch in diesen beiden Farben gab.
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Es gab da mehrere Gründe .......... (2)
.........., warum DUAL 1982 Konkurs anmelden mußte. Einer davon war die schwindende Qualität. Ab etwa 1980 hatte fast jeder Hifi-Freak einen Plattenspieler und es gab so gut wie keine Neukunden mehr, die blauäugig allen Werbesprüchen aufliefen. Die, die schon einen Plattenspieler hatten, wußten ziemlich genau, wie die Steigerung des sogenannten Ersatz-Bedarfes aussehen sollte.
Also billige und leichte Plastik-Gurken wollten die auf keinen Fall haben.
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- Und genau das ist der Dual CS 731Q nicht, diese Modelle folgten dann in den Jahren danach. Schon die Serie um den CS 741Q, noch unter Steidinger gefertigt, war "flötiger" als der Dual CS 731Q, die Haubenscharniere fragil, die Tastenhalter zerbrechen, die Tasten fallen ab, die Tonarmstütze ist einfacher gefertigt usw. Richtig "Plastic-Age" war dann unter Thomson-Regie, das Spitzenmodell war da der CS 630Q, Antrieb und Tonarmlager sind ok, das Gehäuse echter Leichtbau, fast alles geclipst, also alles Leichtbau wie bei den japanischen Vorbildern.
Und eines muß man sagen: Was ist denn nun mit Thorens geworden? Auch pleite und heute eine Vertriebsmarke für in Fernost gefertigte Plattenspieler. Linn verbaut auch nur noch Gleichstrommotörchen, die restlichen Produkte haben einen enormen Wertverlust, Linn Lautsprecherboxen werden einem förmlich hinterhergeworfen. Und wer von den ach so tollen Japanern hat denn wirklich überlebt? Nur Technics baut noch Plattenspieler, aber neuerdings auch nicht mehr in Japan, seitdem häufen sich die Klagen über eiernde Plattenteller usw.
Warum werden die Dual CS 731Q, wie übrigen auch der CS 701, CS 704 und CS 721 gebraucht so hoch gehandelt, was beim CS 741Q übrigens nicht der Fall ist? Weil die Geräte nicht reparabel sind, weil es schlechte Geräte sind?
Yamaha baut noch gute, klassische Stereogeräte, ansonsten viel Plastik und Bling-Bling. Was ist mit Philips, die haben schon einfacher und kostenbewußter produziert? Die sind auch weg vom Fenster.
Und nun müssen Sie ganz tapfer sein: Die von Ihnen hofierten Japaner haben uns schon immer getäuscht, vieles wurde von denen nicht selbst gebaut, nicht einmal entwickelt, so wie Dual es auch mit Teilen seiner Elektronik tat, nämlich Tuner bei Südfunk bauen lassen, das Laufwerk des Kassettendecks C 839RC bei Noris in Nürnberg und viele Kassettendecks bei Asai in Japan, sowie später die CD-Spieler CD 120 und CD 130 bei Hitachi, so ließen die großen japanischen Konzerne damals viel fremdfertigen und tun es bis heute. Da gibt es ganze Fabriken, die für alle mögliche japanischen Marken die Geräte fertigen. Bei älteren Geräten wird dies durch ein unscheinbares Symbol, wie ein auf dem Kopf stehende Erdungszeichen gekennzeichnet. Hier können Sie es gerne nachlesen und dann müssen wohl viele Seiten des "Radiomuseums" neu geschrieben werden.
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Nachsatz von Gert Redlich
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- Dez. 2021 - Nicht alle Anmerkungen des Autors treffen zu. Hier in der Redaktion waren Zeitzeugen zu Gast, die damals in die Interna (also den Niedergang und die damaligen Gegenmaßnahmen mit all den internen Grabenkämpfen) bei DUAL Einblick hatten bzw. die Zeit hautnah miterlebt hatten und so aus der Schule plaudern konnten. Die Tonaufnahmen liegen alle vor, die damaligen Zeitzeugen sind leider alle schon verstorben, es ist ja ziemlich lange her.
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