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Ein Hifi-Rückblick auf 20 erfolgreiche Jahre bei DUAL

5. Auflage Mai 2018
6. Auflage Mai 2024

von Gert Redlich im Okt. 2018 - Hier verweise ich jetzt ganz direkt auf das "DUAL-Buch" von Norbert Kotschenreuther. Wer also mehr erfahren möchte oder es ganz ausführlich lesen möchte, wie es mit der Firma DUAL anfing und wie es zuende ging, der möge sich dieses Buch kaufen.

Herr Kotschenreuther hat inzwischen (Mai 2024) die 6. überarbeitete Auflage herausgebracht und jeweils die ihm (aus dem DUAL Dunstkreis oder der DUAL Sphäre) zugetragenen - also die vormals nicht immer korrekten - Informationen korrigiert. So ist das 6. Buch auf enorme 5xx Seiten angewachsen und es enthält jede Menge Bilder.

Zur eigenen Beurteilung der damaligen Situation der Unterhaltungsindustrie hat Herr Kotschenreuther auch einen Blick auf die Wettbewerber von DUAL geworfen, denen es - bis auf Grundig - auch nicht viel besser erging als DUAL.
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Nachtrag aus August 2024 : Herr Kotschenreuther hat uns seine 6. Auflage für unsere Redaktion geschenkt, weil wir so viel Wissenswertes über DUAL mit noch viel mehr Bildern hier eingestellt hatten. Die 6. Auflage hat inzwischen über 540 Seiten und ist noch ausführlicher geworden.
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Meine persönliche Analyse als "aussenstehender" Betrachter :

Es war die Sturm- und Drang-Zeit der 1970er Jahre, in der ich (Baujahr 1949) aufgewachsen bin. Mit unseren Wünschen und (Hifi-) Träumen hatten wir oft Kollisionen mit unseren Eltern, die ja eine ganz andere - fatale - Jugendzeit erleben mußten. "Hotel Mama" war genial komfortabel und bequem und man(n) konnte in der deutschen Wohlstands-Mittelschicht so manchen Traum ausleben.
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Es war im Herbst 1963 .....

Als der Dual 1009 im Herbst 1963 - ab jetzt für alle sichtbar - heraus kam, war ich gerade mal 14 Jahre alt und hatte natürlich ein spärliches Taschengeld. Das Hinzuverdienen von "Pinke- pinke" für solche luxuriösen Träume gelang erst mit 17 Jahren, weil ich zuvor erstmal ein richtiges Fahrrad mit 21 Gängen haben wollte.

Und da gab es bereits den 1019 (1965) und bald den 1219 (1967). Die technischen Daten hatten wir Hifi-Freaks alle "inhaliert" und konnten sie fast auswendig - zusammen mit den Daten von Lenco und Thorens. Weder die ELAC Plattenspieler noch die Geräte von PE sprachen uns optisch überhaupt an. Es fiel aber damals bereits auf, daß in den von uns angesteuerten Hifi- Studios hier in Rhein-Main selten ein Dual Plattenspieler zu sehen war. Die fanden sich fast nur in kleinen Radio(fach-) geschäften und den (wenigen) großen Kaufhäusern.
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Die DUAL Philosphie der Typennummern war anfangs plausibel

Obwohl ich vor 1960 in den Vorführräumen der Kinos bereits diese Plastik-Plattenspieler von DUAL gesehen hatte, waren mir die frühen Abspieler fremd. Die sahen alle so aus wie aus der Ostzone (das war das nur wenig bekannte fremde Deutschland hinter dem eisernen Vorhang).

In den Jahren vor und nach 1961 mußte ich oft mehrfach im Jahr mit zu unserer Oma in die Ost-"Zone" nach Ostberlin - wir Wessis durften das noch - und dort war dieses "Plaste Design" ganz normal. Alles war dort aus Plaste (dem Gefühl eines kleinen westdeutschen Buben nach hatten sie nur bei Brot eine Ausnahme gemacht) und so hatten diese frühen DUALs von Anfang an ein Negativ-Image als Ostzonen- Plastik-(="Plaste") Produkte.
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Später fand ich im Nachlass des Wolfgang Hasselbach die Prospekte dieser frühen DUAL-Typen ab dem 1001 bis zum 1008. Bemerkenswert war, mit aufsteigender Typen-Nummer wurden die immer besser. Das war bei den Grundig-Radios übrigens genauso, bei Telefunken und anderen Herstellern auch.

Das anfängliche (Des-) Interesse an DUAL änderte sich ab dem Herbst 1963 mit dem neuen DUAL 1009. Der war völlig anders. Und wieder wurde Modell für Modell über den 1019 zum 1219 und dem 1229 verbessert. Doch auffallend war damals bereits die immer weiter angewachsene Zahl von abgeschminkten Billigversionen dieser Laufwerke mit unverständlich wirren Nummern. Es gab da den DUAL 1010, den DUAL 1011 und den DUAL 1012 und den DUAL 1209 und was noch alles.

In den Kaufhäusern Hertie und Karstadt bekam man (also wir jungen zukünftigen "Kunden") gar keine Antwort mehr, sondern nur noch einen DUAL-Prospekt in die Hand gedrückt. Der "Verkäufer" oder der "Bewacher der Geräte" hattte - im Nachhinein betrachtet - gar keine  richtige Ahnung mehr von den "Dingern", die er eigentlich "verkaufen" sollte. Teilweise hatten wir Buben bereits mehr Ahnung als der Verkäufer. Mir war das damals nie so aufgefallen, erst in der Erinnerung kam wieder hoch, wie uninteressiert ich damals "abgefertigt" wurde.
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Auf den Seiten der Dual-Prospekte ist es ersichtlich . . .

Das Dual Marketing oder deren Werbeabteilung begann irgendwann, - aus unserer Sicht vermeintlich inkonsequent - irgendwelche wilden Typennummern kreuz und quer zu vergeben, die aber offensichtlich nur den Wünschen der Industriekunden entgegen kamen (entgegen kommen mußten !).

Industriekunden waren nämlich die großen oder kleineren Radio- oder Gehäuse- und Truhen- Hersteller, die die Dual Laufwerke/Chassis in die eigenen Geräte einbau(t)en oder wollten. Wichtig war für diesen sogenannten OEM-Kundenkreis aber, daß es da keinesfalls vergleichbare Chassis im offiziellen Dual Programm gab.

So war der Interessent nicht mehr in der Lage, einen realistischen Preisvergleich oder gar Qualitätsvergleich anzustellen oder gar die ihm bekannten Qualitäts-Eckdaten aus dem normalen Dual-Programm mit denen der Phono-Kombinationen von zum Beispiel "Rosita Tonmöbel" zu vergleichen. Das war nämlich ganz gezielte Absicht und dennoch fatal zugleich.

Die Interessenten fragten die Verkäufer Sachen
, die diese entweder nicht wußten oder die sie nicht erzählen durften. Der "Kunde" bekam KEINE erschöpfende Auskunft und wandte sich einfach nur ab - zu anderen Produkten oder anderen Läden hin, oft zu Thorens und zu Lenco, selterner zu Philips. Das war der eine Teil der Geschichte.
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Ein Typen-Wirrwar in den späten DUAL-Prospekten

Der DUAL 1249 mit Riemenantrieb

Ab einem gewissen Zeitpunkt wurden nämlich die DUAL- Produkte in den DUAL-Prospekten "neu" gegliedert oder "auf- gelistet", aber nicht mehr wie früher "Top-Down" oder aufwärts, also in einer irgendwie plausibel nachzuvollziehenden Reihen- folge der Qualitäten - auf- oder abwärts -, sondern nach nicht mehr schlüssigen Kriterien.

Was auch immer sich der Werbemensch oder der Gestalter dabei gedacht hatte (und der hatte sich ganz bestimmt etwas dabei gedacht), es kam einfach nicht rüber und es kam somit bei "uns" - vermutlich bei den allermeisten potentiellen Kunden - nicht mehr an.

Dazu waren die auf einmal herausgestellten Ansprüche - "ab jetzt" als sogenannter Vollsortimenter aufzutreten - viel zu weit hergeholt. Weder die DUAL-Elektronik noch die Boxen noch das traurige DUAL-Bandgerät konnten das weltweit sehr hohe Niveau der eigenen wirklich hervorragenden DUAL Spitzen- Plattenlaufwerke erreichen und dort auf diesem Level mithalten. Die anfängliche Optik dieser Hifi-Nachzügler war - völlig konträr zu den Top-Plattenlaufwerken - grausam antiquiert.

Selbst wohlwollende DUAL-Freunde wie Chefredakteur Karl Breh schüttelten nur noch den Kopf.
UHER zum Besipel hat den Ausflug zu den Hifi-Verstärkern ganz schnell beseitigt (beerdigt). Und Grundig hatte von 1979 bis 1981 ganz viel Geld in edle Entwicklungen gesteckt.

Ob es klug war, sich in diese fachfremden Gefilden zu wagen, ist jetzt müßig. Das Eine wäre vermutlich genauso schief gelaufen (siehe UHER) wie das Andere (siehe DUAL, ELAC, PE usw.)
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Wachstum und der Abstieg in die Billigsegmente

Die damalige und auch heutige Firmen- philosophie bei sehr vielen Firmen, immer nur wachsen und wachsen und dann um jeden Preis diesen Level halten wollen oder müssen und ja nicht etwas von den Ansprüchen an die erreichten Marktanteile abzuschminken, das war fatal.

Als bei DUAL gemerkt wurde (offensichtlich durch rückläufige Verkaufszahlen), daß die Fabrikationskosten hier in Deutschland und selbst im tiefen Schwarzwald aus dem Ruder laufen, wurden die Produkte "verbilligt". Jede Menge Plastik wurde (teilweise wieder) verbaut bzw. auch bei den mittel-teuren Produkten eingeführt.
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Das Aushängeschild, der edle DUAL Spitzenplattenspieler, also das jeweiligeTop-Produkt, wurde durch mehrere billige abgeschminkte Versionen "eingerahmt". Das zog die ganze DUAL Produkt-Palette nach unten. Das weltweite "Made in Germany"- Image begann erst zu wackeln, dann zu sinken.

Ein Beispiel ist der CS 604 Direktantriebler von 1978. Das Teil ist von vorne bis hinten billig, obwohl es als super tolles Spitzenprodukt beworben wurde. Wer den DUAL 604 gekauft hatte und dann feststellte, was er da wirklich bekommen hatte, der war satt (bis oben hin) und sagte sich nur "NWD" (nie wieder DUAL).
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Und dann jede Menge Varianten / Kombinationen

Ganz besonders negativ aufgefallen ist - im Vergleich zu Thorens zum Beispiel - die völlig überflüssige "Vielfalt" an optisch veränderten Tonarmlagerungen und den Tonarm-Gelenken.

Da wurde mit dem 1229 ganz euphorisch die symmetrisch optimale Kardangelenk- Lagerung propagiert und jedem Leser der herausragende Vorteil dieser Art der Lagerung regelrecht "eingetrichtert".

Irgendwann war es - schwups - wieder vorbei mit dieser Art von Lagerung. Der Leser dachte sich dabei nur, "aha, so hatte es also doch nicht funktioniert" und wurde immer kritischer bezüglich der Dual-Werbe-Sprüche.

Als dann auf einmal U,L,M, propagiert wurde, war die Glaubwürdigeit von Dual bereits deutlich angekratzt. Was soll denn das nun wieder. Die anderen Weltmarken wie SONY und National sind doch nicht doof und würden das doch auch machen, wenn das so genial wäre.

Also Alleinstellungsmerkmale um jeden Preis ? Das konnte nicht gut gehen.

Dann sind die Feinheiten bei den Plattentellern der Laufwerke aufgefallen. Anfänglich wurde der antimagnetische Plattenteller, also der schwere Alu-Gußteller als etwas unbedingt Notwendiges und ganz besonders Wichtiges bei Magnetsystemen herausgehoben.

Doch bei manchen angeblichen Spitzen-Chassis stand aber davon einfach nichts mehr drinnen, obwohl das gleiche Magnetsystem eingebaut war. Dieses Chassis hatte also (nur?) einen Stahlblechteller. Und da war der Antimagnetismus auf einmal gar nicht mehr wichtig ? So so !!

Als das nicht mehr zu verheimlichen war, denn der Wettbewerb hatte das natürlich suffisant aufgegriffen, wurde flugs ein neuer Name eingeführt, der Sandwich-Teller, im Prinzip der gleiche simple alte Stahlblechteller wie vorher. Als man wieder etwas "Alleiniges" brauchte, wurde der geprägte Alublech-Teller eingeführt und der roch nur noch nach billig.

Der gestanzte Alublech-Teller war natürlich extrem leicht und das kollidierte mit dem jahrelang gepredigten Dogma des schweren Gußtellers für den super guten und notwendigen Gleichlauf. Auch das fiel auf und wurde vom Wettbewerb (schon wieder) genüßlich (natürlich für DUAL negativ) ausgeschlachtet.
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DUAL-Prospekte mußte man jetzt ganz akribisch lesen

Und das war mühselig. Konnte man in den 1970er Jahren noch darauf vertrauen, daß die Produkte einigermaßen seriös beschrieben wurden, wurden selbst die eingefleischten DUAL-Fans hellhörig und auf einmal mißtrauisch.

Der beworbene "60 Watt" DUAL-Verstärker hatte auf einmal (nur noch) 2 x 30 Watt - das war aber die Musikleistung - und dann laut dem Kleingedruckten im DUAL-Prospekt immer noch leidlich akzeptable 2 x 20 Watt "Dauerleistung". - Soweit so richtig - aber das war nur bei 1 kHz und bei 2% Klirrfaktor.

Bei einem Hifi-Frequenzbereich von 40 bis 15.000 Hz und nur 0,1% Klirrfaktor verbleiben da gerade mal 15 Watt pro Kanal an 4 Ohm übrig. Und mit 8 Ohm Boxen verblieben dann mal gerade noch (mit den Japanern vergleichbare) 2 x 10 Watt. Das stand aber erst ganz am Ende im Kleingedruckten, wenn überhaupt. So konnte man keine Kunden mehr begeistern.
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Die aufkommenden Probleme in einem überfüllten Markt

Ab 1978 war der Hifi-Markt nicht nur verunsichert, er war satt bis oben hin.

Jetzt hatten die deutschen Firmen
wie Grundig und DUAL und WEGA und Saba ja "nur" ein paar Tausend "Leute". Max Grundig mit 33.000 Mitarbeitern war bei uns der "Größte", der größte Hersteller - aber inklusive der fernsehprodukte. Telefunken hatte dicke Probleme und Saba und Wega und DUAL mit je etwa 3.000 Mitarbeitern waren da mit Faktor 10 schon deutlich kleiner. Keine der Firmen, auch Grundig nicht, war - wie man heute sagt - "systemrelevant".

Bei den Amerikanern hatte das Firmensterben bereits 5 Jahre vorher eingesetzt. Philips hatte Teile von Marantz gekauft und produzierte sowieso nur noch in Japan und die Harman Kardon Gruppe kaufte eine Hifi-Firma nach der anderen auf und produzierte auch nur noch in Japan oder den Philipinen und heutzutage (ab 2000) nur noch in China.
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Nur wenige Redakteure hatten Einblick in japanische Firmen

In den drei größten japanischen Elektronik- Unternehmen arbeiteten "jeweils" an die 300.000 Menschen. Selbst Grundig war dagegen ein Zwerg.

Doch bei den Japanern hatten sich ganz andere Maßstäbe aufgebaut und anfänglich unsichtbare Risiken angehäuft. Es gab da mehrere ganz große Hersteller wie zum Beispiel PIONEER, Matsushita (National Panasonic, JVC) und SONY mit deutlich über 300.000 Mitarbeitern, die den ganzen Tag nur Radios, Fernseher und Plattenspieler (und vielleicht auch noch Boxen und Bandgeräte und inzwischen jegliche Art von nur irgend möglichem Zubehör) produzierten. Und auf einmal wollten diese blöden Consumenten - in den USA und auch noch in Japan selbst - einfach nichts mehr kaufen.

Jetzt gehen (gingen) in Japan - historisch kulturell bedingt - die Uhren völlig anders. "Da wird niemand entlassen !", hieß es - und auf einmal mußten die lokalen japanischen Konzerne Fabriken schließen, weil die gigantischen Halden in den Häfen - also ganze riesige Lagerhäuser und Überseecontainer voller Geräte - sowohl noch im eigenen Land in Japan wie auch bei uns in Europa in Holland und vor allem in Bremen - wie Blei herumstanden. (Vermutlich waren auch die japanischen Warenlager in den Import-Häfen in den USA übervoll, jedoch fehlt uns da der Einblick.)

Die Überproduktion als Fluch des über Jahre (vermeintlich) unbegrenzten Wachstums
kam als fataler gnadenloser Bumerang zurück und nun - was tun ?

Zum Ende 2018 kann man diese ähnliche Entwicklung so ganz langsam in China erkennen, wenn Apple und andere Auftraggeber die Bestellungen drosseln und die chinesischen Vertragsfirmen auf einmal recht nass - also mit ganz deutlich reduzierten Produktions-Volumina - aussehen.
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