Und ganz natürlich wurden auch diese Anlagen "getestet"
Von Gert Redlich überarbeitet im Okt. 2024 - Es gibt da eine Beschreibung der damals neuen Grundig Mini-Komponenten bzw. sie nannten es "Test" im STEREO Lab. Und es war die Zeit, als es die Hifi-Stereophonie und Karl Breh und seine Labor-Mannschaft noch gab (bis Ende 1983). Bei STEREO waren es im April 1980 die Herren Wienforth, Gessner und Keuler, die dort laborierten.
Inzwischen sind viele Jahre vergangen und wir blicken zurück. Und natürlich sind wir heute "schlauer" als damals, als wir es uns finanziell nicht leisten konnten, da einfach mal so mal rein zu schaun. Inzwischen (in 2024) haben wir zwei MT 100 und zwei MT 200 und drei MXV 100, einen MA 100 und einen MCF 500 Recorder bei uns im Labor, alle mit mehr oder weniger kleinen Macken.
Das Fachwissen für eine Beurteilung ist heute weiter verbreitet als damals
Alleine das Fachwissen der Funktion eines Frequenzgenerators für den UKW Empfangsteil, also eines Oszillators, ist grundlegend wichtig, um die Unterschiede der uralten UKW Empfänger, des neuen MT 100 und des Nachfolgers, des MT 200 zu verstehen und plausibel zu bewerten.
In dem MT 100 zum Beispiel ist das Tunoscope und das Super-Tunoscope enthalten, das von der Funktions-Logik genau die Frequenzmitte eines Senders erkennt und eine Abweichung nach links oder rechts (bildlich auf der Skala) mit zwei roten LED-Pfeilen anzeigt und die Mitte mit einer grünen LED anzeigt. Es ist sehr komplex, wie diese scheinabr simple Logik mit Transistoren abgeblldet werden konnte. Der Artikel dazu in den Grundig Technischen Informationen ist nicht einfach zu verstehen.
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April 1980 - GRUNDIG Minikomponenten Grundig
Einheimische Hersteller schienen lange Zeit die japanische Herausforderung zu ignorieren. Zumindest die Gestaltung ihrer Geräte orientierte sich vorwiegend am traditionellen Konzept des „Wohnzimmerradios". Ob damit wirklich der Geschmack der Kunden getroffen wurde, bleibt fraglich.
Es war wohl eher der „Heimvorteil", der der hiesigen Industrie den Inlands-Absatz sicherte. Mittlerweile sind aber Normenbarrieren zum großen Teil gefallen, ein japanisches Gerät läßt sich heute ebensogut in eine vorhandene Anlage integrieren wie ein deutsches. Und langsam aber sicher haben die Japaner durch ihre metallenen Frontplatten, ihre präzis geführten Bedienungselemente, ihre satten Schalter-Klackser und sanften Cassettenschalt-Klappen eine ganze Reihe von Kunden auf ihre Seite gezogen.
Grundig hat nun mit seiner neuen Modell-Palette die Herausforderung aus Fernost angenommen. Mehr noch: Die Fürther gehen zum Angriff über. Das Design der neuen Minikomponenten ist dazu angetan, vergleichbaren Produkten aus Übersee Paroli zu bieten. Bei Grundig strahlt jetzt alles im Metallglanz. Bezüglich der Qualität hört man aus Fürth gar die überraschend verwegene Behauptung, es handle sich um High-End-Produkte im Miniformat.
Metallglanz-Produkte bieten auch andere deutsche Hersteller an; einige von ihnen beziehen sie komplett aus Japan und verkaufen sie unter heimischem Namen. Bei den Grundig-Minis findet man den „Made in Germany"-Schriftzug zumindest auf dem Recorder- und auf dem Tuner- Baustein. Unser Test-Türmchen enthält neben Recorder und Tuner nur noch einen Vorverstärker, denn diese Kombination eignet sich zum direkten Abschluß der Grundig-Aktivboxen. Eine passende Endstufe ist bereits avisiert, wir werden zu gegebener Zeit darüber berichten.
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(1) Die Ausstattung des Vorverstärkers
Am Vorverstärker MXV 100 wird links die Programmquelle mittels Drehschalter gewählt, es können zwei Band- oder Cassettengeräte, ein Tuner und ein magnetischer Tonabnehmer angeschlossen werden. Außerdem ermöglicht eine Monitor-Taste Hinterbandkontrolle bei Dreikopfgeräten.
Die Lautstärke wird am großen Drehknopf rechts rastfrei eingestellt. Abschaltbare Loudness über „Linear"-Taste. Baß-, Höhen- und Balance-Steller arbeiten stufenlos und ohne rastende Mitte. Zwei Ausgänge werden über Drucktasten angewählt;
beide Output-Buchsen führen an einem speziellen Kontakt (Anmerkung : eine 6-pol DIN Buchse) eine Schaltspannung zum ferngesteuerten Ein-und Ausschalten der Grundig-Aktivboxen oder der passenden Endstufe MA100.
Natürlich kann auch jeder andere Endverstärker angeschlossen werden. Sämtliche Ein- und Ausgänge sind an DIN-Buchsen auf der Geräterückseite geführt. Die Phono-Empfindlichkeit kann an einer rückwärtigen Drucktaste in zwei Stufen variiert werden.
Tonband-Aufnahmesignale stehen an den „Tape 1"- und „Tape 2"- Buchsen als DIN-Stromquellean, zusätzlich kann ein Hochpegel-Signal aus einer separaten Line-Buchse entnommen werden. Einen Kopfhörer kann man frontseitig über (die 6,3mm US-Standard-) Klinke anschließen.
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(2) Die Ausstattung des Kassettengerätes
Der Cassettenrecorder MCF 500 ist als Direktlader konstruiert, eine Sperre verhindert das Herausnehmen der Cassette bei laufendem Band, eine beigepackte Klarsichtkappe schützt die Köpfe bei abgenommener Cassette vor Staub.
Servo-Laufwerk mit zwei Motoren und drei Hubmagneten, Tipptasten-Steuerung mit beliebigen Funktionsübergängen, Rückmeldung sämtlicher Funktionen über Leuchtsymbole. Dreistelliges elektronisches Zählwerk mit schaltbarem Memory (Nullstop aus dem Rücklauf). Drei Leuchtpunkte im Ziffernfeld machen auf das eingeschaltete Memory aufmerksam. Umgespult wird dann mit halber Kraft, damit das Band nicht über die Nullmarke hinausschießt.
Ein eingebauter Programm-Suchlauf wird automatisch aktiviert, wenn man von Wiedergabe direkt auf Vor- oder Rücklauf übergeht. Der Tonkopf behält in diesem Fall Bandkontakt und tastet die aufgezeichnete Information während des gebremsten Schnellaufs ab. Sobald er eine Pause registriert, stoppt das Laufwerk und schaltet dann selbsttätig auf Wiedergabe.
Für den Schaltuhrbetrieb haben sich die Grundig-Entwickler eine ungewöhnliche Lösung einfallen lassen: Ein mitgelieferter Metallstift wird in eine spezielle Buchse gesteckt und löst dann bei Zufuhr der Netzspannung den Startkontakt aus. Eine kleine „Post Fade"-Drucktaste gestattet, bestehende Aufnahmen nachträglich weich ein- und auszublenden.
Sämtliche Anschlüsse des Gerätes sind an (5-pol) DIN-Buchsen geführt: Mikrofon-Eingang frontseitig, DIN-Kombibuchse und Line-Eingang rückwärtig. Zwei Spezialbuchsen gestatten den Anschluß einer als Zubehör lieferbaren Fernbedienung für die Laufwerksfunktionen einschließlich Memory. Der Ausgangspegel kann an einem Drehknopf auf der Rückseite variiert werden.
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Über drei Drucktasten wird das Gerät an die Bandsorten „Fe", „Cr" oder „FeCr" angepaßt. Ein kleiner „Bias-Drehknopf" ermöglicht zusätzlich eine Feineinstellung der Vormagnetisierung. Die richtige Position dieses Stellers kann man für eine Reihe gebräuchlicher Bandsorten der Bedienungsanleitung entnehmen, ansonsten muß man sie durch gehörmäßiges Probieren herausfinden. Dolby NR samt Multiplexfilter wird über eine Drucktaste eingeschleift.
An einem Tandem-Friktionspotentiometer reguliert man die Aussteuerung. Der Doppeldrehknopf ist mit einem Schleppzeiger kombiniert, mit dem man eine einmal gefundene Stellerposition markieren kann. Zwei zehnteilige LED-Ketten zeigen den Aufnahmepegel an, sie leuchten im unteren Bereich grün, bei der Nullmarke gelb, darüber rot.
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(3) Die Ausstattung des Tuners MT 100
Der Tuner MT 100 ist nur für UKW-Empfang eingerichtet. Abgestimmt wird an einem schwungvollen Drehknopf, der Skalenzeiger läuft über eine MHz- und Kanaleinteilung. Zusätzlich können 7 Stationen programmiert und auf Tastendruck abgerufen werden. Die Stations-Potentiometer sind durch 7 Bohrungen in der Frontplatte zugänglich, sie werden mit Hilfe eines beigepackten Einstellschlüssels programmiert.
Eine einfache, aber sinnreiche Abstimmhilfe erleichtert den Stationsspeicher-Abgleich, sie nennt sich „Super Tunoscope". Man geht folgendermaßen vor: Gewünschten Sender zunächst manuell anhand der Skala einstellen. Gewünschte Stationstaste drücken, „Super Tunoscope"-Taste gedrückt halten und das entsprechende Einstellpotentiometer solange verdrehen, bis die Tunosco-pe-Anzeige grünes Licht gibt. Dabei geben zwei rote Leuchtpfeile die Richtung an.
Dieselbe LED-Anzeige dient nach Loslassen der „Super Tunoscope"-Taste als Ratiomitten-Indikator zur Feinabstimmung. Eine dreizehnteilige Kette (es isnd wirklich 13 LEDs) aus roten LED's zeigt die Signalstärke an, eine weitere Leuchtdiode fungiert als Stereo-Pilot-lämpchen.
Sollen ausschließlich Stereo-Programme empfangen werden, muß man die Taste „FM-St" drücken. An drei weiteren Tasten werden die Funktionen „AFC", „Muting" und „Mono" bedient. Das Antennensignal kann man entweder über eine 75-Ohm-Koaxbuchse oder über symmetrische Flachstiftstecker (300 Ohm) zuführen. Der NF-Ausgang steht an einer DIN-Buchse an, NF-Pegel und Muting-Schwelle können an rückwärtigen Stellern variiert werden.
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(1b) Die Beurteilung (im Jahr 1980) des Vorverstärkers
Der Vorverstärker kann Ausgangsspannungen von mehr als 10 Volt praktisch verzerrungsfrei abgeben, der Klirrfaktor hält sich im gesamten nutzbaren Ausgangsspannungsbereich unter der 0,01-Prozent-Marke, und das bei sämtlichen Audio-Frequenzen!! Auch die Intermo-dulationsverzerrungen bleiben mit 0,03 % weit unter jeder Hörbarkeit.
Nun soll hier nicht dem alten Klirrdaten-Fetischismus neue Nahrung geliefert werden, aber rein von der technischen Leistung her muß man wirklich staunen, was Grundig aus diesem Mini-Gerät zum Mini-Preis herausholt. Die Behauptung, es handle sich um eine „High End"- Komponente scheint tatsächlich nicht übertrieben.
Sämtliche Eingangsimpedanzen liegen auf praxisgerechten Werten, die Hochpegelimpedanzen sind sehr schön hochohmig, die Phono-Impedanz überschreitet
den Normwert nur geringfügig. Keine handelsübliche Programmquelle vermag die Eingänge dieses Vorverstärkers zu übersteuern, auch wenn sie noch so große Pegelspitzen liefert.
Am Line-Ausgang für Tonbandaufnahme liegt ein kräftiges Signal an, während der DIN-Stromausgang mit 0,5 mA etwas „schwach auf der Brust" ist. Norm- und praxisgerechte Werte haben sämtliche Ausgangsimpedanzen, speziell die Hauptausgänge gestatten durch ihren niedrigen Quellwiderstand den Anschluß selbst extrem langer Kabel.
Die Klangsteller- Charakteristik ist vernünftig ausgelegt; man wünscht sich aber eine Mittelraste für Baß- Höhen- und Balance- Drehknopf. Bei optischer Mittenstellung zeigte unser Testgerät allerdings einen geradlinigen Frequenzgang sowie gleiche Pegel in beiden Kanälen.
Für den Phono-Entzerrer hat Grundig engtolerierte Bauelemente spendiert, die Abweichungen von der Normkurve halten sich innerhalb ±0,5dB. Nicht ganz günstig scheint uns die Loudness-Korrektur gewählt, zumindest, wenn man kräftige Endstufen oder Lautsprecher mit großem Wirkungsgrad verwendet. Man erhält dann schon bei kräftigen Abhörpegeln eine deutliche Baß-und Höhenanhebung.
Über den Frequenzumfang dieses Vorverstärkers gibt es kein Wort zu verlieren, er reicht am unteren wie am oberen Ende weit über die Grenzen des Hörbereichs. Höchste Präzision muß dem Volume-Potentiometer bescheinigt werden: Sein Gleichlauffehler bleibt bis herab zu 80dB Dämpfung kleiner als 0,5dB!
Kein Wunder, denn das Poti stammt - wie alle Steller dieser Anlage - aus dem Hause Alps, vom japanischen Spezialisten für Qualitäts-Bauteile. Das Übersprechen zwischen den Stereo-Kanälen wird mehr als ausreichend gedämpft, das kritischere Monitor-Übersprechen lag gar jenseits unserer Meßgrenze.
Wie gut ein Vorverstärker ist, darüber entscheidet ganz wesentlich der Fremdspannungsabstand. Hier beweist der kleine Grundig, daß er tatsächlich den Namen „High End"-Komponente verdient. Andere Modelle vergleichbarer Qualität kosten mitunter das Zehnfache und haben fünfmal soviel Gewicht!
Besonders erstaunlich, daß selbst bei kleinen Abhörpegeln noch ein hervorragender Rauschabstand eingehalten wird. Der Phono-Wert liegt bei vollen 70 dB für einen Signalpegel von -30 dBV am Ausgang. Dieser kleine Silberling von Grundig gehört zweifelsfrei zur absoluten HiFi-Prominenz.
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(2b) Die Beurteilung des MCF 500 Recorders
Beim Cassettenrecorder hatten wir zunächst Schwierigkeiten mit den linear gemessenen Gleichlaufschwankungen. Eine Rücksprache mit dem Hersteller (Grundig) ergab dann, daß sich in der Serienfertigung ein Fehler eingeschlichen hatte, der daraufhin sofort behoben wurde.
Anmerkung : Der MCF 500 des Autors hatte diese Gleichlaufschwankungen von Anfang bis Ende (der Lebensdauer). Das Gerät wurde nach 10 Jahren als nicht reparabel ausgesondert.
Davon konnten wir uns anhand eines Zweitexemplars überzeugen. Die DIN-bewerteten Gleichlaufschwankungen liegen bei sehr guten 0,7 %. „Quartz Control" steht auf der Frontplatte, man darf also eine ausgezeichnete Drehzahlkonstanz erwarten. Tatsächlich konnten wir selbst nach längerer Betriebsdauer keinerlei Drift der Bandgeschwindigkeit feststellen. Hochlaufzeit und Umspulzeit liegen auf dem für Servo-Laufwerke üblichen hohen Niveau. Die Bandendabschaltung reagiert mittelmäßig flink.
Ein dickes Lob verdienen die Wiedergabefrequenzgänge: Sie verlaufen absolut glatt bis zur 16-kHz-Marke und fallen dann steil ab. Diese Charakteristik muß als optimal angesehen werden. Selbst beim Mono-Abspielen von Fremdcassetten bleibt die volle Wiedergabequalität erhalten.
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weiter mit dem MCF 500
Die Über-Band-Frequenzgänge haben wir mit Hilfe des Bias-Stellers auf horizontalen Verlauf getrimmt, mit gutem bis sehr gutem Ergebnis. Ein Schönheitsfehler bleibt die leichte Baßdämpfung, außerdem erhält man bei Chromband mit Dolby eine Präsenzsenke.
Einen hervorragenden Frequenzgang liefert das FeCr-Band - mit und ohne Dolby. Mit den von Grundig empfohlenen Bias-Stellungen sind wir allerdings nicht ganz einverstanden: Für DIN-Fe-Band ermittelten wir die Stellung „+ 7", für DIN-Cr die Stellung „+ 10" als optimal. Für FeCr-Band empfehlen wir in Übereinstimmung mit der Grundig-Tabelle die Mittenstellung.
Die genannten Vormagnetisierungs-Einstellungen führen zu sehr vernünftigen Arbeitspunkten mit ausgewogenem Verhältnis von Tiefen- zu Höhen- Aussteuerbarkeit. Dementsprechend gut fallen die Dynamikwerte aus, zumal die geräteseitigen Rauschanteile ausgezeichnet niedrig bleiben. Dies gilt sogar für den DIN-Eingang, der absolut keinen meßbaren Beitrag zum Gesamtrauschen leistet!
Auch wiedergabeseitige Störquellen, insbesondere Brummkomponenten, werden hervorragend gedämpft. Die besten Ergebnisse liefert auch hinsichtlich der Dynamik das FeCr-Band, dieser Bandtyp kann also in jeder Beziehung für diesen Recorder empfohlen werden. Für Übersprech- und Löschdämpfung haben wir mehr als ausreichende Werte ermittelt.
Die Anschlußwerte der Ein- und Ausgänge sind in Ordnung, bis auf den Mikrofon-Eingang, der empfindlicher sein sollte. Das Aussteuerungs- Potentiometer bietet gute Kanalgleichheit im gesamten Einstellbereich, auch beim Ausblenden muß man kein Wandern der Stereo-Basis befürchten. Mit 20ms Einschwingzeit, 1s Rücklauf und 5dB Höhenanhebung (bei 10 kHz) ist die Aussteuerungsanzeige optimal ausgelegt. Ungünstig hat man dagegen den Anzeigebereich gewählt.
Fe- und FeCr-Bänder kann man bis zum Aufleuchten der obersten LED (bei Pegelspitzen) aussteuern, man hat dann also keine Übersteuerungskontrolle mehr. Bei DIN-Cr-Band darf die „+3dB"-LED nur bei seltenen Pegelspitzen aufleuchten. Dieser kleine Grundig-Recorder vereinigt erstaunlichen Bedienungskomfort und ausgezeichnete Qualität auf kleinstem Raum.
Die Ausstattung umfaßt alles, was man normalerweise braucht, die Handhabung bereitet keine Schwierigkeiten, die klanglichen Eigenschaften kann man sich kaum besser wünschen.
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(3b) Die Beurteilung des Tuners MT 100
Der Tuner MT 100 besticht zunächst durch seine grazilen und präzis arbeitenden Bedienungselemente. Die Abstimmskala könnte etwas genauer beschriftet sein, man vermißt Skalenstriche zur exakteren Identifizierung der Stationen. Andererseits: Wenn man die Stationsspeicher einmal programmiert hat, kann man die Skala ohnehin fast vergessen.
Mit dem „Super Tunoscope" hat Grundig eine gute Idee gehabt, das Einstellen der Speicher-Potis wird dadurch wesentlich erleichtert. Im Gegensatz zu anderen Mini-Empfängern hat man beim MT 100 auf das Signalstärkeinstrument löblicherweise nicht verzichtet. Durch die annähernd logarithmische Charakteristik der LED-Kette können sowohl schwache als auch stark einfallende Stationen zur Anzeige gebracht werden.
Bei 1mV Antennenspannung erreicht das Instrument Vollausschlag, ein nicht allzu großer, aber doch brauchbarer Wert. Stimmt man anhand des Ratiomitten-Indikators ab, dann erzielt man eine Treffsicherheit von etwa ± 20 kHz.
Die Mono-Empfindlichkeit erreicht einen guten, die Stereo-Empfindlichkeit einen mittelmäßigen Wert. Fremd- und Geräuschspannungsabstand bei 60dB uV Antennenpegel kann man als sehr gut bezeichnen, das Stereo-Rauschen geht bei größeren Antennenpegeln sogar noch weiter zurück.
Muting- und Stereo-Schwelle sind identisch, sie lassen sich in weiten Grenzen einstellen. Pilotton- und Hilfsträger werden wirksam unterdrückt. Bei der Gleichwellen-Selektion stimmen unsere Messungen nicht mit der Angabe im Grundig-Datenblatt überein: Wir kommen auf den mäßigen Wert von 4dB. Nachbarsender unterdrückt der MT 100 recht gut, der Trennschärfe-Wert bei 300 kHz Senderabstand überschreitet die 60dB-Marke.
Beim Klirrfaktor hatten wir zunächst gestutzt: Selbst bei optimaler Abstimmung auf Klirrminimum gingen die Verzerrungen (Stereo, ±75kHz Hub) nicht unter die 1%-Marke zurück. Die Prüfung eines zweiten Testmusters allerdings zeigte, daß es sich um einen Ausreißer handelte, der nicht serientypisch war.
Die abgedruckten Daten stammen vom zweiten Gerät und stellen der Konstruktion durchweg ein gutes Zeugnis aus. Die Pilottonverzerrungen werden allerdings nicht sonderlich gut gedämpft. AM-Störungen unterdrückt der kleine Grundig-Tuner dagegen zufriedenstellend.
An Frequenzgang und Übersprechdämpfung gibt es absolut nichts auszusetzen, auch die Anschlußwerte sind völlig in Ordnung. Beim Empfangstest mußte sich der kleine Grundig gegen unseren Referenz-Tuner behaupten, und er schlug sich recht tapfer.
Schwache und mittelstarke Stationen brachte er etwas verrauschter, bei Ortssendern war aber Mono wie Stereo kein Unterschied im Rauschen der beiden Empfänger auszumachen, selbst bei abgeschalteter Sendermodulation. Beim Trennschärfetest war der Revox in einem besonders kritischen Fall deutlich überlegen, in einem anderen Fall zeigte dagegen der kleine Grundig sogar ein geringfügig besseres Selektionsverhalten. Störimpulse wurden von beiden Geräten gleich gut unterdrückt.
Insgesamt kann der MT 100 mit dem Niveau der beiden anderen Komponenten
durchaus mithalten. Für einen Tuner dieser Größe liefert er einen erfreulichen Rauschabstand und gute Trennschärfe, auch Ausstattung und Bedienung sind den Grundig-Entwicklern gut gelungen.
Zusammenfassung
Zusammenfassend bleibt festzustellen, daß die Fürther mit ihrer Mini-Serie einen guten Stein gegen die japanische Invasion ins Feld führen können. Qualitätsmäßig
kommen einige Daten der getesteten Komponenten gar an High-End-Konstruktionen heran, vom Preis her wird auch Billigproduktionen aus Fernost Paroli geboten.
Sieht man von den Anlaufschwierigkeiten ab (Cassettenrecorder, Tuner), so steht auch die Fertigungsqualität auf einem ungewöhnlich hohen Niveau, wie ein Blick unter die Alu-Profile zeigt. Schade eigentlich, daß Grundig mit den Minis nicht von Anfang an an dieser Modewelle teilhaben konnte. Bleibt abzuwarten, ob sich dieser Trend nicht nurals kurzzeitiger Gag entpuppt.
Wienforth, Gessner, Keuler
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Nachtrag aus dem Artikel
Plus
- extrem verzerrungs- und rauscharmer Vorverstärker
- Gleichlauf und Drehzahlkonstanz beim Recorder ausgezeichnet
- hervorragende Wiedergabefrequenzgänge und Dynamikwerte beim Deck
- erfreulicher Rauschabstand beim Empfangsteil
- geringer Gleichlauffehler bei sämtlichen Potentiometern
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Minus
- Klang- und Balancesteller ohne Mittelraste
- schwache DIN-Strom-ausgänge
- Präsenzsenke bei Chromband mit Dolby
- Mikrofoneingang zu unempfindlich
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Ungefährer Handelspreis (jedenfalls anfänglich)
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- Verstärker u. Tuner 930 - DM
- Cassettenrecorder 800,- DM
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Qualitätsstufen :
Vorverstärker: praktisch Spitzenklasse
Recorder: angehende Spitzenklasse
Tuner: obere Mittelklasse
Preis-Gegenwert-Relation: Vorverstärker: sehr gut Recorder: gut Tuner: gut
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