2011 - Der Slimline Vollverstärker von Grundig, der SV 2000
Seit März 2011 haben wir solch einen SV2000. Dieser extrem flache Vollverstärker war aus unserer Sicht eigentlich das Glanzlicht der gesamten Reihe von 1981/82er High-End Geräten, bei denen sich die Entwickler bei Grundig mal so richtig austoben durften. Es gab zwar 10 Jahre vorher schon einmal solch ein Highlight- Pärchen bei Grundig, den RT100 und SV140, doch diese Geräte hatten abgesehen von der Größe der Gehäuse einige Schwächen.
Der SV2000 ist mit 2 x 50 Watt Sinus (an 4 Ohm) der leistungsstärkste und extrem flache Vollverstärker bei Grundig. Dabei waren vermutlich nur die gefällige Optik und die sehr flache 50mm Höhe von den Designern vorbestimmt und natürlich waren auch noch ein paar sehr hoch angesiedelte technische Daten vorgegeben.
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Anmerkung : Es hatte sich auch bei den Hifi-Herstellern durchgeschwiegen, daß die Ergebnisse der Tests der Hochglanzmagazine direkten Einfuß auf die Umsätze hatten und daß bei diesen Tests die technischen Daten - vor allem Klirrfaktor und Ausgangsleistung - über Allem standen.
Die nachvollziehbare reale Bewertung der wiedergegebenen Musik - also der Audio-Qualität - wurde oft gar nicht oder nur spärlich durchgeführt. Auch konnte man von noch so "süperben" technischen Daten selten auf die wirkliche Musikwiedergabe schließen. Manches Mal war das sogar konträr wie bei diesem Beispiel.
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Wie damals bei den Regie Geräten der BRAUN AG in Frankfurt - später in Kronberg - wurden Bauhöhe und Tiefe der Gerätegruppe "Slimline", also besonders flach, den Entwicklern auferlegt. Von den BRAUN- Veteranen wissen wir, daß sich die Entwickler 10 Jahre früher sehr schwer damit getan hatten, die Abwärme der Bauelemente aus den Gehäusen der Receiver und Verstärker wieder raus zu bekommen. Erst mit dem RA1 und RS1 hatten sie bei BRAUN das 1978/1979 ebenso hervorragend gelöst.
Bei Grundig haben die Techniker das Problem bei dem SV2000 souverän und absolut mustergültig gelöst.
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Der SV2000, eine mechanische Sternstunde der deutschen Hifi-Technik der 1980er Jahre - und dazu extrem preiswert !
Beim Öffnen der Verkleidung ohne Anleitung und ohne Schaltplan fällt auf, daß es sehr einfach mit nur wenigen Schauben geht. Und dann ist der Verstärker auch ohne Deckel und Grundplatte in sich mechanisch stabil. Das ist darum besonders erfreulich, weil es wirklich selten ist. Wir haben japanische und/oder taiwanesische Geräte hier, die sich ohne Deckel bzw. Abdeckhaube wie billige Pappkisten verwinden. Sie können eine Ecke mehrere Zentimeter anheben, ehe die andere Ecke mit hoch geht.
Diese Grundig-Konstruktion der Mechnik ist wirklich eine Sternstunde. Zumindest dieses eine Gerät (zusammen mit dem SXV 6000) wurde zu seiner Zeit völlig verkannt, leider.
Ein gesunder Mix aus DIN- und Chinch-Buchsen befriedigt auch sehr verwöhnte "Nasen". Die Bedienelemente sind sehr übersichtlich und die gesamte Technik ist vom Feinsten. Wir haben ja schon den Grundig Spitzenverstärker V5000 sowie den Spitzenreceiver R3000 zerlegt und gestaunt. Doch dieser SV2000 ist nochmal eine Denkpause wert.
Die Technik mit dieser Bauhöhe
Wenn wir die ersten Braun Geräte der Regie 500er Reihe (100mm) öffnen und mit den alten Entwicklern sprechen, war es damals schwierig, Trafos und Elkos dieser Art überhaupt zu beschaffen und samt der Kühlkörper in diese Höhe zu zwingen.
Bei dem Grundig SV2000 (50mm) wurde das fantastisch gelöst. Immerhin 2 x 50 Watt Sinus auf sehr hohen Niveau wollen produziert und gekühlt werden.
Bei so gut wie allen DUAL Verstärkern (und vielen anderen auch) ist mir aufgefallen, daß fast alle diese Geräte innen sehr heiß wurden, weil die Kühlkörper im Gerät meist in der Mitte angeordnet sind und dann auch noch rings herum zugebaut waren. Das ist für einen Vollverstärker ohne Lüfter eine Fehlkonstruktion, wie ich meine.
Die Abwärme muß raus aus dem Gehäuse, so gut und so schnell, wie es geht. Und das geht nur mit außenliegenden Kühlkörpern - zuzüglich der Lüftungsschlitze in Bodenplatten und Deckeln. Die braucht man sowieso. Bei meinem Revox B251 liegen deshalb notgedrungen oben 2 große langsam laufende 12cm Lüfter drauf, sonst "glüht" die Treibervorstufe. Sie "glüht" natürlich nicht, sie wird nur extrem heiß und die Lötstellen "lösen" sich - nein, sie brotzeln ab.
Bei dem Grundig SV2000 wurde hier für die Endstufen ein symmetrisches massives Druckgussteil entwickelt und gefertigt, das gleichermaßen links wie rechts als Chassis und Kühlkörper dient. Es gibt also nur ein für beide Kanäle gleichermassen verwendbares Mono-Endstufenmodul. Von zwei massiven Querträgern gehalten, hat der schwere und extrem flache 200 Watt Schnittbandkerntrafo einen sicheren Halt. Der Anblick von beiden Seiten, also von oben wie auch von unten erfreut das Herz eines Ingenieurs.
Wenn er jetzt auch noch so klingt, wie er aussieht, ja dann . . . . .
2 Lautsprecherpaare jeweils mit Relais geschaltet
Bei genauerem Einblick (von oben) sieht man ganz hinten links in der Ecke eine Relaisplatine, auf der direkt die Lautsprecher- buchsen aufgesetzt sind. Diese Umschalttechnik enthält auch die Einschaltverzögerung, die den großen "Plops" beim Ein- und Ausschalten der Endstufe unterdrückt. Und die Lautsprechersignale gehen auf kürzestem Weg von den Endstufenplatinen an die DIN-Buchsen und müssen nicht durch das ganze Gerät geführt werden - wie in den allermeisten japanischen Geräten. - Wenn da nicht diese verdammten blöden DIN-Buchsen wären . . . .
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Die Eingänge werden über solide teure ALPS Zugbänder geschaltet
Die Konzeption der Funktions- und Baugruppen der Verstärkertechnik ist einfach nur mustergültig (die bescheidenste Umschreibung für etwas ganz Besonderes). Die Eingänge werden ganz hinten direkt an den (5pol DIN- und Cinch-) Eingangsbuchsen umgeschaltet.
Dazu werden von ALPS, einem der renommierten japanischen Komponenten- Hersteller, Dreh- und Zugschalter über Zugbänder verwendet. (Später hatte auch ALPS - vermutlich auf Druck der japanischen Hersteller - mittelmäßige Komponenten produziert.)
Der Bedien- Knopf oder Taster vorne an der Frontplatte betätigt damit den eigentlichen Umschalter ganz hinten auf der Vorverstärker-Platine an der Rückwand.
Und damit konnte man den oft sehr sensiblen Magnet-Phono-Vorverstärker direkt an die Eingangsbuchsen plazieren, eine sehr gute bzw. ebenso mustergültge Lösung.
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Unser Exemplar war preiswert und hatte Schwächen.
Der vordere U-Winkel, an dem fast alle Bedienteile wie Potis und Schalter befestigt sind, hatte mal einen "Schubs" abbekommen und war ganz leicht eingedrückt. Unsere "Hifi-Spenglerei" hat das schnell rausgedrückt und jetzt kommen die Tasten wieder von alleine raus.
Auch muss da mal Flüssigkeit rein gelaufen sein, man sieht noch die Trockenränder. Hinter dem massiven Alu-Frontplatten- profil lösen sich die verklebten Blenden durch Aushärten des Klebers und brauchen ein paar Tropfen Pattex oder ähnliches. Auch sieht eine Lötstelle etwas komisch aus, doch das testen wir alles bei der Inbetriebnahme.
Denn zuerst müssen die Kondensatoren durchgemessen werden. Eine Endstufe geht überhaupt nicht . Beide Darlington Leistungstransistoren sind platt, sie haben beide einen Kurzschluss. Nach dem Abziehen der Stromversorgung auf dem defekten Modul geht der Verstärker, nur halt mit dem einen linken Kanal.
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Neue bzw. ergänzte Lautsprecheranschlüsse
Als erste Modifikation werden wir parallel zu den DIN Buchsen an den Lautsprecherausgang A unsere bekannten Hochstromklemmen anlöten. Daß wir mit den inzwischen allermeist stark korrodierten DIN Buchsen nicht einverstanden sind (andere sprechen da eher vom "Verfluchen"), wurde schon an anderer Stelle ausführlich begründet.
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