Ein kleiner Grundig Receiver mit super Eigenschaften (damals 1981).
Der Grundig R30 Hifi-Receiver sollte fast 2 x 30 Watt Sinus auf die Beine stellen und dafür ist er "blei-schwer". Außerdem sollte er richtiges hochwertiges Hifi "machen".
Wir haben solch einen bei uns in den Regalen gefunden, der seit langen Jahren verstaubt und mißachtet (ehemals in der Küche) funktionierte.
Für diese mechanische (Mini-) Größe und die Zeit (Anfang der 1980er Jahre) wurde in Portugal wirklich solide Technik verbaut.
Alleine der schwere Schnittbandkerntrafo hat genügend Leistung, um auch kleinere ineffiziente Boxen (wie zum Beispiel unsere Acron 100 oder 200) zu betreiben. Der Kühlkörper der Endstufe ist, wie bei sehr vielen Grundigs, ganz ganz hinten plaziert. Auf zwei Platinen sind das Netzteil und das NF Teil (unten) und separat das HF Teil (oben) untergebracht.
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Der R30 macht den guten alten Grundig Wum-Bumm Sound
Der R30 macht zwar richtiges Hifi, aber er macht "Grundig-" Hifi. Das bedeutet, die Grundig Loudness ist nicht abschaltbar und die Anhebung bei leisen Lautstärken ist gewaltig. Der Sound ist wie bei Grundig fast immer sehr angenehm (über-) voll und wohlklingend.
Der R30 ist deshalb nichts für Hifi-Puristen. Doch mit diesem angenehmen Wohlklang bei fast allen Grundig Geräten hatte Max Grundig Millionen von Käufern begeistert. Mehr über den Klang als solchen finden Sie hier.
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Und Max Grundig war schon (wieder mal) einen Schritt weiter.
Max Grundig war nämlich dabei, als der Kooperations-Partner Philips im Jahr 1981 die CD vorgestellt hatte und - er sorgte vor und baute einen bereits so benannten "CD-Input" in den R30 mit ein. Eigentlich war es nichts weiter als der zweite Magnetband-Eingang - aber es stand bereits "CD" drauf und hinten hatte er 2 Cinch-Buchsen. Und das war der Paradigmenwechsel : weg von diesen dämlichen DIN Buchsen, die weltweit nur für eiin ablehnendes Lächeln sorgten.
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Ein nerviger Alterungs-Fehler auf der HF-Tunerplatine
Es ist leider ein gravierender Fehler, weil er auf weitere mögliche Probleme hinweist. Man kann den R30 einschalten und über UKW Musik hören. Doch klopft man oben auf das Gehäuse drauf, ist das Display dunkel und die Musik ist weg. Sitzt man mit erstauntem Gesicht davor, kommt die Musik auf einmal wieder - samt Display.
Dreht man den R30 dann ganz leicht herum, um das Gehäuse zu öffnen, ist die Musik wieder weg und kommt irgendwann wieder. Das nervt gewaltig.
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Es ist zwar ein "systhematischer Fehler", weil er reproduzierbar ist, doch den muß man erst mal finden.
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Peter hat ihn gefunden, nachdem er zig Lötstellen nachgelötet hatte und dieser Effekt immer noch auftrat. Die Verlötung der Spannungsversorgung der gesamten UKW Platine hängt offenbar an diesen zwei Lötaugen, deren Risse man jetzt auf dem Foto ganz deutlich sehen kann. Es war ein ganz akribisches Suchen mit der Lupe, denn mit dem Auge ist es fast nicht zu sehen.
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Ein Schnittbandkerntrafo
Grundig hatte in vielen Geräten dieser Hifi-Generation erstaunlich hochwertige Trafos drinnen. Bei Grundig gab es "selbstverständlich" eine ziemlich große eigene Trafo-Fertigung. Dieser hier ist auch sehr solide und in Gummilagern vibrationsfrei auf dem Chassis befestigt.
Oben auf dem Trafo ist eine (mit einer schwarzen Kappe abgedeckte) Platine mit den ganzen primären und sekundären Anschlüssen. Das ist alles servicefreundlich und effizient.
Auch an die beiden Sicherungen kommt man im Schadensfall gut ran.
Auf der Platine über diesem Trafo sind bei den Spannungen die inzwischen erforderlichen 240 Volt explizit aufgeführt (die uns bei vielen anderen 220 Volt Grundig Geräten so große Probleme bereiten). Das war nicht immer so. Dieser R30 Receiver wird bei weitem nicht so heiß (eigentlich wird er nicht mal handwarm) wie die großen Boliden in voller Breite.
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Nach der Reparatur im Juni 2021 habe ich ihn einen ganzen Tag mit zwei ACRON 100 und Zimmerlautstärke sowie leichter Bassanhebung zusätzlich zur nicht abschaltbaren Loudness spielen lassen. Der Sound war erstaunlich gut und der kleine Receiver wurde nicht mal handwarm. Am Leistungs-Messgerät verbrauchte er im Schnitt ca. 22 Watt. Das ist schon ein sehr angenehmes Sparbrötchen. Andere Geräte verbrauchen bereits in der Bereitschaftsstellung 10 Watt.
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Die Endstufe noch diskret
Der Aufwand dieser Konstruktion ist hoch, vermutlich kostenmäßig zu hoch gewesen. Auf jeden Fall kann man diese Technik heute noch reparieren.
Die untere NF-Basisplatine
Der Staubbelag nach 30 Jahren hält sich sogar in Grenzen. Netzteile, NF- Klangregelung samt der Schieberegler, die waren damals sehr modern, Vorstufen- und Treiberverstärker sowie die Endstufentransistoren befinden sich alle auf der Basis-Platine.
Die beiden Lautsprecher (1 Paar) sind hier bei dem R30 ohne Relais direkt mit der Endstufe verbunden. Man hört beim Einschalten den kleinen Plops, wenn die Endstufe einschaltet.
Ein zweites Lautsprecherpaar ist ganz hinten links vorbreitet für die größeren Modelle vielleicht.
Die obere HF-Tunerplatine
Dieser R30 hat nur noch UKW mit 7 elektronischen Stationstasten und einer komfortablen Digitalanzeige mit Feldstärkebalken und weiteren Schriftfeldern.
Das wurde alles mit damals verfügbarer "diskreter" IC Technik vollbracht. Denn damals war es herausragend gut.
weitere Besonderheiten
Der Netzschalter trennt alles 100% vom Netz.
Die kleine Batterie für die Senderspeicherung ist fest eingelötet und geht in 2012 immer noch. Die programmierten Sender sind jeden Morgen immer noch da. Toll.
Ein Spannungsregulator für die NF Vorstufen ist auf eine ganz normale Platine geschraubt, eine "ungewöhnliche" kreative Lowcost-Lösung.
Wie gesagt, er klingt erstaunlich gut.
Dieser Receiver hat etwas, das die meisten Grundig Kunden damals so schätzten. Man kann den ganzen Tag irgend ein "Dudel"-programm aus dem UKW-Radio hören, leise, dezent, wohlklingend, angenehm.
Es war einfach ein Erfolgrezept - damals.
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