Der Grundig HiFi-Stereo-Voll-Verstärker SV140 (Herbst 1968)
Vorwort :
überarbeitet von Gert Redlich im Okt. 2015 - Der SV 140 war zu seiner Zeit den anderen "Deutschen" wieder mal um Meilen voraus. Technisch gesehen war es ein Hammer zu einem Hammerpreis, auch wenn uns der Preis damals immer noch recht hoch schien. Nur - mit meinen 17 Jahren war - mangels Reichtum - alles über 1000.- DM "unerschwinglich".
Auch die Optik war gelungen. Keiner hatt so viele Schiebersteller, Schiebebahnpotis oder Flachbahnsteller, - das suggerierte Studiotechnik, auch wenn wir gar nicht ermessen konnten, was Studiotechnik wirklich hieß.
Was wir damal nicht wußten und auch nicht wissen konnten, "sie" starben wie die Fliegen, diese SV 140. In den Zeiten nach 2010 kamen und kommen im ebay immer mehr verbastelte und "totreparierte" SV140 und SV 200 zur Versteigerung, die nicht mehr liefen, und bei denen diverse "Reparateure" ihre Kunst ausprobiert hatten. Die Überreste der kläglichen Reparaturversuche konnte ich schon mehrfach bewundern.
Auch ist interessant, auf welche Eigenschaften der Tester Otto Diciol damals Wert gelegt hatte und wie er sie ausführlich beschrieb. Es riecht richtig danach, daß ein Grundig Mann daneben gesessen haben könnte.
Hier also der etwas gekürzte Testbericht aus der Hifi-Stereophonie Jan. 1969 :
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Auf der ersten deutschen HiFi-Ausstellung in Düsseldorf (im August 1968) wurde von den Grundig-Werken unter anderem der 2x50 Watt Stereoverstärker SV 140 als Neuenticklung vorgestellt. Die Besucher dieser Ausstellung werden sich mit Sicherheit an die in dem Grundig-Vorführraum als Blickfang installierten beiden Leuchtthermometer erinnern. Diese zeigten jedoch nicht die Raumtemperatur an, sondern sollten die dem SV 140 aus beiden Kanälen entnommene Leistung auch optisch demonstrieren.
Das Gehäuse und die Schieberegler
Damit der langgestreckte und flache Verstärker möglichst gut mit der Holzart der jeweiligen Möbeleinrichtung harmoniert, kann dessen Gehäuse in Nußbaum, Teak oder Palisander geliefert werden.
Selbst bei oberflächlicher Betrachtung der gegen Fingerabdrücke unempfindlichen Aluminiumfrontplatte des SV 140 fällt es auf, daß sie keinerlei Drehknöpfe, sondern an deren Stelle übersichtlichere und bequem zu bedienende Schieberegler für die Lautstärke-, Balance- und Klangeinstellung enthält.
Um den Lautstärke- und Balanceeinsteller ohne weiteres von denen für die Einstellung des Klangbildes unterscheiden zu können, besitzen die beiden ersteren einen hellen Knebel mit schwarzer Markierung. Für die Schieberegler der Klangbeeinflussung hingegen wurden schwarze Knebel mit aluminium-farbener Markierung gewählt (Bild 1).
Fünf Flachbahn-Klangsteller
Die über den schwarzen Knebeln angeordnete Beschriftung läßt erkennen, daß man sich bei Grundig nicht mehr mit der althergebrachten Beeinflussungsmöglichkeit für die Tiefen und Höhen begnügte. Um bei der Wiedergabe nicht nur eventuelle Frequenzgangmängel der einspeisenden Modulationsquelle und/oder der Lautsprecher möglichst genau ausgleichen, sondern ebenso optimale Abhörvoraussetzungen bei den unterschiedlichen akustischen Gegebenheiten der" Wohn- bzw. Übertragungsräume schaffen zu können, stehen für die Variation der Tiefen zwei, für die Höhen drei Schieberegler zur Verfügung. In ihrer gerasteten Mittelstellung ergibt sich ein im gesamten Hörbereich praktisch linealgerader Frequenzgang, über die mit den fünf Klangreglern zu beeinflussenden Tonlagen gibt Bild 2 Auskunft. Der mit 3 kHz bezeichnete Schieberegler kann gleichzeitig als fein dosierbares Präsenzfilter Verwendung finden.
Primär- und Zusatz-Funktionen
Um gegenüber der chromglänzenden Tastenreihe einen wirksamen Kontrast zu schaffen, wählten die Grundig-Formgestalter für sie einen schwarzen Frontplatten-Hintergrund. Wie beim SV 80 wird auch beim SV 140 zwischen Tasten mit Primär- und solchen mit Zusatz-Funktionen unterschieden. Zu den ersteren gehören die Eingangswahl- und der Netzschalter.
Mit den übrigen lassen sich eine gehörrichtige Lautstärkebeeinflussung (Contour I und Contour II), Überband-Abhörkontrolle = Monitor, Rumpel- plus Rauschfilter sowie ein Lautsprecherschalter betätigen.
Um zwischen diesen beiden Tastengruppen einen sicht- und fühlbaren Unterschied zu schaffen, haben die auf der linken Seite befindlichen Tasten mit Primärfunktionen einen merklich größeren Durchmesser als die Tasten für die Zusatzaufgaben, welche ihren Platz unter den Schiebereglern fanden (siehe Bild 1).
Zwei Aussteuerungsinstrumente
Über die Funktionen der Tasten mit dem größeren Durchmesser gibt Bild 3 Auskunft. Bild 3 läßt des weiteren erkennen, daß beim SV 140 - im Gegensatz zu dem überwiegenden Prozentsatz der zur Zeit angebotenen Heimstudio-Verstärker - die Aussteuerung jedes Endstufen-Kanals von einem Instrument angezeigt wird.
Während die Aussteuerungsinstrumente von Heimtonbandgeräten fast ausnahmlos nur einen Anzeigebereich bis maximal -20 dB unter Vollaussteuerung besitzen, umfassen die des SV 140 einen zehnmal größeren Bereich, d.h. bis -40 dB. Die Ansprechzeitkonstante dieser Instrumente ist mit kleiner als 50 Millisekunden für Vollaussteuerung beachtlich kurz, die Rücklaufzeit des Zeigers gut gedämpft.
50 Watt pro Kanal - eine sehr hohe Leistungsreserve
Infolge der großen und gleichzeitig im gesamten Hörbereich verzerrungsarmen Dauerton-Ausgangsleistung von 50 Watt pro Kanal steht beim SV 140 - wie bei allen Verstärkern der Spitzenklasse - für die Wiedergabe in Wohnräumen eine sehr hohe Leistungsreserve zur Verfügung.
- Anmerkung : Das war die erste Abkehr von den 2 x 7 Watt Fanatikern der DIN Normen, zum Beispiel bei DUAL und anderen Herstellern. Die propagierten immer noch : 2 x 7 Watt Sinus sind genug.
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Klirrgrad unterhalb von 0,1%
Der Klirrgrad wird deshalb unter den vorgenannten Betriebsbedingungen stets bei oder sogar unterhalb von 0,1% liegen und somit vernachlässigbar klein sein.
Mancher HiFi-Freund mag sich daher die Frage stellen, ob die Aussteuerungsinstrumente im SV 140 nicht einen übertriebenen Aufwand bedeuten. Unter dem vorgenannten Gesichtswinkel betrachtet, hat die vorgenannte Überlegung ihre Berechtigung.
Das hier ist leider Unsinn
Der SV 140 ist jedoch nicht nur als HiFi-Stereoverstärker für Wohnungen gedacht. Er kann ebenso für hochwertige Verstärkerzentralen und Übertragungsanlagen benutzt werden und übertrifft hierbei die in der DIN 45 567 aufgestellten Qualitätsforderungen ebenfalls bei weitem. (Siehe auch HiFi-Stereophonie Nr. 5/1968.)
- Anmerkung : Solch ein Unsinn von einem Ingenieur, der sich in dem Metier nicht auskennt - schade. Ein Kraft-Verstärker mit Thermo-Abschaltung hat in ELA Anlagen nichts verloren. In Diskotheken und Tanzschulen ebenfalls nichts. Das reicht nicht mal für die Kellerparty aus. Die vielen abgebrannten SV140 Endstufen sprechen Bände,
Um bei derartigen Anlagen Übersteuerungen der Endstufen und die sich daraus ergebenden Verzerrungen zu vermeiden, ist eine zuverlässige Aussteuerungskontrolle von wesentlicher Bedeutung.
Die Tasten
Eingangswahltasten - von links nach rechts - folgende Bezeichnung tragen: Tonabnehmer I (TA I), Tonabnehmer II (TA II), Universal, Tuner, Tonband (TB). In Bild 4 ist jedoch deutlich ersichtlich, daß sich an der rechten Verstärkerrückseite, von rechts nach links, Eingangsbuchsen für folgende Quellen befinden: Magnetischer Tonabnehmer (TA I), magnetischer oder Kristalltonabnehmer (TA II), umschaltbar mittels des kleinen Knebels über der Eingangsbuchse TA II. Zum Ausgleich von möglichen Pegelunterschieden zwischen zwei Abtastsystemen ist zwischen den vorerwähnten beiden Buchsen eine Einstellmöglichkeit gegeben. Die mit „Mikrofon" und „Universal" bezeichneten Anschlußbuchsen werden mittels der großen und mit „Universal" bezeichneten Taste auf den Verstärkereingang geschaltet.
Der Eingang mit der "Universalbuchse"
Die Wahl, ob die an der „Mikrofon-" oder „Universalbuchse" liegende Signalspannung zu dem Verstärkereingang gelangt, wird durch den über diesen beiden Normbuchsen liegenden kleinen Schiebeschalter getroffen.
Außerdem können an die Buchse „Universal" - je nach Steckerbelegung - nieder- oder hochpegelige Modulationsquellen angeschlossen werden. Bei kleinen Signalspannungen (> 10 mV) sind die Kontakte 1, 4 und 2, bei großen Signalspannungen (> 300 mV) die Kontakte 3, 5 und 2 des Eingangssteckers zu belegen.
Die Eingangsbuchse „Monitor"
Die siebente mit „Monitor" bezeichnete Eingangsbuchse ermöglicht während Magnetbandaufnahmen mit einem Dreikopf-Tonbandlaufwerk die sofortige Überbandkontrolle. Damit hierbei - ohne Unterbrechung der speisenden Quelle - die Signalspannung vom Abtastkopf bzw. Magnettonwiedergabeentzerrer des Tonbandgerätes auf den Eingang des SV 140 gelangt, ist die auf der rechten Frontplattenseite befindliche und mit „Monitor" bezeichnete kleine Taste zu drücken. Dank einer wohldurchdachten Schaltungstechnik können also bis zu sieben, in Impedanz und Pegel völlig unterschiedliche Quellen, ohne Ubersteuerungsgefahr mit dem Verstärkereingang des SV 140 verbunden werden.
Wie bereits gesagt, der SV 140 ist nicht ELA geeignet
Zwischen dem „Monitor-Eingang" und den „Lautsprecher-Normbuchsen" befindet sich ein weiterer mit „Output 1V an 200 Ohm" bezeichneter Anschluß. Er dient der Anschaltung weiterer Verstärker - z. B. in Übertragungszentralen - an den SV 140.
Der Ausgangspegel und Frequenzgang an dieser Buchse ist von der Einstellung der frontseitigen Schieberegler abhängig.
Aufbau und Netzbuchsen
Zur Netzstromversorgung von Zusatzgeräten, z. B. Tuner, Plattenspieler oder Tonbandgerät, weist die Verstärkerrückseite noch zwei Kaltgeräte-Steckdosen auf. Die obere steht stets unter Spannung, die untere nur, wenn der SV 140 eingeschaltet ist.
Der Innenaufbau des Verstärkers ist sehr übersichtlich und gleichzeitig stabil (Bild 5). Alle Einzelteile sind ohne besondere Schwierigkeiten zugänglich. Außerdem wurden sämtliche Bauelemente so dimensioniert, daß eine große Überlastungsreserve und damit hohe Betriebssicherheit gegeben ist.
Kommentar zu unseren Meßergebnissen
Otto Diciol führt aus :
Vergleicht man unsere vorgenannten Meßwerte mit den schon sehr strengen Solldaten des SV 140, so stellt man unschwer fest, daß sie nicht nur sicher eingehalten, sondern zum Teil sogar noch übertroffen werden.
Einleitend wurde bereits gesagt, daß dieser Verstärker bei Mittenstellung der Klangregler und ausgeschalteter gehörrichtiger Lautstärkebeeinflussung innerhalb des Hörbereiches einen praktisch linealgeraden Frequenzverlauf aufweist.
20 Hz bis 20 kHz
Die Grundig-Werke geben in ihrem Datenblatt den Übertragungsbereich mit 20 Hz bis 20 kHz an. Nur dem mit den Fachausdrücken etwas vertrauten Leser besagt die Angabe über die Leistungsbandbreite dieses Gerätes (10 Hz - 50 kHz), daß der Frequenzverlauf über 20 kHz hinaus noch keine wesentliche Dämpfung aufweisen kann.
Um aber auch den Interessenten, die mit den technischen Begriffen weniger vertraut sind, ein leicht verständliche Auskunft zu bieten, haben wir - bei Einspeisung am Tunereingang ebenfalls den Frequenzverlauf oberhalb von 20 kHz gemessen. Gegenüber der Bezugsfrequenz 1 kHz entsteht erst bei 40 kHz eine Dämpfung von 3dB, entsprechend 30 %. Sie steigt bei 50 kHz auf -4dB.
- Anmerkung : Das hatte damals keiner verstanden und das ist heute noch unwesentlich und verwirrend.
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Bewertung und Frequenzverlauf
Bei der Bewertung des Rechteckdurchlasses muß auch die Tatsache berücksichtigt werden, daß deren Impulse das sehr umfangreiche, mit vielen frequenzabhängigen Gliedern bestückte Klangregler-Netzwerk mit vernachlässigbar geringen geometrischen Verzerrungen passieren. Allein diese Tatsache verdient Anerkennung.
In der SV 140-Beschreibung heißt es auf Seite 16 unter anderem: „Außer der Normkurve wird die mit dem Tonabnehmer SHURE M 75 MG erreichte Linearität dargestellt. Die Kurve ist so gestaltet, daß die Höhenresonanz des Tonabnehmers unterdrückt wird."
Vergleicht man in Bild 11 den von uns gemessenen Frequenzverlauf mit dem der genormten Sollkurve, so stellt man befriedigt fest, daß die laut Datenblatt zugelassene Toleranz von ± 1,5dB eingehalten wurde. Gerade weil der SV 140 mit seiner vielseitigen Klangeinstellung alle Möglichkeiten zu einer etwa erforderlichen Frequenzgangkorrektur bietet, wäre es - wenigstens nach der Meinung des Testers - zu bedauern, wenn zugunsten eines einzigen Tonabnehmermodelles von der international genormten Schallplattenwiedergabe-Entzerrerkurve im Bereich der Höhen abgewichen "würde".
Die in Bild 11 dargestellten Meßergebnisse zeigen jedoch, daß dies erfreulicherweise nicht oder nicht mehr der Fall ist.
Der Fremdspannungsabstand
Ausgezeichnet sind die Werte für den Fremdspannungsabstand. Der Autor dieses Testberichtes ist fast sicher in der Annahme, daß er noch keinen Vollverstärker auf seinem Labortisch hatte, der - bei einer nach DIN 45.500, Blatt 6 eingestellten Ausgangsleistung von 50 mW/Kanal - bei Tonabnehmerbetrieb die 60dB Grenze erreichte.
Mit welcher Sorgfalt man beim SV 140 eine Fremdspannungserhöhung infolge Netzeinstreuung vermied, wird bei genauerem Hinsehen aus Bild 5 ersichtlich. Beim Betätigen der Ein/Aus-Taste wird nicht unmittelbar hinter der Frontplatte im Tastenaggregat der Netzstromkreis geschlossen. Diese Taste steuert vielmehr über ein Zugseil den Netzschalter, der sich an der Verstärkerrückwand in unmittelbarer Nähe des Netzkabels und des gekapselten Netztransformators befindet. Durch diese konstruktive Maßnahme wird jede Einstreumöglichkeit von 50Hz Störspannungen auf die brummempfindlichen Verstärkereingänge unterdrückt.
Pegelgleichheit und Verzerrungsfreiheit
Daß die Pegelgleichheit beider Kanäle bei Mittenstellung des Balancereglers und allen Betriebsbedingungen sehr gut und die nichtlinearen Verzerrungen bis zum Erreichen der Sollausgangsleistung wirklich vernachlässigbar klein sind, ergibt sich deutlich aus unseren Meßdarstellungen.
Die Perfektion in der Verzerrungsfreiheit des SV 140 geht sogar so weit, daß die Grundig-Werke die beim Ein- und Ausschalten eines Verstärkers ganz kurzzeitig entstehenden Verzerrungen nicht mehr zulassen. Durch eine Automatik wird dafür gesorgt, daß erst dann, wenn kurz nach dem Einschalten die Betriebsspannungen ihren Sollwert erreicht haben, die Wiedergabe einsetzt. Beim Ausschalten hingegen wird sofort die Stromversorgung des Verstärkers gesperrt.
Ein besonderes Lob verdienen auch die im gesamten Hörbereich außerordentlich hohen Übersprechdämpfungen, welche die vom Hersteller genannten Solldaten ebenfalls deutlich übertreffen.
Der Härte-Test der Endstufe
Während der HiFi-Ausstellung in Düsseldorf berichtete der Entwickler des SV 140 dem Verfasser dieses Testberichtes, die Endstufen dieses Verstärkers seien so gut gegen jegliche Überlastung gesichert, daß eine Zerstörung der Endtransistoren ausgeschlossen sei.
Bei der Untersuchung des SV 140 wollte der Tester auch diese Aussage bestätigt wissen. Da die großen Kühlbleche, auf denen die Leistungstransistoren montiert sind (Bild 15), auch beim Versagen der Thermoschalter während einer gewissen Zeit eine thermische Überlastung verhindern, wurde der Verstärker zunächst in einen Plastiksack gesteckt und mit 10 kHz voll ausgesteuert. Nach ca. 15 Minuten schalteten die Thermoschalter ab.
- Anmerkung : Ein Glücksfall, wenn die Thermosicherung ansprach. Bei vielen vielen gebeutelten SV140 und SV200 Betreibern gingen die Endstufentransistoren kaputt und rissen die Schutzwiderstände rauchend mit.
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Mit einem 36uF Kondensator hinten dran
Bei kurzgeschlossenem Ausgang und einem Eingangsspannungsimpuls, der etwa fünfmal größer war als die zur Vollaussteuerung benötigte sinusförmige Spannung wurde die Kurzschlußautomatik getestet. Sie funktionierte bei jedem Versuch einwandfrei. Um die Quälerei der Endstufe auf die Spitze zu treiben, wurde an ihrem Ausgang ein MP-Kondensator von 36uf angeschlossen und der Verstärker mit der für Vollaussteuerung erforderlichen Eingangsspannung bei 10 kHz moduliert.
Der Wechselstromwiderstand eines 36uF Kondensators beträgt bei 10kHz rund 0,45 Ohm. Auch auf diese gemeine Überlastung reagierte der Verstärker lediglich mit einem prompten Ansprechen der Kurzschlußautomatik.
Nach diesen extremen Überlastungen, wie sie selbst im härtesten kommerziellen Betrieb nicht vorkommen, wurden die nichtlinearen Verzerrungen, die Fremdspannung usw. erneu gemessen. Eine Änderung oder gar Verschlechterung der Übertragungsdaten war hierbei nicht festzustellen. Im Gespräch mit HiFi-Interessenten wurden von diesen z.T. Bedenken geäußert, daß der SV 140 wegen seiner vielfachen Klangregelmöglichkeit schwerer zu bedienen sei, als die herkömmlichen Verstärker mit einfacher Tiefen- und Höhenbeeinflussung.
Ein Vergleich mit der Fotokamera
Hierzu scheint ein Vergleich angebracht: Eine Photo- oder Filmkamera der Spitzenklasse hat ebenfalls mehr Einstell- und damit auch mehr Fehlbedienungsmöglichkeiten als eine gute Standardkamera. Dennoch gewöhnt man sich sehr schnell daran, eine Spitzenkamera mit all ihren vielfältigen Möglichkeiten richtig und optimal zu nutzen. Das gleiche gilt für die Klangeinstellung beim SV 140.
Bei ihm hört man, in welchem Bereich das jeweils reproduzierte Klangbild nicht ganz den Vorstellungen entspricht bzw. Mängel aufweist. Es ist dann lediglich erforderlich, den dem entsprechenden Klangbereich zugeordneten Regler nach oben bzw. nach unten zu schieben. Nur eines sollte man der scheinbaren Einfachheit halber bestimmt nicht tun, nämlich alle Regler entweder nach unten oder nach oben zu schieben. Hierdurch wird lediglich die Lautstärke geändert und gleichzeitig, wie Bild 16 erkennen läßt, die Frequenzkurve so verbogen, daß von einer auch nur hifi-ähnlichen Wiedergabe nicht mehr die Rede sein kann. Die Wirkung einer derartigen Fehlbedienung ist aber selbst für ein ungeschultes Ohr deutlich wahrnehmbar. Deren Korrektur wird daher wohl in allen Fällen sofort vorgenommen.
Zusammenfassung
Die Ergebnisse unserer vielfältigen meßtechnischen Untersuchungen am SV 140 bestätigen zunächst, daß von diesem sämtliche in seinem Datenblatt genannten, äußerst strengen Qualitätsforderungen, die sehr weit über den in der DIN 45.500, Blatt 6 genannten Mindestbedingungen liegen, nicht nur sicher eingehalten, sondern zum Teil sogar noch übertroffen werden.
Und wieder ein bißchen Unsinn von Herrn Diciol
Darüber hinaus ist der SV 140 so konzipiert, daß er sowohl in kommerziellen Verstärkerzentralen von großen ELA-Anlagen als auch für Übertragungseinrichtungen bei Tanzveranstaltungen, in Hotels, Gaststätten usw. unter Nutzung der sogenannten 100-Volt-Technik mit Erfolg Verwendung finden kann.
Die finale Lobeshymne
Ergänzt werden die in allen Punkten hervorragenden Übertragungseigenschaften durch eine bis ins letzte konsequent durchdachte und damit gleichzeitig perfektionierte Anpassungsfähigkeit an alle Betriebsbedingungen. Selbst bei Anlegung der erforderlichen strengen Maßstäbe kann daher abschließend gesagt werden, daß - unabhängig von dem mit DM 1245,- beachtlich niedrigen Verkaufspreis - den Grundig-Werken wegen der in allen Details überragenden Betriebs- und Übertragungseigenschaften des SV 140 nun auch der Durchbruch zu der internationalen HiFi-Spitzenklasse gelungen ist.
Otto Diciol 1968/69
Amerkung :
Was der Herr Diciol (beim Verstärker) und auch Herr Breh (beim Tuner RT100) hätte bemerken oder gar hätte bemängeln können, das waren die Schrauben, die die Frontplatte fixierten. Die drückten sich deutlich in das dünne Aluminium-Blech hinein und das sah nicht immer "vorteilhaft" aus. Vielleicht hätte ich bei den Kommentaren angefügt, daß die Abschaltung oder Überbrückung der fünf Klangregler doch kein Weltwunder gewesen wäre, aber sinnvoll auf jeden Fall.
Auch ist es merkwürdig, daß beim Verstärker die Netzanschlußschnur hinten rechts raus kommt und beim Tuner hinten links auf der anderen Seite, der ja oben drauf gestellt werden konnte oder sollte, oder eben links neben dem Verstärker stehen sollte. Es waren also zwei Entwickler-Teams am Werk. Ob die mal miteinander gesprochen hatten ?
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