Wir haben schon zwei dieser Receiver in unserem Bestand.
April 2011 - Beide Geräte haben typische Macken für Geräte dieser Zeit. Bei dem ersten R3000 haben wir prophylaktisch eine Menge Kondensatoren ausgetauscht und dennoch hat sich noch ein zufälliger Fehler gezeigt.
Bei dem zweiten R3000 mit Bronze Frontplatte fing es gleich beim Einschalten an zu riechen und schmokeln und dann löste innen die kleine 250mA Schmelz-Sicherung raus.
Grundsätzlich sind Kondensatoren nach 20 bis 30 Jahren eine ganz sichere Fehlerquelle.
Kondensatoren altern in Abhängigkeit der Umgebungs- temperatur, je wärmer desto schneller, manche sogar völlig unabhängig davon.
Elektrolytkondensatoren trocknen innen aus und verlieren die Kapazität, Tantal Kondensatoren neigen zu Kurzschlüssen und ruinieren die Nerven und die Sicherungen.
Ein Systemfehler beim Grundig R3000
Es ist ja toll gemacht beim Grundig R3000, daß 3 interne Versorgungsspannungen aktiv mit analogen Längsreglern stabilisiert werden. Doch die Kühlung gehört nach hinten an die Kühlkörper und nicht mitten ins Gerät rein. Bei den Dual Verstärkern ist das alles noch viel enger gebaut und noch empfindlicher und wird vor allem glühend heiß. Beim Accuphase E210 Vollverstärker ist der Aufbau so "großzügig" gestaltet, da wird es nicht mal handwarm.
Beim Grundig R3000 ist das die gleiche Macke. Es ist einfach eine Fehlkonstruktion, diese sehr starke Wärmequelle direkt neben die dicken Netzteil-Elkos zu plazieren. Damit trocknen die dicken Elkos noch schneller aus. Es ist zwar schon ein kluge Idee, daß zumindest die 4 Stück 10 Watt Lastwiderstände der Endstufentransitoren direkt am Kühlkörper angepreßt sind, doch an dem Kühlblech der internen Spannungsregelung wird jetzt bei 230 Volt eine besonders große Menge Wärme verbraten.
Ein zufälliger Fehler beim Grundig R3000
Bereits beim offenen Betrieb fiel auf, da wird etwas ganz schön warm. Ist das normal oder noch ein verborgener Fehler ? Also messen und prüfen, ob da zu hohe Spannungen erzeugt werden. Von den Spannungen schien alles in Ordnung, doch beim Beklopfen des Kühlbleches bei UKW gab es einen ganz deutlichen Mikrofonie-Effekt. Und der war nur bei UKW zu erzeugen.
Nach längerem Staunen und Suchen war der Fehler reproduzierbar. Die 15V Spannungsregelung sprang beim Klopfen auf 30 Volt, das ist die Quellenspannung vor dem Regeltransistor. Die Regelung wurde ganz einfach mit leichtem Druck auf die Platine "ausgeschaltet".
Am Ende war es eine kalte Masse-Lötstelle am Chassis, die sich gelöst hatte. Daß ich die Lötstellen aller Transistoren und Kondensatoren bereits nachgelötet hatte, versteht sich von selbst. Diese eine Lötstelle legte den Fußpunkt der Regelung auf Masse und wenn die Masse weg war, gingen 30 Volt rein und es kamen 30 Volt hinten wieder raus. Jetzt geht alles und ist auch durch energisches Klopfen nicht mehr aus der Ruhe zu bringen.
Ein zweiter zufälliger Fehler beim 2. Grundig R3000
Der Restaurationsexperte rät sowieso, alle Tantal Kondensatoren vorsorglich zu tauschen. Es gibt aber keine Erfahrungswerte, wie viele denn wirklich nach 30 Jahren kaputt sind. Darum wollen wir immer erst den Anlieferungszustand begutachten. In diesem Falle flog die Sicherung der 15 Volt Leitung raus.
Jetzt muß man die Funktionen dieser Geräte kennen oder erforschen oder ergooglen. In einem Forum hatte ein anderer Reparateur herausgefunden, daß das UKW Teil nur dann die 15 Volt bekommt, wenn UKW ausgewählt wurde. Also müssten die normalen NF-Funktionen ohne diese Sicherung laufen.
Mit einem Amperemeter kann man dann die Sicherung überbrücken und kurzzeitig die UKW-Taste drücken und genauestens aufpassen, wo der Rauch aufsteigt. Anstelle von 100 mA flossen jetzt 800mA und der R60 fing an zu dampfen. Jetzt ganz schnell wieder auf Phono drücken und der Spuk war wieder zu Ende.
Also wo ist der R60 und welche Tantals hängen dahinter ?
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Hinter dem R60 hängt nur C347, ein Tantal
Der R60 ist rechts ganz außen auf der Grundplatine in der Nähe des großen Potentiometers der Sendereinstellung. Das Suchen kostet einige Zeit. Doch wo ist der Tantal. Zum Glück sind die alle blau oder rot oder grün und in einer richtigen "Tropfen"-Form. Hier im Grundig sind die alle blau.
Dieser C347 Kondensator (eine 16V Type, die bei 30 Volt Überspannung ganz bestimmt abraucht) ist ganz tüchtig versteckelt in dem Blechgehäuse ganz rechts hinten außen, an welches auch ein markantes Coaxkabel geht. Siehe Bild.
Das Öffnen ist nicht ganz einfach, aber es geht - mit Geduld. Der (einzige) blaue Tantal ist unter einem Gewirr aus einem Transistor und mehreren Widerständen versteckt. Ich habe dieses Teil komplett aus der Hauptplatine ausgelötet, alles Andere war zu mühsam. Dann erst konnte ich den Tantal wieder mit viel Geduld freilöten und mit einer langen Pinzette aus dem Verhau herausholen. - Dieser Tantal hat eine reine Glättungs- und Entstörfunktion. Nach dem Ersetzen des R60 (20 Ohm) lief der Receiver wieder wie früher.
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Die 3 Spannungsregler - nur ein Versuch als Test
Jetzt muß das Hitzeproblem angegangen werden, denn mit geschlossenem Gehäuse ist es nur eine Frage der Zeit, bis das nächste Teil aufgibt.
Das mit dem schwarzen Rippenkühlkörper ist nur mal zum Test eingebaut und keine Lösung. Die Wärme muss aus dem Gerät raus
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Vorläufiger "Workaround" für die innere Hitzentwicklung
Etwa in der Mitte des Receivers verläuft eine stabilisierende Trennwand, an die das abgekantete recht dicke ALU Blech als Kühlblech für die drei Spannungsregler nur leicht angeschraubt ist. Das Blech wird recht schnell sehr heiß, selbst wenn der Deckel offen ist.
Man kann diese Schraube von rechts aus gesehen lösen und die Kontaktflächen mit Wärmeleitpaste bestreichen und dann wieder zusammen schrauben. Der Wärmeübergang ist deutlich verbessert, sodaß jetzt das große Eisenblech mit als Kühlfläche dient. Die Menge der überflüssigen Abwärme muß dennoch irgendwie aus dem Gerät raus.
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Wichtiger Unterschied vom R3000 zum R3000-2
Während beim R3000 die ganz normalen großen Widerstände noch auf ca. 1 bis 2mm Abstand zur Platine bestückt sind, sind beim R3000-2 bereits die (neueren) Mini-Widerstände extrem dicht direkt auf die Platine gesetzt und hauteng eingelötet. So kann man mit dem Häkchen der Tastspitze eines Oszilloscopes sich nicht mehr dauerhaft an einem solchen Beinchen unterhaken und das Suchen von Fehlern wird mühselig.
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- Nachtrag : Auch wieder nicht bei allen Serien der gleichen Typenreihe ?? warum nicht ? Kamen die nicht alle aus Portugal aus dem gleichen Werk ?
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