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Warum hat "stereoplay" für uns solch eine Bedeutung ?

Zum Jahresende 1983 wurde die Mutter der High-Fidelity im deutschsprachigen Raum - die Hifi-Stereophonie - nach 23 Jahren Selbstständigkeit in "stereoplay" eingegliedert und ex Chefredakteur Karl Breh übernahm für 12 weitere Jahre auch dort die Chefredaktion.

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Das EDITORIAL 1/1992 von Karl Breh
"Früchte des Jahres"

Das vorliegende Heft, obwohl im November entstanden und schon am 16. Dezember - demnach als Kaufberater für Weihnachten noch früh genug - erschienen, ist bereits das erste des Jahrgangs 1992.

Als solches bietet es in dreierlei Hinsicht die Früchte des zurückliegenden Arbeitsjahres - November 1990 bis November 1991 - aller stereoplay Mitarbeiter, der angestellten ebenso wie der freien.

Der Katalog letzten drei Jahrgänge

Erinnert sei in diesem Zusammenhang zunächst einmal an die von stereoplay erfundene "Rang und Namen"-Liste. Diese inzwischen allseits beliebte - wenn auch in abgewandelter Form angewandte - Übersicht aller in einem bestimmten Zeitraum getesteten Geräte ersetzt nicht nur ein diesbezügliches Jahresinhaltsverzeichnis.

Bei stereoplay ist es der Katalog aller in den letzten drei Jahrgängen getesteten Geräte, gegliedert in Klassen nach Maßgabe der absoluten Klangqualität unter Nennung der empfohlenen Richtpreise.

Klassenreferenzen

Den fettgedruckten Geräten gebührt der Rang von Klassenreferenzen. Sie sollen keinesfalls signalisieren, daß stereoplay nur diese zum Kauf empfiehlt. Vielmehr machen sie für den Leser nachvollzieh- und nachprüfbar, aufgrund welcher Vergleiche die Tester zu ihren Klasseneinstufungen gelangen. Sie stellen gewissermaßen das Raster der klanglichen Maßstäbe dar, nach denen bei stereoplay geurteilt wird.

Beim zweiten Register erbrachter Jahresleistungen handelt es sich um das Inhaltsverzeichnis der in den verschiedenen Musikgattungen besprochenen CDs. Ohne ein solches Verzeichnis wären die Rezensionen nicht gerade nur für den Tag, höchstens aber für den Monat geschrieben. Zu wenig für ihren Gebrauchswert.

Früchtekorb der Jahresernte

Den augenscheinlich kleinsten Früchtekorb der Jahresernte stellen die "Idealen Anlagen" dar. Aber man täusche sich nicht. Den vier Zusammenstellungen - zwei für Analogfreunde, zwei für Digitalfans - liegen die Testerfahrungen von mehr als einem Jahr und über 60 neue Hörvergleiche unter Wohnraumbedingungen zugrunde.

Jetzt bliebe mir noch, die saisonüblichen Wünsche zu formulieren. Das geschieht diesmal im gewohnten Sinnspiel des Inhaltsverzeichnisses. Viel Spaß beim Nachsehen.

Karl Breh im Jan 1992
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Das EDITORIAL 2/1992 von Karl Breh
"Voll daneben"

Nun ist es also vorüber, das Jubiläumsjahr der 200. Wiederkehr von Mozarts frühem Tod. Auch er, der übermenschlich mit Phantasie Begabte, hätte sich in seinen wildesten Träumen nicht ausmalen können, was die Menschheit zwei Jahrhunderte später mit seinem Werk und seiner Person alles anstellen würde. Um zu erahnen, was totale Vermarktung bedeutet, muß der Mensch Macht und weltweite Vernetzung der audiovisuellen Medien erfahren haben.

Ein treffliches Lehrstück

Der Fall Mozart war hierzu ein treffliches Lehrstück. Rund 190 Jahre lang fanden es Exegeten und Apologeten opportun, angemessen und einträglich das Genie mit den Insignien des Göttlichen auszustatten.

Die letzten fünf Jahre, insbesondere die zurückliegenden Monate, genügten, dem breiten Publikum klarzumachen, was die wenigen, die unter anderen auch die Bäsle-Briefe gelesen haben, ohnehin längst wußten: Wolfgang Amade Mozart war nicht etwa nur ein Mensch wie Du und ich. Er war auch in diesem Punkte ungewöhnlich, überdurchschnittlich, extrem, kurz ein rechter Lüstling und Lotterbube. Das Pendel schlug ungebremst in die andere Richtung aus, die moderner Vermarktung ganz andere Dimensionen der Breitenwirkung erschloß.

Worüber Mozart selbst entrüstet hätte?

Bevor ich mich anschicke, mich zu entrüsten, stelle ich mir lieber die Frage, worüber sich das Genie wohl selbst entrüstet hätte? Über die vielen überflüssigen CDs seiner mäßig oder schlecht gespielten Werke? Kaum. Da war er zu Lebzeiten Kummer gewöhnt. Schon eher würde ihn wurmen, daß er von dem gewaltig vielen Geld, das damit verdient wurde, nichts abbekommen hat. Über das Requiem am 5. Dezember im Stephansdom?

Vielleicht schon ein bißchen, denn mit Bischöfen hat er ja ganz spezielle Erfahrungen gemacht. Andererseits, das alles ihm, Amade, allein zu Ehren, mit Solti, den Wiener Philharmonikern, nicht zu vergessen Kurt Waldheim an der Spitze der fromm ergriffenen Prominenz, und die ganze Welt am Bildschirm! Ein bißchen eitel war er ja doch auch, wenngleich zu stolz, einen vom Papst verliehenen Orden samt Titel zu tragen.

Was Mozart saumäßig geniggelt hätte

Was ihn jedoch sicher saumäßig geniggelt hätte, ist die Kassette der EMI namens W!A!M!, darin drei CDs mit seiner Musik in feinster Auslese, gespielt von Christian Zacharias, Sabine Meyer, Sir Neville und Compagnie.

Dazu (Mozart lebt! Mozart schreibt! Mozart spricht!) eine "Bonus'-CD mit einem unsäglichen Quatschkopf als Mozart, untermalt durch akustisches Comic Strip der peinlichsten Sorte, geeignet, selbst von der Glotze abgebrühte Teens das Grausen zu lehren.

Die offene Frage:

Weiß die ansehnliche Künstlergilde, welche Art Bonus helfen soll, ihre Interpretationen unter die Leute bringen? Zu ihrer Ehrenrettung kann ich nur hoffen, daß sie ihre Einwilligung dazu nie erteilt hat.

Karl Breh im Feb 1992
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Das EDITORIAL 3/1992 von Karl Breh
"Klärung der Fronten ?"

Einer Meldung im "Spiegel" 4/1992 zufolge soll Sony entschieden haben, auf die Durchsetzung von Mini Disc als Alternative zu DCC zu verzichten. Aus der Pressestelle von Sony Deutschland verlautet Gegenteiliges. "Das Projekt Mini Disc liegt voll im Plan"' so die Aussage von Pressechef Klaus Hillebrand. "Wir werden in der zweiten Jahreshälfte Mini Disc präsentieren."

SONY gibt bekannt

Eine Presseinformation der DADC Austria (Sony-CD-Werk in Anif) kündigt für die zweite Jahreshälfte 1992 gar eine monatliche Gesamtproduktion von weltweit 1,5 Millionen Mini Discs an.

Dennoch, aus der Luft gegriffen hat der "Spiegel" seine Meldung nicht. Sie dürfte auf jüngere Verlautbarungen des Sony-Topmanagements zurückzuführen sein, in denen von Drosselung investiver Maßnahmen die Rede ist.

Philips gibt bekannt

Im Vergleich dazu äußert sich Philips klar und eindeutig. Im April 1991 gibt es den Startschuß mit der Auslieferung der ersten DCC-Recorder an Industrie und Handelspartner (und hoffentlich auch an die Testzeitschriften), von Juni bis August 1991 schließt sich eine große Markteinführungskampagne an, die sich dann im September (in Deutschland auf der Kölner Photokina/HiFi-Messe?) weltweit an den Konsumenten richtet.

Erste Hörerfahrungen mit der Datenreduktion

Zunächst werden Top-Geräte auf den Markt kommen. Aber schon bis Ende des Jahres soll die Palette bis zu den Midi-Systemen, Portables und Auto-HiFi reichen.

stereoplay verhielt sich aufgrund erster Hörerfahrungen der Datenreduktion gegenüber eher vorsichtig abwartend. Auch hat der Gedanke, etwas Vollwertiges mit Rücksicht auf die Verträglichkeit mit Milliarden vorhandener, bespielter Cassetten trickreich wieder abzumagern, für überzeugte HiFiisten wenig Verlockendes.

Seit Ulrich Fessler und Peter Schüller bei der BASF die Gelegenheit hatten, einen DCC-Recorder mit dem vorläufig neuesten Datenreduktionscodierchip (Verzeihung!) zu messen und Aufnahmen dann im vertrauten Hörraum intensiv mit CD zu vergleichen (siehe Seiten 12 bis 14), weiß stereoplay, daß DCC im Vergleich zur Vollwert-CD keinen ernsthaften Verzicht auf Klangqualität bedeutet.

DCC ist schon gut

Daß der DCC-Recorder seinem als Diktiergerät erfundenen und durch erstaunliche technische Verbesserungen zum HiFi-Gerät hochgezüchteten Vorläufer in vielerlei Hinsicht überlegen sein würde, war ohnehin klar.

Sollte Sony in der zweiten Jahreshälfte mit Mini Disc dagegenhalten, dürfte das Entscheidungsspiel zwischen den konkurrierenden Systemen stark durch die Macht des Faktischen bestimmt werden. Und da hat Philips - ausnahmsweise - keine schlechten Karten.

Karl Breh im März 1992
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Das EDITORIAL 4/1992 von Karl Breh
"Es grünt so grün ..."

Von keiner anderen Farbe bringt die Natur so viele Abstufungen und Zwischentöne hervor wie von ihrer sauerstoffspendenden Lieblingsfarbe Grün. Daß die Grünen als Partei und die Grünen als umweltbewußte Fremdparteigänger oder auch nur Individuen Karl Breh hinsichtlich Vielfalt der Abtönungen oder Intensität der Erscheinungsformen der Natur allemal noch etwas vormachen, liegt daran, daß der Mensch sich längst schon über die Natur erhoben hat. Jedenfalls wähnt er das.

Sollte da jemand die Rache fürchten ?

Daß die Natur sich möglicherweise an ihm rächen könnte, mußte sogar der um seine Wiederwahl besorgte George Bush zum Thema machen, nachdem seine eigenen Forscher das größer gewordene Ozonloch über der nördlichen Halbkugel zu dramatisieren sich erfrechten. Vor nicht allzu langer Zeit war der US Präsident noch der FCKW-freundlichen Meinung, das alles bedürfe erst noch gründlicher Erforschung.

Wie war das mit der eigenen Nase ?

Doch halten wir uns lieber mal an der eigenen Nase oder selbige gar zu. Auch bei uns ist es nicht "nur" der Smog, der stinkt. Auch unsere Kühlschränke und Klimaanlagen arbeiten noch immer mit dem Ozonkiller, auch wir sind schon stolz, wenn - Kat sei dank - nur wenig von dem aus den Auspüffen unserer Autos strömt, was noch schlimmer ist als C02.

Auch Hifi ist nicht gerade "grün"

Noch nicht einmal unserem völkerverbindenden, weil musikbesessenen HiFi-Hobby dürfen wir ganz reinen Gewissens mehr frönen. Daß Tropenhölzer verpönt sind, klar! Daß kein Quecksilber in Batterien gehört, logo! Daß die Industrie ihre Verpackungen, ja sogar den Elektronikschrott zurücknehmen muß, gut so!

Grün - im Gesicht - vor Ärger

Wie aber verhält es sich damit, wenn die Hersteller in Japan sitzen? Und was sagen wir, wenn solche umweltschonenden Maßnahmen spürbar an unseren Geldbörsen nagen?

Wir werden dann schnell grün - im Gesicht -, und das vor Ärger. So führt der erbarmungslose Konkurrenzkampf über den Preis beispielsweise dazu, daß Elektrogeräte - ja, auch die der Abteilungen HiFi, Audio, Video - im Stand-by mehr Strom verbrauchen, als sie es müßten, wenn diese Schaltungen hielten, was sie versprechen.

So verheizt ein DSR-Tuner mit Antenne im Stand-by 13,44 Watt, im wirklichen Betrieb gerade mal das Doppelte, ein Videorecorder im Stand-by 22 Watt, im Betrieb gerade 35, ein DAT-Recorder 17 gegen 20 Watt. Und das tagein, tagaus rund um die Uhr.

Stromfressende Parasiten beseitigen

stereoplay hat schon im Januarheft 1984 einmal daraufhingewiesen, daß solche Parasiten, bundesweit hochgerechnet, glatt ein Atomkraftwerk für sich beschäftigen. Seither gibt es mehr und nicht etwa weniger stille Dauerwattfresser, und die Bundesrepublik ist um 16 Millionen Bürger größer geworden. Wenn wir das bedenken, sind wir sogar als HiFi-Fans nur gerade bläßlich grün.
Zur Aufmunterung noch eine dunkelgrüne Botschaft: Ab Mai wird stereoplay auf chlorfrei gebleichtem Papier gedruckt.
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Karl Breh im April 1992
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Das EDITORIAL 5/1992 von Karl Breh
"So bitte nicht ..."

Jede technische Neuerung, zumal wenn sie neben Anstalten des öffentlichen Rechts die Allgemeinheit als deren Geldgeber betrifft und auch noch gigantisch teuer ist, braucht ihre engagierten Wegbereiter und cleveren Propagandisten.

Neue Maßstäbe auch beim Rundfunk

Seit die CD, für jedermann nachprüfbar, neue Maßstäbe hinsichtlich Klangqualität und Störfreiheit gesetzt hat, sind einige technische Direktoren deutscher Sendeanstalten, insbesondere der des Bayerischen Rundfunks, Frank Müller-Römer, mit der Qualität der UKW-Übertragung unzufrieden.

Radio kann die Staatsgrenzen mühelos überschreiten

Das konnte jedem HiFi-Interessierten nur recht sein, durfte er doch hoffen, daß diese Befindlichkeit die Verbreitung des zumindest potentiell CD-Qualität bietenden und nicht nur Länder-, sondern sogar Staatsgrenzen mühelos überschreitenden Digitalen Satelliten- Rundfunks (DSR) befördern würde.

Die Hoheitgebiete der Sendeanstalten werden souverän mißachtet ....

In bestimmtem Umfang ist dies auch geschehen. Aber ganz offensichtlich nicht allen an exponierter Stelle Rundfunkschaffenden zur reinen Freude: Zum einen eignet sich DSR nicht sonderlich zur Versorgung mobiler Empfänger. Die spielen für den Hörfunk jedoch eine wachsende Rolle, was an der Zunahme der da und dort schon auf Privatsenderniveau angelangten, vermeintlich zielgruppen- gerechten Magazinsendungen abzulesen ist. Zum anderen steht gerade die Tatsache, daß DSR die föderativ abgesteckten Hoheitgebiete der Sendeanstalten souverän mißachtet, einer größeren Beliebtheit seitens der Landesrundfunk-Fürsten entgegen.

Es soll also Digital Audio Broadcasting = DAB werden

Aus diesen Gründen propagiert Frank Müller-Römer unverdrossen und mit bewunderswertem Elan den digitalen terrestrischen Rundfunk (Digital Audio Broadcasting, DAB), ein Milliardending, bei dem Digitales nur um den Preis der Datenreduktion zu haben ist.

Machen wir doch mal eine Test-CD

Vermutlich als Werbeträger für sein Anliegen ließ er unlängst den Mitschnitt aus dem Gasteig der 1. Symphonie von Johannes Brahms mit dem hauseigenen Orchester unter Colin Davis dergestalt bearbeiten, daß die daraus enstandene CD fünfzehn nicht datenreduzierte, acht auf 2x64(128) Kilobit je Sekunde und neunzehn auf 2x96(192) und 2x128(256) kbit/s reduzierte Tracks enthält. Der werte Tester möge die zwölf am ärgsten beschnittenen und vier weitere der weniger beschädigten Beispiele aus der kontinuierlichen Musikabfolge heraushören und an einer Verlosung teilnehmen.

Die CD ist nicht mal "State of the art"

Abgesehen davon, daß der digitale Livemitschnitt nicht gerade "State of the art" war, die Reduktionsraten nicht korrekt, sondern wie oben in Klammern gesetzt angegeben waren, Brahmsens "braune" Instrumentierung nicht unbedingt ein Musterbeispiel derjenigen Transparenz darstellt, auf deren Erhalt es besonders ankam, ist das Ansinnen an die Testhörer, entweder in das Bandwurmsampeling hineinzuhören - was völlig unmöglich ist - oder sich ihre A/B-Vergleiche durch ablenkendes Drücken am CD-Player selbst herzustellen, völlig unprofessionell.

Was soll das alles ?

Zwölf stereoplay-Redakteure haben sich der Mühe unterzogen, die CD abzuhören. Die 2x64-kbit/s Stufe ist eine Katastrophe. Jeder, der nicht gerade taub ist, kann das hören. Aber sie soll ja für DAB gar nicht zu Anwendung kommen. Gott sei Dank, kann man da nur sagen!

Nur, wozu dann die ganze CD? Deren Herstellung war eine Verschwendung der angeblich so unzureichenden Finanzmittel des Rundfunks. Und das Experiment eine Zeitvergeudung für die, die mitgemacht haben. Statt Propaganda ein aufwendiger Fall von Negativwerbung.

Karl Breh im Mai 1992
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Das EDITORIAL 6/1992 von Karl Breh
"Spätfolgen"

Weil stereoplay in Stuttgart, der Hauptstadt des einstigen Musterlandes Baden-Württemberg, erscheint, galt es die Versuchung abzuweisen, wider die Rechtschreibung, jedoch in verlockender Anlehnung an einen hier nicht ganz unbekannten Eigennamen (Anmerkung : Lothar Späht), den Buchstaben h in die Überschrift einzufügen. Solch geistreichelndes Tun hätte aber dem Anliegen dieser Ausführungen eine zur beabsichtigten geradezu entgegengesetzte Zielrichtung verliehen.

Der Siemens Chef Heinrich von Pierer sagt es deutlich:

Denn Macher und Antreiber vom Schlage eines Lothar Späth, das darf, SEL hin und Segeltörn her, auch einmal gesagt werden, hätten Ende der 50er, Anfang der 60er Jahre möglicherweise verhindert, was unlängst der designierte Vorstandsvorsitzende des Elektrogiganten Siemens, Heinrich von Pierer, in einem "Spiegel"-Interview (12/92) bedauernd feststellen mußte:

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  • "Woher kommt denn der Erfolg der Japaner auf dem Gebiet der Halbleiter? Der kommt ja nicht nur durch das Miti*, sondern der kommt daher, daß die Japaner von Anfang an in die breite Anwendung gehen konnten. Sie beherrschen doch die ganze Unterhaltungselektronik, die den Massenverbrauch für die Chips bringt. . . . Die Unterhaltungselektronik ist im wesentlichen japanisch, und die Anwendung für Chips liegt im großen Stil in der Unterhaltungselektronik. Wir haben die Anwendungen nicht bei uns. Da hilft uns auch kein Miti."

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* Miti: staatliche japanische Behörde zur Koordination und Förderung des japanischen Exports
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Am Niedergang sind wir selbst schuld

Eine ebenso wahre wie späte Einsicht. Nicht, daß den künftigen Siemens-Boß am Niedergang der einst so traditions- und ruhmreichen deutschen Rundfunkindustrie persönliche Schuld träfe. Dazu ist er rund 20 Jahre zu jung und außerdem Jurist.
Tatsache ist nur, daß der Schreiber dieser Zeilen, als er 1961 die einschlägige Industrie bereiste, um für die Idee einer HiFi-Zeitschrift zu werben, fast überall auf eine Haltung stieß, die mit Unverständnis nur stark euphemistisch zu umschreiben ist.

Im Lande der Dichter, Denker . . . . .

Im Lande der Dichter, Denker und, ich füge hinzu, der Musiker, war es für die Manager von Blaupunkt, Dual, Grundig, Nordmende, Philips, Saba, Schaub-Lorenz, Siemens, Telefunken und Wega einfach nicht vorstellbar, daß normale Menschen den Wunsch verspüren könnten, Musik bestmöglicher Qualität in ihrer Privatsphäre zu hören.

"HaiFai" konnte nur etwas sein, was sich ein paar Spinner (Amerikaner und Engländer) für andere Phantasten ausgedacht hatten. Und außerdem produziert die deutsche Industrie am Fließband. Nur die großen Stückzahlen bringen Umsatz, Gewinn und Wachstum. Von Hand zusammengepfriemelte HiFi-Geräte sind Pipifax und weiter nichts.

Die Japaner dachten anders.

Zuerst kopierten sie die amerikanischen Sherwood, Marantz, Mclntosh, Scott, die englischen Leak, Rodger, Rank und wie sie alle hießen.

Dann machten sie sehr schnell ernst mit High Fidelity und entwickelten selbst bessere, fortschrittlichere Geräte, erst mal billiger, dann eher teurer, mit denen sie konsequent den amerikanischen und dann in Europa als ersten den deutschen Markt eroberten. Zu einer Zeit, als die deutsche Industrie bestenfalls plattgewalzte Dampfradios feilbot.

Auf einmal war Matsushita Weltmarktführer

Was in Deutschland Siemens, das ist in Japan Matsushita. Nur, dort gab es schon in den 60er Jahren unter der Markenbezeichnung Technics eine Abteilung für erlesene HiFi-Produkte mit eigenen, ungeheuer effizienten Entwicklungslabors.
Auch hielten sich die Japaner nicht lange mit Handfertigung auf. Dank ihrer Investitionen in die Halbleitertechnik konnten sie die hochrationelle Automatisierung sogar zur Qualitätsteigerung nutzen.

Und was machen "wir" ??

Siemens dagegen importiert bis heute (Anmerkung es ist 1992) Audio, HiFi und Video für seinen Belegschaftshandel, und während Matsushita, und erst recht Sony, in großem Stil Software-Firmen kauft, hat Siemens die ehrwürdige Deutsche Grammophon Gesellschaft längst an Philips verkümmelt.

Das sind die Ursachen. Alles andere sind nur Spätfolgen.

Karl Breh im Juni 1992
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Das EDITORIAL 7/1992 von Karl Breh
"Schwer verständlich"

Im Jahre ihrer Markteinführung, 1983, wurde in Deutschland knapp eine Million Compact Discs verkauft. Sie herzustellen kostete damals 9 Mark pro Stück. Um sie zu kaufen, mußte der fortschrittsgläubige Kunde 30 bis 35 Mark berappen. Zuvor hatte er Herrn Digitalitus wohl oder übel schon 2.000 Mark für einen CD-Spieler der ersten Generation geopfert. Und das für schäbige 14 Bit. Im selben Jahr verkauften die Schallplattenhersteller knapp 70 Millionen LPs, davon entfielen fast 12 Prozent auf Klassisches.

Gewaltige Verschiebungen und Steigerungen

1991 konnte die Industrie im vervollständigten Bundesgebiet 96,6 Millionen Digitalscheiben absetzen, darunter immerhin 12,1 Millionen mit klassischen Klängen. Inzwischen sind die Herstellungskosten der CD einschließlich Box auf 2,30 Mark gesunken, die LP-Verkäufe auf jämmerliche 20,7 Millionen, davon gerade noch 0,9 Millionen klassische.

Einen ordentlichen CD-Spieler gibt es heute schon ab 500 Mark. Wer das Doppelte ausgibt, kauft sich bereits in die Luxusklasse ein. Nur die Pop-CDs der Hochpreiskategorie - nachdem sie ihren Tiefststand bei 26 Mark erreicht hatten - sollen wieder 10 Mark teurer werden.

Jetzt ist Jammern angesagt - alle jammern

Der Fachhandel jammert. Er kann die gestiegenen Einkaufspreise unter dem Druck einiger Großdiscounter nur schwer kalkulationsgerecht an den Kunden weitergeben. Das Ergebnis: Die Zahl der qualifizierten Einzelhändler hat von 15.000 im Jahr 1975 auf heute gerade noch 7000 abgenommen.

Anspruchsvolle Popo- der gar Klassikkunden sind da mancherorts arm dran. Das angebotene Sortiment richtet sich allzu oft nach Hitparaden und Sonderangeboten, aber weniger danach, was die Schallplattenkritik empfiehlt.

Die Musikindustrie jammert auch, obwohl die CD ihr die Möglichkeit geboten hat, ihre ganzen Backkataloge zurück bis Edison neu und meist tantiemenlos zu vermarkten, oft unter wechselnden Serientiteln sogar mehrfach.

"Lerne zu klagen, ohne zu leiden" oder ?

Läuft das alles nur nach dem Motto: "Lerne zu klagen, ohne zu leiden"? Wohl kaum. Tatsache ist, daß die Musikindustrie für die wenigen Megastars horrende Summen ausgibt. Über eine Milliarde Dollar soll Sony für die Exklusivrechte an Michael-Jackson-Produktionen garantiert haben.

Wahr ist auch, daß die Studiokosten für Personal und Technik, für Werbung und Promotion und nicht zuletzt auch für die stets sehr empfängliche GEMA beträchtlich gestiegen sind. Dennoch kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, daß die Software-Leute sich besser als ihre Kollegen von der Hardware darauf verstehen, die Preise für ihre Produkte auf einträglichem Niveau zu halten.

Karl Breh im Juli 1992
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Das EDITORIAL 8/1992 von Karl Breh
"Mini-Disc & Maxi-Box"

Das vorliegende stereoplay Heft macht ein Spannungsverhältnis deutlich, dem sich die HiFi-Branche seit geraumer Zeit ausgesetzt sieht: Einerseits höchst achtbare Fortschritte bei der Lösung der Grundaufgabe, Annäherung an das Original bei der Aufnahme und Wiedergabe von Musik an das Ideal völliger Identität; andererseits die Anstrengungen, durch trickreichen Teilverzicht auf den erreichten Qualitätsstandard massenmarktfähige neue Produkte zu schaffen.

Die Summe aller Verbesserungen bei Digital

Für das erste steht die Summe aller Verbesserungen im digitalen Bereich, von der Aufnahme bis zur Wiedergabe, vom digitalen Misch- und Schneidpult, vom A/D-Wandler über die CD selbst bis zu den Vervollkommnungen des CD-Spielers, aber auch alles, was an erstaunlichen Fortschritten im Verstärker-, Empfänger- (analog oder digital), Recorder- und Lautsprecherbau erzielt wurde.

Die "multikoaxiale" Dreiwege-Kugel von Cabasse

Diesen Aspekt der Entwicklung repräsentiert im vorliegenden Heft auf geradezu grandiose Weise die neue Wunder-Box MC 001 von Cabasse. Ihre Haupterrungenschaft, die "multikoaxiale" Dreiwege-Kugel, dürfte sich als der größte Fortschritt des Lautsprecherbaus in Richtung High Fidelity seit der Realisierung brauchbarer Flächenstrahler erweisen.

Konträr - die "Mini Disc"

Den anderen Pol des Spannungsfeldes vertritt in diesem Heft die überaus sinnreiche Erfindung "Mini Disc", Sonys Antwort auf die digitale Compactcassette (DCC) von Philips.

Die kaum wahrnehmbare Reduktion der Klanginformation

Die Gemeinsamkeit beider Systeme besteht darin, daß sie durch vom menschlichen Ohr kaum wahrnehmbare Reduktion der Klanginformation unter Wahrung aller anderen Vorzüge (Gleichlauf, Rauschfreiheit, Bedienkomfort) aufnahmefähige Tonträger darstellen, die den in die Jahre gekommenen Cassettenrecorder ersetzen werden.

Beide opfern ein bißchen von der möglichen HiFi-Perfektion zugunsten eines Aufnahme-Wiedergabe-Systems, das mobil wie stationär ein Höchstmaß an Flexibilität und Bedienkomfort und somit auch entsprechende Marktchancen bietet.

Sony muß . . . - Philips müßte . . . .

Beiden könnte daraus in den eigenen Häusern dasselbe Problem erwachsen: Sony muß - was auch Philips als CD-Miterfinder nicht kaltlassen kann - argumentieren, warum Anspruchsvolle der CD die Stange halten sollen. Und Cassettenerfinder Philips müßte - was wiederum auch Sony und Co. tangiert - den Band-Fans klarmachen, daß der bewährte, inzwischen sehr preiswerte Analogrecorder wirklich ausgedient hat.

Ob sich beide neuen Tonträgersysteme durchsetzen können und, wenn nein, welches von beiden die Oberhand behält, wer wollte da schon den Propheten spielen.

Eines nur ist ganz sicher:

Weder das bißchen Klangunterschied zur Vollwert-CD noch - sollte es sie am Ende wirklich geben - winzige Unterschiede zwischen Mini Disc und DCC werden für die Durchsetzung im Massenmarkt von Belang sein.

Die Entscheidung liegt beim "Gebraucher", und der urteilt, bei gegebener Klangqualität, nach anderen Kriterien, als da wären: Verschleißfestigkeit, Bedienkomfort, Software-Angebot, Preis und nicht zuletzt Design.

Karl Breh im Aug 1992

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Das EDITORIAL 9/1992 von Karl Breh
"Blick nach vorn im Zorn"

In gleich zwei Beiträgen der vorliegenden Ausgabe wagt stereoplay einen Blick in die Zukunft der HiFi-und Rundfunkbranche.

Zwei Beiträge :

Der eine, weniger problematische befaßt sich mit den neuen digitalen, alle für hochwertige Aufnahme und Wiedergabe geeigneten Tonträgern, als da sind: Digitaler Compact-cassettenrecorder (DCC), Mini Disc (MD) und Digital Audio Tape Recorder (DAT) bis hin zu Sonys Winzling Scoopman.

Ihre Arbeitsweise, ihre Gemeinsamkeiten, ihre prinzipiellen Unterschiede, Vorzüge und Nachteile werden aufgezeigt sowie gegeneinander und zur nicht aufnehmenden CD hin abgewogen, die ihrerseits noch verbesserungsfähig ist (20-Bit-Technik).

Diese Orientierungshilfe hielten wir schon allein aus dem Grund für notwendig, weil es sich samt und sonders um die entscheidenden Innovationen handelt, die sich im HiFi-Bereich (siehe Messe-Wegweiser Seite 97) der Photokina präsentieren.

Der zweite Beitrag - DSR oder DAB

In einem zweiten Beitrag richtet stereoplay seinen Blick auf die Zukunft des Rundfunks in Deutschland und Europa. Da gibt es das perfekte, länderübergreifende, programmreiche Digitale Satelliten-Radio (DSR), von dem man befürchten muß, daß es durch föderative Kräfte ausgebremst wird. Und es gibt das Digitale Audio Broadcasting (DAB), das eben diese Landesrundfunkanstalten mit Vehemenz als UKW-Nachfolger propagieren. Nach Auffassung von stereoplay wirft dieses auf Datenreduktion angewiesene, sehr kostspielige System eine Reihe kritischer Fragen auf. Sie sind ab Seite 14 engagiert und daher nicht ganz ohne Zorn ob der Vernachlässigung von DSR zusammengestellt. Jetzt wartet stereoplay auf die hoffentlich in jeder Hinsicht klärenden Antworten der DAB-Befürworter.

Karl Breh im Sept 1992

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Das EDITORIAL 10/1992 von Karl Breh
"Quiz mit Pfiff"

Gewinnspiele sind fast allseits beliebt: bei den Lesern, weil es zu gewinnen gibt, worüber sie dauernd lesen und was viel Geld kostet, wenn sie es kaufen müssen; bei den Firmen, weil sie es mögen, daß Leser sich ihrer Geräte wegen den Kopf zerbrechen; bei Verlagsleitern, weil sie hartnäckig glauben, Gewinnspiele erhöhten die liebevoll zu pflegende Leser-Blatt-Bindung; bei Marktforschern, weil sie etwas über die Struktur der Leserschaft zu erfahren hoffen; und bei Redaktionen? Na ja ... ... es kommt drauf an.

Die meisten Redaktionen haben das Problem sozusagen standardisiert. Sie ziehen jedes Jahr die gleiche Nummer durch. Das ist zwar mit zusätzlicher Arbeit verbunden, die Durchführung jedoch gerät zur Routine.

Bei stereoplay ist das etwas anders. Die Redaktion hat noch kein einziges Gewinnspiel einfach nur wiederholt. Immer haben sich die vereinigten Redakteursgehirne etwas Neues einfallen lassen. Von der vierfachen Slogan/Kreuzworträtsel-Kombination bis zu "Lust und Frust mit High Fidelity".

  • Anmerkung : Hier hatte  sich Karl Breh etwas schwer getan, das Thema den Lesern "zu verkaufen". Das Ganze wurde sicher von der Werbeabteilung ausgetüftelt. Darum lassen wir den Rest-Text einfach weg.

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Das EDITORIAL 11/1992 von Karl Breh
"photokina -für HiFi die richtige Messe ?"

Vor zwei Jahren hatte das Kind noch einen Namen: "HiFi Cologne". Die HiFi-Spezialisten stellten in den beiden Etagen der Halle 10 aus; einige Vollsortimenter vorzugsweise in Halle 4. In der oberen Etage der HiFi-Halle war damals recht viel los, in der unteren weniger. Post festum äußerten einige HiFi-Aussteller den Wunsch, nicht auf eine Halle festgelegt zu werden, sondern sich im gesamten Consumerbereich ansiedeln zu können. Dem kam die Messeleitung gar zu gerne entgegen, zumal der die photokina ausrichtende Photoverband der Konzeption einer "HiFi Cologne" innerhalb der photokina nicht sonderlich gewogen war und die Aufgabe dieser "Sondermesse" forderte.

Die vier Säulen der photokina

So geschah es dieses Jahr: Photo + Video, Audio + HiFi, Professional Photo und Professional Media waren die vier Säulen der photokina, die ersten beiden im Konsumerbereich. "HiFi Cologne" als Spartenbezeichnung gab es nicht mehr.

Das konjunkturelle Tief in 1991 und 1992

Das konjunkturelle Tief und der Identitätsverlust führten dazu, daß beispielsweise von 45 Mitgliedsfirmen des Deutschen High-Fidelity Instituts ganze 18 (darunter zwei Verlage) ausstellten. Sie taten dies in den vier Etagen der Hallen 11 und 12 und, was Canton, Grundig und Philips betrifft, in Halle 4; im Endeffekt doch ein sehr übersichtlich zusammenliegender Messeteil innerhalb des extrem weitläufigen Consumerbereichs.

Publikumsandrang bei High-Endern deprimierend

Der Publikumsandrang bei Philips (DCC, CD-D, bei Sony (Mini Disc) und den angrenzenden Ständen war gut bis gewaltig, im Bereich der High-Ender, mit zum Teil sehr schönen Ständen, eher deprimierend.

Da die Köln-Messe den Termin für die nächste photokina 1994 nicht, wie vom Deutschen High-Fidelity Institut im Interesse der UE-Branche gewünscht, um acht Tage nach vorn, sondern nach Hinten auf den 21. bis 27. September verschoben hat, ist die Frage berechtigt, wie viele vom kleinen Häuflein diesjähriger HiFi-Aussteller 1994 noch übrigbleiben werden.

Multimedia ist der Slogan

Der große Slogan hieß dieses Jahr ohnehin Multimedia, neben der traditionellen Photographie, verkörpert durch die elektronischen PC-Grenzgänger Interaktive CD und Photo-CD. HiFi und Musik spielen in diesem Kontext sowieso keine wesentliche Rolle.

DCC und Mini Disc - die Weltinnovationen

Die beiden anderen Weltinnovationen, DCC und Mini Disc, sind für den Massenmarkt bestimmte, digital verbesserte Nachfolger des Cassettenrecorders. An der CD und am DAT-Recorder gemessen, also an dem, was High Fidelity heute ganz selbstverständlich bietet, handelt es sich um mehr oder weniger hörbare Reduktionen. Aus HiFi-Sicht sind sie daher nicht gerade das Gelbe vom Ei.

Philips will ab der photokina bis Ende des Jahres 6.000 DCC-Recorder auf dem deutschen Markt unterbringen. Bei Sony beginnt die Markteinführung, ebenfalls in begrenzter Stückzahl, mit drei Modellen (ein MD-Recorderporti, ein MD-Wiedergabeporti und ein MD-Autoradio) nun doch erst Anfang Dezember 1992.

Muß man 1994 noch dabei sein ?

Alles in allem stellt sich für die HiFi-Spezialisten unausweichlich die Frage, ob für sie die photokina 1994 die richtige Messe sein wird.

Dessen ungeachtet bedanken sich stereoplay bei den vielen Lesern, die am Stand vorbeigeschaut und viele wichtige Anregungen gegeben haben. Für die, die nicht da waren, haben die Redakteure alles Interessante zusammengetragen (ab Seite 38).

Karl Breh im Nov 1992

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Das Editorial zum Jahreabschluß 1992 - von Karl Breh

Ein bißchen schlapp?

Schon aus biblischer Zeit ist uns die Vorstellung von den sieben fetten und sieben mageren Jahren überliefert. Wobei es, wie Thomas Mann am Präzedenzfall "Josef in Ägypten" herausgefunden hat, nicht immer genau sieben sein müssen, wenngleich dieser Zahl immer noch eine mysteriöse Magie anhängt.

Wir Heutige haben uns an kürzere Zyklen gewöhnt: Selbst dem abgeklärten Zen-Buddhismus nahestehende, trotzdem aber erfolgsverwöhnte HiFi-Hersteller suchten ihr Heil immer noch in der ebenso hektischen wie eigentlich unrentablen jährlichen Erneuerung ihrer Produktpalette.

Das Jahr 1992 - nach den fetten Spezies 1990/91 insgesamt eher in die Qualitätsklasse der mageren Jahre einzustufen - scheint nun auch in fernöstlichen Industriekreisen eine meditative Denkpause erzwungen zu haben.

  • Anmerkung : Das ist eine sehr gelinde Umschreibung des nahezu faktischen Konkurses des gesamten Staatssystems von Japan im Jahr 1990. Karl Breh wollte sicher den sehr empfindlichen japanischen Inserenten nicht auf die Füße treten, um die deutlich geringeren Anzeigen nicht auch noch zu verlieren - wie damals bei der Hifi-Stereophonie in 1981/82. Mehr dazu steht in der Grundig Chronik im Tonbandmuseum.

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Manche treten - wie vorher schon ihre noch übriggebliebenen europäischen Kollegen - langsamer, manche auf der Stelle, einige treten überhaupt nicht mehr auf. Zumindest was die Werbung betrifft.

Das wiederum brachte zunächst uns, später aber möglicherweise auch unsere Leser ins Grübeln, und sei es nur über den Grund, weswegen dieses Jahr einige Hefte - nicht nur von "stereoplay" - eher schlank anmuten.

  • Anmerkung : In der Recherche und Inhaltszusammenstellung der Hifi-Stereophonie der Jahre 1962 bis 1983 habe ich auch die Anzeigen nach Größe und Plazierung mit einbezogen, weil diese Informationen ein sehr genaues - aber indirektes - Bild der jeweiligen Wirtschaftlage ermöglichten.

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So betrachtet, fällt uns der Abschied vom Jahrgang 1992 gewiß nicht schwer. Ja, er würde sich sogar richtig beschwingt gestalten, kündigte sich der nächste als einer an, den man dank verkürzter Wirtschaftszyklen wieder den fetteren Jahrgängen zurechnen könnte.

Aber gerade in diesem Punkt gebärden sich die Auguren ein bißchen schlapp. Die Stimmung ist gewiß schlechter als die Lage. Wir haben fünf - zugegeben sehr teure - Bundesländer dazugewonnen und tun so, als hätten wir schon wieder einen Krieg verloren. Daß es sich auch um Investitionen in unsere Zukunft und die Europas handelt, wagen selbst die ihrerseits mehr oder weniger schlappen Politiker nicht mehr überzeugend zu propagieren.

Wir von "stereoplay" sind jedenfalls optimistisch, daß die Deutschen nicht dauerhaft zugunsten festverzinslicher Wertpapiere auf die schönen Dinge des Lebens, zu denen Musik im Heim und damit eben auch High Fidelity nun einmal gehören, verzichten werden.

Um so mehr bedanken wir uns bei unseren Lesern für ihre Treue und wünschen ihnen von Herzen, daß sie sich den kleinen Luxus, stereoplay zu lesen - und nicht nur den -, auch 1993 werden leisten können.

Karl Breh im Dezember 1992
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