Der Boxenvergleich in HIFI-VISION 05/1989
von Gert Redlich im Aug. 2015 - Der Hifi-Vison Redakteur Stephan Mayer spricht zwar von einem Test, ich nenne das eher einen Vergleich. In dieser Mai 1989 Ausgabe wurde genau 3 Jahre nach der ersten Vorstellung der Canton CA30 die Canton CA20 bschrieben und bewertet - und sie wurde natürlich Testsieger.
Hier das Vorwort zu dem Vergleich von :
Drei Spitzenboxen von 4800 bis 6500 Mark:
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"Spaß am Baß"
Das Original ist durch nichts zu übertreffen. Doch Spitzenlautsprecher können schon so tun, als stünde der Kontrabaß im Raum.
Von Stephan Mayer im Frühjahr 1989
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Das Vorwort (im Artikel)
Berufsmusiker haben oft Probleme mit ihren Nachbarn, besonders dann, wenn sie ein großes Instrument spielen. Tiefe Töne betrachten nämlich häufig die Wohnungswände als schalldurchlässigen Vorhang und bringen die Mitbewohner um die liebe Ruhe.
Besitzer großer Boxen kennen diese Schwierigkeiten, wenn sie ihre akustischen Ungetüme aufstellen. Die Nachbarn befürchten nämlich meist, sie müßten nun an allen musikalischen Erlebnissen zwangsläufig teilnehmen.
Dabei besagt die Größe einer Box noch lange nichts über ihren Klang. Was der Musik-Profi schon lange weiß, daran kann auch ein Musik-Liebhaber nicht vorbei: Der Ton macht die Musik. Ob das auch für die Spitzenlautsprecher gilt, überprüfte HIFI VISION im Vergleichstest.
Die Testobjekte :
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- Bowers & Wilkins 801 (Paarpreis: um 9.600 Mark),
- Canton CA 20 (um 13.000 Mark),
- Pilot Concorde 1601 (um 10.000 Mark),
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Es geht hier auf diesen Web-Seiten aber nur um die Canton CA20, die in den drei Jahren deutlich verbessert - verbessert im Vergleich zur damaligen CA30.
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Die Überschrift dieses Teils lautet:
Aktiv-Posten
Canton CA 20 Paarpreis : um 13.000 Mark
Canton, Deutschlands größter Boxen-Spezialhersteller, wagte sich erstmals 1985/86 mit der CA-Serie an Prestigeobjekte. Die Aktivbox CA20 soll das Ideal vom naturgetreuen Klang wieder ein Stück näher bringen.
In die CA 20 sind vier Verstärker und fünf Lautsprecher-Chassis eingebaut - jeder Frequenzbereich wird von einer eigenen Endstufe angetrieben.
- Anmerkung : Das ist falsch, es sind insgesamt 5 Endstufen und 4 Netzteilbaugruppen auf dem großen Kühlkörper.
Darüber hinaus wird jede der Membranen von einer Regelung im Zaum gehalten. Diese Schaltungen (siehe Kasten auf Seite 32) sorgen dafür, daß die Membranen stets nur die Bewegungen ausführen, die der Verstärker vorgibt. Eine präzisere Wiedergabe von impulsartigen Signalen, also beispielsweise von Paukenschlägen, und ein offenes, räumliches Klangbild "sollen" die Folge sein.
Um Bässe mit der nötigen Wucht und Tiefe wiederzugeben, verwendet Canton zwei 26cm große Konus-Chassis mit Membranen aus beschichteter Pappe.
Ihnen macht eine Endstufe mit 120 Watt Ausgangsleistung Dampf. Mit einer 80-Watt-Endstufe und einem beschichteten 13cm Pappkonus bearbeitet die CA20 den Tiefmitteltonbereich. Die Beschichtungen sollen die Papp-Membranen versteifen und diese daran hindern, ein unerwünschtes Eigenleben zu führen.
Gerade bei größerer Lautstärke neigen sie nämlich ohne solche Gegenmaßnahmen dazu, in sich zu schwingen, das heißt Partialschwingungen auszuführen, die den Klang deutlich verschlechtern.
Als Mittelhochtöner setzt Canton eine Metallkalotte mit 38mm Durchmesser ein, als Hochtöner arbeitet eine ähnliche Konstruktion mit 25mm Durchmesser. Angetrieben werden die beiden Kalotten von jeweils einem 60-Watt-Verstärker.
- Anmerkung : Die Aufteilung und Beschreibung der Frequenzen ist hier - im Gegensatz zu der CA30 Beschreibung von 1986 - korrekt und verständlich.
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Die Messungen und Hörtests
Im Meßlabor glänzte die CA 20 mit einem recht ausgeglichenen Frequenzgang. Sie gab also tiefe, mittlere und hohe Frequenzen fast gleichlaut wieder. Tiefe Töne zwischen 75 und 150 Hertz hob sie um knapp zwei Dezibel hervor, bei vier Kilohertz lag sie drei Dezibel unter der Ideallinie.
Im Hörtest konnte die Canton mit ihrem durchsichtigen und ehrlichen Klangbild überzeugen. Bässe drückte sie kraftvoll und dabei sehr präzise in den Hörraum. Ihre größte Stärke allerdings waren durchsichtige Mitten und feingezeichnete Höhen: Die CA20 umriß beispielsweise Tracy Chapmans Stimme im Titel „Talkin about A Revolution" genau und wies der Sängerin auch einen exakten Standort zu.
Eine erfreuliche Vorstellung lieferte die Box auch, als „You Look GoodTo Me" vom Oscar Peterson Trio ertönte: Dem gestrichenen Kontrabaß verlieh sie auch in seinen tiefsten Lagen einen realistischen Korpus, und sie unterschlug auch keine noch so zarten Details wie sanftangetupfte Becken.
Auch Streichensembles präsentierte die Canton realistisch und sauber abgebildet. Die Musiker des Collegium Aureum nahmen genau ortbar zwischen den Lautsprechern Platz, um Antonio Vivaldis Flautinokonzert in e-moll (Hin VISIONEN Klassik-CD 3) zu intonieren: Der CA 20 gelang auch hier eine überzeugende Demonstration.
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Die Daten
Garantie: 2 Jahre (Anmerkung : Früher bei der CA30 waren es 3 Jahre)
Maße: 34 x 123 x 40 cm (BxHxT)
Canton Electronic - 6390 Usingen
Das späte Resume (in 2015)
In keinem der Tests von aktiven Lautsprechern wurde auf die Langzeit-Funktion reflektiert. Inzwischen wissen wir, daß die CA Serie für Canton sehr problematisch geworden sein muß.
Aber von B&M aus dem Saarland hörte man das Gleiche, sie waren an den Garantie-Reparaturleistungen für eine bestimmte Serie beinahe (finanziell) gescheitert.
Die Canton CA Boxen sind unter den Händen des Entwicklers Klaus Dotter phantastische Lautsprecher. Doch wehe, er macht nichts mehr und die Dokumentation ist nicht mehr aufzufinden oder war sogar nie geschrieben worden.
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Dann sind sie zur Zeit nahezu wertlos - weil irreparabel.
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