Die Dual Phono-Fibel ist eine der ältesten Dual-Publikationen
überarbeitet von Gert Redlich im Sommer 2018 - Die Dual Phono-Fibel von 1957 teilt sich in mehrere Bereiche auf.
- A - Der erste Bereich behandelt die "Grundlagen der Akustik" und diesen Bereich 1 finden Sie hier.
- B - der zweite Bereich auf dieser Seite behandelt die "Grundlagen der Elektroakustik und der Plattenspieler"
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Die Zusammenstellung erscheint etwas ungeordnet. Doch wir sind im Jahr 1957 - ohne den PC (oder den ersten frühen Großcomputer) und oft ohne funktionierende Schreibmaschine, allermeist handschriftlich aus dem Manuskript direkt "in die Setzmaschine" diktiert.
- Anmerkung : Als ich im Jahr 1965 in der Druckerei des Gabler-Verlages in Wiesbaden die Sommerferien hindurch gearbeitet hatte, da gab es noch die großen Linotype Setz-Maschinen mit den Blei-Buchstaben und den Setzer an der gewaltigen Tastatur. Da legte man die Aufmerksamkeit auf den Satzspiegel und das Umfließen der wenigen Bilder. Den fertigen Inhalt hatte der Redakteur meist im Kopf und bereits fertig vorgegeben.
Der erste Grundlagenbereich ist bei uns bei "Wissen und Technik" angesiedelt. Der Dual spezifische Schallplattenbereich ist hier unten drunter zu finden.
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Hier beginnt also der Teil 2 :
B) Grundlagen der Elektroakustik
Die Elektroakustik beschäftigt sich vor allem mit der Umwandlung von Schallschwingungen in elektrische Schwingungen, bzw. mit der Rückverwandlung des „Elektroschalls" in „Hörschall" und den dabei anfallenden Nebenaufgaben (Verstärkung, Anhebung oder Absenkung bestimmter Tonfrequenzen, usw.).
Ein weiteres wichtiges Gebiet der Elektroakustik ist die Schallkonservierung, sei es auf Schallplatten, Tonbändern oder Filmstreifen. In der Abkürzung spricht man oft von „Ela-Anlagen" und meint damit „elektroakustische Anlagen".
Ein Überblick . . . . wir sind im Jahr 1957
Die Schallaufnahme erfolgt bekanntlich durch Mikrofone. Die diesen entnommenen schwachen tonfrequenten Schwingungen werden verstärkt (Verstärker) und einem Kopfhörer oder Lautsprecher zugeführt. An Stelle des Mikrofons tritt bei der Wiedergabe von Schallplatten der Tonabnehmer. Weiter unten wird auf die verschiedenen elektroakustischen Geräte näher eingegangen.
Soll eine, dem natürlichen Klangbild nahekommende Musikwiedergabe durch den Lautsprecher erfolgen, so sind viele Vorbedingungen zu erfüllen:
Das Mikrofon muß den gesamten Tonfrequenzbereich gleichmäßig gut aufnehmen können, die Verstärker und Lautsprecher müssen die Töne desselben Bereiches so verarbeiten, daß weder die Tiefen noch die Höhen beeinträchtigt werden.
Hilfsschaltungen ermöglichen ein Anheben der unteren oder oberen Tonlagen, der Tiefen oder der Höhen. Bedenkt man, wie vielen Wandlungen der Schall auf seinem Weg von der Schallquelle bis zum Ohr bei Rundfunksendungen unterworfen ist, so ist den Elektroakustikern hohes Lob zu zollen.
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Das großartigste Beispiel ist wohl eine gute Radioübertragung von Schallplattenmusik. Verfolgen wir einmal den Schallweg von der Schallquelle bis zum Ohr des Hörers.
Ein Mikrofon verwandelt die auftretenden Schallschwingungen in elektrische Ströme. Diese werden verstärkt einem Magnettongerät zugeführt. Das abrollende Band hält die ihm zugeführten elektrischen Schwingungen fest (Bild 18).
Vom Band wird auf eine Wachsplatte „umgespielt", was nicht ohne abermalige Verstärkung der abgenommenen Bandtonschwingungen möglich ist. Ein Tonschreiber setzt die elektrischen Schwingungen in mechanische um. Entsprechend wellige Rillen werden in die kreisende Platte graviert (Anmerkung: geschnitten).
Von der ursprünglichen Wachsplatte wird ein Negativ hergestellt, von diesem ein Positiv, das selbst wieder zur Erzeugung neuer Negative verwandt wird, die als metallische Platten zum Pressen der abspielfähigen normalen Schallplatten dienen.
Am Sender wird eine dieser Platten mit Hilfe eines „Tonabnehmers" abgetastet, d.h. daß die beim Kreisen der Schallplatte dem Tonabnehmer mitgeteilten mechanischen Schwingungen erneut in elektrische umgewandelt werden. Diese gelangen über Verstärker zum Sender und werden hier der Ätherwelle aufgeladen (Modulation).
Wie es wirklich funktioniert . . . .
Die vom Hörer empfangene „schallbeladene" Welle wird im Rundfunkgerät verstärkt, gleichgerichtet, das Ergebnis als tonfrequente Schwingung nochmals verstärkt und dem Lautsprecher zugeführt. Von dem, das am Ende herauskommt, vom Lautsprecherschall, verlangt der Hörer, daß es dem Original vor dem Mikrofon gleichkommt. Doch selten bedenkt er, welcher Mühen es seitens der „Technik" bedurfte, um zu der Wiedergabequaiität zu gelangen, die heute selbstverständlich ist.
Es bleibt zu erwähnen, daß es nicht allein darauf ankommt, das gesprochene Wort oder die musikalische Darbietung tongerecht zu übertragen, die Wiedergabe muß nach Möglichkeit auch mit der gleichen Dynamik, wie sie dem Original zu eigen ist, erfolgen. Das heißt, daß die Lautstärkenwechsel originalgetreu weitergegeben werden müssen und zwar vom zartesten Pianissimo bis zum kräftigsten Fortissimo.
Was auf dem Gebiete der Phonotechnik in den letzten Jahrzehnten an Fortschritten, d. h. an Verbesserungen der Aufnahme- und Wiedergabetechnik von Schallplatten erreicht wurde, geht aus der grafischen Darstellung Bild 19 hervor. Die Länge der senkrechten Balken im rechten Teil der Zeichnung entspricht der in den Jahren 1925, 1940, 1951 und 1953 erreichten Wiedergabe-Bandbreite.
Die Dicke der Streifen entspricht dem jeweiligen Dynamikumfang (Dynamik: Verhältnis von kleinster zu größter Lautstärke, z.B. bei einem Orchesterkonzert). Erst seit einiger Zeit kann man der Schallplatte die gesamte Dynamik einer Konzertaufführung mitgeben, während man früher die Pianissimostellen für die Plattenbeschriftung „anheben" bzw. die Fortissimostellen „dämpfen" mußte.
Die Mikrofone
Die ältesten unter ihnen sind die Kohle-Mikrofone. Sie bestehen im Prinzip aus einem mit Kohlekörnchen gefüllten Gehäuse, über das abschließend eine dünne Membran gespannt ist. Zwei Kontaktstifte ragen in die Kohlefüllung hinein, sie sind mit einer Batterie verbunden.
Zu Versuchszwecken ist in Bild 20 ein Meßinstrument in den Stromkreis geschaltet. Die Kohlekörnchen setzen dem Stromfluß einen gewissen Widerstand entgegen, daher schlägt das stromanzeigende Instrument nur schwach aus: es kann nur ein schwacher Strom durch den Kreis fließen.
Wird das Mikrofon besprochen, so werden die Kohlekörnchen im Rhythmus der Schallfrequenzen zusammengedrückt (die Membran teilt den Kohlekörnchen den wechselnden Schalldruck mit). Das Zusammenpressen der Kohlekörnchen verringert ihren elektrischen Gesamtwiderstand, so daß bei starkem Schalldruck ein stärkerer Strom fließt als bei schwachem Druck. Die Schallfrequenzen werden also in Stromschwankungen umgesetzt, die ihr Abbild sind.
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Kontakt-Mikrofone
Diese Art von Mikrofonen nennt man auch „Kontakt-Mikrofone", Sie sind heute noch (wir schreiben 1957 !!) am häufigsten vertreten, bedingt durch ihre Anwendung in der Fernsprechtechnik.
Vorteile: hoher Wirkungsgrad. Nachteile: starke Verzerrungen. Für die Ansprüche der Rundfunk-, Tonfilm- und Schallplattentechnik: reichen sie nicht aus. - Die Anschaltung dieser Mikrofone erfolgt nach Bild 21 über einen Transformator (niederohmige Mikrofontransformatoren 1:25 bis 1:30, hochohmige Trafos 1:5 bis 1:8). Gleichspannungsquelle 2 bis 8 Volt.
Kondensator-Mikrofone
Hochwertige Mikrofone sind die „Kondensator-Mikrofone" (kapazitive Mikrofone). Prinzip: Die Schallaufnahme-Membran bildet mit einer Platte in geringem Abstand von ihr einen Kondensator, dessen Kapazität sich entsprechend den Membranschwingungen ändert. Die Mikrofonkapazität beträgt etwa 100 pF. Ihren technischen Aufbau veranschaulicht Bild 22 schematisch.
Einer festen, aus gewissen Gründen durchlöcherten Metallplatte (B) steht eine dünne metallische Membran (A) gegenüber, die bei auftreffenden Schallwellen in Schwingungen gerät. Im angeschlossenen Stromkreis bilden sich die Schallschwingungen in Gestalt von Spannungsschwankungen ab.
Die Anschaltung zeigt Bild 23. R ist ein Widerstand von 40 bis 80 Megohm, E eine Gleichspannungsquelle von 100 Volt. Ändert sich der Kapazitätswert von C, so ändert sich auch die Spannung an den Kontakten des Kondensator-Mikrofons und entsprechend an R. - Diese „Niederfrequenzschaltung" ist üblich. -
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In der Hochfrequenzschaltung, Bild 24, die wenig verwendet wird, ändert das Mikrofon als Kapazität eines Schwingkreises die Eigenfrequenz des letzteren und moduliert die Amplitude einer HF-Spannung : Gleichrichtung ergibt die NF-Spannung.
Kondensator-Mikrofone werden direkt mit einer Verstärkerröhre zusammengebaut, da die Empfindlichkeit bei angeschlossener längerer Leitung zurückgeht; Schaltung nach Bild 25. - Kondensator-Mikrofone haben eine sehr ausgeglichene Frequenzkurve. Empfindlichkeit etwa 0,6mV/ubar.
Tauchspulen-Mikrofone
„Tauchspulen-Mikrofone" sind dynamische Lautsprecher mit umgekehrten Funktionen: Eine Tauchspule, befestigt an einer im Verhältnis zum Lautsprecher sehr kleinen Membran, taucht in ein ringförmiges Magnetfeld (Bild 26). Moderne Ausführungen zeichnen sich durch sehr gute Frequenzkurven aus, die bis 15 000 Hz linear sind.
Kristall-Mikrofone
„Kristall-Mikrofone" (piezoelektrische). Bestimmte Kristalle (Turmaline, Quarze, Seignettesalze) zeigen eine elektrische Ladung an ihrer Oberfläche, wenn auf sie Druck ausgeübt wird (piezoelektrischer Effekt). Die Seignettesalze sind in dieser Hinsicht am empfindlichsten und können zum Bau von Mikrofonen Verwendung finden.
Man schneidet aus den besonders gezüchteten Kristallen in ganz bestimmter Richtung Plättchen von etwa 0,3mm Stärke und belegt sie auf beiden Seiten mit Stanniol. Zwei solcher Anordnungen werden zu einer Doppelplatte zusammengeklebt. Bei Biegebeanspruchung wird ein Kristall gedehnt, der andere verkürzt. Die an den Belegen auftretenden Spannungen addieren sich.
Nach Bild 27 werden zwei Doppelplatten, zu einer „Klangzelle" vereint (luftdichter Abschluß des Zwischenraumes). Eine Klangzelle hat eine Oberfläche von etwa 1cm2. Mehrere Zellen können zu einer Einheit zusammengefaßt werden. Empfindlichkeit 0,2 bis 0,5 mV/ubar.
Neben der Klangzellenausführung werden die empfindlicheren Membran-Mikrofone hergestellt; schematischer Aufbau siehe Bild 28. Empfindlichkeit 0,8 bis 1,5 mV/ubar.
Die Verbindungsleitung zwischen Mikrofon und Verstärker vermindert die Empfindlichkeit entsprechend der Parallelschaltung der Leistungskapazität der Kapazität des Mikrofons bzw. Kristalls.
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Der Richteffekt
Der Richteffekt spielt bei den Mikrofonen eine wichtige Rolle. Man kann für jedes System eine Richtcharakteristik angeben, die nach der jeweiligen Frequenz verschieden ist. Die Charakteristik ist kreis- bzw. kugelförmig bei Mikrofonen, die auf Schalldruck ansprechen. Voraussetzung sind kleine Abmessungen des Mikrofons. In der Praxis werden die senkrecht zur Membran einfallenden Schallstrahlen bevorzugt aufgenommen.
Bild 29 zeigt eine solche Charakteristik, bei der verschiedene Frequenzen berücksichtigt sind.
Wenn beide Seiten der Membran dem Schallfeld ausgesetzt sind, wie z. B. bei dem Kondensator-Mikrofon nach Bild 30, bei dem die Gegenelektrode und ihre Unterlage durchbohrt sind, ergibt sich eine Achter-charokteristik nach Bild 31.
Die Form einer Kardiole in Bild 32 (Nierencharakteristik) ergibt sich z.B. bei dem Kondensator-Mikrofon der in Bild 33 gezeigten Form (einseitige Richtkurve).
Jedenfalls hat man es durch konstruktive Maßnahmen in der Hand, gewünschte Richtwirkungen zu erzielen.
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Reflektor-Mikrofone
Will man Schall schorf gebündelt von einer bestimmten Stelle aufnehmen, so verwendet man „Reflektor-Mikrofone", die im Brennpunkt eines Parabolspiegels eingebaut sind.
Zu Gruppen zusammengefaßt ermöglichen es die Reflektor-Mikrofone, eine vollkommene Schallaufnahme von jeder Richtung her zu erzielen.
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Rohr-Mikrofone
„Rohr-Mikrofone" tragen über ihrem eigentlichen System ein kürzeres oder längeres dünnes Rohr, das in einem trichter- oder kugelförmigen Schallaufnehmer endet.
Derartige Mikrofone lassen sich unauffällig anbringen. Die geringen Abmessungen der Schallaufnahmeöffnungen vermeiden Schallverzerrungen. Empfindlichkeit durchschnittlich 0,08 mV/ubar.
Unter einem „Körperschall-Mikrofon" versteht man ein Mikrofon, bei dem die Schallübertragung unter Vermeidung des Luftweges und durch Ausnützung der Schallfortleitung in festen Körpern, z.B. im Knochengerüst des menschlichen Körpers, vor sich geht.
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Erster Hinweis auf einen notwendigen "Verstärker"
Die verhältnismäßig schwachen Spannungsschwankungen, welche die Mikrofone liefern, müssen bekanntlich einem Verstärker zugeführt werden, der es ermöglicht, den aufgenommenen Schall über Lautsprecher in gewünschter Stärke wiederzugeben.
Das gleiche gilt für das Abspielen von Schallplatten mit Hilfe von Tonabnehmern bzw. Abtastern aller Art.
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Schallplatten und Schallplattenabtastung
Den besten Beweis dafür, daß Schallwellen Luftwellen sind (Verdichtungen und Verdünnungen der Luft), deren Rhythmus der jeweiligen Tonhöhe entspricht, liefern in eindrucksvoller Weise die ersten Phonographen (Phon, griech.=Ton; graphein, griech.= schreiben). Edison erfand die Sprechmaschine im Jahre 1877. Die äußere Form des ersten Modells zeigt Bild 34.
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Frühe Aufnahme und Wiedergabe
Mitten auf einer dünnen Membran ist rückwärtig ein Schreibstift aus hartem Material befestigt, der auf einer mit Stanniol beklebten Walze aufliegt (Bild 35). Schallwellen bringen die Membran zum Vibrieren, so daß während der Walzendrehung durch Membranschwingungen entsprechende Vertiefungen in das Stanniol eingedrückt werden.
Während der Drehung wird die Membran mit ihrem Stift langsam und möglichst kontinuierlich seitlich bewegt. Auf diese Weise entstehen spiralig, rings um die Walze, „Schallrillen".
Bei der Wiedergabe bringen die Rillenvertiefungen diese Membran wieder zum Schwingen und damit die umgebende Luft (Bild 36).
Die entstandenen Schallwellen ähneln den aufgesprochenen: die Wiedergabe war denkbar schlecht, aber der Phonograph war für die damalige Zeit eine große Sensation.
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Später wurde die primitive Schallwalze, d.h. die mit Stanniol beklebte Holzrolle durch einen Wachszylinder ersetzt. Der Antrieb erfolgte nicht mehr von Hand, sondern durch ein Uhrwerk. Ein Schalltrichter sorgte für eine verstärkung und damit bessere Aufnahmebedingungen und danach für eine günstigere Schallabstrahlung.
An eine Vervielfältigung der Aufnahme war aber noch nicht zu denken. Jeder einzelne Wachszylinder mußte besonders besprochen, bespielt oder besungen werden; jeder einzelne Zylinder war ein Original, das sauber in einer mit Watte ausgeschlagenen Kartonhülle aufbewahrt wurde.
Jetzt war die „Schallplatte" geboren
Ein wesentlicher Fortschritt ergab sich, als E. Berliner 1887 die Wachswalze durch eine flache runde Scheibe ersetzte: die „Schallplatte" war geboren. Berliner ging dabei von der schwierigen Tiefenschrift Edisons zur einfacheren Seitenschrift (Berliner Schrift) über. Nicht Rillenvertiefungen, sondern seitliche Rillenauslenkungen entsprachen den Tonfrequenzen (Bild 37).
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Im Prinzip wurde die Membranbewegung durch eine Hebeleinrichtung auf die kreisende Scheibe übertragen (Bild 38). Die Anordnung ist allgemein bekannt, denn sie ist für die mechanische Wiedergabe von (Anmerkung : Mono-) Schallplatten bis heute (die Stereo Platte wurde erst 1958 vorgestellt) erhalten geblieben. Selbst der Trichter blieb auch bei modernen Koffergeräten (für mechanische Wiedergabe), wenn er auch äußerlich nicht mehr erkennbar ist.
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Jetzt können Platten gepresst werden
Die Einführung der Berliner Schrift (Seitenschrift) gestattete eine Vervielfältigung der einmal in Wachs gemachten Aufnahme. Von der Urplatte wurde auf galvanischem Wege ein Negativ hergestellt: die Wachsplatte wurde, nachdem ihre Oberfläche durch Aufstäuben von Graphitpulver oder durch Versilbern leitend gemacht wurde, in einem „galvanischen Bad" mit einer dünnen Metallschicht überzogen, die später abgelöst wurde.
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Um sie stabiler zu machen, wurde sie durch Unterlegen mit einer Stahlschicht verstärkt. Dieses Schallplatten-Negativ hätte nun ohne weiteres zum Pressen käuflicher Schallplatten verwendet werden können. Da sich aber der einmalige „Vater" mit der Zeit abgenutzt hätte, stellte man mit seiner Hilfe ein zweites „Positiv" her, eine „Mutter", und mit ihr ein zweites Negativ, einen „Sohn", dieser wurde dann endgültig zum Pressen der Schallplatten verwendet (Bild 39).
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Das Grundsätzliche des Preßvorgangs über die beschriebenen verschiedenen Stufen ist bis heute erhalten geblieben. Eine Plattenpresse mit zwei Matrizen („Söhnen") ist in der Zeichnung Bild 40 schematisch wiedergegeben.
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Endlich : Die Elektronenröhre konnte verstärken
Die Erfindung der Elektronenröhre führte zu grundlegenden Verbesserungen: Aufnahme und Wiedergabe konnten auf elektrischem Wege vorgenommen werden, der ein viel feineres Arbeiten gestattet. - Daneben wurden die Federlaufwerke durch elektrische ersetzt. In der Aufnahmetechnik ging man dazu über, den Schall zunächst auf „Band" zu nehmen, anstatt direkt auf die Wachsplatte (Bild 41).
Vom Band wird dann auf die Wachsplatte übergespielt. Das Verfahren hat eine Reihe von Vorzügen gegenüber der alten Methode; es erleichtert u.a. das Verbessern nicht zur Zufriedenheit ausgefallener Stellen. - Die dicken Aufnahme-Wachsplatten werden immer weniger verwendet, man ersetzt sie durch Lackfolien, deren Gefüge feiner ist.
Zum Schneiden benutzt man eine „Schneiddose", deren Aufbau in Bild 42 (stark schematisiert) skizziert ist. Zwischen den Polen eines Dauermagneten kann ein kleiner, von einer Spule umgebener Eisenkern hin- und herschwingen. Wird die Spule von tonfrequenten Strömen durchflössen (Elektroschall), der ihr von einem Mikrofon oder einem Magnettongerät über einen Verstärker zugeführt wird, dann wird der Eisenkern im gleichen Rhythmus magnetisiert. Er schwingt, von den Polen des Dauermagneten abgestoßen oder angezogen, hin und her. Am unteren Ende des Eisenkerns ist die Schreibnadel befestigt, welche die welligen Rillen in die Wachsplatte oder Lackfolie graviert. Die Schneiddose wird mechanisch in radialer Richtung geführt, so daß bei der Plattendrehung Spiralrillen entstehen.
Heute verwendet man fast ausschließlich Schreiber, die nach dem elektrodynamischen Prinzip arbeiten. Der Stift besteht aus einem entsprechend geschliffenen Saphir.
Die Lichtbandbreite (zur Messung der Auslenkung)
Das Leistungsvermögen wird für Tonschreiber (gemeint sind Plattenschneidmaschinen) in mm Lichtbandbreite je Volt angegeben.
Der Ausdruck „Lichtbandbreite" bedarf einer Erklärung. Läßt man parallele Lichtstrahlen, z. B. Sonnenlichtstrahlen, schräg auf eine Schallplatte oder eine Wachsplatte auffallen, so werden die Lichtstrahlen an den Rillenwänden reflektiert: es entsteht der Eindruck eines verschieden breiten Lichtbandes.
Die folgende Tabelle läßt die Zusammenhänge zwischen Auslenkung (Amplitude), Geschwindigkeitsamplitude (bei einem sinusförmigen Ton: das Produkt aus Auslenkung und Kreisfrequenz ω = 2 mal pi mal f) und Lichtbandbreite erkennen.
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Schneide-Frequenz f (Hz) | Auslenkung α in u (1/1000 mm) | Geschwindigkeits- Amplitude/s (a• ω in cm/sec) | Lichtbandbreite/b für 78 U/min (in mm} |
50 | 65 | 2,05 | 5 |
100 | 65 | 4,10 | 10 |
150 | 65 | 6,15 | 15 |
200 | 65 | 8,20 | 20 |
250 | 65 | 10.25 | 25 |
300 | 54 | 10.25 | 25 |
400 | 41 | 10.25 | 25 |
500 | 32,5 | 10.25 | 25 |
1000 | 16,3 | 10.25 | 25 |
5000 | 3,3 | 10.25 | 25 |
Beachtenswert ist hier in der Tabelle die Auslenkung α (alpha) der Rille in 1/1000mm in Abhängigkeit der Frequenz ! (2. Spalte von links)
Die Geschwindigkeitsamplitude s, die Amplitude a, die Kreisfrequenz ω und die Lichtbandbreite b stehen in folgender Beziehung zueinander:
s = ω • α (cm/sec)
s = b • phi • n/60 (cm/sec)
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Die Auslenkungen der Rille (bei der Seitenschrift)
Bei konstanter Schallintensität sind die Auslenkungen, wie aus der Tabelle ersichtlich, groß. Zwischen 50 und 250 Hz zeichnet man mit konstanter Auslenkung auf, während man bei den höheren Frequenzen mit konstanter Geschwindigkeitsamplitude arbeitet. Es ergibt sich ein theoretischer Frequenzgang (zulässige Toleranz) für eine Schallplattenaufnahmeapparatur (Anmerkung: die Schneidmaschine), gemessen durch die Lichtbandbreite, nach Bild 43.
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Ein Schallplattenausschnitt, unter der Lupe betrachtet (Bild 44), zeigt verschiedenartig wellige Rillen.
Die langwelligen rufen bei der Wiedergabe tiefe Töne hervor, die kurzwelligen hohe Töne. Die seitlichen Rillenauslenkungen sind um so größer, je stärker der ursprüngliche Schalleindruck war.
Daher muß ein Mindestrillenabstand gewahrt bleiben. (Unabhängig von der Lautstärke nimmt die Rillenauslenkung mit höherer Frequenz ab.)
Bei der Einführung der Berliner Schrift wurde die Umdrehungszahl des Plattentellers mit 78 Umdrehungen je Minute (U/min) festgelegt, und sie wurde bis heute beibehalten. (Anmerkung: dieser Artikel ist aus 1957)
Die Mikrorillenschallplatten (immer noch Mono ab 1948/1950)
Seit jeher war man bestrebt, die Spieldauer der Schallplatte zu steigern, ihren Durchmesser zu verkleinern und die Wiedergabequalität zu verbessern. Die seit einigen Jahren bekannten Mikrorillenschallplatten mit 33 1/3 U/min bzw. 45 U/min werden diesen Wünschen gerecht und zeichnen sich besonders durch hervorragende Wiedergabe aus.
Diese „Langspielplatten" drehen sich nicht nur langsamer, wodurch sich allein schon eine Vergrößerung der Spieldauer ergibt, die Rillen liegen auch näher aneinander (Mikrorillen), so daß auch dadurch die Spieldauer der Platte bei gleichem Durchmesser vergrößert wird.
Während die (78er) Normalspielplatten hauptsächlich aus Schellack bestehen, werden die Mikrorillenschallplatten aus einem Kunststoff (Vinilyt) hergestellt, der nicht nur eine rauscharme, ja rauschfreie Wiedergabe, sondern auch eine tonqualitativ bessere Wiedergabe gewährleistet.
- Anmerkung : Hier ist dem Autor ein Fehler unterlaufen. Die Schellackplatten bestehen zu etwa 65% aus gemahlenen Stein (Granit oder Basalt) und dann noch eine Menge Ruß und nur 10 bis 15% Lack als Bindemittel.
Durch Anwendung eines nach hohen Frequenzen hin stark angehobenen Schneidfrequenz- ganges wird das ohnehin schon geringe Rauschen der Kunststoffplatte bei der Wiedergabe noch stärker unterdrückt.
Tonfrequenzumfang von 30 - 14.000 Hz (Stand von 1957)
Mit Hilfe moderner Aufnahme- und Wiedergabegeräte läßt sich mit Langspielplatten ein Tonfrequenzumfang von 30 - 14.000 Hz verzerrungsfrei meistern. - Das Material der Mikrorillenschallplatten ist relativ leicht; auf Grund der Materialzähigkeit können die Platten dünner hergestellt werden, so daß ihr Gewicht wesentlich geringer ist als das der Schellackplatten.
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Die Vinilyt-Platten sind zwar empfindlicher gegen Kratzer, dafür aber praktisch unzerbrechlich. Die vielen Vorteile wiegen den geringen Nachteil, daß ihre Oberfläche vorsichtiger behandelt werden muß, längst auf.
Sowohl die Schallplatten für 33 1/3 Umdrehungen in der Minute, wie auch die 17cmSingle- Platten werden mit Mikrorillen (microgrooves) geschnitten.
Der Unterschied der auf die Breite von 1mm entfallenden Rillen und damit die verschiedenen Rillenabstände bei Normal- und Mikrorillenschallplatten sind aus Bild 45 zu ersehen.
Bei der Abtastung von Mikrorillen- bzw. Vinilytplatten darf die Auflagekraft des Tonabnehmers 10 Gramm nicht überschreiten. (Anmerkung: der Artikel ist aus 1957)
Füllschriftverfahren (ab 1950 von Eduard Rhein)
Eine weitere Verlängerung der Spieldauer läßt sich dadurch erzielen, daß man den Rillenabstand veränderlich macht. Bild 46 zeigt den Ausschnitt aus einer Platte mit „normalem", d. h. gleichmäßigem Rillenabstand, unter Berücksichtigung gelegentlich auftretender großer Auslenkungen bei großen Lautstärken.
Macht man die Abstände verschieden groß (variabel), d. h. lenkt man den Gravierungsvorgang automatisch derart, daß bei Fortestellen der Abstand größer ist als bei Pianostellen (Bild 47), so gewinnt man wesentlich an Raum: die Spieldauer wird größer (Rheinsches - Eduard Rhein - Füllschriftverfahren der „Teldec", variable Micrograde der „Deutschen Grammophon Gesellschaft").
Der Tonabnehmer (auch Abtast-System genannt)
Zur Abtastung der in den Schallplatten eingravierten Schallschrift benutzt man heute fast ausschließlich elektrische Tonabnehmer. Die Wirkungsweise dieser Tonabnehmer beruht darauf, daß die durch die Rillenauslenkungen der Tonabnehmernadel aufgezwungene Bewegung in eine dieser Bewegung proportionale elektrische Wechselspannung umgesetzt wird.
In der Praxis werden heute hauptsächlich 3 Arten von Tonabnehmern benutzt, die sich in ihrer konstruktiven Ausführung als mechanisch-elektrische Wandler grundsätzlich unterscheiden, es sind dies:
- magnetische Tonabnehmer,
- dynamische Tonabnehmer,
- piezoelektrische Tonabnehmer (Kristall-Tonabnehmer).
Die Spannungserzeugung bei diesen 3 gebräuchlichsten Tonabnehmerarten geschieht wie folgt: (Anmerkung: dieser Artikel ist aus 1957)
(1) Magnetischer Tonabnehmer
Bei magnetischen Tonabnehmern wird durch Bewegung eines magnetisch leitenden Materials (Anker) in einem Magnetfeld der eine Spule durchsetzende Kraftfluß geändert und in dieser Spule eine Spannung induziert.
Magnetische Tonabnehmer geben eine elektrische Spannung ab, deren Größe der Geschwindigkeitsamplitude proportional ist.
(2) Dynamischer Tonabnehmer
Bei dynamischen Tonabnehmern wird durch Bewegung einer von Kraftlinien durchflossenen Spule in dieser eine Spannung induziert.
Auch die von solchen Tonabnehmern abgegebene elektrische Spannung ist proportional der Geschwindigkeitsamplitude.
(3) Kristall-Tonabnehmer
Bei Kristall-Tonabnehmern nutzt man den direkten piezoelektrischen Effekt von Kristallen. Es werden in überwiegendem Maße Kristalle aus Seignette- bzw. Rochellesalz benutzt. Es sind dabei zwei oder mehrere Kristallplättchen unter bestimmter kristallinischer Orientierung zusammengeklebt und mit Elektroden versehen, auf denen sich bei Deformation der Kristallplättchen (je nach Richtung der Kristallachsen Druck oder Zug, Biegung oder Torsion) eine elektrische Ladung bildet bzw. eine elektrische Spannung indiziert wird.
Piezoelektrische Tonabnehmer geben eine Spannung ab, die der Bewegungsamplitude proportional ist.
Alte (78er) Tonabnehmer (inzwischen selten geworden)
An alte (78er) Tonabnehmer werden mit Rücksicht auf Wiedergabegüte und Plattenschonung die folgenden Forderungen gestellt:
a) Die abgegebene Spannung muß proportional der Rillenauslenkung sein, und es muß sich bei der vorgegebenen frequenzabhängigen mechanischen Amplitude der Schallschriftträger eine im ganzen Übertragungsbereich annähernd konstante Ausgangsspannung ergeben (linearer Frequenzgang}.
b) Die Kurvenform der abgegebenen Wechselspannung muß proportional der Bewegungsamplitude bzw. der Rillenauslenkung sein (geringe nichtlineare Verzerrungen). Die statische Rückstellkraft - die Kraft, die zur Auslenkung der Nadel aus ihrer Ruhelage aufgewendet werden muß und die dynamische Rückstellkraft, die Wechselkraft, die sich aus der statischen Rückstellkraft und der Massenträgheit der bewegten Teile zusammensetzt, müssen im Interesse geringer Rillen- und Nadelbeanspruchung klein sein.
c) Anstelle der früher üblichen magnetischen Tonabnehmer verwendet man heute fast ausschließlich Kristall-Tonabnehmersysteme. Solche Systeme zeichnen sich besonders vor anderen durch hohe Ausgangsspannung bei kleinen Rückstelikräften aus. Der konstruktive Aufbau eines modernen Kristallsystems ist aus Bild 50 zu ersehen.
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Zur Abtastung der Schallrillen werden heute im allgemeinen Saphirnadeln benutzt. Für die voneinander abweichenden Rillenprofile der Normal- und Mikrorillenplatten werden Abtaststifte mit verschiedenen Abrundungsradien verwendet (Bild 48).
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Normalspielplatte <kontra> Mikrorillenplatte
Damit man beim Umwechseln von einer Plattenart zur anderen {Mikrorillen- oder Normalplatte) nicht den Abtast-Saphir, bzw. den ganzen Tonkopf auswechseln muß, werden Nadeln mit zwei Saphiren verwendet.
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- Anmerkung : Das war nur in der Übergangsphase zur neuen Microrille so. Später gab es das nicht mehr. Und mit Einführung der Stereoschallplatte ab 1958/59 gab es nur noch einen Diamanten im Abtaster.
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Bild 49 läßt die beiden Saphierstifte, der eine für Normalrillen (N), der andere für Mikrorillen (M), so wie sie bei einer Nadel von DUAL angeordnet sind, erkennen. Bild 50 zeigt, wie die Nadel mit dem Kristallsystem verbunden ist.
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Mit Saphirnadeln lassen sich mehrere tausend Plattenseiten abspielen. Sie nutzen sich wenig ab, sind aber spröde und verlangen deshalb sorgfältige Behandlung. Die Spitze einer Saphirnadel kann durch die Kanten eines Sprunges in der sich fortbewegenden Schallplatte (insbesondere einer Normalplatte) abgebrochen werden. Derart beschädigte Nadeln kratzen die Rillen auf und zerstören sie bald.
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- Anmerkung : Auch das war 1957 eine vom damaligen Werbetexter gezielt geförderte Wunschvorstellung. Diese Angabe über die Anzahl der Platten vertuscht, daß die neuen LP-Platten nur ca. 18 bis 22 Minuten dauerten und am Ende nur ca. 300 Stunden Spieldauer raus kamen, die natürlich niemand messen konnte oder wollte. So wurde später viel zu oft mit abgenudelten Saphiren alles Weitere zerstört. Das hörte erst mit dem Abtast-Diamant als "Nadel" leidlich auf.
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Deshalb soll man sich hüten, eine gesprungene Platte mit einer Saphirnadel abzuspielen. Ja, selbst ein „besserer" Kratzer kann der feinen Saphirnadel schädlich werden. Die Gefahr ist bei 78 Umdrehungen je Minute natürlich größer als bei 33 1/3, wie ein Auto, das mit 78 km/h gegen ein Hindernis stößt, mehr abbekommt als eines, das nur 33 km/h „drauf" hat.
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So weit der Wissens-Stand der Akustik und Technik in der DUAL Phono-Fibel von 1957.
Bitte bedenken Sie, daß hier dem damaligen Leser eine völlig neue Technik näher gebracht werden sollte und mußte. Wir haben den Sprachgebrauch absichtlich nicht verändert oder modernisiert oder korrigiert.
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Erklärungen der Details :
Etwas mehr über die Elektro- und Audio-Technik 1957 :
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Dämpfungsglieder
Unter Dämpfungsgliedern versteht man Mittel zur Herabsetzung von bestimmten Spannungen, Strömen oder Leistungen auf Bruchteile ihres Wertes. Ein einfaches veränderliches Dämpfungsglied ist z, B. das Potentiometer.
Wichtiger sind die Kettenleiter, das sind Zusammenschaltungen von Widerständen bestimmter Anordnungen. Sie werden in Übertragungsleitungen eingeschaltet, um die jeweils verlangten Dämpfungen zu erhalten. Die Bilder 51 a bis d veranschaulichen verschiedene aus Widerständen aufgebaute Kettenleiter, die je nach ihrer Anordnung benannt werden. Die Schaltungen nach Bild 51 werden als „L-Glieder" oder „Halbglieder", die nach Bild 52 als „unsymmetrische T-Glieder", die nach Bild 53 als „symmetrische T-Glieder" bezeichnet.
Die Schaltanordnungen nach Bild 54 nennt man unsymmetrische, solche nach Bild 55 symmetrische pi-Glieder. Ferner gibt es überbrückte T-Glieder (Bild 56) und „Kreuzglieder" (Bild 57). Als Dämpfungsverhältnis bezeichnet man das Verhältnis von zwei um eine Periode auseinanderliegenden Amplitudenwerten.
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Entzerrer
„Entzerrer" haben die Aufgabe, die Wiedergabe durch Anhebung bzw. Dämpfung gewisser Frequenzgebiete einer als natürlich empfundenen Wiedergabe anzupassen. Sie bestehen wie fast alle Pässe aus Drosseln und Kondensatoren in bestimmter Anordnung. Ein Beispiel, bei dem auf die Verwendung von Drosseln verzichtet werden kann und Widerstände verwendet werden, zeigt Bild 73.
„Tonabnehmer-Entzerrer" dienen zur Anhebung der Tiefen bei der Wiedergabe, da die Bässe - nämlich die Frequenzen unter 500 Hz - bei der Aufnahme absichtlich geschwächt werden, um ein Ineinanderschneiden der Rillen zu verhindern. Die Induktivitäten und Kapazitäten haben je nach der Art des Tonabnehmers (hochohmig oder niederohmig) verschiedene Werte. Dos Bild 74 gibt ein Schaltungsbeispiel an.
„Schreib-Entzerrer" haben die umgekehrte Aufgabe bei der Schallplattenaufnahme zu erfüllen, d.h. sie haben die erwähnte Schwächung der tiefen Frequenzen zu bewirken.
Im Zusammenhang mit den Pässen muß der Ausdruck „Vierpole" erwähnt werden. Das sind Schaltanordnungen zur Übertragung elektrischer Energie, die zwei Pole als Eingangs- und zwei Pole als Ausgangsklemmen haben. Vierpole sind Doppelleitungen aller Art (Übertrager, Siebschaltungen, Entzerrer, Pässe, Verstärker). Als Vierpole gelten auch drahtlose Strecken, einschließlich der Sende- und Empfangsantennen.
Pässe, Siebschaltungen und Filter
Pässe sind Siebschaltungen (Filter) zur Dämpfung bzw. zur Aussiebung bestimmter Frequenzen. Sie gestatten es u.a. die Schallwiedergabe dem subjektiven Gehörempfinden anzupassen.
Die Schaltelemente der Pässe sind Induktivitäten (Drosseln) und Kapazitäten (Kondensatoren), deren Werte sich nach dem Anpassungswiderstand richten, an den die Anordnung angeschlossen werden soll. An Stelle von Drosseln können u. U. Widerstände benutzt werden.
Hoch-, Tief- und Bandpässe
Grundsätzlich unterscheidet man Hoch-, Tief- und Bandpässe. Der Hochpaß sperrt alle Frequenzen unterhalb einer bestimmten Schwingungszahl, läßt die höheren jedoch ungehindert hindurch. Bild 58 zeigt die Grundschaltung des Hochpasses mit einer Kapazität als Längsglied und einer Induktivität als Querglied. Die Frequenzkurve eines derartig geschalteten Hochpasses ist in Bild 59 wiedergegeben. Zwei weitere Schaltmöglichkeiten gehen aus den Bildern 60 und 61 hervor. Die der letztgenannten Schaltung entsprechende Frequenzkurve zeigt Bild 62.
Der Tiefpaß besteht umgekehrt aus Gliedern, die von einer bestimmten Grenzfrequenz an Schwingungen mit höheren Werten einen hohen Widerstand entgegensetzen. Die Grundform eines Tiefpasses besteht aus einem induktiven Längsglied und einem kapazitiven Querglied (Bild 63). Eine entsprechende Frequenzkurve zeigt Bild 64. - Kombinationen nach Bild 65 und 66 ändern die Frequenzkurve des Tiefpasses, wie z. B. aus Bild 67 im Vergleich zu Bild 64 hervorgeht.
Werden, um ein Beispiel anzugeben, zwei Lautsprecher benutzt, ein Hochton- und ein Tieftonlautsprecher (zwei Kanäle), dann können Hochpaß und Tiefpaß nach Bild 68 zugeschaltet werden. Die Errechnung der Induktivitäts- bzw. Kapazitätswerte wird nach den folgenden Formeln vorgenommen.
Der Bandpaß läßt nur ein beschnittenes Frequenzband durch, höhere und tiefere Frequenzen werden abgeschnitten. In anderer Anordnung schneidet das Filter ein zu unterdrückendes Frequenzband heraus. Ein Bandpaß wird z. B. nach Bild 69 geschaltet, wenn er ein bestimmtes Frequenzband durchlassen soll. Die zugehörige Kurve veranschaulicht Bild 70. Soll ein bestimmtes Frequenzband unterdrückt werden, dann kann die Schaltung Bild 71 angewandt werden (zugehörige Frequenzkurve Bild 72).
Zu den Pässen gehört die „Klangblende" (Tonblende). Der gleichen Gruppe gehören die „Nadelgeräuschfilter" für die Schallplattenwiedergabe an. Sie sind in gewissem Sinne Tiefpässe, die den Frequenzbereich dämpfen.
Wiedergabegeräte (die 1957 bekannte Technik)
Kopfhörer
Kopfhörer sind in ihrer Bedeutung sehr in den Hintergrund gedrängt worden, obwohl in letzter Zeit wieder mehr Gebrauch von ihnen gemacht wird: Abhören von Schallplatten in besonderen Fällen (Vorführung in Geschäften), in bestimmter Formgebung als Hörgeräte für Schwerhörige.
Nicht zuletzt dienen sie heute noch als Wiedergabeinstrumente im Fernsprechverkehr, im Funkwesen, in Krankenhäusern, usw.
In der Meßtechnik spielen besonders die alten elektromagnetischen Systeme auf Grund ihrer Empfindlichkeit eine große Rolle, ermöglichen sie doch die Wahrnehmung von Schalleistungen in der Größenordnung von wenigen Mikrowatt.
Neben den elektromagnetischen Typen gibt es elektrostatische und piezoelektrische Kopfhörer,- elektrodynamische werden nur selten hergestellt.
Die „elektromagnetischen" Systeme bestehen im Prinzip aus einem Dauermagneten mit Wicklungen auf den beiden Polschuhen; über den Polen befindet sich die eiserne Membran. Frequenzbereich 300 bis
5000 Hertz. Spulenwiderstand von Rundfunkkopfhörern etwa 2000 Ohm, von Fernsprechtypen 60 bis 200 Ohm (Gleichstromwiderstand).
Im „elektrostatischen" Kopfhörer benutzt man einen unter Gleichspannung stehenden Plattenkondensator; ein Belag ist die Kopfhörermembran. Zuführung der Wechselspannung im allgemeinen über einen Transformator. Gute Wiedergabe. Größere Empfindlichkeit verlangt eine hohe Hilfsgleichspannung und kleinsten Belagabstand.
Im „piezoelektrischen" Kopfhörer werden Kristalle des Seignettesalzes in Form von Doppelelementen verwendet. Die Tonfrequenz wird den leitenden Belägen auf den einander gegenüberliegenden Seiten des Kristallsystems zugeführt. Unter dem Einfluß eines Wechselfeldes ziehen sie sich zusammen oder dehnen sich aus: sie schwingen imTakt der Tonfrequenz und bewegen so die mit ihnen in Verbindung stehende Membran des Kopfhörers. Gute Frequenzkurve/ kleiner Klirrfaktor.
Lautsprecher (Wissensstand 1957)
Lautsprecher setzen wie die Kopfhörer tonfrequente elektrische Schwingungen in hörbaren Schall um, nur daß die ihnen zugeführte elektrische Energie größer ist und entsprechend die abgeführte Schallenergie.
Die Arten der Lautsprecher werden durch das jeweilige Antriebssystem unterschieden. Die früheren „elektromagnetischen Lautsprecher" werden kaum mehr verwendet, ein Eingehen auf sie erübrigt sich daher. Die meist verwendeten Lautsprecher arbeiten nach dem elektrodynamischen Prinzip: dynamische Lautsprecher.
Bild 75 veranschaulicht das Prinzip. Eine „Schwingspule" taucht in den kreisförmigen Luftspalt eines Topfmagneten. Die der Spule zugeführten tonfrequenten Ströme rufen Feldänderungen hervor, die sich in der Bewegung der Spule äußern. Mit der Spule ist eine konusförmige Membran fest verbunden.
Das magnetische Feld wurde früher, als es noch nicht möglich war, kräftige Dauermagnete herzustellen, durch eine Wicklung auf dem Kern des Topfmagneten erzeugt, die mit Gleichstrom gespeist wurde (zusätzliche Gleichstromleistung 15 bis 20 Watt). Heute verwendet man meist topfförmige Stahlmagnete (Permanentmagnete).
„Heißgerichteter Magnet" ist ein Fachausdruck für die magnetische Ausrichtung der Moleküle im flüssigen Zustand. Das Magnetmaterial wird während des Erstarrens in ein starkes magnetisches Feld gebracht, wodurch die Molekularmagnete sich von vornherein in die günstigste Lage ordnen (Erhöhung der magnetischen Feldstärke um etwa 30%).
Die „Schwingspule" oder „Triebspule" muß genau zentriert sein. Man verwendet u. a. die Spule haltende „Spinnen" (wir ennen das heute "Zentriersicke"), welche die notwendige Nachgiebigkeit haben. Je nach ihren Anbringungen unterscheidet man Außenspinnen, welche die Schwingspule von außen halten, und Innenspinnen, die im Innern der Spule angebracht sind. Die Schwingspulen werden niederohmig ausgeführt (zwischen 2 und 10 Ohm).
Dynamische Lautsprecher
Dynamische Lautsprecher haben einen relativ guten Wirkungsgrad. Sprechleistungen zwischen 1 und 50 Watt (in Ausnahmefällen auch höhere Leistungen). Die Verluste durch den Ausgangsübertrager zwischen Röhre und Lautsprecher betragen etwa 20 bis 25% der Gesamtleistung.
Elektrostatische Lautsprecher
Zur bevorzugten Abstrahlung hoher Frequenzen verwendet man manchmal elektrostatische Systeme. Sie geben die Tiefen nicht gut wieder. Ihr Wirkungsgrad ist gering. Der elektrostatische Lautsprecher beruht auf dem Kondensatorprinzip. Den schematischen Aufbau veranschaulicht Bild 76.
In geringem Abstand von einer leichten metallischen Membran ist eine durchlöcherte starre Metallplatte angebracht. Oft befindet sich eine gleich starre Platte auf der anderen Membranseite. Unter dem Einfluß der tonfrequenten Wechselspannung, die, wie das Bild zeigt, angelegt wird, schwingt die Membran. Eine zusätzliche Gleichspannung ist erforderlich.
Piezoelektrische Lautsprecher
„Kristallautsprecher" (piezoelektrische Lautsprecher): Der piezoelektrische Effekt gewisser Kristalle kann als Antriebssystem für Hochtonlautsprecher verwendet werden. Schallabstrahlung vielfach durch einen kleinen Trichter, es gibt aber auch andere Ausführungsformen (meist kleiner Ausmaße). Solche Lautsprecher haben kapazitive Widerstände von ca. 25000 Ohm bei 1000 Hz; sie entsprechen damit einem Kondensator von etwa 6500 Picofarad.
Der Wirkungsgrad
Der „Wirkungsgrad" moderner dynamischer Lautsprecher erreicht 10% gegen 1 bis 2% älterer Modelle. Er wächst an mit dem Quadrat der Felddichte im Luftspalt des Magneten und fällt ab mit dem Quadrat der Masse der Membran und der Schwingspule.
Eine Verkleinerung der Membran würde zu einer Benachteiligung der tiefen Töne führen; daher ist Dünnwandigkeit anzustreben. Die Versuche der Industrie gehen in der Richtung, möglichst leichte Membranen herzustellen. Es gibt z. B. Membranen aus Glasgespinst, deren Gewicht minimal ist und die überdies feuchtigkeitsunempfindlich sind. Neben den verschiedenen Kunststoffabrikaten werden Aluminiumfolien verwendet. Für große Lautsprecher mit breitem Frequenzband benutzt man nach wie vor sogenannte Pappengußmembranen.
Der Frequenzbereich
Der „Frequenzbereich" moderner Lautsprecher geht hinauf bis zu 16.000 Hertz, wenn auch die Frequenzlinie nie ganz geradlinig ist. Die „Leistung" von Lautsprechern wird in Watt angegeben. Im allgemeinen richtet man sich bei den Leistungsangaben nach der oberen Grenze: ein 3-Watt-Lautsprecher ist ein solcher, der gerade noch 3 Watt Tonfrequenzleistung verträgt. Dabei ist die Wiedergabegüte nicht berücksichtigt; schränkt man die Leistungsangabe durch die Bedingung der Messung bei bester Wiedergabe ein, so sinkt der „vertragene" Leistungswert stark ab. - Lautsprecher mit einer Leistung von 25 Watt sind keine Seltenheit mehr.
Die Schallabstrahlung
Die „Schallabstrahlung" ist mehr oder weniger frequenzabhängig: die hohen Frequenzen werden "gebündelter" (???) abgestrahlt als die tiefen {Bild 77). Daher kommt es, daß ein in der verlängerten Lautsprechermittelachse befindlicher Hörer die Höhen besser wahrnimmt als die Tiefen. Um diese Erscheinung einzudämmen, ist man verschiedene Wege gegangen. U.a. hat man einen klangzerstreuenden Konus in der Lautsprechermitte angebracht der zuerst fest war, später aber als Hochtonkonus mitschwang.
Die meisten Lautsprecher üblicher Konstruktion geben die hohen und höchsten Tonfrequenzen schlecht oder überhaupt nicht wieder. Daher verbindet man zwei Lautsprecher-Systeme miteinander, von denen das eine vorzugsweise die Tiefen und die Mittellage wiedergibt und ein zweiter Hochtonlautsprecher (oft Kristall-System) die Höhen abstrahlt. Die schalttechnische Verbindung beider Systeme geschieht in der Weise, wie es Bild 78 zeigt.
Der Kondensator hält dem Hochtonlautsprecher die tiefen Frequenzen fern und sorgt dafür, daß dem Hauptlautsprecher nicht zuviel Leistung entzogen wird und wirkt zusammen mit dem Hochtonsystem als Impedanzausgleich. Die elektrische Weiche kann auch mit zusätzlichen Drosseln nach Bild 79 aufgebaut werden.
Die Impedanz
Unter „Impedanz" versteht der Techniker den Wechselstromwiderstand der Sprechströme. - Zur Erzielung von „Raumton" (3D) ordnet man u. a. mehrere in ihrer Strahlrichtung gegeneinander versetzte Hochton- und Tieftonlautsprecher in Rundfunkgeräten oder in gesonderten Einheiten an. Die Lautsprecher müssen dem Verstärkerausgang angepaßt sein: die Widerstandsverhältnisse zwischen Tonfrequenzquelle und Verbraucher müssen aufeinander abgestimmt sein.
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Das war also das Technik-Wissen auf dem Stand von 1957
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