Aus der Staniol-Walze wurde die Schall-Platte . . .
Die meisten von uns hatten es noch in der Schule gelernt, daß Edison eine sich drehende mit Staniol verkleidete Wachswalze in seinem Phongraphen hatte, in die die Töne eingeritzt wurden. Auch ist weithin bekannt, daß dieses Verfahren damals zwar revolutionär, aber dennoch absolut unzulänglich war.
Dann um 1887 hatte Emil Berliner, ein deutschstämmiger Amerikaner, die geniale Idee, daß Rillen doch viel besser auf einer Scheibe funktionieren würden. Und eventuell könne man solche Scheiben dann auch endlich duplizieren und somit kostengünstig vervielfältigen. Das war nämlich das große KO-Kriterium an Edisons Erfindung. Die Walzen von Edison mußten Stück für Stück einzeln besungen werden und das war irgendwann nicht mehr zu bezahlen.
Die neuen Zink-Fett bzw. Gummi- Schallplatten waren zudem noch schön flach und gut aufzubewahren. Nur, wenn die in der Sonne lagen, dann waren sie hin, ebenso wie das spätere Material Schellack war alles recht empfindlich. Doch bis in die 40er Jahre hatte man noch keine Alternative.
Das PVC (Poly-Vinyl-Clorid) wurde erst Anfang der 1940er Jahre während des 2.Weltkrieges in Deutschland bei den IG Farben entwickelt. (Erst durch die weltweite Freigabe (Nichtigkeitserklärung der Alliierten) aller deutschen Patente (aufgrund der Kapitulation 1945) wurde es international hergestellt und vermarktet.)
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- Anmerkung/Nachtrag : Das stimmt so gar nicht. Da bin ich einer Falschinformation aufgelaufen. Wie das mit den deutschen Patenten nach 1945 wirklich war, lesen Sie ganz ausführlich hier im Fernsehmuseum.
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Übrigens war eine der weltweit ersten Anwendungen für PVC ein neues deutsches Zweischichten Magnetofonband von der BASF für die AEG etwa 1943, bei dem das Trägerband dann aus PVC bestand und die Magnetschicht aufgebracht (geklebt oder gegossen) wurde.
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Die ersten Platten drehten mit 78cm pro Sekunde
Man brauchte diese Geschwindigkeit, damit die Stahlnadel die kleine Membrane im Kehlkopf des Trichters mit genügend großer Energie versorgen konnte, damit man draußen die Aufnahme noch genügend laut hören konnte. Die Rillen mußten also recht starke Rillenflanken haben, um diese Kräfte aufzubringen. Dadurch und durch den Durchmesser der Stahlandel war die Rillenbreite in etwa vorgegeben.
Die ersten Platten waren nur einseitig benutzt worden und hatten einen Durchmesser von 12cm. Der wuchs dann auf 20cm und später auf 30cm und für Sonderanwendungen sogar auf 40cm. Und so paßten nur etwa 3,5 bis maximal 4,5 Minuten Musik oder Sprache auf solch eine 78er - 30cm Schellackseite. Bis etwa 1930 war das genug, es ging ja auch nicht anders.
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Doch der Stummfilm mutierte unwiderruflich zum Tonfilm . . .
und diese Entwicklung war nicht umkehrbar, alle wollten Ton haben. Beim 35mm Normalfilm hatte sich damals für eine einzelne Filmrolle Laufzeit von etwa 20 Minuten etabliert und 5 Rollen gehörten normalerweise zu einem Spielfilm.
Während die Triergon Partner in Deutschland den Lichttonfilm entwickelten, dachte man in Europa und in den USA eine andere konventionelle Lösung mit vorhandener Technik an. Man wollte zu jeder Rolle ganz einfach die beiden Seiten einer speziellen Schellack-Langspielplatte abspielen.
So reduzierte man die Geschwindigkeit einer 40cm Schellack-Platte von 78 auf 33 U/min und experimentierte damit einige Zeit lang. Irgendwann 1931, Quellen sprechen vom September, wurde das Konstrukt der gespannt wartenden Öffentlichkeit als Sensation vorgestellt, eine Langspielplatte für den Tonfilm sei nun da.
Sie können sich sicher vorstellen, wie geschickt der Filmvorführer damals sein mußte, um zu einem genau definierten Filmbeginn jeder einzelnen Rolle den Tonarm absolut synchron auf die jeweilige erste Rille aufzusetzen. Später wurde auch noch eine mechanische Lösung mit Startmarken und Metallfolien versucht. Es hatte aber dauerhaft nie richtig funktioniert.
Der Filmvorführer durfte also weder die Filmrollen noch die Platten vertauschen und müsste auch noch konstant die Lichtbogenlampe des Projektors (also die beiden Kohlestäbe) nachregeln. Es war fast unmöglich, in diesem "Nadel-Tonfilm" die Gespräche lippensynchron zum Bild hinzubekommen. Mehr steht im Fernsehmuseum unter Tonfilm.
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Es war 1931 der Versuch, erstmals richtigen Tonfilm zu zeigen.
Der Versuch mißlang und man hörte schon nach einem Jahr nicht mehr viel davon. Es gab vermutlich auch nur ein paar wenige 33er Muster-Plattenspieler mit diesen 40cm Platten für die Test-Kinos. Auf den freien Markt kam unseres Wissens nach keine Platte dieser Art.
Das problemlose (lippensynchrone) Lichttonverfahren nach der Erfindung von den drei Chefs von Triergon eroberte die Welt des Films und später das Magnettonverfahren. Dennoch ist es ein Grund, wieder mal ein Jubiläum ins Blickfeld zu rücken.
Mehr darüber steht im Bereich "Schallplattentechnik 1965 - gestern und heute"
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