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Grundsätzliches zum "Plattenspieler"

Der MK II Motor im Chassis
beide Hälften leicht geöffnet
ein Größenvergleich
die untere Hälfte mit dem Achslager
das Achslager im Detail
die obere Hälfte mit dem Rotor

Die Abtast-Technologie der Vinyl-Platte lotet die physikalischen Grenzen einer mechanischen Speicherung von Audio-Informationen aus.

Die Härten der Abtastnadel (dem Diamanten) gegenüber der schwarzen Vinyl-Scheibe sind wohlausgewogen und sehr eng toleriert. Nur so ist ein ausreichender (Lautstärke-) Abstand zum Rauschen des Vinyl-Granulates und dem Rumpeln des Laufwerkes machbar.

Für das Laufwerk, dem eigentlichen Plattenspieler, bedeutet das, daß jegliches Fremdgeräusch aus der Zarge heraus absolut !! unhörbar sein "muß" ! und hier sind hochwertige Meßgeräte und natürlich unsere Ohren sehr kritische "Lauscher".
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Vergleich MK I und MK II

Da wir bei uns auf dem Labortisch den TD125 MK I und den TD 125 MK II nebeneinander stehen haben, ist ein direkter Vergleich möglich. Beim MK I hört man mit dem Ohr über dem großen Teller deutlich das mahlende Geräusch der Tellerachse. Beim MK II hingegen dreht der Teller "absolut" lautlos, wobei "absolut" einfach nur das Hören mit den Ohren betrifft. Rumpeln würden wir in diesem Abstand nicht wahrnehmen können.

Weiterhin dreht der Motor des MK I - ohne Riemen - nahezu lautlos, der Motor unseres MK II gibt - auch ohne Riemen -, also ohne die Belastung des Tellers, ein relativ lautes Klopfgeräusch von sich. Mit dem Riemen ist dieses Klopfen bei 33 1/3 U/min zwar erheblich leiser, aber immer noch deutlich hörbar.
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50 Jahre alt und wenig gespielt - dennoch der Motor klopft

Der TD 125 MKII wurde bis etwa 1976 gebaut und verkauft. Unserer ist aus 1973 oder später. Das genaue Kaufdatum ist nicht mehr zu ermitteln. Der Erstbesitzer war ein Jazz-Fan und hatte keine besonders große Plattensammlung. Und da die Ehefrau mit diesem Jazz nichts anfangen konnte, wurden diese Platten auch recht selten gespielt.

Dennoch scheint der Motor die typische Macke zu haben. Ohne Treibriemen klopft er laut gegen irgend einen Widerstand oder eine Kante im inneren Teil des Motor-Gehäuses.

Ist der Treibriemen aufgelegt und gespannt, läßt dieses Klopfgeräusch nach, verschwindet aber nicht ganz.
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Ein System- oder Konstruktionsfehler ?

Da im Internet mehrere Reparatur-Sets angeboten werden, habe ich nach der Ursache gesucht.

Die senkrecht stehende Motorachse rutscht also im Laufe der Zeit immer tiefer. Das untere Achs-Lager scheint die "Belastung" nicht auszuhalten. Aber welche "Belastung" ? Da ist doch lediglich das Eigengewicht des Rotors, mehr ist doch da gar nicht.

Angeblich tritt dieser Fehler nur bei bestimmten Motoren wie dem des MK II auf, alle ähnlichen Motore seien mechanisch fast baugleich zum diesem TD 125 MK II Motor.
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Die 3. Schraube rechts ist gefedert
Die Achse unten aus dem Rotor schauend

Der Ausbau des Motors ist nicht trivial, eher kompliziert

Beide Teller, die Tonarmplatte und das gußeiserne Schwingchassis müssen entfernt werden. Da dieser TP16 Tonarm nicht steckbar ist, wird es schwierig. Die dünnsten Drähtchen vertragen keine Zugkräfte. Extreme Vorsicht ist am Platze. Reißt ein Drähtchen ab, und dan noch zuknapp im Tonarm-Rohr, wird es kritisch it dem Flicken.

Der Motor ist auf einem Dreifuß montiert. Eine der 3 Schrauben hat keinen Abstandsbolzen zwischen Chassis und Motorgehäuse, sondern eine stramme Feder. Dieser Fuß ist zum Justieren der waagrechten Lage variabel einzustellen.
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die 3 Nieten aufbohren
und von den Messing-Spänen säubern
das Oberteil vorsichtig abnehmen
die Einzelteile
eine Probe-Verschraubung

Den Motor zerlegen zwecks Ölung

Angeblich sei der Motor für seine "Lebenszeit" ausreichend geschmiert worden, sagt das Handbuch. Doch wir Techniker wissen, die Lebenszeit von baugruppen oder Komponenten wurde schon immer mit einer sogenannten "Component-Life-Time" von 5 Jahren angesetzt. Hier sind es jetzt 50 Jahre. Zwei kleinste Tropfen feines dünnflüssiges Nähmaschinen-Öl wirken da Wunder.

Das Gehäuse des Motors besteht aus 4 verzinkten Stahlblech-Stanzteilen, die ab Werk mit 3 Messing-Nieten zusamengehalten werden. Diese 3 Nieten muß der neugierige Ingenieur oder Reparateur aufbohren.

Mit dem fast kleinsten Uhrmacher- Schraubendreher können dann diese 4 Stanzteile auseinander gehebelt werden. Es kann eigentlich nichts kaputt gehen, dennoch ist Geduld angesagt.

Und ganz wichtig, machen Sie Fotos der Kabel und der Schrauben.
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Angeblich seien dieses untere Achs-Lager und das obere Lager auf ewig geölt oder gefettet. Doch selbst bei seltener Nutzung scheint die Schmierung nicht ewig zu funktionieren. Wir nehmen einen ganz kleinen Tropfen feinstes Nähmaschinen- Leichtlauf-Öl und bauen den Motor wieder zusammen.

Die drei ausgebohrten Nieten können jetzt durch M3 Schrauben mit Stop-Muttern ersetzt werden. Diese Schrauben brauchen sie unbedingt, damit sich die Gehäuse-Stanzteile während des Zusammenbaus nicht verschieben. Die Stanzteile sind zwar erstaunlich genau gestanzt, dennoch lassen die sich ein kleinwenig gegeneinander verschieben.

Der Motor darf beim Drehen von Hand keinerlei schabende Geräusche von sich geben und muß sich jetzt relativ leicht drehen lassen.
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Fertig verschraubt mit hilfsweisen Unterlegscheiben
3 Filzfüße für den Probelauf
so muß der Riemen laufen
hier dreht er richtig

Überhaupt ist das eigene Ohr der Maßstab

Wenn Sie den Motor vorsichtig in der Hand halten und einschalten (laut Schaltplan liegen da 110 Volt an den Kontakten) , hören sie nichts. Für die ersten Versuche hatte ich 3 Filzfüße unten drunter geklebt.

Setzen sie den Motor jetzt mit einer seiner metallnen Ecken auf dem Blech-Chassis auf, können Sie sehr wohl eine Art Klopfgeräusch hören. Schrauben Sie ihn sogar mit 2 Schrauben + Unterleg-Ringen fest, wirkt das Chassis-Blech wie ein Lautsprecher / Verstärker.

Jetzt ist Feinarbeit angesagt. Die 3 neuen Schrauben anstelle der alten Nieten müssen wieder leicht gelöst werden, um das Blechpaket ganz leicht gegeneinander zu verschieben. Der Motor darf im montierten und !!! fest verschraubten Zustand so gut wie kein Dreh- oder Klopfgeräusch von sich geben. Er muß eigentlich absolut lautlos drehen.

Haben Sie das Schwingchassis auch wieder vorsichtig ohne Malessen auf die drei Federn aufgesetzt (und keine der Drähtchen des Tonarms abgerissen) und den ersten kleinen Teller mitsamt des Riemens installiert und den zweiten großen Teller aufgelegt, dürfen Sie immer noch kein Motorengeräusch hören. Der große Teller wirkt ebenfalls verstärkend - wie ein Lautsprecher.

Ich mußte diese Prozedur 3 Male durchziehen und die (meine) Geduld wurde ganz schön strapaziert. - Dafür dreht er jetzt bei mir (wieder) absolut !! lautlos. Wie er vor 50 Jahren gedreht hatte, kann ich ja nicht mehr vergleichen.
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Kleinigkeiten bei der Motor-Justage

Wird der Plattenspieler nicht mehr im Karton verschickt, genügen auch die beiden linken Schrauben. Unter der rechten Schraube ist die Feder, mit der der Motor ausnivelliert werden "kann". Bei mir reichen auch die beiden linken Schrauben aus. Solange der Riemen mittig auf dem Motor-Pully dreht, ist die Welt in Ordnung. Rutscht er nach unten oder nach oben, dann muß die Ausrichtung bzw. die waagrechte Lage unbedingt nachjustiert werden.
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Und jetzt erst können Rumpel-Mesungen stattfinden

Wie mir der Herr Brüggemann damals in seinem Schneidstudio mit seinen beiden Neumann VM 86 gezeigt und vorgeführt hatte, rumpeln die riesigen 60 Kilo Teller der Schneidmaschine messbar. Es ist also auf jeder geschnittenen Folie auch von Anfang an ein ganz leises Rumpeln drauf, nicht viel, aber messbar.

Bei unseren späteren Messungen kommt damit zu dem immer vorhandenen Rumpeln der Meß-Schallplatte eventuell noch ein Rumpeln des Abspiellaufwerkes dazu.

Es geht weiter .......................... auf der Rumpel-Seite .........
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