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1982 - Ein redaktioneller Artikel über Thorens im Schwarzwald

überarbeitet von Gert Redlich im März 2017

Die schweizer Thorens Eigentümer - die Firma BOLEX - hatten ja die gesamte ehemals schweizer Firma an das Gerätewerk Lahr nach Deutschland verkauft, weil sie (bei BOLEX) in der Schallplatte keine Zukunft mehr gesehen hatten - und sind dann wenige Jahre danach mit ihren 8mm Schmalfilmkameras grandios Pleite gegangen.

Das war sehr ähnlich zur renommierten Schmalfilmfirma Eumig aus Österreich und der BOSCH Tochter BAUER in Stuttgart mit dem aufgekauften 8mm NIZZO Erbe von der BRAUN AG.

Leider schreibt der Redakteur kein Wort von den Thorens Ursprüngen in der Schweiz und der dortigen Geschichte. Das finden Sie aber alles in den Thorens Büchern von Herrn Bung. Hier in diesem Artikel fehlt mir auch noch der Aufhänger des ganzen Artikels, außer es war noch Platz in der Ausgabe, der einfach nur gefüllt werden mußte.

Und so schreibt der Redakteur Kamfenkel : Auf Schritt und Tritt verfolgte stereoplay einen der maßgeblichen HiFi-Macher bei der Arbeit.

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"Ein Tag mit Gerhart Metzler" (stereoplay 11/1982)

Designbesprechung im Gerätewerk Lahr: Entwicklungschef Gerhart Metzler
und Konstruktionsleiter Helmut Schuler entwerfen die Thorens-Linien für das Jubiläumsjahr 1983

Im Suzuki LJ-80 findet die Federung ausschließlich in den Bandscheiben der Insassen statt, und die Knebel des Verdecks klappern in ihren Ösen, daß man sich vorkommt wie im Zug auf den ausgeleierten Schienen der Deutschen Reichsbahn in der DDR. Wer so einen Geländewagen fährt, muß schon zu den harten Männern gehören.

Gerhart Metzler, 39, seit 1978 Entwicklungsleiter vom Gerätewerk Lahr (Thorens), zählt schon äußerlich dazu: groß, kräftig, Bart ohne Schnurrbart. „Ich habe ursprünglich Physik studiert, aber das war mir viel zu theoretisch. Darum habe ich den Elektroingenieur gemacht."

Metzlers Büro im Hauptgebäude sieht auch nicht gerade theoretisch aus und repräsentiert nicht die Spur seines Ranges. Die Art, wie Fachliteratur und Ordner in den einfachen Wand-zu-Wand-Regalen stecken, wie sich Plattenspielerteile in diversen Ecken des Zimmers häufen, zeugt davon, daß ihr Besitzer sehr praxisbezogen mit ihnen umgeht.

Metzler über Metzler

In knappen vier Minuten kann Metzler seinen Lebenslauf erzählen: geboren in Kehl am Rhein, mit 10 Jahren Längstwellenempfänger gebastelt, mit 15 Jahren Meßgeräte, verheiratet, zwei Söhne, der 11jährige interessiert sich nur für Elektronik, der 16jährige nur für Malerei.

Und jetzt gehts los . . . .

Dann kommt ein Anruf aus dem Entwicklungslabor: Wo der Chef denn bleibe?

Das Hauptgebäude am Rand von Lahr bot dem auf 26 Köpfe angewachsenen Thorens-Entwicklungsteam einfach nicht mehr genügend Platz, und so müssen wir ein paar Straßen weit durch das romantische badische Städtchen Lahr zum neuen Labor fahren.

Metzler deutet mit dem Kopf auf die Julisonnen-durchfluteten Schwarzwaldhänge und schreit gegen den hoppelnden Suzuki an: „Als Zweitwagen fahre ich einen Campingbus."

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Ein nagelneuer Discoplattenspieler TD 524

Entwicklungschef Gerhart Metzler, Fertigungsleiter Rudi Glaser und ihr Lieblingskind - Die Motoren des neuen Discospielers Thorens TD 524

Im Meßraum wartet schon ungeduldig Rolf Keck, 34, Gruppenleiter Antriebstechnik. Es geht um den nagelneuen Discoplattenspieler TD 524 mit Direktantrieb, wahnwitzig kurzer Hochlaufzeit, Fernbedienung, neuer patentierter Aufhängung und der „weltbesten Endabschaltung" (Metzler).

Weil sie nur auf die Rillensteigung reagiert und auf sonst nichts, läßt sie sich selbst von eiförmigen Platten nicht irremachen. Sogar Singles ohne Steg, einseitig an den Stift gerückt, laufen einwandfrei durch, ohne daß die Endabschaltung anspricht.

Keck, der jeden TD 524 der ersten Serie penibel im Meßlabor untersucht, bevor die Reise zu den Diskotheken von Zürich bis New York losgeht, entdeckt hin und wieder ein Exemplar mit einer gelegentlichen Impulsstörung in der Regelung, einer leichten Unruhe im Rumpelspektrum bei 75 Dezibel und 200 Hertz. Hören würde das niemand; aber ein Thorens darf sich sowas trotzdem nicht leisten.

Wo ist der Fehler ?

„Ich habe meine Leute das machen lassen, was sie selbst verantworten wollten": Metzler am Meßtisch der Qualitätskontrolle

Schuld ist, so vermutet Metzler, ein Halbleiter in einem integrierten Schaltkreis Made in Germany, der in seltenen Fällen nicht den vom Hersteller angegebenen Werten entspricht. „Logischerweise muß der Entwickler nach den vom IC-Hersteller angegebenen Daten arbeiten", grummelt der Chef. „Und wenn die nicht stimmen, kostet mich das später viel Zeit."

Beim TD 524 ist es nicht so schlimm; Keck und Metzler finden die faule Stelle bald. Sie läßt sich durch eine minimale Schaltungsänderung gesundmachen. Trotzdem sind sich die beiden einig, daß die Halbleiter in den letzten zwei, drei Jahren immer schlechter geworden sind. „In den USA gaben verschiedene Firmen sogar die 100-Prozent - Endkontrolle auf", weiß Keck. Bei den Deutschen scheint es nicht viel besser zu sein.

Theoretisch kennt Keck einen Ausweg: „Wenn wir ICs von ... nehmen würden" - er nennt eine große japanische Firma mit patriotischem Namen - „hätten wir keine Probleme." Warum nimmt er sie dann nicht? „So einfach kann man nicht den Hersteller wechseln", winkt Metzler ab. „Schließlich ist der Entwickler an die ICs gebunden, die ihm der Hersteller liefert -was von guter Zusammenarbeit abhängt."

Einblick in die Entwicklungslabors . . .

Gute Zusammenarbeit ist das Stichwort für Metzlers nächsten Inspektionsgang. Ab und zu lassen ausländische Hersteller im Gerätewerk Lahr entwickeln. Der Auftraggeber für eine komplette neue Tonarmreihe plus Endabsteller zum Beispiel sitzt in Japan.

Entwickler Johann Schmid, 32, schaut seinen ersten Arm-Rohbau mit einer seltsamen Mischung aus Zufriedenheit und Wut an, stößt sich schließlich mit dem Stuhl vom Tisch weg und schimpft: „Bisher hat alles geklappt. Aber jetzt fehlen mir irgendwo fünfzehn Zehntel Grad."

Im Vorbeigehen wirft Vertriebsleiter Winfried Vogt, 44, ein: „Das muß aber noch vor dem Betriebsurlaub fertigwerden!" Metzler bekommt denselben Gesichtsausdruck wie vorhin im Suzuki, als ich fragte, ob er schon mal was von Bandscheiben gehört habe, und sagt schließlich zu Schmid: „Ich habe eine völlig verrückte Idee: Wir könnten mal, statt die Biegung zu ändern, ein gebogenes Koppelstück einsetzen, das gleichzeitig die Masse beinhaltet. Ist wahrscheinlich verrückt, aber probieren Sie's mal aus."

Ein neuer Thorens Entzerrer-Vorverstärker PCX 975

Soll 107 Dezibel Dynamik bringen: Prototyp des Thorens-CX-Decoders mit Entzerrer-Vorverstärker und steckbarem Eingangsmodul. Zum Jahresende soll er auf den Markt kommen

Vom anderen Ende des etwa 15 Meter langen Entwicklungs- labors winkt Heribert Heise, 29, herüber, Assistent von Laborleiter Otto Krastel, 62.

Heise hat fast allein den Thorens PCX 975 entwickelt, einen CX-Decoder mit eingebautem Entzerrer-Vorverstärker und steckbarem Eingangsmodul, der sich bequem an vorhandene Plattenspieler anschließen läßt und später in einige Thorens-Modelle integriert werden soll.

Metzler begründet sein CX-Engagement damit, daß diese Dynamikerweiterungs- Schaltung von den Herstellern „sehr unterschiedlich streng ausgelegt wird". Er plädiert für „sehr streng".

Der PCX-975 soll der Spitzenklasse angehören und 107 Dezibel Dynamik bringen.

Thorens-dekodierte Musik von der Platte mit 107 Dezibel Dynamik

Heute geht es Heise aber um äußere Werte: Er will mit Metzler die Beschriftung der Knöpfe und Schalter besprechen und hat auch schon einige Entwürfe im Maßstab 1 : 1 auf durchsichtigen Plastikfolien anfertigen lassen, die sich auf die Frontplatte legen lassen.

Die sachliche, gut lesbare aber dennoch unaufdringliche Schrift, die Heise favorisiert, gefällt auch Metzler, und darum gehen beide vom Nützlichen zum Angenehmen über, sozusagen zum 12-Uhr-Aperitif: Hörtest.

Denn 107 Dezibel Dynamik muß man täglich genießen. Aus dem rauschfreien Nichts fetzt die CX-kodierte und Thorens-dekodierte Musik von der Platte so los, daß es einen fast umbläst. Metzler drückt sich etwas nüchterner aus: „CX ist für eine gewisse Zeit ein sinnvolles Übergangsmittel."

Wir machen keine Massenprodukte

Nach dem Mittagsmahl -„Essen" wäre untertrieben, denn in badischen mittelständischen Unternehmen wird noch mit Liebe und guter Butter gekocht - bleibt etwas Luft für Schreibtischarbeit. Die besteht bei Metzler nicht nur aus den üblichen Abrechnungen, Formalitäten und Projektkostenberechnungen.

Zusätzlich beantwortet der Entwicklungschef die Fragen von Kunden, egal, ob Hans Besserweiß aus Drehingen schreibt, er sei der Ansicht, die Antiskating seines Plattenspielers wirke falschrum, oder ob Händler Vielfalt aus Orderstedt zu einem bestimmten Wahl-Extra rät.

Metzler betrachtet solchen Kundendienst nicht als lästige Pflicht, sondern freut sich über den direkten Draht zum Kunden: „Das ist unser Vorteil gegenüber Riesenunternehmen. Wir machen keine Massenprodukte, wir gehen in Marktnischen, sind schneller und flexibler, bieten unerhört viele individuelle Ausstattungsmöglichkeiten, viele hundert Plattenspielervarianten."

Ganz schnell - 200 Plattenspieler mit Nadelbeleuchtung

Wie zum Beweis stürmt Armin Graf, 37, Verkaufsleiter International, zur Tür herein: „Der Schweizer Vertriebschef ist am Telefon: Ob wir bei etwa 200 TD 524 eine Nadelbeleuchtung einbauen können?" Natürlich können sie.

Auch der TD 524 selbst zeugt von Flexibilität. Mitten in der Entwicklungszeit wurde es plötzlich bei den Discjockeys Mode, das Ende des einen und den Anfang des nächsten Musikstücks ineinanderzufahren.

Also mußte eine Pitch-Regelung her. Metzler legte sie auf ± 25 Prozent aus: Die Plattendrehzahl läßt sich um ein Viertel erhöhen oder senken. Das reicht, um selbst den schleppendsten Reggae noch ins Computergeklapper Deutscher Wellen zu überführen.

Ein täglicher Blick in die Fertigung

Nun ist es Zeit für den täglichen Besuch in der Fertigung. Metzler überfliegt im Aufstehen noch schnell das Vortags-Protokoll von Qualitätssicherer und HiFi-Fan Klaus Vollmer, 41, murmelt „Alles o.k." und rast einen Stock runter, 100 Meter um die Ecke und in die riesige Fabrikhalle hinüber, wobei er noch Zeit findet, jedermann herzlich Grüß Gott zu sagen.

Er steuert auf die mittlere Fertigungsstraße und dort auf den Leiter der Abteilung Motoren und Trafos zu, Rudi Glaser, 55. Der steht gerade bei den Teilekisten für das Ding, das hinter der unglaublich kurzen Hochlaufzeit des TD 524 und der jaulfreien Pitchregelung steckt: der neuentwickelte Motor. Metzler macht in einem Satz seinen Führungsstil und sein Verhältnis zu Qualität klar: „Ich habe meine Leute das machen lassen, was sie selbst verantworten wollten."

Glaser hat nur Erfreuliches zu melden; Metzler genügt darum ein kurzer Abstecher an den Meßtisch der Qualitätskontrolleure. Um 15 Uhr hat er einen Termin mit Konstruktionsleiter Helmut Schuler, 53.
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1983 feiert Thorens sein 100jähriges Jubiläum

Bis dahin sollen zwei neue Plattenspieler-Linien fertig sein. Die grundsätzlichen, technischen Probleme sind natürlich längst geklärt, denn Plattenspieler-Entwickeln verschlingt unglaublich viel Zeit. Zum Beispiel kann man nicht einfach einen neuen Plattenteller gießen und sofort ausprobieren; denn das Material schrumpft noch: Wie Steakfleisch müssen Plattenteller regelrecht abgelagert werden - mindestens sechs Wochen.

Metzler und Schuler wollen heute nachmittag bestimmen, welche Thorens- Eigenschaften sie den Kunden erhalten wollen und welche reformbedürftig sind.

Der Entwicklungschef macht von vornherein klar: „Ich bin gegen den Wechsel zu einem Design, das die Elektronik behindert." Allerdings teilt er Schulers Ansicht, daß die Frontblende schmal sein und man viel Holz zeigen müsse.

Brüten bis in die Nacht

Mit Holz geht Thorens seit jeher verschwenderisch um, egal, ob Spanplatten außen und innen furniert werden, damit sich nichts verzieht, oder ob, wie beim TD 126 und 226, Holzfurnier das teure Aluminium überdeckt.

Einig sind sich Entwicklungs und Konstruktionschef auch, daß alle Laufwerke ein einheitliches Regelkonzept bekommen sollen. Außerdem will Metzler eine neue Art der Aufhängung in Angriff nehmen, die „wirklich
hängt".

Der Tisch, über dem die beiden bis in die Nacht hinein brüten, füllt sich immer mehr mit Skizzen, Plänen, Berechnungen und Werkstoffproben. Hoffentlich wird die neue Aufhängung nicht so hart wie die vom Suzuki.

Klaus Kamfenkel im Herbst 1982
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Im Rückblick auf die wirtschaftlichen Probleme von 1981/1982 ...

Das Dorian Gray schleppte sich bis 2004 dahin.

. . . . riecht dieser Artikel ganz stark nach redaktionell unterstützender Promotion, denn er enthält fast keine richtige Aussage, was denn da nun passiert. Die Disco-Zeit war beinahe schon rum und die ersten Diskotheken auf dem Land mussten schon schließen. Damit war natürlich der Markt für einen ganz neuen - oder "den" - Thorens Disco-Plattenspieler "sehr begrenzt", denn die uralten Lenco L75 und L78 waren unverwüstlich. Thorens hatte die gleichen Probleme wie ELAC, PE und DUAL und all die anderen. Bezüglich der Discotheken muß man wissen, nur die ganz großen hielten sich über Wasser, doch auch diese Hallen waren während der Woche leer bzw. mausetot. Der stereoplay Artikel von 1980 über das riesige Dorian Gray im Keller des Frankfurter Flughafens kommt noch. Nach bereits 5 Jahren trafen sich dort unten nur noch eine ganz bestimmte Clientel aus dem lichtscheuen Frankfurter Rotlich-Milieu.

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