Im Januar 1982 wurde die Zeitschrift Hifi-Stereophonie genau 20 Jahre alt . . .
Und zu diesem Anlaß hatte sich Chefredaktuer Kal Breh einen Rückblick - also genau 20 Jahre rückwärts - auf die Fahne geschrieben.
Im Heft 1 der Hifi-Stereophonie wurden mehrere "historische" Röhren- verstärker und historische Plattenspieler nochmals unter die Lupe genommen. Auch der Braun PCS-5 Plattenspieler sowie der DUAL 1009 und Thorens TD124/II waren mit dabei. Der Thorens TD 524 wird hier beschrieben und der DUAL 1009 im DUAL Bereich.
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Premiere bei Thorens: (1982 ??)
Plattenspieler TD 524 mit Direktantrieb
Halbe Sachen, so scheint es, gibt es bei Thorens nicht. Es hat zwar einige Zeit gedauert, bis der mit großem Interesse erwartete erste direktgetriebene Plattenspieler von Thorens erschien. Aber nun ist das neue Flaggschiff da, und alle Zweifler, die Stein und Bein auf die Riementradition schwören, dürften verstummen, wenn sie sich mit den Daten dieses professionellen Ansprüchen genügenden Laufwerks beschäftigen.
- Anmerkung: "Thorens" - das ist nur noch der Name. Die Schweizer Firma wurde an die deutsche Firma EMT in Lahr (ein professioneller Ausrüster für Rundfunk- und Fernsehstudios) verkauft und dort wurde anders entwickelt als damals in der Schweiz.
Die Typenbezeichnung TD 524 Professional Disc Drive verrät schon, wo Thorens seinen neuen Plattenspieler angesiedelt wissen möchte (Anmerkung: im professionellen Bereich), und bereits ein flüchtiger Blick auf das Gerät bestätigt diesen Anspruch. Eingefaßt in einen schwarzen Konsolenrahmen zum versenkten Einbau präsentiert sich der halbautomatische Plattenspieler solide, schlicht und gewichtig mit robusten Bedienungselementen.
Abschied vom Riemen-Monopol
Thorens, bekannt als Spezialist für riemengetriebene Laufwerke, hat mit dem TD 524 erstmals einen Plattenspieler mit Direktantrieb realisiert, und das, um es gleich vorwegzunehmen, perfekt. Bereits beim Einschalten wird einer der Vorzüge dieses Laufwerks deutlich: der (besonders große) Aluminium-Plattenteller erreicht die Nenndrehzahl in außergewöhnlich kurzer Zeit; die Hochlaufzeit beträgt bei 33 1/3 U/min nur etwas mehr als eine halbe Sekunde!
Eine LED am Startknopf zeigt den Hochlaufvorgang an, indem sie bei Erreichen der Nenndrehzahl die Farbe von Rot auf Grün wechselt. Ebenso rasch, wie der mit einer schweren Gummimatte belegte Plattenteller seine Nenndrehzahl erreicht, kommt er nach Abschalten des Laufwerks wieder zum Stillstand. Mit einem Drehschalter kann man zwischen 33, 45 und 78 (!) wählen; für jede Drehzahl gibt es eine LED-Anzeige.
Für exakte Drehzahlkonstanz sorgt eine Regelung mit Quarzreferenz, die man aber auch abschalten kann. Die entsprechende Anzeige-LED wechselt dann - wie bei der Start-Funktion - von Grün auf Rot. Bei abgeschalteter Regelung kann man die Drehzahl variieren, und zwar in den beiden wählbaren Bereichen ±6% und ±25%. Eine ausgezeichnet ablesbare Stroboskopanzeige - ebenso wie beim Vorfahren TD 124/II mit Spiegel und Sichtfenster, allerdings nicht mehr mit Netzfrequenzbeleuchtung - dient zur Kontrolle. Das Laufwerk ist mit einer stark gedämpften Federung in einem offenbar fest montierten Chassis befestigt.
Bewährter Tonarm
Der Tonarm selbst ist nicht neu: Es handelt sich um die modifizierte, verlängerte Version des vom Plattenspieler TD 126 Mk II her bekannten TP16. Zu den Merkmalen dieses Arms gehören unter anderem die kardanische Lagerung, die „dynamische Balance" - das heißt, die Auflagekraft wird wie bei den Dual-Tonarmen durch eine Feder erzeugt - und das gerade Tonarmrohr mit dem gekröpften, massesparend ausgeführten Tonarmkopf.
Der Tonarmkopf samt dem vorderen Teil des Tonarmrohrs ist durch Steckanschluß und Überwurfmutter mit dem Rest des Tonarms verbunden. Der Grund für diese etwas ungewöhnliche Positionierung des Anschlusses dürfte in dem Bestreben der Entwickler zu sehen sein, massebehaftete Teile wie die Überwurfmutter möglichst weit in Richtung Tonarmlager zu legen, um das Trägheitsmoment des Arms möglichst geringzuhalten.
Antiskatingeinrichtung mit zwei Magneten
Elegant gelöst ist die Antiskatingeinrichtung. Die erforderliche Kraft wird mit zwei Magneten erzeugt. Ein Ringmagnet ist unterhalb des Lagers befestigt; er dreht sich bei jedem Schwenk des Tonarms mit. Mit der Antiskating-Einstellvorrichtung bewegt man einen zweiten Magneten mehr oder weniger nahe an den Ringmagneten heran; je näher, desto stärker die resultierende Antiskatingkraft.
Ein Magnet wird auch zum Festhalten des Arms in seiner Ruhestellung auf der Tonarmablage verwendet. Der Tonarmlift wird durch Knopfdruck betätigt; beim Absenken leuchtet eine rote LED. Durch LEDs werden auch die Halbautomatikfunktionen signalisiert. Dabei stehen die Kürzel ML für automatische Endabschaltung und Anheben des Tonarms, L steht für selbsttätiges Anheben aus der Auslaufrille, wobei sich der Plattenteller weiter dreht, und die Position 0 schließlich steht für rein manuellen Betrieb. Diese Funktionen, einschließlich Start und Stopp sind über eine mehrpolige Anschlußbuchse für Studiobetrieb fernsteuerbar.
Kommentar zu den Ergebnissen
Was die Eigenschaften des Laufwerks betrifft, so läßt der TD 524 keine Wünsche mehr offen. Die erstaunlich kurze Hochlaufzeit von nur 0,58 Sekunden bei 33 wurde schon erwähnt. Aber auch die qualitätsbestimmenden Werte für Gleichlauf und Rumpeln sichern dem Laufwerk einen Platz in der absoluten Spitzenklasse.
Mit Tonabnehmer Stanton 680 SL
Bei der Frequenzanalyse der Rumpelfremdspannungen zeigte sich mit dem eingebauten Tonabnehmer Stanton 680 SL ein ausgeglichener Verlauf mit einem flachen relativen Maximum unter -50dB, ein phantastisches Ergebnis, das man allerdings insofern relativieren muß, als das Stanton-System eine - wohl für professionelle Zwecke ausgelegte - sehr harte Nadelträgeraufhängung hat.
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Alternativ mit Shure V15 Typ IV
Wir haben deshalb eine Vergleichsmessung mit dem weicheren Shure V15 Typ IV durchgeführt, wobei sich ein ausgeprägteres relatives Maximum im Bereich der Resonanzfrequenz ergab, das aber bei -45dB und damit ebenfalls jenseits von Gut und Böse liegt.
Unterschiede und Feinheiten
Ähnliches läßt sich über die Frequenzanalyse der Gleichlaufschwankungen sagen: an das „Traumdiagramm" mit dem Stanton-Tonabnehmer reicht das Vergleichsdiagramm mit dem V15 Typ IV nicht ganz heran; die relativen Maxima bei 1 Hz und 10 Hz jedoch dürften sich aus geringer Exzentrizität der Meßplatte beziehungsweise dem Resonanzbereich der Tonarm/Tonabnehmer-Kombination erklären.
Nicht ganz so ideal ist das Zusammenwirken von Tonarm und eingebautem Stanton-Tonabnehmer. Wir haben eine ausgeprägte vertikale Tiefenresonanz bei über 16 Hz gemessen, einer doch schon ziemlich hohen Frequenzlage. Sie ergibt sich daraus, daß der mit 8g effektiver Masse zu den leichten bis mittelschweren Tonarmen zählende modifizierte TP16 mit einem Tonabnehmer sehr geringer Nadelnachgiebigkeit kombiniert ist.
Die harte Nadelträgeraufhängung des Stanton-Tonabnehmers dürfte auch für die allenfalls durchschnittliche Abtastfähigkeit verantwortlich sein, die auch nur bei einer recht hohen Auflagekraft von 25 mN (entsprechend damals etwas 2,5 Gramm) erreicht wurde. Ebenfalls nicht besser als durchschnittlich sind die Werte der Verzerrungen durch Frequenzintermodulation.
Der Frequenzgang
Weniger auszusetzen gibt es dagegen beim Frequenzgang- und Übersprechdiagramm; besonders die sehr gleichmäßige Übersprechdämpfung ist positiv zu erwähnen. Ein Schönheitsfehler - wenn auch kein gravierender - ist allerdings die Torsionsresonanz, die bei 300 Hz zu erkennen ist.
Die Geometrie des Tonarms
Die Geometrie des Tonarms ist nicht ganz optimal. Das Plotterdiagramm 7 zeigt den Verlauf des absoluten Fehlwinkels. Wir haben dieses Diagramm nach den vom Hersteller angegebenen Tonarmdaten errechnet. Im Diagramm 7a ist der entsprechende Verlauf der k2-Verzerrungen dargestellt. Hier zeigt sich, daß die -46dB Linie, das entspricht einem Klirrgrad von 0,5%, etwa zwischen den Abtastradien 75mm und 100mm überschritten wird. Bei nach relativem Spurfehlwinkel (bezogen auf den Abtastradius) optimierter Geometrie sind Klirr-Maxima unter 0,5% jedoch grundsätzlich erreichbar. Wir haben deshalb zur Kontrolle die Geometrie des Tonarms selbst noch einmal nachgemessen und die Spurwinkel- und Klirrkurve ausgerechnet. Die Diagramme 8 und 8a zeigen das Ergebnis: Auch bei unserer Einstellung wurde die 0,5% Klirrgrenze überschritten.
Musikhör- und Betriebstest
Um die Eignung des Tonarms für hochwertige Tonabnehmer mit höherer Nadelnachgiebigkeit zu prüfen, wurde das Stanton-System 980 LZS (Test HiFi-Stereophonie 12/81) eingebaut. Bei 10mN effektiver Auflagekraft mit Bürstchen tastete dieser Tonabnehmer am TP16 Mk horizontal 120um einwandfrei ab. Ohne Bürstchen waren es bei gleicher Auflagekraft 110um. Die vertikale Baßeigenresonanz lag mit Bürstchen sehr ausgeprägt bei 8Hz und ohne Bürstchen im Bereich 8 bis 10Hz, dafür aber weniger ausgeprägt.
Die Orchesterglocken auf der Shure-Platte TTR-115 wurden mit und ohne Bürstchen weniger sauber abgetastet als am Rabco-Tonarm. Daraus kann man den Schluß ziehen, daß der TP16 Mk mit einem etwas „härteren" Tonabnehmer optimal harmoniert. Für den HiFi-Benutzer ist jedoch wichtig, daß z. B. die hochwertigen MC-Tonabnehmer, wie Ortofon MC30, Accuphase AC-2 oder Yamaha MC-5, um nur einige zu nennen, sich zur Verwendung im Thorens TD 524 eignen. Das Laufwerk bereitet im praktischen Betrieb reines Vergnügen. Die Hochlaufzeit erfüllt Studioanforderungen und erlaubt bei Fernsteuerung Synchronstart mit Bandmaschinen. Der HiFi-Benutzer kann den Plattenspieler bei abgesenktem Tonarm an jeder Stelle starten, ohne daß merkliches Hochjaulen stören würde. Positiv zu vermerken ist ferner die Unempfindlichkeit des TD 524 gegen Trittschall. Selbst seitliches Klopfen gegen das Chassis bringt den Tonarm erst bei massiveren Impulsen zum Hüpfen.
Zusammenfassung
Der TD 524 ist ein hochwertiger Plattenspieler, der ganz offensichtlich in allen Eigenschaften für professionelle Anwendungen konzipiert ist. Während das Laufwerk restlos überzeugen konnte, ließen sich - unter dem Gesichtspunkt privater Anwendungen für HiFi-Zwecke - meßtechnisch noch deutlich günstigere Ergebnisse mit einem besser auf den leichten bis mittelschweren Tonarm abgestimmten Tonabnehmer erzielen. Die von uns ermittelte Gesamtbewertung kann insofern die Möglichkeiten dieses Geräts nicht vollständig ausdrücken.
- geschrieben von Tu. im Herbst 1981
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Meßergebnisse Thorens TD 524
1 Laufwerk
Rumpel-Fremdspannungsabstand
a) gemessen mit DIN-Platte 45544, bezogen auf 10 cm/s Schnelle bei 1 kHz (Werte in Klammern: mit Shure V 15 IV)
außen 46 dB (45 dB)
innen 48 dB (48 dB)
b) gemessen mit Meßkoppler 55 dB
Rumpel-Geräuschspannungsabstand
a) gemessen wie oben, jedoch bewertet nach DIN außen 68 dB (68 dB) innen 69 dB (69 dB)
b) gemessen mit Meßkoppler 74 dB
Gleichlaufschwankungen
gemessen mit zentrierter DIN-Platte 45545
bei 3373 U/min mit EMT 424
linear 0,064 %
bewertet nach DIN 0,045 %
Bewertung 2 sigma (5 s) 0,058 %
Drehzahl
a) Abweichung von Nenndrehzahl
3373 U/min ±0%
45 U/min ±0%
b) Einstellbereich
3378 U/min -8/ -22/ +9/ +24%
45 U/min -8 / -22 / +9 / +24 %
c) Verminderung
durch Lencoclean mit Tank / Discostat
außen ±0%
innen ±0%
d) Hochlaufzeit (3373 U/min) 0,58 s
2 Tonarm und Tonabnehmer
Tonarmgeometrie
effektive Tonarmlänge 228,5 mm
Achsenstand 249,5 mm
Überhang 19,0 mm
Kröpfungswinkel 24°
Tangentialer Spurfehlwinkel Bild 7/8
Nulldurchgänge bei
(n. Herst./eig. Messg.) 64; 127,5 mm / 67; 136 mm
Tonabnehmersystem
Stanton 680 SL
Übertragungsfaktor
1,33 mVs/cm
Frequenzgang und Übersprechen
20 Hz bis 20 kHz, gemessen mit Platte
Brüel & Kjaer QR 2009 Bild 6
Tonarmeigenresonanz (horizontal, ohne Tonabn.) gemessen mit DMA-1 6,4 Hz
eff. Tonarmmasse (ohne Tonabn.) 8 g
Vertikaler Spurwinkel 18°
Abtastverhalten
a) bei 300 Hz, gemessen mit DIN-Platte 45549 maximale noch sauber abgetastete Amplituden Auflagekraft 10 mN - jxm
15 mN 50 |xm
20 mN 60 |im
b) bei 10,8 kHz,
gemessen mit Shure-Testplatte TTR-103 Abtastverzerrungen bei 29,3 cm/s Spitzenschnelle Auflagekraft 10 mN (1./4. Band)
15 mN (1./4. Band) 0,70%/ -%
20 mN (1./4. Band) 0,45%/0,80%
Frequenzintermodulation
gemessen mit DIN-Platte 45542, Frequenzpaar
300 / 3000 Hz, Spitzenschnelle 6 / 1,5 cm/s
Auflagekraft 10 mN (- 6 / 0 dB) -
15 mN (-6/0 dB) 0,56%/-%
20 mN (-6/0 dB) 0,56%/0,58%
In den 1982er Artikeln wurden weitere Plattenspieler reanimiert:
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- Über den Braun PCS 5 steht hier etwas
- über den DUAL 1009 steht hier etwas
- und über den TD124/II steht es hier.
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Auch über die historischen alten Röhrenverstärker finden Sie zwei Artikel
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- es gab da den den BRAUN CSV 60
- und den K+H Telewatt VS71, beides damals edle Teile
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