Vorwort zu diesem nahezu unbekannten "Test" im fonoforum 1981
Feb. 2024 - von Gert Redlich - Wie ich zu den super tollen hochglanz-lackierten Hifi-Magazinen im Allgemeinen und auch im Speziellen stehe, brauche ich nicht weiter zu erläutern. Das steht bei den Zeitschriften. Und daß "sie" Geld vedienen wollen und auch müssen, ist unbestritten notwendig. Daß aber fortlaufend solche nichtssagenden lapidaren Geschreibsel unter die Leute gebracht wurden und werden, hat der Branche nicht gut getan.
Wenn dann noch eine Rezension mit der Schaltung von zwei sehr schönen Farbanzeigen "gekoppelt" wird, dann sollte der "Test" doch zumindest fundiert sein. Der "Tester" hat die "Kiste" nicht mal aufgeschraubt, weder die Vorstufe noch die Endstufe. Dann das Teil ohne ausführlichen Klangvergleich mit edlen Quellen als mittelmäßig herabzuqualifizieren, ist schon dumm gelaufen.
Wir sind auch immer sehr kritisch, wenn nur ein Gerät auf dem Labortisch steht. Das könnte ja aufgehübscht sein. Bei zwei oder mehr Geräte des gleichen Modells wäre das aber schon auffällig. Jedenfalls stecke ich immer meinen Kopfhörer in die Klinken-Buchse und lausche einigen Referenz-Musikstücken vom DAT-Reorder oder vom CD-Spieler. Hat der Vorverstärker einen Phonoeingang, wird der Revox Tangetialspieler angeworfen und eine Direktschnitt-Platte angespielt. Aber vermutlich war das bei einem 800.- DM Gerät einfach zu viel Arbeit, es war einfach nur zu billig - sehr schade.
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Ein "TESTBERICHT" im FonoForum Oktober 1981
"GRUNDIG SXV6000 und A5000"
Von Wulff Wendelstein für fonoforum - Mit dem Vorverstärker SXV 6000 und dem Endverstärker A 5000 sucht Grundig den Anschluß an die internationale Creme der High-Fidelity. Im Gegensatz zu so manchen High-End- Komponenten aus den USA und England huldigen diese Geräte jedoch keineswegs dem dort üblichen Puritanismus in der Ausstattung.
Extrem flach, aber im Design doch eher bieder ist der Vorverstärker SXV 6000 geraten. Dafür kann er mit einer ganzen Reihe interessanter Details aufwarten.
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- Anmerkung : Das mit dem "bieder" war damals vollkommener Blödsinn, denn speziell diese flache Grundig Serie SXV6000, ST6000, die drei Kassettenspieler und auch der Vollverstärker SV2000 sahen wirklich gut aus. Die XSM Boxen mit der baunen Bespannung, ja, die waren bieder und trotzdem waren diese Boxen gut.
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Eigenschaften und Bedienungsmöglichkeiten
des Vorverstärkers SXV 6000
Ins Auge fällt zunächst der Vierfach-Klangregler. Die beiden Einsteller für 40 Hz und 16 kHz entsprechen in ihrer Charakteristik weitgehend den üblichen Baß- und Höhenreglern, während die mit 300 Hz und 2500 Hz bezeichneten Knöpfe die unteren und oberen Mitten beeinflussen.
Über den Sinn von solchen Klangveränderungen im Mittenbereich läßt sich allerdings trefflich streiten. Sinnvoll ist jedoch, daß sich die Einstellung für den linken und rechten Kanal getrennt vornehmen läßt. Einen schnellen Vergleich mit dem unbeeinflußten Klang ermöglicht dann die „Defeaf"-Taste.
Leider viel zu selten anzutreffen und daher besonders hervorzuheben ist die in ihrer Wirkung veränderliche Loudness. Üblicherweise ist die Stärke der Baß- und Höhenanhebung abhängig von der mechanischen Stellung des Lautstärkepotis. Wenn nun die angeschlossenen Lautsprecher beispielsweise einen geringen Wirkungsgrad haben, so muß man den Lautstärkeregler weiter aufdrehen, um die gleiche Lautstärke wie bei Boxen mit höherem Wirkungsgrad zu erzielen.
Als Folge davon rutscht die meist auf das erste Drittel des Regelbereichs beschränkte Wirksamkeit der Loudness nach unten weg und wird damit scheinbar schwächer. Daher besitzt der Grundig-Vorverstärker eine Art Vorpegel"regler", mit dem der Einstellbereich des Lautstärkepotis im Bedarfsfall wieder normalisiert werden kann.
Etwas relativiert wird diese Einrichtung aber dadurch, daß ohnehin sowohl die Eingänge für Magnet- und Moving-Coil-Abtaster (Anmerkung: einen gemeinsamen) Vorpegelregler besitzen als auch einer der beiden NF-Ausgänge im Pegel einstellbar ist. Damit wird praktisch derselbe Effekt zweimal erzielt, was dem grundsätzlichen Nutzen beider Einrichtungen aber keinen Abbruch tut, zumal Knöpfe auf der Frontplatte natürlich auch leichter zugänglich sind als solche auf der Rückseite.
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- Anmerkung : Der Tester Herr Wendelstein hatte es nicht kapiert. Dieser Pegel-Stufenschalter (in Stereo) hatte genau definierte Verstärkungsstufen im 2dB Raster mit 0,3dB Genauigkeit in der Abstufung und !! und einer erstaunlichen Pegel-Genauigkeit zwischen beiden Kanälen - wegen der eingestellten Balance. Das bekommen sie mit einem lowcost Drehpoti nie hin. Und das hatte man sogar iin den Studios nicht.
Weiterhin war die Schaltung mit diesem Pegelschalter ziemlich ausgefuchst. Da wurde nicht einfach mit Widerstandsdekaden abgeschwächt, wie die Japaner das gemacht hatten, das wurde intelligent gelöst - bei Wahrung des Rauschabstandes und der Übersteuerungsfestigkeit.
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Weitere Besonderheiten
Interessant ist ferner der Pegeltongenerator, der beispielsweise das Herstellen gleicher Lautstärke für Vor/ Hinterbandvergleiche bei Cassettenrecordern oder Tonbandgeräten sehr erleichtert, sowie der ,,Record-Selector", der es ermöglicht, eine Tonbandaufnahme oder eine Cassette zu kopieren und gleichzeitig eine Rundfunksendung zu hören.
Ebenso spendabel wie bei den Knöpfen zeigten sich die Grundig-Ingenieure, als es um die Anschlußmöglichkeiten ging. Vorhanden sind zwei Eingänge für Plattenspieler, einmal für magnetische und zum anderen für dynamische Tonabnehmer (Anmerkung : Die wurden überall als Moving Coil bezeichnet, den anderen Unterscheid kannten nur die Freaks), wobei ersterer zu den Cinch-Buchsen zusätzlich noch über einen DIN-Eingang verfügt, so daß lästige Adapter wegfallen.
Die zwei Tonbandanschlüsse sind ebenfalls mit beiden Steckernormen bestückt samt den dazugehörigen normgemäßen Ausgangspegeln. Die DIN-Buchse von Tape 2 wurde auf die Frontplatte verlegt, was den gelegentlichen Anschluß beispielsweise von Radiorecordern sehr erleichtert.
Das Ausgangssignal kann an zwei (DIN-) Buchsen abgenommen werden, die beide zusätzlich noch eine Schaltspannung abgeben, mit der Endverstärker beziehungsweise Aktivboxen ferngeschaltet werden können. Das funktioniert aber natürlich nur mit Grundig-Geräten, die dafür eingerichtet sind.
- Anmerkung : Daß da ein echter Class-A Verstärker als Leitungstreiber für lange niederpeglige NF-Leitungen eingebaut war, wird schlicht unterschlagen. Der Tester hatte wirklich keine Ahnung, was er da in den Fingern hatte. Aufschrauben hätte vermutlich auch keinen Geistesblitz hervorgerufen. Hinten stand bei den beiden Ausgangsbuchsen aber etwas drauf, das hätte auffallen müssen, nämlich Ausgang 1 mit 1 Volt und Ausgang 2 mit 10 Volt. Wer steuert eine Endstufe oder einen Kraftverstärker mit 10 Volt an ?? Die Grundig Endstufe verdaut am Eingang maximal 1 Volt. Wofür also 10 Volt ? Dqas hätte doch zu denken geben müssen..
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Positiv ist die Ausführung der Kopfhörerausqänge als Klinkenbuchse. Grundig ist mittlerweile bei praktisch allen Geräte auf diese Norm umgeschwenkt.
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Bewertung des Vorverstärkers SXV 6000
Nicht ganz einheitlich fielen dio Meßwerte aus. Als außerordentlich gut muß man die Verzerrungswerte bezeichnen, auch die Frequenzgänge des Phonoeingangs können sich sehen lassen, wenn man die kleine Anhebung bei 50 Hz nicht zu ernst nimmt.
Eine bessere Auslegung hätte das fest eingebaute Subsonic-Filter verdient. Mit seinen 6 dB pro Oktave Steilheit ist es nur bedingt tauglich, um tieffrequente Störungen durch Rumpeln oder verwellte Platten vom Endverstärker und den Lautsprechern fernzuhalten. Eigenartigerweise ist die Charakteristik beim Moving-Coil Eingang besser.
- Anmerkung : Völliger Unsinn. Der MC-Vor-Vorverstärker verstärkt linear um den Faktor 10, alles an Pegeln, das von draußen rein kommt.
Mit wenig guten Ergebnissen fiel die Messung der
Fremdspannungsabstände aus. Die starke Zunahme der Störgeräusche war bei kleineren Ausgangsspannungen festzustellen. Ein Exemplarfehler? Die Eingangsempfindlichkeiten liegen relativ hoch, eigentlich über dem, was noch als vernünftig anzusehen ist.
- Anmerkung : Auch Unsinn. Dafür gab es zwei Pegelsteller, um solche Unterschiede bei der Installation der Anlage und der Komponenten auszugleichen. Das wurde beim XV5000 bemängelt. Jetzt sind sie endlich da - wie auch die beiden "Defeat-" und "LIN-" Tasten, und es wird wieder bemängelt, das ist dumm.
In der Praxis muß man also die Phono-Vorpegelregler und die Ausgangspegelregler der Signalquellen bemühen, um nicht schon bei halb aufgedrehtem Lautstärkeregler die Endstufe voll auszusteuern.
- Anmerkung : Dafür gibt es ja den Pegel- Dreh-Schalter.
Ein Zurück-Drehen der Vorpegelregler hat aber den Vorteil, daß die ebenfalls etwas mäßige Übersteuerungsfestigkeit der Eingänge indirekt angehoben wird.
Insgesamt bleibt festzustellen, daß der Grundig- Vorverstärker zwar eine Menge nützlicher Ausstattungsdetails anzubieten hat, mit seinen elektrischen Daten den Anspruch der Spitzenklasse aber nicht so ganz erfüllen kann.
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Die Kernfrage : Wo bleibt der Hörtest ?
Das war also einer der unqualifiziertesten "Tests", die ich in 40 Jahren gelesen hatte. Damals war dieser fonoforum Artikel in unserem Hifi-Umfeld und quasi in der gesamten Branche "sowieso" nicht wahrgenommen worden. Das Fonoforum war bei den Hifi-Fans schon ab 1970 out. Die Hifi-Stereophonie war die Bibel.
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Die Endstufe A 5000
Als geeigneter Endverstärker zum SXV 6000 wird von Grundig der A 5000 empfohlen. (Anmerkung : Wo steht denn das ?? Aktivboxen werden empfohlen !) Nicht ganz so flach wie der Vorverstärker, kann man ihn mit seinen 11cm Bauhöhe aber durchaus noch der Slim-Line-Klasse zuordnen.
Ein selten anzutreffendes Detail ist ohne Frage die umschaltbare Ausgangsleistung des Verstärkers. In drei Schritten kann man diese um jeweils die Hälfte verringern. Mit dieser Umschaltung gekoppelt ist die Overload-Anzeige, so daß auch Lautsprecher mit geringerer Belastbarkeit gefahrlos angeschlossen werden können.
Ein weiteres in dieser Preisklasse nicht gerade häufig anzutreffendes Detail ist die getrennte Stromversorgung für linken und rechten Kanal. Mit dieser Einrichtung wird vermieden, daß durch kräftige Impulse in einem Kanal, die das Netzteil leersaugen, die Wiedergabe des anderen Kanals beeinträchtigt wird.
- Anmerkung : Kein Wort von dem 450 Watt Schnittbandkern-Trafo, der in dieser Preisklasse absolut ungewöhnlich und ein damit Higlight war.
Die Eingangsempfindlichkeit kann in bestimmten Grenzen verändert werden, der "Regler" hierfür ist auf der Frontplatte angebracht. Das vorhandene, schaltbare Subsonic-Filter gehört aber eigentlich in den Vorverstärker, in einem reinen Endverstärker wie dem A 5000 ist es eigentlich nicht sinnvoll plaziert.
In der Kombination SXV 6000 / A 5000 allerdings ist sein Vorhandensein als solches positiv zu bewerten. Die Aussteuerungsanzeige ist mit zwei Leuchtdiodenketten mit je 12 Segmenten bestückt und zusätzlich mit einer ,,Overload"-Anzeige versehen, die recht genau das Erreichen der maximalen Ausgangsleistung anzeigt.
Bei 4 Ohm- Last leuchtet die Anzeige bei einer Ausgangsleistung von 130 W auf, das entspricht praktisch der von uns gemessenen maximalen Dauerleistung von 132 W pro Kanal an 4 Ohm.
An 8-Ohm-Lasten verringert sich die Ausgangsleistung auf 80 Watt. Die Leistungen entsprechen damit - seltener Fall - ziemlich genau den im Prospekt angegebenen Daten. Selbst für gehobene Ansprüche dürfte damit genügend Ausgangsleistung zur Verfügung stehen.
In völlig unkritischen Größenordnungen liegen die Klirrverzerrungen, sie müssen als sehr gut bezeichnet werden, ebenso wie die Störungen durch Intermodulationen. Keinen Anlaß zur Kritik gibt es auch bei den Fremdspannungsabständen.
Die gesamte meßtechnische Seite des Endverstärkers ist ohne weiteres der Spitzenklasse zuzuordnen, und soweit bei einer reinen Leistungsendstufe die Ausstattung überhaupt eine Rolle spielt, so kann dem Grundig auch hier ein gutes Zeugnis ausgestellt werden.
Wulff Wendelstein
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Kommentar 1 ;
Lesen Sie irgendetwas von Sound-Qualität oder Klang-Qualtität ? Gerade das fonoforum hatte sich ja abseits der Technik auf die Qualität des Klanges konzentriert. Und jetzt druckten sie diesen "Test" mit eigentlich nichtssagenden Texten.
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So war das in 1981 öfter, nicht nur im fonoforum. Die "Doppelseiten" in Farbe hatten gelockt und dann musste auf Befehl der Anzeigenabteilung schnell mal eine Rezension her. Und dann noch die Beurteilung als Mittelklasse - das war leider ziemlicher Unsinn. Max Grundig muß gekocht haben, als er das gelesen hatte - und hat daraufhin über Jahre dort nicht mehr inseriert. Wir haben bei uns diese Zeitschriften nahezu lückenlos und können so ganze Jahrgänge mal schnell durchblättern und auf Grundig Anzeigen hin durchsuchen.
Kommentar 2 ;
Selbst für den Laien war beim Betrachten des Innenlebens sofort ersichtlich, das mit dem Schnittbandkern-Trafo für einen Vorverstärker war nur in den Geräten ganz ganz oben auf der Preisskala zu finden. Und dazu ein zuschaltberer Moving-Coil Vor-Vorverstärker beidseitig abgeschirmt war auch bereits Sonderklasse.
Der Tester hat die ernorme Übersteuerungsfestigkeit bei hoher Eingangsempfindlichkeit mit einem zusätzlichen Pegel-Abschwächer als eher negativ dargestellt. Das ist unentschuldbarer Unsinn. Auch der Mix an Cinch- und DIN- Buchsen wurde nur beiläufig erwähnt und daß beide Systeme unterschiedliche Eingangsempfindlichkeiten und auch Impedanzen hatten, hätte er sowieso nur aus dem Schaltplan entnehmen können.
Leider genauso unentschuldbar ist die Tatsache, daß die Grundig Werbemenschen es nicht geschafft hatten, die Qualität dieses Teils samt dem Tuner ST 6000 auch nur annähernd unters Volk zu bringen.
Von dem SONY Vertrieb (damls Köln) ist durchgesickert, daß der Verkaufsleiter 1990 bei der Einführung des neuen DAT Recorders DTC 55 ES mit einem Kofferraum voller Mustergeräte von Redaktion zu Redaktion "getingelt" war, um dort solch ein Testexemplar "unterzubringen". Bei den Versicherungen nannte man das (auch heute noch) "Klinkenputzen" gehen. Waren die Werbemenschen von Grundig sich zu schade oder zu sicher ??
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