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Es geht hier um die frühpubertären oder spätpubertären Sprüche bei der akustischen Beurteilung der Canton CA30

Warum eine bestimmte Generation von Jungingenieuren beim Formulieren ihrer Testergebnisse mit der Sprache so weit abgedriftet war, ist nicht ganz plausibel zu erklären. Gerade der Ingenieur lernt intensiv, vor allen Aktivitäten jeglicher Art, also auch dem redaktionellen Aufarbeiten der Ergebnisse eines Tests, macht er immer eine Zielgruppenanalyse.
Und diese hätte ganz sicher ergeben, daß die 24.000 Markt Boxen bestimmt nicht an 18jährige Lehrlinge oder Schüler oder Studenten "verkauft" werden würden. Wenn also der intelligente Testredakteur erkennt, seine Zielgruppe liegt jenseits der 30jährigen, dann wäre ihm auch bewußt, daß diese Art der Sprüche bei den Älteren so nicht ankommt.

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Die klangliche Beurteilung der Canton CA30 (in 1986)

Gleich beim ersten Prüfstein, einem klassischen Violinkonzert (Ein Sommernachtstraum, Mendelssohn-Bartholdy, HIFI VISIONEN Klassik-CD 1) machte die Pilot klar, worin die Gründe dafür liegen. Die Streicher klangen ausgesprochen lebendig und in der Tat wie ein Traum; kraftvoll strich der Bogen der Violinisten über die Saiten, die Testhörer konnten präzise das Zusammenspiel von kolophonium-bestrichenem Bogen und Saiten verfolgen.

  • Anmerkung : Aha .......


Während die Pilot Concorde diesen violintypischen Anriß schon fast übertrieb, hielt sich die Canton CA30 hier dezent zurück. Mit den ganz hochfrequenten Obertönen meinte sie es dagegen zu gut. Violinen verlieh sie eine Spur zu viel Brillanz, sie klangen schon fast etwas scharf. Diesem Effekt halfen auch vorsichtige Korrekturversuche mit dem Höhenregler nicht ab.

Die unangemessene Hochtonvorliebe

Besonders deutlich wurde die etwas unangemessene Hochtonvorliebe der Canton beim Hochzeitsmarsch von Felix Mendelssohn-Bartholdy, ebenfalls von der HIFI VISIONEN-CD. Die scharf geblasenen Trompeten erstrahlten hier in einem fast schon unnatürlichen Glanz. Über die Pilot signalisierten die Blechblasinstrumente den Brautleuten zwar auch Attacke, blieben dabei aber naturgetreuer und verzichteten auf die leicht aggressive Schneidigkeit der aktiven Canton.

Bei den Höhen erstürmte die Canton neue Gipfel

Doch in anderen Kriterien dokumentierte die neue Canton eindrucksvoll, daß sich die Feinarbeit ihres Entwicklers Dotter gelohnt hat. War zum Beispiel Hochtonauflösung gefragt, zeigte sie der Pilot, was eine Harke ist. Triangelimpulse etwa stellte sie sauber und Anschlag auf Anschlag deutlich von einander getrennt in den Vordergrund - die Position, die das silberne Klangdreieck am Originalschauplatz hatte, war genau nachzuvollziehen. Und auch im wichtigen Mittenbereich klangen Einzelinstrumente und ganze Orchester noch ein Stückchen sauberer und verfärbungsfreier als bei der Pilot.

Zwar rückte die Canton dabei die Stühle der einzelnen Instrumentalisten etwas weit auseinander und schob sie ein wenig zu weit in den Vordergrund, doch ließ sich stets jedes Instrument exakt orten und vom Nachbarn trennen. Die Pilot neigte im Vergleich hingegen stärker zur Brüderlichkeit und verschmolz Instrumente mit ähnlichem Klang mehr miteinander.

Die Passive

"Die Passive" verteilte zudem die Orchestermitglieder etwas zu großzügig in die Raumtiefe und neigte dazu, Aufnahmen mit leichtem Naturhall noch eine Spur mehr Raum als nötig zu verleihen. Dafür jedoch erkämpfte sich die Pilot wieder eine Nasenspitze Vorsprung bei Klavier- und Gitarreninterpretationen. Die einzelnen Anschläge bildete sie noch wuchtiger, trockener und impulsiver nach als die Canton.

Den gleichen Tastenweisen begegnete die Canton etwas zu vorsichtig. Ihr fehlte ein Quentchen Spritzigkeit, um mit dem gleichen anspringenden und packenden Charakter wie die Pilot zu Werke zu gehen. Hier machte sich das, wenn auch nur kleine, Loch in den oberen Mitten eindeutig bemerkbar.

Zudem wirkten diese beiden Instrumente (Anmerkung : gemeint sind Klavier und Gitarre), aber auch Streicher, über die CA30 im Grundtonbereich häufig etwas schlank, die Pilot brachte den sonoren Körper der schwierig wiederzugebenden Instrumente besser zur Geltung. Allerdings war auch sie von der Perfektion noch ein Stück entfernt. Ihr runderes Klangbild erkaufte sie sich mit einem für feine Ohren vernehmbaren zeitweiligen Dröhnen.

Ergebnis der Klassikrunde

Dennoch, die Klassikrunde ging - das war nach der ersten Abteilung des Hörmarathons klar - an die bisherige "Passiv-Beste", die Pilot Concorde MK IL. Doch noch war das Rennen für die Canton offen, noch stand der Durchgang mit Popmusik an. Und hier konnte die Canton so richtig zeigen, was in ihr steckt.

Sie deckte Schwächen der Pilot auf, die für nicht routinierte Hörer zwar nicht gravierend, für das Niveau von Superboxen aber immerhin von Bedeutung sind. Dieses Kunststück war bislang noch keinem anderen Lautsprecher gelungen.

Die POP-Runde

Der Dire-Straits-Song „The Man's Too Strong" von der CD „Brothers In Arms" beginnt zunächst verhalten mit einer sauber gespielten Akustikgitarre. Die Pilot verlieh den sechs Saiten zwar mehr Fundament, doch erst die Canton differenzierte die einzelnen Anschläge haarscharf und projizierte das feinnervig gezupfte Instrument plastisch, von den Boxen gelöst und exakt plaziert zwischen die Klangsäulen.

Spätestens, als Mark Knopflers Stimme erklang und die schlagartig einsetzende Band den Vormann unterstützte, sprang die Musik die Zuhörer dermaßen dynamisch und zupackend an, daß klar wurde: Soviel Hörspaß hatte impulsive Rock-Musik den Testern schon lange nicht mehr bereitet.

Nicht in allen Bereichen überzeugende Leistungen

Über all der Begeisterung vergaßen sie freilich nicht, kühlen Kopf zu bewahren. Denn die Canton lieferte nicht in allen Bereichen so überzeugende Leistungen. Schlagzeug und Becken etwa zischten eine Spur zu scharf, und bisweilen wünschten sich die Tester etwas mehr Druck im Grundtonbereich von Gitarre und Stimme.

Die Pilot dagegen verlieh den Saiteninstrumenten schon soviel Körper, daß sie stets dann zum Dröhnen neigten, wenn sie sich in den für Akustikgitarren "stets gefährlichen" oberen Baßbereich "hinunterwagten".

"Wertvolle Punkte" büßte die Pilot Concorde auch im Hochtonbereich ein. Sie unterschlug, wenn der Drummer seine Besen rührte, zuviel vom metallischen Charakter, und nicht ganz perfekt aufgenommene S-Laute mutierten zuweilen zu einem scharfen CH. Das gesamte Klangbild verlor etwas von seiner Durchsichtigkeit und Fein-Auflösung - das freilich offenbarte erst die neue Konkurrenz von Canton.

Im Baßbereich unentschieden

Im Baßbereich allerdings ging das Rennen unentschieden aus. Zwar konnte die Canton den Tiefbaß noch etwas druckvoller als die Pilot wiedergeben, doch die Bassdrum des Dire-Straits-Schlagzeugers stellte erst die Concorde so richtig knochentrocken in den Hörraum. Offensichtlich zeigte hier der zunehmende Tiefbaßklirr der Canton seine Auswirkungen.

Aus allen Mosaiksteinchen der "stundenlangen Hörübungen" setzte die Hörjury schließlich dieses Bild zusammen: Impulsive Pop-Musik kann die Canton begeisternd, voller Dynamik und fetzig wiedergeben. Hier zieht sie selbst der bislang überzeugenden Pilot Concorde MK II davon. Bei Klassik wiederum klingt die Pilot natürlicher, und speziell bei Klaviermusik kann sie ihre saubere, impulsive Mittenwiedergabe in die Wagschale werfen.

Trotz Schwächen angeblich die bessere Box

Schlußendlich neigte sich dann das Zünglein in Richtung Canton - da waren sich die Redakteure und die geladenen Leser einig. Ihre Vorteile sind - in der Summe aller Eigenschaften - ein Quentchen höher zu veranschlagen. Doch enthebt diese Rangfolge den HiFi-Fan nicht der Aufgabe, auszuloten, was ihm wichtiger erscheint: daß bei Pop die Post abgeht oder daß Klassik und akustische Instrumente wie das Klavier möglichst unverfärbt und dynamisch ans Ohr gelangen.

Eine Box, die beides optimal beherrscht, wäre neue HIFI VISION-Referenz. Die neue Canton CA30 hätte bei leichter Überarbeitung und Feinabgleich im oberen Baß- und Höhenbereich durchaus das Zeug dazu. Die besten Anlagen bringt sie jedenfalls jetzt schon mit.

Und schon haben wir einen so nicht benannten Testsieger

Der erste Platz der neu eingeführten Absoluten Spitzenklasse ist ihr deshalb sicher, knapp dahinter folgt die Pilot. Und mit einem Bein steht die Canton bereits soweit in der Referenzklasse wie keine Superbox bisher.

Wenn die Canton-Entwickler jetzt noch die "Manieren ihres Sprößlings" ein wenig verbessern können, dann haben sie ihre Lautsprecher-Familie um einen "wahren Musterknaben" ergänzt. Die Feuertaufe jedenfalls hat der Nachwuchs mit Bravour überstanden.

HU in 1986
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