Aus den über 100 Pioneer Receivern ist dieser VSX-859 hier erfreulich herausragend.
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Vorwort : Warum das alles ? War die Erkenntnis so bitter ?
Wir haben allzulange in einer wirklich beschähmenden dummen Wegwerfgesellschaft gelebt. Erst Corona (Feb. 2020) und dann Putins Krieg (Feb. 2022) hat uns wach gerüttelt. Wenn ich sehe, daß teils neuwertige Audio-Geräte im Elektronik-Container landen und später geschreddert würden und werden, wird mir schlecht. Und nicht nur wir Europäer haben es gerafft, was da an schlimmem Wohlstands-Denken abgeht, auch die Japaner haben inzwischen realisiert, daß ihre Insel ja noch viel kleiner ist als unser Europa und so nach und nach zu einer lebensunwerten Müllkippe mutiert.
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Die VSX Receiver aus den Jahren um 2000 sind stereotauglich.
Wir haben ja inzwischen 2 (sogar 3) solcher großen Receiver und die Audio-Qualität und die eingebaute Technik kann immer noch begeistern - sofern wir die (wieder) zum Leben erwecken können. Teilweise ist es bereits gelungen, der Inkrementalgeber (der Lautstärkesteller) ist ausgetauscht und er funktioniert super.
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Die Suche nach dem "POWER OFF" Problem ....
Aus dem Handbuch und dem Service Manual kann man entnehmen, daß beim Einschalten des Receivers aus dem "Standby"- Modus der Mikroprozessor (die Haupt-CPU) einiges abprüft. Stimmt da etwas nicht, wird der Receiver - ohne zu fragen - wieder in den "Standby"- Modus zurückgeschaltet, ob uns das gefällt oder nicht.
Na dann suchen wir mal, welche Melde-Leitungen da zur CPU führen. Die müssten wir killen. Dann bekommt die CPU natürlich keinen (vermeintlichen) Fehler mehr gemeldet und macht erstmal weiter.
Das ist zwar nicht ganz so gesund, aber wir sind dem Problem auf der Spur. - Doch zuerst müssen wir die fünf Endverstärker prüfen, ob die alle in Ordnung sind.
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Die 5-Kanal Endstufe bekommt 6 neue Drähte angelötet.
Wie auf den Seiten weiter vorne beschrieben, werden eine 3-Kanal Platine und eine 2-Kanal Platine aus dem Netzteil jeweils getrennt mit den gleichen kräftigen ±51 Volt mit Hilfe von 2 Steckverbindern versorgt. Der grße Haupt-Trafo liefert diese ±51 Volt über eine kräftige Sekundärwicklung mit Mittenanzapfung und mit 2 Gleirichtern.
Um diese beiden Platinen jetzt extern mit Labornetzgeräten zu versorgen, braucht man je 3 Anschlußleitungen. Die nachgerüsteten Kabel sehen sie auf den Bildern unten.
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Jetzt kann der Endstufen-Block wieder eingebaut werden
Nur die beiden Kabel - vom Netzteil kommend - werden nicht mehr eingesteckt, die Ausgangs- leitungen zur Relais-Platine müssen auch noch nicht gesteckt werden. Warum - kommt weiter unten.
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Die Versorgung der beiden Endstufen über Flachbandkabel .....
Von der "MAIN ASSY"- Haupt-Platine geht ein breites Flachbandkabel mit den Audio-Signalen zu der senkrechten hohen 5-Kanal Vorverstärker- Platine seitlich am Kühlkörper. Von dort geht ein weiteres schmaleres Flachbandkabel zur 2-Kanal Platine. Die 3-Kanal Platine ist über einen Platinen-Steckverbinder direkt von Platine zu Platine verbunden.
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Im Schaltplan sieht der geübte Betrachter am Connector CN2002 der 3-Kanal-Platine zwei beschriftete Leitungen, die für uns wichtig sind. Das ist einmal "DC DET(ect)" und "OL DET(ect)". Also bekommt die Main-CPU von hier aus eine Gleichspannungs- Erkennung (erzeugt am Ausgang der Endstufe) als Information und auch eine Overload- Information (erzeugt am Eingang der Endstufe) zurück gemeldet.
Gleiches gilt auch für die 2-Kanal Platine. Dort ist es der Connector CN2101. Es ist alles sauber durchnummeriert und klar beschriftet.
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Jede der 5 Endstufen hat eine eigene DC-Rückmeldung - am Ende für alle 5 eine gemeinsame DC-Detect Leitung - zusammengeführt über je einen 22 Kilo-Ohm Widerstand. Auch die Overload- (Überlastungs-) Erkennung je Endstufe wird auf einer gemeinsamen Meldeleitung gesammelt.
Diese beiden Informationen werden also bereits vor den Lautsprecher-Relais zur Haupt-CPU zurück geführt, bevor diese die Lautsprecher Relais anschaltet.
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Natürlich muß man den Schaltplan erstmal durchforsten
Und auch die Einstellung des Ruhestroms jeder Endstufe ist sauber dokumentiert. An einem Trimmpoti wird eine spezielle Spannung so eingestellt, daß sich zwischen den beiden Leistungs-MOS-FETs an den beiden (gemeinsamen) 0,05 Ohm 5 Watt Hochlastwiderständen - es gibt dazu jeweils zwei Meßpunkte - ein definierter Spannungsabfall einstellt. Der zugehörige Leistungstransistor ist mit den beiden MOS-FET Leistungstransistoren am großen Kühlblech festgeschraubt, um Temperaturschwankungen (Aufheizungen) zu egalisieren (zu kompensieren).
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Sind die MOS-FETs oder einer von beiden durchgeknallt, würde ein erheblicher Strom fließen und am Ausgang wäre eine Gleichspannung fast in der Höhe der vollen Versorgungsspannung von 51 Volt zu messen. Doch dann wären die Lastwiderstände bereits verglüht.
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Ein Fehler, der ganz plötzlich aufgetaucht ist.
Welche weiteren Fehler könnte die CPU noch abfragen ?
In den Service-Manuals wird zwischen den Audio- Wegen und den Signal-Wegen unterschieden. - Jetzt müssen wir im Schaltplan die Signal/Melde-Leitungen von den Endstufen zurück verfolgen bis zur "MAIN CONTROL ASSY"- Platine und nachschaun, was von der Abschalt-Routine noch abgefragt werden könnte. Das könnte die Übertemperatur sein, bei der der Lüfter eingeschaltet wird. Das hatte ich noch nicht gefunden.
Auf der Netzteilplatine sind 6 Leitungen zur "FAN DRIVER ASSY"- Platine für FAN-DRIVE, FANSTOP und LOFAN samt der Spannungsversorgung zu erkennen. Die Lüftergeschwindigkeit wird damit (entweder analog oder in Stufen) von der CPU gesteuert. Der Temperatur-Fühler wird von der Vorverstärker- Platine aus am Endstufen-Kühlkörper her überwacht. Der Thermistor ist direkt am Kühlkörper angeschraubt. Was für eine Art von Signal die Schaltung an die CPU abgibt, muß noch nachgesehen werden.
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Weiterhin gibt es eine "OVER INPUT DETECTION", die einen DSP OVERLOAD des digitalen Eingangs (von oder) zur DSP Platine meldet. Hier ist der Gang der Signale etwas verworren.
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Bislang habe ich 5 Zustands- oder Fehler-Signale gefunden, die von der CPU abgefragt werden :
- DC DET(ect)
- OL DET(ect)
- DSP OL
- FAN-DRIVE
- FANSTOP und LOFAN
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Der Weg zum "Verständnis" ist steinig ......
Die Haupt-CPU ist ein SINGLE-CHIP 16-BIT CMOS Microcomputer vom Typ "M30624MC" (bis 2003 von Mitsubishi Semiconductors). Die 16 MHz CPU wird mit einer Firmware (von Pioneer) programmiert und die Firmware wird dort in den 128KB großen ROM-Speicher gebrannt (ist also nicht mehr zu verändern) und beim Einschalten mit einem Hardware-Reset gestartet.
Die M30624MC CPU hat über 100 Beinchen, aber an jedem Beinchen ist im Service-Manual des VSX-859 eine oder "die" Funktion angemerkt.
An Pin 18 kommt "AMP OLDET" und an Pin 20 kommt "AMP DCDET" von draußen heran. Das sind unsere beiden Fehler-Signale, die von den 5 Endstufen "eingesammelt" und von der 5-Kanal Treiber-Platine zur CPU weiter geleitet werden. Dort kann unser merkwürdiger "POWER OF" Fehler erzeugt sein.
Im M30624MC Data-Sheet wird dann sicher erklärt, welche Signale dort "angenommen" werden, also ob es digitale Zustände oder analoge Werte sind.
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