Der vierte Pioneer VSX 859 RDS ist da - auch in "Gold" mit FB.
Auch hier ist der Inkrementalgeber für die Lautstärke nahezu (bomben-)fest geklebt bzw. verharzt. Und dreht man "lauter", wird es "leiser". Diesen ersten Fehler an sich kennen wir bereits - nur in der umgekehrten Richtung mit Riesen-Lautstärkesprüngen von 0 auf 100%. - Der Fehler ist durch Austausche des Gebers lösbar und mit der Fernbedienung geht es sowohl normal als auch im Testbetrieb sowieso.
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Wir haben einen 2. Fehler .....
Doch an diesem Receiver ist ein weiterer neuer Fehler aufgetaucht. Beim automatischen Stummschalten beim Umschalten der Eingänge kommen ganz laute Schaltknackse in den beiden Front-Boxen an (denn nur die beiden Front-Verstärker haben wir erstmal abgehört) - jedesmal sehr laut und zwar unabhängig von der eingestellten Abhör-Lautstärke.
Das vereinfacht die Suche natürlich, weil es sich ganz hinten an den letzten Verstärkerstufen vor der Endstufe abspielen muß. Die Qualität der beiden Frontkanäle - und nur um die kümmern wir uns zuerst - ist auch hier einwandfrei. Die Leistungsaufnahme aus dem 230V Netz im Leerlauf liegt bei ca. 70 Watt (VA), und bei mittleren Lautstärken werden ca. 85 Watt (VA) angezeigt. Das wäre damit auch geprüft und ist ok.
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Diesmal wird der "Ist-Zustand" besser protokolliert
Bei unserer Nummer 3 trat ein Effekt auf, den wir nicht verstehen. Nach dem Austausch von Platinen geht der Micro-Controller auf Störung und schaltet den Receiver von ganz alleine wieder aus. Nach dem Rücktausch der gesunden Platinen bleibt er aber in dieser Position/Situation hängen und das ist nicht plausibel.
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An der Verbindungsleitung vom MAIN-ASSY zu den 5 Endstufen werden jetzt Messpunkte eingerichtet (angelötet), an denen wir diesen "Knack-Impuls" (auf dem Oszilloskope) sehen können müssen. An den 5 Augangs-Relais ganz hinten an den Lautsprecherklemmen können eigentlich keine Knackimpulse entstehen, weil dort nichts Aktives mehr zugeschaltet wird.
Da bei mehrfachem schnellem Eingangswechsel die Lautstärke der Knackimpulse deutlich leiser wird, könnte es ein defekter Kondensator sein - aber wo ?
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Der Austausch des Inkrementalgebers zur Reparatur des Fehlers Nr.1 dauerte diesmal nur 30 Minuten
.... und die Lautstärke läßt sich wieder ganz sanft regeln. (Der Receiver war bereits teilweise zerlegt.)
Mehr Sorgen macht der laute Schalt-Knacks auf beiden Front-Kanälen beim Umschalten der Eingänge oder bei der Senderwahl. Auf dem Oszilloscope ist das ein erheblicher Spike auf beiden Lautsprecherleitungen. Die Hochtöner der BRAUN L710 im Labor haben das bislang überlebt.
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Wo fange ich an, den zweiten (Knack-) Fehler zu suchen ?
Zuerst hört man in den beiden Front-Lautsprechern (wir betrachten am Anfang erstmal nur Stereo) diese Schaltknackse - sogar recht laut - aber immer gleich laut, egal, welche Lautstärke (z.B. bei UKW Empfang oder CD) gerade eingestellt ist.
Umklemmen der Lautsprecherleitungen von "Paar A" auf "Paar B" zeigt denselben Fehler, also dort an den Ausgangs-Relais liegt es nicht. Es muß von weiter vorne im Signal-Weg herkommen.
Und damit prüfen wir zuerst mal die beiden niederpegligen analogen Stereo- Tonband-Ausgänge ("Tape1 out" und/oder "Tape2 out"), danach die niederpegligen analogen "PRE-OUT FRONT"- Vorverstärker-Ausgänge und danach die "PRE-OUT 5+1"- Vorverstärker-Ausgänge. Die beiden digitalen SPDIF- Ausgänge dürften von diesem (Umschalt-) Schaltknacks nichts mitbekommen.
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- (1) Das Audio-Signal "Tape1 out oder Tape2 out" muß vom Lautstärke-Pegel-unabhängig sein (ist es auch)
- (2) Das Audio-Signal "PRE-OUT FRONT" dagegen ist vom Lautstärke-Pegel abhängig
- (3) Der Schaltknacks bei der Muting-Umschaltung ist immer gleich laut.
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Ein Blick ins Innenleben hilft - die Schaltung zeigt es :
Alle 5 Signalleitungen der 5 Endstufen sowie die 5 analogen niederpegligen "PRE-OUT" Ausgänge werden mit der "MUTE" Leitung gemeinsam runter auf Masse "gezogen", also das Audio-Signal wird für den Umschaltmoment quasi kurzgeschlossen.
Damit sollen beim "Umschalten", Senderwechsel oder auch beim "Einschleifen" von digitalen Effekten die Signal-Leitungen verzögert freigegeben werden. Tritt also dieses Knacken bei allen 5 analogen Ausgangs-Kanälen auf - also den 5 Signal-Leitungen zu den 5 Endstufen und den 5 Signal-Leitungen zu den PRE-OUT Buchsen -, liegt hier der Wurm versteckt. Der 6. analoge (Subwoofer-Out-) Kanal ist inaktiv und nicht betroffen.
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Erste Diagnose und Messungen :
Ist unser Oszilloscope an den analogen niederpegligen "PRE-OUT" FRONT Ausgängen im DC- Modus mit 2 Volt/cm eingestellt und angeschlossen, zeigt es das Audio-Signal in Abhängigkeit von der Lautstärke, also nach dem digitalen Lautstärke-IC.
Ist die "MUTE"-Taste gedrückt (aktiviert), ist das Audio-Signal (also alle Eingangssignale) weggeschaltet, liegt der Augang - ohne Signal - korrekt auf 0 Volt.
Wird das Audio-Signal wieder freigegeben ("MUTE"-off), sackt die Ausgangsspannung sogleich auf -5,0 Volt ab - ein sogenannter (unerwünschter) "Gleichspannungs-Offset".
Diese negative Gleichspannung wird von den jeweiligen nachfolgenden Koppel-Kondensatoren abgeblockt. Es tut uns damit "nicht weh", erzeugt aber beim Ein- oder Um-Schalten jedesmal diesen lauten Knackimpuls.
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Die Tape-Ausgänge mit festem Pegel sind sauber :
An den beiden analogen Tape-Monitor Ausgängen (2-Kanal Stereo) kommt immer ein sauberes offsetfreies Signal gleichen Pegels an, egal, wie die Lautstärke eingestellt ist. Und damit wissen wir, daß die Quellen und die digitalen Schalt-ICs (die Kreuzschienen) ok sind.
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Die Schlussfolgerung :
Entweder ist es ein Kondensator, der die ganzen "Muting"-Transistoren gemeinsam versorgt oder eine Spannung fehlt. Würde irgendwo eine Masse-Leiterbahn defekt sein, wäre der Offset nicht -5V sondern +5V.
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Als erstes "Prüfen der Versorgungsspannungen" :
Die (Gleich-) Spanungsversorung in dem VSX 859 RDS ist sehr aufwendig gemacht. Es gibt insgesamt 9 oder gar 11 geregelte Gleich-Spannungen für die Versorgung aller Baugruppen, Komponenten und Verstärker-Stufen, die ich hier mal aufliste :
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Nr | Board/Location | Version | IC-Nummer | Type | Funct. | Spannung |
(von links nach rechts) | ||||||
1 | Regulator Gruppe4 | IC5008 | 78M05A | DSP | DSP +5V | |
2 | Regulator Gruppe4 | IC5003 | 78M12A | T +12V | ||
3 | Regulator Gruppe4 | IC5001 | 78M15A | Audio | A +15V | |
4 | Regulator Gruppe4 | IC5002 | 79M15A | Audio | A -15V | |
5 | Regulator Gruppe3 | IC5004 | 78M05A | A/D-Wand. | AD +5V | |
6 | Regulator Gruppe3 | IC5005 | 78M56A | V +5.6V | ||
7 | Regulator Gruppe3 | IC5006 | 79M05A | V -5.6V | ||
8 | Regulator Assy Mainboard | IC5007 | ||||
9 | Standby Assy Mainboard | IC6001 | 78M56A | +5.6V |
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Hier die Ansicht von oben als Überblick - mit dem Layout
Hier mit den Prüf-Spannungen - mit den richtigen Leitungen
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Bislang Messungen mit eingebautem Endstufenblock
Auf dem Foto oben drüber sehen Sie insgesamt 8 analoge Spannungsegler, den 8. Regler neben dem grünen Pfeil senkrecht auf der Platine. Diese 78xx/79xx Regler-ICs in der T0-220 Bauform haben alle in der Chip-Elektronik eine Strombegrenzung und eine Temperatur-Sicherung integriert. Nach unserem bisherigen Wissen gehen die nie kaputt. Unsere Reserven mußte ich in den letzten 20 Jahren nie angreifen. Doch eine Kontrollmessung kann nie schaden.
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Wenn alle 5+5 Signal- Ausgänge gemeinsam "knacken" - kann es nur die Muting- Leitung 18 sein, auf der das Muting-Signal geschaltet wird .... dachte ich .....
Aus dem Schaltbild des "MAIN CONTROL ASSY" entnehmen wir, daß an dem "MAIN CONTROL u-Com" (dem zentralen Hauptprozessor) - an Pin 83 das "AUDIO MUTE" Signal (ein und aus) geschaltet wird (für alle Signal- Ausgänge gleichermassen) und am dort folgenden Transistor Q902 von der CPU entkoppelt wird.
Das dann vom Transistor Q902 geschaltete Mute- Ausgangssignal wird (CPU Signal auf 0) per Default mit 47 kOhm auf -15V runter gezogen. Kommt von der CPU das positive Mute-Signal (+5V), wird die Mute Leitung Nr. 18 auf +5 Volt hoch gezogen. - Und das müssen wir jetzt messen.
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Die Mute-Leitung 18 wird über das weiße Flachbandkabel hierher zum "V-Amp-Assy" Endstufen-Board geleitet
Das ist jetzt der Pin 17 am (ankommenden) Flachbandkabel - am Connector CN2001 auf dem "V-Amp-Assy" Board. - Die roten Pfeile zeigen, an welchen weiteren Stellen das gleiche Mute-Signal zum Messen abgetastet werden kann.
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Und das ist zum Glück eine massive Drahtbrücke ....
..... die unseren aufgelöteten blauen Test-Draht aushält. Die Tastspitze ist auf x10 eingestellt, sodaß es wirklich keine verfälschende Belastung auf dieser Leitung gibt.
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Beide Pegel der Mute-Schaltung sind damit geprüft
Der vom Oszilloscope angezeigte Pegelsprung geht von -15V (Audio ist auf on = Transistor ist inaktiv) auf +5 Volt (Audio ist jetzt off - die Transistoren sind aktiv und macht damit auf allen 10 niederpegeligen Signal-Leitungen einen Signal-Kurzschluß). Also die vom Prozessor über PIN 83 gesteuerte Muting- (Ein- und Ausschaltung) Schaltung des Transistors Q902 und damit der Mute-Steuer-Leitung 18 funktioniert funktioniert für die Endstufen und die Vorverstärker-Ausgänge.
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Die Kernfrage : Wo kommt der -5V Offset auf den Signal-Leitungen her ?
Auf den 5 (+5) aktiven Signalleitungen schlummert ein -5V Offset, der aber von den in der nächsten Verstärkerstufe nachfolgenden Koppelkondensatoren abgeblockt wird. Dennoch, beim Mute-Kurzschluß dieser Signal-Leitungen bzw. beim Aufheben dieses Kurzschlusses knallt es recht laut. - Die 6. niederpeglige Signal-Leitung, die Subwoofer Leitung ist nicht betroffen ???? Dort passiert gar nichts.
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Eine genauere Untersuchung (des jetzt ausgebauten) Main-Control-Assy zeigt .... der Gold-Cap ist defekt .....
Der so oft verkannte Gold-Cap Kondensator ist (war) ausgelaufen. Was der macht steht auf ein paar Seiten vorher. Man muß schon mit guter heller Beleuchtung das Board von beiden Seiten betrachten, um die Verfärbungen zu erkennen.
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Ist der Gold-Cap ausgelötet, kommt der Schaden zum Vorschein
Sonderbar - nach der beidseitigen Reinigung der Platine ...
.... ist der unerwünschte Gleichspannungs-Offset auf den Audio-Signalleitungen von -5V auf -0,5V gesunken. Ist das jetzt ein Meßfehler oder ein Irrtum ?
Auf beiden !! Seiten der Platine hatte sich eine erhebliche Schmutzschicht gebildet, die ich mit einem feuchten Tuch entfernt habe.
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Das würde bedeuten, auf der Platine liegt das Problem
Ein Offset von -0,5V beeinträchtigt das Audio-Signal nicht mehr. Die analogen OP-Amps werden mit ±15V versorgt.
Es könnte natürlich ein ganz anderer unbeteiligter Kondensator von dem agressiven Inhalt des GoldCap angegriffen worden sein. Die Leiterbahnen liegen ganz dicht aneinander.
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Bislang war der Endstufenblock ausgebaut und (absichtlich) eine Ersatzendstufe an den Vorverstärker-Ausgängen (Front L und Front R) mit einem abschwächenden Pegelsteller angeschlossen. Das soll die Hochtöner in den Boxen vor dem Schaltknacks schützen.
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Der Gold-Cap ist erneuert - für weniger als 2 Euro !!
Auf dem Main-Control-Assy werden die 5 Vorverstärker-Signale aufgeteilt und an 2 Steckerleisten herausgeführt.
Und an die gut beschrifteten Pins dieser Steckerleisten werde ich Meß-Adapter mit BNC Buchse anlöten. Das ist nicht ganz einfach, weil dort keine mechanischen Zugentlastungen möglich sind, aber vorsichtig wird es schon gehen.
Hintergrund ist, die 5 Pe-Amp-out Leitungen zum V-AMP-ASSY der Endstufe sind nur mit den Transistoren der dortigen Mute-Schaltung "belastet" und die 5 an der gleichen Quelle hängenden 5 Pe-Amp-out Leitungen zu der Connect-Platine und den dortigen Cinch-Buchsen werden ebenfalls nur mit den Mute-Transistoren "belastet".
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