1956 wird bei Grundig der Hifi-Gedanke realisiert
Wie der 1956er Artikel in der GTI zeigt, hatten die Platten-Experten bereits vor 1938 herausgefunden, daß ein Abtaster auf magnetischer Grundlage deutlich bessere Abtast-Ergebnisse - selbst bei den Schellack-Schallplatten - erzielt. Bei der inzwischen etwa 6 Jahre alten Vinyl-Platte (Mono - seit etwa 1949 gab es die Mikro-Rillen Vinylplatten) seien die Vorteile noch größer.
.
Neu : 1956er GRUNDIG Spitzenmusikschränke mit magne- tischem Duplex-Tonabnehmersystem und Vorverstärker
„High-Fidelity"-Wiedergabe nicht nur von Rundfunk oder Tonband, sondern auch beim Schallplattenspiel zu erreichen, führte in diesem Jahr zu einer ausgedehnten Verwendung eines hochwertigen magnetischen Duplex-Tonabnehmersystems (Perpetuum-Ebner P 7000).
In Verbindung mit diesem hochwertigen Tonabnehmerkopf besorgt ein besonderer Entzerrer-Vorverstärker die Kompensation der Schneidfrequenzkurve und Verstärkung des relativ geringen Spannungspegels.
.
Dieser abgeschirmte Vorverstärker ist in Bausteinweise hergestellt und hat sich schon seit über einem Jahr bei unseren großen Exportmusikschränken bewährt. Abb. 2 zeigt ihn, wie er beim Chassis des Konzertschrankes 9070 verwendet wird.
Da die hochwertigen magnetischen Duplex-Tonabnehmersysteme zunehmende Bedeutung erlangen, stellen wir Ihnen im nachfolgenden Beitrag die Schaltung des kleinen Tonabnehmer-Verstärkers vor.
.
Vorverstärker für hochwertige magnetische Tonabnehmer
Für eine „High-Fidelity "-Wiedergabe moderner Schallplatten ist die Wahl des Tonabnehmerkopfes entscheidend. Schon vor dem Krieg konnte sich für diesen Zweck ein niederohmiges magnetisches System mit Saphirnadel durchsetzen, welches höchste Ansprüche erfüllte (Telefunken TO 1001 bzw. Siemens ST6).
Auch für die modernen Mikrorillen-Schallplatten (und mit anderem Saphir-Stift auch für Normalrillen-Platten) wurde schon vor einigen Jahren von Perpetuum-Ebner ein hochwertiges magnetisches System hergestellt, welches mit einem Vorverstärker zusammen arbeitete.
Perpetuum Ebner und ELAC haben soetwas
Ein ähnlich aufgebautes vierpoliges System in Duplex-Ausführung für Normal- und Mikro-Rillen wird nun unter der Bezeichnung P 7000 auf den Markt gebracht. Es entspricht im wesentlichen internationalen Normen. Auch das bekannte magnetische Elac-System MST 2 besitzt ähnliche technische Eigenschaften.
Das Kennzeichen dieser Systeme ist die Kleinhaltung aller sich bewegenden Massen, sodaß ein sehr ausgeglichener Frequenzgang bis zu den höchsten Frequenzen erreicht wird. Die hierdurch bedingte Verringerung der Spulen-Abmessungen ergibt jedoch einen niedrigen Impedanzwert und eine relativ geringe Ausgangsspannung.
Von 5 mV auf 500 mV verstärkt ergibt etwa 20dB bei 1000 Hz
Das magnetische Duplo-System gibt ca. 50mV Spannung ab. Aus diesen Gründen ist ein Vorverstärker erforderlich, der eine Frequenzabhängigkeit aufweist, die der heute genormten RIAA Schneidkennlinie spiegelbildlich entspricht.
Da in allen Fällen die nachfolgenden Rundfunkgeräte oder Verstärker über Klangbeeinflussungsglieder verfügen, ist eine feste Entzerrungs-Frequenzkurve erwünscht.
In unseren diesjährigen (1956er) Spitzen-Musikschränken, die mit dem P 7000-Tonabnehmersystem ausgerüstet sind, findet die Schaltung nach Abb. 3 Verwendung.
Die zusätzliche Gegenkopplung von der Ausgangsklemme des Vorverstärkers auf den Eingang hat folgende Funktion: Beim Umschalten des Tonabnehmerkopfes ist der Eingang offen, so daß sich (bei laufendem Gerät) ein starkes Brummen ergeben würde. Dieses wird durch die über den Widerstand R1 bei offenem Eingang stark wirkende Gegenkopplung bedeutend vermindert. Die Spannungs-Verstärkung dieses, mit einer EBC 41 Röhre bestückten Vorverstärkers, beträgt ca. 20dB bei 1.000 Hz, so daß sich eine Ausgangsspannung von ca. 0,5 Volt ergibt, die also der Eingangsempfindlichkeit üblicher Rundfunkgeräte angepaßt ist.
Der Heizfaden der EBC 41 liegt einseitig an Masse; es ergibt sich dadurch ein Brumm-Minimum.
.
- Anmerkung : Wir sind hier im Jahr 1956 und die Grundig Ingenieure waren allermeist am Anfang ihrer Karriere(n) und versuchten, mit einfachsten Mitteln die Schneidkennlinie, die sie sehr wohl kannten, in der Gegenkopplung der Verstärkerröhre - so gut es ging - abzubilden. Das ist natürlich überhaupt kein Vergleich mit heutigen High-End- Röhren- Konstruktionen um und nach 2010. Für damalige Zeiten war es ein ungeheurer Fortschritt.
.
FN, ein Grundig Sammler und Kenner der Gerätegenerationen der 1950er Jahre schreibt dazu :
Hallo.
den obigen Artikel habe ich durchgelesen. Das ist genau der Vorverstärker, der auch in der Grundig 9080 eingebaut ist. Die EBC 41 ist eine Röhre, die eigentlich im FM-Demodulator eingesetzt wurde, einer der Vorläufer der EABC 80 sozusagen. Was das mit der kurzgeschlossenen Doppeldiode soll, das konnte mir bisher niemand erklären, böse Zungen gehen davon aus, dass hier noch EBC 41 auf Lager lagen, und man Resteverwertung betrieben hat.
Der integrierte Vorverstärker in den Grundig Sonderklasse Laufwerken sah etwas aufwendiger aus, er war zweistufig, und hatte sogar eine Einstellung für unterschiedliche Kennlininen. In abgewandelter Form findet man diese Schaltung bis heute bei den Röhren-High-Endern. Ich schicke mal den Link zu der erwähnten pdf-Datei, die ich vor längerer Zeit erstellt habe:
Die PE-Plattenspieler ab etwa 1951 haben in der Standardausführung ein Kristallsystem eingebaut (das übrigens von ELAC gefertigt wurde), das in einem schiffchenförmigen Systemträger mit Umschaltung M/N (Micro - Normal) sitzt. Dieser Systemträger wird dann von unten in den Tonarm eingeklipst. Das Magnetsystem PE 3000 (von PE selber gefertigt) hat genau diese Schiffchenform, aber keine M/N-Umschaltung. Es gab für die beiden Rillenarten ein eigenes System, das durch die Farbe erkennbar war - weiß für Normalrillen, rot für Mikrorillen, und ein violettes mit größerer Normalrillennadel für Vorkriegsplatten. Rot und weiß lagen standardmäßig jedem Plattenspieler bei, für das jeweils nicht genutzte System gab es eine Aufbewahrungsbox.
Die Probleme mit Normal- und Mikrorillen- Wechsel
Da man immer das ganze System wechseln musste, wenn man andere Plattenarten spielen wollte, und die Clipsmechanik im Tonarm für diesen häufigen Wechsel nicht ausgelegt war, gab es häufig (ab)gebrochene Tonarme. Deshalb kam schon ein Jahr später das PE 5000 auf den Markt. Technisch ist es mit dem PE 3000 baugleich, mechanisch ist es aber nicht mehr mit den "Schiffchen" mit Kristallsystemen kompatibel - die Grundig Sonderklasse Laufwerke hatten dann einen speziellen Tonarm, der das ständige Umstecken des Systems besser aushielt.
Keine "Moving-Magnet"- sondern eher "Moving-Jig" Systeme
Die Systeme PE 3000, 5000 und 7000 waren keine "Moving-Magnet"-, sondern eher "Moving-Jig" Systeme. Der Permanentmagnet war fest im Systemkörper eingebaut, der an der Nadel befestigte Anker war nur ein Stück Weicheisen. Bei PE 3000 und 5000 war ein Nadelwechsel durch den Benutzer nicht vorgesehen. "Ersatznadeln" gab es zwar, doch hatten die keinen Nadelkörper, sondern waren einfach nur Nadel, Gummi und Anker.
Selbst viele Werkstätten haben die Systeme zum Nadelwechsel zum Hersteller eingeschickt. Deshalb gibt es heute quasi keine funktionierenden PE3000 und 5000 in der Ur-Version mehr. Das PE7000 hatte wechselbare Nadeln, die bis auf den Kunststoff-Körper identisch mit den Nadeln in PE3000 und 5000 waren. Mit dem Erscheinen des PE7000 wurden die Vorgänger überarbeitet, sie hießen nun PE3000/7 und 5000/7. Die alten Versionen konnte man zu PE einschicken, um sie für die Aufnahme der PE7000 Nadeln umarbeiten zu lassen. Zumindest in der Mikrorillen-Ausführung wird die PE7000-Nadel bis heute gefertigt, so dass man die Systeme von der Seite aus problemlos am Leben halten kann.
.
Der Vorreiter bei den Moving Magnet Systemen war ELAC
Das erste echte Moving Magnet System kam dann aber wirklich von ELAC, war schon stereo, und wurde anschliessend von PE als PE9000 übernommen. Dieses PE9000 hat es noch in den ersten echten HiFi-Geräten von PE gegeben, z.B. dem Laufwerk PE33.
Noch eine interessante Sache zu dem Thema - das Lorenz Heimstudio / Schaub Supraphon hatte in der ersten Version den Telefunken Vorkriegs-Tonarm mit einem Nachfolger des TO1001 verbaut. Die zweite Version erhielt dann einen PE-Tonarm, der extra für dieses Gerät in der Sonderfarbe schwarz gefertigt wurde ( sonst war er weinrot oder elfenbein ). Wahrscheinlich um an der Elektronik des Gerätes gegenüber der TO1001-Bestückung nichts ändern zu müssen, nahm man kein Kristallsystem, sondern das PE3000 - Magnetsystem - womit das Schaub/Lorenz-Drahttongerät neben der Grundig Truhe 9010 die einzigen mir bekannten Seriengeräte sind, in denen das erste PE-Magnetsystem ab Werk eingebaut war.
Gruß FN