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Der Rundfunk Tuner RT 50 - das erste richtige Hifi-Empfangsteil

Sept. 2012 - von Gert Redlich - Bei Grundig fing Hifi 1962 mit den End-Verstärkern NF1 und NF2 an. Zumindest stand da etwas von Hifi drauf. Nur wenige Interessenten bzw. Käufer ahnten, daß die fast zwingend zugehörigen allerersten Empfänger- Vorverstärker HF1 und HF2 vorerst weder UKW Stereo noch Hifi konnten. Zwingend deshalb, weil die Netz-Zuleitung erst mal an diesen Empfangsteilen angeschlossen war und die zugehörigen Endverstärker über einen 8pol Stecker mit 220V versorgt wurden (verwendet wurden damals alte Röhren-Sockel).

Der jeweilige Vorverstärkerteil war zwar bereits in Stereo ausgelegt, für den UKW Stereo-Empfang benötigte man noch einen separaten Stereo-Dekoder. Da erst im Herbst 1963 zur Funkausstellung in Berlin dieses neue "UKW Stereo" erstmalig der Allgemeinheit vorgestellt wurde, dauert es noch lange, bis alle Sender täglich ein paar Stunden auf UKW in Stereo sendeten, also war das für viele Kunden ein Luxus.

In den verbesserten Empfangsteilen HF10 und HF20 wurde da zwar nachgebessert, doch die Qualität war nach wie vor nur Mittelklasse und kam an die Hifi-Möglichkeiten des NF20 nicht heran.

Das wurde erst anders, als Max Grundig 1963 gnadenlos voll zugeschlagen hatte. Der RT 50 wurde als erster richtiger kompletter Grundig Hifi-Stereo Tuner konzipiert, mit allem - samt Stereo Decoder -, das dazu notwendig war. Ob der neue integrierte Decoder anfänglich mit ausgeliefert wurde, weiß ich nicht.

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Ein Blick auf das Äußere

Das Einzelgerät RT50

Der Grundig RT50 war auch optisch ein tolles Teil. Wie gesagt, wir befinden uns im Herbst 1963. Zur Funkaus- stellung in Berlin im August 1963 stellte Grundig das Grundig Studio 50 vor. Eine richtige dicke große "Konzerttruhe" mit allen Traumgeräten jener Zeit in insgesamt drei Möbelstücken.

Max Grundig unterschied damals schon sorgfältig zwischen den einfachen "Musiktruhen" und den ganz edlen "Konzerttruhen". In den anderen älteren großen Konzerttruhen waren die NF2 und NF20 Endstufen eingebaut. Mehr über den Anfang von UKW Stereo finden Sie hier.
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Schaun wir mal rein . . .

Jetzt kam der Tuner RT50 mit dem Vollverstärker SV50 und beide Geräte sahen einfach gut aus - für damalige Geschmäcker. Dann war da ja noch der brandneue DUAL 1009 mit dabei und ein Grundig TM45 Bandgerät - auch aus der damaligen Oberklasse.

Und das macht den RT50 so wichtig, er war auf dem Top-Niveau der damaligen 1963er Rundfunk- bzw. Hifi-Technik und er sah auch noch gut aus.

Die Einbauversion des RT50
ein Blick von oben in den RT50
die mechanische Skalenkupplung
so hängt der RT50 in der Truhe
die Röhrenbestückung

Daß man beim SV50 bereits die neuen Transistoren eingesetzt hatte, tat der Qualität des RT50 keinen Abbruch. Mit Röhren konnte Grundig das Hifi-Niveau der UKW-Stereo Technik halten, mit Transistoren ging es noch nicht. Das kam erst eine Generation später mit dem RT40.

In dem RT50 sind eine Menge von (10) Röhren eingesetzt
, um wirklich alles herauszuholen, das damals machbar war. Eine davon ist vorne hinter der Frontscheibe das grüne magische Band als Abstimmanzeige der Signalstärke. Zusammen mit der dezenten Skalenbeleuchtung war das damals top. Alle jungen Pappies staunten und die Rezensenten waren begeistert.

Hinter den Kulissen, also hinter der Frontscheibe, hatte der RT50 etwas eingebaut bekommen, das eine große Hilfe beim Umschalten von UKW auf MW, den anderen zweiten Wellenbereich, war. Es gab da eine mechanische Kupplung, die mit einem großen Drehknopf zwei getrennte Skalenzeiger bediente, mechanisch gekoppelt, mal der eine, mal der andere.
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Über die rote Stereo-Anzeigelampe kann man geteilter Meinung sein, es war aber erst 1963 und die Wettbewerber hatten optisch wesentlich "Gräuseligeres" anzubieten.

Auch das große Schwungrad machte Laune. So konnte man elegant mal schnell die ganze Skala von links nach rechts "rüberhuschen". Der Senderwahlknopf fühlte sich einfach gut an.

Da es noch keine vernünftigen Senderspeicher gab
, war das Anfassgefühl schon sehr wichtig. Solche Fehler machten später sogar renommierte deutsche Firmen wie Braun und verbauten klitzekleine "Knorzel"-Drehknöpfe, die man nur wiederwillig drehen wollte.
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Im Jahr 2012 fällt nur auf, daß Grundig damals eine zweipolige Kaltgerätebuchse verbaute, ähnlich wie Revox in der A77 von 1967, die heute so gut wie niemand mehr benutzt und somit diese Netzkabel rar werden.
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Schlechte Zeiten für Nostalgie-Liebhaber - das Alter .....

Bei den "Überlebenden" tauchen sehr viele Probleme auf. Ein (ebay-) Käufer eines solchen uralten Grundig RT50 fühlte sich schlichtweg betrogen, als er seine "Neu-Errungenschaft" auspackte und erst mal säubern wollte.

Die Röhrensockel von drei Röhren zerbröselten beim Herausziehen der Röhren unter seinen Augen.

Und mit Wasser waschen durften/dürfen Sie die Röhren sowieso nicht
, dann ist der Typen-Aufdruck weg, für immer.

Jetzt rechnen wir 2012 minus 1963, dann kommen wir auf 49 Jahre.
Schaun wir Grufties einfach selbst mal in den Spiegel, kommt schlagartig die Ernüchterung.

Hat solch ein fast 50 Jahre altes Teil mal länger im feuchten Keller verbracht oder bei -10 Grad auf dem Dachboden geschlummert, dann ist vieles einfach kaputt, unwiederbringlich.
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Zink-Druck-Guss und die Feuchtigeit

Bei den uralten Grundig Bandgeräten zerbröseln die Zink-Druckguß Bandteller - beim wirklich nur hauchzarten Berühren - und rieseln wie silberweißes Mehl einfach und ganz langsam vor Ihren Augen runter ins Chassis rein.

Wenn Sie bei solch einem Erlebnis meine - wie hynotisiert verblüfft erstaunten - Augen gesehen hätten, es war ja wie eine richtige Fata Morgana, dann würden Sie stundenlang lachen. Mir jedenfalls war das Lachen erstmal vergangen.
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