Die hochqualitative digitale Ton-Auf- nahmetechnik - aber ohne Magnetband
im Oktober 2019 - Als Vorwort möchte ich hier ganz am Anfang ausführen, daß diese Technik mit der Tonband- und der Magnetbandtechnik (also den Geräten im Magnetbandmuseum und Tonbandmuseum) nur noch sehr sehr wenig gemeinsam hat.
Die Start/Stop- und Umspul- Funktionen bei Aufnahme und Wiedergabe sind nur noch ähnlich zu den alten Bandmaschinen. Der Rest ist komplett anders, eben digital. Um den Vorschuß- lorbeeren der Tonmeister mal auf den Zahn zu fühlen, haben wir recht lange gewartet.
Diese kleinen digitalen Recorder waren vor wenigen Jahren noch im 1.000.- Euro Bereich angesiedelt. Dann kamen die ersten handlichen Recorder - sogar mit zwei Kondensator- oder Electret-Mikrofonen auf den Markt und das um die 500.- Euro.
Der mit mir eng befreundete Mikrofonspezialist aus Karlsruhe Jörg Wuttke (ehemals Schoeps) hatte sich dann in 2017 testweise solch einen Digitalrecorder zugelegt - damals für etwa 269.- Euro. Der gleiche Recorder, jetzt mit einem X hinten dran - kostete im Oktober 2019 gerade mal noch 170.- Euro, ein unglaublicher Preis (-Verfall) für diese Qualität.
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Aus den oben genannten Gründen ein kleiner Einblick
Als versierter Tonbandamateur und später dann als Profi ist mir der Betrieb einer Revox A77/B77 (wir haben mehrere) als auch einer Telefunken M15A Truhe (wir haben eine) geläufig. Als 1984 die CD aufkam, ging das Interesse an diesen Maschinen (oder auch "Boliden" genannt) schlagartig zurück.
Diese neue CD Qualität war umwerfend. In 2018 hatte ich wieder mal erste aktuelle und moderne Qualitätstests mit der Revox A77 (1/2 Spur und 19/38) gemacht, bin dann gleich rüber zur ASC 6002 (ebenfallls 1/2 Spur und 19/38) und war sehr enttäuscht. Die große 8-Spur Tascam schlummert noch in der Reparaturphase.
Auch erste rudimentäre Aufnahme-Tests ebenfalls mit Sinustönen mit den besten 3-Kopf CC-Recordern im ganz oberen Preisbereich waren teilweise erschütternd. Im Vergleich hatten all diese Recorder keine (nicht die geringste) Chance gegen einen SONY DAT Recorder, bei uns 4 Stück vom Typ DTC 55 ES. Von dem obigen DR-40X wollen wir dabei noch gar nicht schwärmen.
Und all diese Magnetbandgeräte geben so nach und nach ihren Geist auf, sie werden mechanisch labil, des Fett verharzt mehr und mehr, teilweise nutzen sich auch die Köpfe ab und das Gerät setzt aus.
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Ein Blick auf die technischen Daten dieses "Handheld"
Wir reden also weder über die 215 Kilo PCM- Maschine mit 48 digitalen Spuren - von Studer, Telefunken oder JVC oder SONY -, auch nicht über die 17 Kilo eines massiven Stereo- DAT Recorders, wir reden hier über ein ca. 280 Gramm schweres (!! leichtes !!) Handheld-Gerät mit 15cm x 7cm x 3,5cm Größe mitsamt 2 erstaunlich hochwertigen Kondensator-Mikrofonen.
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Hatte ich vor Jahren bei meinen ersten Qualitäts-Messungen des fast 30 Jahre alten SONY DAT DTC 55 ES noch geschwärmt, der Frequenzgang sei völlig irre von 20 bis 20.000 ± 0,25dB, so betraf das ja nur die Qualität der nackten Recordermaschine von (analog oder digital) "In" bis (analog oder digital) "Out".
Bei dem Tascam DR-40X werden jetzt inclusive der beiden Mikrofone 20 bis 40kHz +1/-3dB bei einer Sampling-Frequenz von 96 kHz benannt. (Die CD hat 44 kHz.) Der Klirrfaktor von Line "in" bis Line "out" sei unter 0,05% und der Fremdspannungsabstand größer als 92dB. Das sind die in den Prospekt-Daten genannten Werte.
Auch bei hochwertigen Mikrofonen ist aber der Frequenzgang von vielen Faktoren abhängig, darum ist es schwer, das "gerichtsfest" zu spezifizieren. Der Recorderteil kann ganz bestimmt mit viel engeren Toleranzen aufwarten.
Mit einem entsprechenden Speicher-Chip von z.B. 32 GB kann bis über 12 Stunden unkomprimiert mit 96kHz in Stereo aufgenommen werden. Sind externe Kondensatormikrofone von noch feinerer Qualität angeschlossen und müssen diese mit einer 48V Phantomspannung versorgt werden, bleiben immer noch fast 8 Stunden Aufnahmezeit verfügbar. Der Semiprofi kann also mit Hilfe eines zum Beispiel 8-Kanal Mischpultes super Steroaufnahmen in absoluter ! Studio- Stereoqualität abspeichern, mit Sicherheit besser als mit jeder analogen Bandmaschine.
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Der eingebaute DSP kann aber noch viel mehr ....
(DSP steht für "Digitaler Signal Prozessor")
Digitale Aufnahmen kann man per Definition nie über 0dB aussteuern, das knallt. Mit Hilfe der Aussteuerungsanzeigen im LCD-Display - sogar für 4 Kanäle - kann der Einganspegel weit variiert werden, dazu kann ein Limiter und ein Tiefenfilter zugeschaltet werden und noch viel mehr. Selbst richtiger Hall ist mehrstufig für niedrigere Abtastraten schon bei der Aufnahme zuschaltbar.
Mit diesen Hilfen gelingen auch spontane Aufnahmen, bei denen man keine Chance zum vorherigen Üben hatte, wie das im Tonstudio bzw. Aufnahmestudio und im Konzertsaal immer noch Usus ist. Das Handbuch hat daher auch weit über 100 Seiten und der "Tonmensch" muß vorher ganz schön üben.
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Eine briliante Idee für ein Handheld Recorder
Wie oben gesagt, darf man digitale Aufzeichnungen nie übersteuern, das System kann das nicht. Wenn ich aber vorher gar nicht weiß, wie laut die Musiker wirklich spielen und ich auf keinen Fall den Limiter oder Kompressor benutzen will, müßte ich von vorneherein erheblich tiefer aussteuern. Das wiederum könnte mir bei leisen Stellen in der Aufführung - auch bei nominellen 90dB Rauschabstand - Probleme bereiten.
Tascam bietet unter dem Schlagwort "4 Kanal Recorder" die Möglichkeit, 2 Stereo-Aufnahmen gleichzeitig (mit je 2 Kanälen) abzuspeichern und zwar jeweils mit unterschiedlich eingestellter Grund-Verstärkung der Vorverstärker der eingebauten oder externen Mikrofone.
Ich kann also zum Beispiel "Stereo1" mit der ausprobierten Verstärkung einstellen und "Stereo2" mit zum Beispiel um -10dB oder -18dB reduzierten Verstärkung relativ zu "Stereo1" einstellen.
Dann werden auf dem Memory-Chip 2 Wave-Dateien gleichzeitig aufgezeichnet. Ist die erste Datei aus irgend einem Grund irgendwo übersteuert, kann ich die zweite Variante benutzen.
Früher hatte man teilweise 2 große Studiobandmaschinen nebeneinander laufen lassen (müssen).
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Hier noch ein paar Kleinigkeiten eines solchen Recorders
Wer sich noch an das berühmte UHER 4000 Report erinnert (fast 1,5 Millionen Stück wurden gebaut), wer es also semi- professionell eingesetzt hatte - selbst mit den recht guten Beyer Dynamic Mikrofonen - oder auch beim Rundfunk und beim Fernsehen mit einer NAGRA III oder IV arbeiten "mußte", also wer das "durfte", der weiß, wie lange es gedauert hatte, bis diese "Kisten" einsatzbereit (also aufnahmebereit) waren.
Also selbst, wenn das Band bereits aufgelegt war und das Mikro verkabelt war, unter 30 Sekunden war da nichts zu machen.
Das ältere TEAC (Vorläufer-) Modell DR40 (also ohne das X dahinter) wurde sehr gelobt, daß es nach dem Einschalten in bereits 5 Sekunden aufgenommen hatte. Der Nachfolger, also unser neues DR40X ist bereits nach ca. 1 Sekunde aufnahmebereit. Die modernste Chip-Technik macht es möglich.
Das sind natürlich Traumwerte für einen kleinen professionellen Stereo-Recorder. Da kamen auch keine super teuren CC-Recorder aus der Semi-Profi Ecke mit, auch nicht die von SONY, schon gar nicht die Teuren von UHER.
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Weiterhin kann die neue X Version über USB Kabel jetzt auch als PC D/A Wandler in CD Qualität und besser benutzt werden.
Und die Entwicklung der DSPs und der anderen Chips geht ungebremst weiter.
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Nach bitterer Erfahrung, wenn die Akkus trotz langer Ladung plötzlich doch nicht die Laufzeit haben wir geplant, dann gibts hier etwas Handliches für wenig Geld und vor allem absolut stressmindernd.
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