Nach 1980 änderte sich die professionelle Technik rasant
Bisher waren so gut wie alle Studio-Komponenten in der Reihe der Geräte vom Mikrofon bis zum Lautsprecher mit Schwächen "behaftet". Die neue digitale Magnetband- Aufnahmetechnik mit PCM Wandlern und natürlich die neuen DASH Recorder (DASH = Digital Audio Stationary Head) zeigten überzeugend, was man damit für einen Qualitätssprung erreicht hatte.
In ganz wenigen Jahren waren die analogen Bandmaschinen (Bild rechts) überwiegend stillgelegt, außer bei fanatischen Analog- Verfechtern, die dann aber selbst mangels Aufträgen auch wieder "stillgelegt" wurden.
Die nächste Komponente war im Tonstudio der analoge Studio Mischer, der bislang trotz Transistorisierung doch ein zwar leises aber hörbares Rauschen hinzfügte - jedenfalls auf den vielen Mikrofon-Eingängen.
Die ersten professionellen digitalen Ton-Mischpulte waren dann eine weitere Erleuchtung für Toningenieure und Tonmeister. Zumindest an der Quelle im Studio bekam man zu nahezu 100% das wieder aus den Studio-Boxen zu hören, das "vor der Scheibe" in die Mikrofone gesungen und gespielt wurde.
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Wir haben einen digitalen Ton-Mischer gespendet bekommen.
(aus Weiterstadt) Dazu muß man vorher etwas weiter ausholen. Es gibt reine Ton-Mischer für Tonstudios im Rundfunk und in den Schallplatten- studios. Es gibt aber den Ton auch beim Fernsehen und dort muß sich der Ton dem Bild unterordnen. Speziell beim Bildschnitt und beim Senden muß beim Überblenden oder Umschalten des Programms von einer Quelle zur nächsten der Ton mitgeschaltet werden.
Darum sind die Tonmischer für die Fernsehsender und Schnittstudios teilweise etwas aufwendiger als die "nur" Tonmischer der Plattenstudios. Auf der anderen Seite wird auf die Klangbeeinflussung (Klangregelung mit Filtern) von einzelnen Mikrofon- oder Eingangskanälen verzichtet, (wobei viele dieser Schnitt-Mischer gar keine Mikrofoneingänge mehr haben) und man benötigt immer nur so viele Ton-Eingänge, wie der Bildmischer an Bild-Quellen umschalten kann.
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Hauptkriterium beim Fernsehen ist die schnelle Bedienbarkeit
Und es gibt einen wichtigen ergonomischen Unterschied bei der Bedienung. Beim Fernsehen ist es immer etwas hektisch und alles muß - weil ja alles in "Echtzeit" abläuft - sehr schnell gehen. Denn wenn die "SAW" (die Sendeabwicklung) online geht, müsssen sowohl der Bild- und der Toningenieur auf den ersten Blick sehen, was (an Bild und Ton) von wo nach wo geschaltet ist.
Rechts im Bild ist ein zu unserem digitalen Graham-Patten Ton-Mischer korrespondierender (kleiner) digitaler BTS/Philips DD20 Bild-Mischer abgebildet - mit ebenfalls 12 Bild-Eingängen (= Programm-Quellen).
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Kleine Feinheiten beim Fernsehen - kleinste Zeitunterschiede
Bei Live-Fernsehübertragungen und auch bei überspielten Berichten auf Magnetband kann es kleine Zeitunterschiede zwischen Bild und Ton geben, meist ist der Ton etwas "schneller". Dann müsste der zugehörige Ton dieser Quelle etwas verzögert werden, damit das alles wieder lippensynchron paßt. Ein Ton-Mischer aus dem Rundfunk- oder Schallplattenstudio kennt solche Probleme nicht und kann das deshalb auch technisch nicht umsetzen. Diese D-ESAM Mischer haben dafür eine zuschaltbare digitale Verzögerung der einzelnen Eingänge sowie der gesamten Programm-Ausgänge von mehreren "Bild-Frames".
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Unser Graham-Patten D-ESAM 200 ist solch ein Ton-Mischer
Gleich vorweg : "D-ESAM" steht für "Digital Edit Suite Audio Mixer". Das ist die Bezeichnung für die "Edit"-Funktion eines Schnittstudios. Diese Bezeichnung (ESAM) hatte man sich etwa 1985 bei Graham-Patten in Grass Valley ausgedacht. - Man kann also diesen Ton-Mischer ganz normal von Hand bedienen und man kann ihn zusätzlich an den großen Schnitt-Mischer ankoppeln und von dort remote "mit-bedienen" lassen.
So wurden damals zum Beispiel die Magnetbandaschinen, also die Studio-Videorecorder und die anderen internen Programmquellen oder die Leitungen von Außenstudios eines Fernsehsenders vorher im Hauptschaltraum sowohl auf die Bildmischer-Eingänge als auch auf die Tonmischer-Eingänge aufgeschaltet und natürlich ausprobiert. Umgeschaltet wird dann nur noch am Bildmischer und der richtige Ton ist automatisch dabei.
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Und dazu müssen sie die gleiche Sprache sprechen - ESAM II
Der Ingenieur spricht dabei von einem Übertragungsprotokoll, damit der Tonmischer weiß, was der Bildmischer will. Diese Kommunikations-Sprache (das Protokoll) hatte die US-Firma Graham Patten bereits 1985 als "ESAM-Protokoll"entwickelt und als "ESAM II" weiter fortentwickelt und dazu auch die entsprechenden Tonmischer konstruiert und produziert.
Unser D-ESAM 200 Mischer wurde 1995 vorgestellt und ist schon eine recht weit entwickelte Qualitätsstufe.
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Nach diesem Vorwort geht es über zum Ernst des Tages.
Wir schreiben April 2020 und von dem D-ESAM 200 haben wir (zum Glück) eine Installationsanleitung und eine Bedienungs- anleitung. Im Internet ist die Firma Graham-Patten Inc. fast nicht mehr zu finden. Unterlagen gibts dort auch nicht mehr.
Irgendwann in 2004 wurde der kleine "Laden" mit (nur noch) 6 Mitarbeitern zum ersten mal verkauft oder "ge-schluckt".
Und in 2012 wurde die "Abteilung" dann wieder verkauft oder "ver-schluckt" - von einer US-Firma ISIS, die wiederum in 2014 Pleite gemacht hatte. Da kommt noch etwas auf einer eigenen Seite zu den Wirren der amerikanischden "Aufkauf- Zerstückelungs- und Verkauf- Mentalität".
Jedenfalls waren diese kreativen Geister aus dem kleine Ort Grass Valley an der Sierra Nevada am Ende genauso vom Markt verdrängt worden wie die deutsche Fernseh Gmbh/BTS/Philips aus Darmstadt/Weiterstadt. Die Gründe (vermutlich die aufkommende PC-Schnitt-Technik) sind bislang noch nicht weiter recherchiert.
Es gibt also an Unterlagen fast nichts mehr von diesen GPS Geräten aus 1995 außer diesen beiden Handbüchern - zum Glück. Wir müssen uns mühsam durchschlagen und auch einen Teil der Hardware reverse dokumentieren. Das externe Netzteil warf bei uns einige Fragen auf.
In unserem Gerät sind zwei ganz spezielle Option-Boards mit je 4 Analog- und 4 Digital- Eingängen enthalten. Eine bessere Beschreibung, was der Mischer alles kann, wäre zwar im Prinzip der Prospekt. Doch im Install-Guide steht es dann doch ganz gut beschrieben.
(Inzwischen haben wir auch einen Flyer vom Modell 230 gefunden)
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