Das Canton Ergo Aktiv Service Manual :
Hier der grafisch überarbeitete Schaltplan, bei dem unterbrochene Linien nachgezeichnet wurden sowie die drei Endstufen eingerahmt wurden, so gut es ging. Das ist alles nicht perfekt, die Entwickler hatten sich (mit der Doku) scheinbar keine so große Mühe gamacht.
Dieser Aktivlautsprecher ist eine von wenigen Ausnahmen, darum gibt es hier überhaupt die Service Informationen.
Eigentlich wollten wir keine Schaltpläne veröffentlichen, doch diesen hier findet man nirgendwo. Es ist absolut selten.
Klicken sie einfach auf das Bild und speichern sie das große Bild dann auf Ihrem PC ab. Dort können Sie es mit fast jedem Programm auf A4 oder A3 ausdrucken.
Allgemeines zur Schaltungstechnik (das ist die Hersteller- information) (Anmerkung: Es ist ein Text aus 1980.)
Die Lautsprechereinheit „Ergo" stellt ein vollaktives-dynamisches Dreiwegsystem dar. Jede Einheit ist für sich geschlossen und nur für die Wiedergabe eines Stereokanals, wahlweise schaltbar des rechten und linken Kanals verantwortlich. Außer der elektronischen Filterschaltung und der Fehlerkorrekturschaltung im Baßbereich besitzt jedes einzelne der drei Systeme eine eigene aufwendige elektronische Filterschaltung (elektr. Weiche) zur Trennung der Frequenzbereiche und jeweils eine eigene moderne integrierte Leistungsendstufe.
Zur Bedienungserleichterung dient ebenfalls eine Netzeinschaltautomatik. Da bei der Lautsprechereinheit „Ergo" auch im Baßbereich jeder Stereo-Kanal eine eigene Leistungsendstufe hat, außerdem pro Kanal der Frequenzbereich Mittelton und der Frequenzbereich Hochton je eine eigene Leistungsendstufe besitzt, vermittelt die „Ergo" nicht nur ein ausgewogenes, perfektes Klangbild, sondern verfügt außerdem über eine sehr hohe Leistungsreserve. Die gesamte Elektronik, die für einen Stereo-Kanal erforderlich ist, befindet sich unauffällig im rückwärtigen Teil des Lautsprechergehäuses.
Eine grüne LED zeigt den Betriebszustand (der Elektronik) an. Die geringe erforderliche Eingangsspannung für die sehr hohe zur Verfügung stehende Leistung macht die bei passiven Lautsprechern sonst notwendige Endstufe überflüssig, es genügt lediglich ein Vorverstärker zur Ansteuerung.
Schaltungsbeschreibung der Baugruppen
NF-Vorverstärker:
Das NF-Signal (per Drucktaste frei wählbar rechter oder linker Kanal) gelangt von der Eingangsbuchse kommend zunächst auf die Eingänge der beiden zweistufigen Vorverstärker. Die Vorverstärker sind diskret aufgebaut. Zur Stabilisierung gegenüber Temperaturschwankungen und Exemplarstreuungen dienen jeweils zwei Gleichstromgegenkopplungen: vom Emitter der zweiten zur Basis der ersten Stufe und vom Kollektor der zweiten zum Emitter der ersten Stufe. Der Ausgang des einen Vorverstärkers führt weiter zum aktiven Filter der Mitteltonendstufe, der Ausgang des zweiten Vorverstärker zum aktiven Filter der Hochtonendstufe.
Dem Ausgang des zweiten Vorverstärkers folgt ein einstufiger Verstärker für das Baß-Signal. Diese Stufe dient zur Pegelanpassung und zur Phasenkorrektur. Der Anschluß des zur Arbeitspunkteinstellung dienenden Basisvorwiderstandes am Kollektor bewirkt eine Gleich- und Wechselkopplung, die den Einfluß der Exemplarstreuung und der Temperatur auf den Arbeitspunkt genügend klein hält. Die zusätzliche Gegenkopplung über den Emitterwiderstand vermindert die Spannungsverstärkung auf den entsprechend notwendigen Wert. Vom Ausgang dieser Stufe gelangt das Signal über den von außen zugänglichen Baßpegelsteller zum Filter der Baß-Endstufe und außerdem zum Eingang der
Einschaltautomatik.
Anmerkung vom Autor eingefügt:
Der dicke Netztrafo liefert vermutlich etwa 150 Watt für die drei Endverstärker, mindestens liefert er bestimmt 120 Watt. An den beiden dicken Kondensatoren liegen bei 230V Netzspannung inzwischen +40V und -40V an. Das ist deutlich mehr als in den Specs der Hybridverstärker vorgegeben ist. Durch die symmetrische Versorgungsspannung können die Chassis direkt angekoppelt werden im Gegensatz zur veralteten Braun LV 720, bei der alle 4 Chassis noch über Koppelkondensatoren angeschaltet werden.
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Aktives Filter Hochtonkanal:
Das aktive Filter für den Hochtonkanal ist ebenfalls mit zwei integrierten Operationsverstärkern aufgebaut. Hier handelt es sich um eine Kaskadenschaltung eines Bandpaßfilters. Die Filter besitzen ebenfalls jeweils eine zweifache Gegenkopplung.
Aktives Filter Mitteltonkanal:
Zur Trennung des Frequenzbereiches dient ein aktives Filter, welches mit zwei integrierten Operationsverstärkern aufgebaut ist. Es handelt sich um eine KasKadenschaltung zweier Bandpaßfilter. Die Kombination der zwei Bandpaßfilter mit von einander verschiedenen Mittelfrequenzen ergibt die notwendige Durchlaßkurve für den Mitteltonkanal. Jedes Filter besitzt eine Zweifache-Gegenkopplung.
Die Hochton-Endstufe:
Die Hochtonendstufe ist identisch aufgebaut und bekommt entsprechend der Funktion das NF-Signal vom aktiven Filter des Hochtonkanals.
Die Mittelton-Endstufe:
Vom Ausgang des aktiven Filters gelangt nun das, entsprechend der Durchlaßkurve, gefilterte Signal auf den Eingang des hybriden Endverstärkers. Der verwendete hybride Endverstärker zeichnet sich durch minimale Verzerrungen und größtmögliche thermische Stabilität aus. Der Hybrid enthält neben zwei Darlington-Endtransistoren ein keramisches Dünnfilmsubstrat, auf das die übrigen internen Komponenten aufgebracht sind. Der Verstärker (Hybrid) wird symmetrisch gespeist, so daß der Lautsprecher ohne Elko an den Ausgang angeschlossen wird. Die Endstufe ist kurzschlußfest und gegen thermische Überlastung geschützt.
Anmerkung:
Zu den drei verwendeten Hybridverstärkern mit dem Aufdruck OM 961 fehlt zur Zeit fast jede Information über die genaue Type und den inneren Aufbau sowie die aktuelle Verfügbarkeit. Alle 3 Hybridmodule sollen vom gleichen Typ sein. Der einzige Hinweis von Canton ist die nominelle Dauerleistung von 70 Watt.
Nachtrag vom April 2011:
Der Hybridbaustein OM961 wurde etwa um 1979 von Philips/Valvo vertrieben und/oder produziert. Das Daten- blatt liegt inzwischen vor. Innen drinnen sind angeblich Leistungstransistoren von Philips BDT64B und BDT65B in TO220 Gehäuse zu sehen. Alle anderen Transistoren Bauteile sind auf die Platine aufgeklebt. Die Leistung war mit max. 60 Watt Sinus bei 4 und bei 8 Ohm je nach angelegter Versorgungsspannung spezifiziert. Von 70 oder 75 Watt Sinus ist da nie die Rede. Nur das leistungstärkere Modul Philips OM991 war dann bis zu 120 Watt spezifiziert.
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Die Baß-Endstufe:
Vom Baß-Pegelsteller führt das Signal zunächst über einen einfachen R-C-Tiefpaß auf den nicht invertierenden Eingang des ersten zum Baß-Filter gehörenden Operationsverstärkers. Die zur Frequenzgangkorrektur notwendigen Filter sind mit drei integrierten Operationsverstärkern aufgebaut. Die Gesamtanordnung entspricht in ihrer Funktion einem Equalizer. Insgesamt sind in dieser Filteranordnung, die zum Teil in Gyratortechnik aufgebaut ist, drei aktive Filterschaltungen realisiert und zwar ein Tiefpaß, ein Bandpaß und eine Bandsperre, die in der Summe die notwendige Korrektur ergeben. Im Anschluß an die Filteranordnung gelangt das Signal auf den Eingang eines weiteren Operationsverstärkers.
Zum Eingang dieses OP's gelangt außerdem die vom Fußpunktwiderstand des Lautsprechers kommende zur Fehlerkorrektur notwendige Spannung, welche sich phasenrichtig mit der Eingangsspannung addiert. Die Fehlerkorrektur beruht auf der Rückführung einer dem Antriebsspulenstrom proportionalen Spannung, welche über einen im Fußpunkt des Lautsprechers liegenden niederohmigen Widerstand ( Anmerkung: 0,3 Ohm) abfällt.
Physikalische Grundlage
Betrachtet man den Lautsprecher für sich alleine, so kann man ihn vereinfacht als eine Art Spannungsteiler auffassen. Die mechanischen Größen wie Masse, Dämpfung, Federkonstante etc. sind hierbei zum besseren Verständis in anale elektrische Größen „übersetzt" und zusammengefaßt.
Zwischen den Anschlußklemmen des Lautsprechers liegen zwei Impedanzen: die statische Impedanz Zs und die dynamische Impedanz Zd. Die abgestrahlte Schallwelle verhält sich dabei wie die dynamische Impedanz Zd. Da beide Impedanzen frequenzabhängig sind, ist auch der Zusammenhang zwischen der Spannung über den Lautsprecherklemmen und der Spannung über Zd, und damit auch die Amplitude der abgestrahlten Schallwelle frequenzabhängig.
Liegt nun in Serie mit der Impedanz Zs eine negative Impedanz Zs, dann ist die Summe beider Impedanzen gleich Null, so daß die Spannung über Zd (und damit die Schallwelle) proportional der Spannung über den Anschlußklemmen ist. Durch die in der Schaltung angewandten Mitkopplung erhält der Verstärker diese negative Ausgangsimpedanz. Die mechanischen Parameter des Lautsprechers werden durch die Impedanz des Verstärkers der Art beeinflußt, daß unerwünschte Eigenschaften zum größten Teil kompensiert werden. Da im kompensierten System die scheinbare Belastung des Verstärkers annähernd gleich der dynamischen Impedanz des Lautsprechers ist, werden an den Verstärker in bezug auf Stabilität hohe Anforderungen gestellt. Die hier verwendete Hybrid-Lei-stungsendstufe erfüllt diese Bedingungen. Es handelt sich hier ebenfalls wie bei den Mittel-Hochtonendstufen um einen Hybrid-Leistungsverstärker in Dünnfilmtechnik mit symmetrischer Speisung.
Einschaltautomatik:
Vom Vorverstärker kommend gelangt das Eingangssignal über einen einfachen R-C-Hochpaß auf den Eingang eines Operationsverstärkers, welcher das Signal in hohem Maß verstärkt. Das verstärkte Signal wird gleichgerichtet und lädt einen Elko auf. Die Ladezeitkonstante ist so gewählt, daß die Einschaltung kaum merklich verzögert erfolgt. Einschaltgeräusche (Knacks, Knall etc.) werden somit teilweise unterdrückt. Die Entladezeit ist so bemessen, daß längere Pausen überbrückt werden. Sie beträgt ca. 3 Min. Die Automatik kann mit einem Schalter auf Wunsch überbrückt werden.
Der zweite Operationsverstärker ist als Komperator (Vergleicher) geschaltet. Er vergleicht die Spannung am Elko mit der Spannung am invertierenden Eingang, welche durch den Spannungsteiler bestimmt wird. Ist die Spannung am Elko größer als die Vergleichsspannung, so ändert der Ausgang des Operationsverstärkers seinen Wert sprunghaft. Der dem Ausgang direkt folgende Transistor wird durchgesteuert und das Netzrelais zieht an. Dadurch wird der Haupttransformator eingeschaltet.
Außerdem wird mit einer kleinen Verzögerungszeit ein weiterer Transistor aurchgeschaltet, der die Relais zur Lautsprechereinschaltung (Anmerkung: für alle 3 Verstärker!) zum Anzug bringt. Eine in Reihe mit dem Netzrelais liegende LED zeigt den Betriebszustand an. Steht länger als 3 Min. kein NF-Signal am Eingang zur Verfügung, sinkt die Spannung am Elko unter den Wert der Vergleichsspannung am Komperator, so verlauft der Vorgang umgekehrt; d. h. die Relais fallen ab, das Gerät wird abgeschaltet. Die Einschaltautomatik wird von einem eigenen Netzteil versorgt. Dieses liefert auch die Betriebsspannung für die Vorverstärker. Ein auf dem Chassis montierter thermischer Schalter dient zur Temperaturüberwachung und schaltet im Überhitzungsfall (Störungsfall) den Haupttransformator aus.
Die Stückliste
3818 Gehäuse Eiche mit Fuß
3832 Gehäuse schwarz mit Fuß
3822 Chassis TL 260
3823 Chassis ML 120 (diese Nummer stimmt)
(125mm Aussendurchmesser, 4 Ohm, keine Kalotte !!)
3824 Chassis HL 20 (diese Nummer stimmt)
3835 Gitter TT schwarz
3820 Gitter TT braun-metallic
3836 Gitter MT/HT schwarz
3821 Gitter MT/HT braun-metallic
3781 Hochtonschutz
3828 Verstärker komplett
3860 Karton (Transport-Verpackung)
3819 Styroporschalen (Transport-Verpackung)
3872 Kabel Adap., 1 Cinchbuchse, 1 Lautsprecher
3531 Kabel 5m abgesch. je 1 Cinch-stecker
3532 Kabel Adap. 5-polig, DIN 2xCinchbuchse
3865 Netzkabel
3995 Transformator K 9165-1 (der dicke Trafo)
3973 Netzteil
1032 EndstufeTT - vermutlich die Platine mit Hybridmodul
1033 Endstufe MT - vermutlich die Platine mit Hybridmodul
1034 Endstufe HT - vermutlich die Platine mit Hybridmodul
3933 Einschaltverstärker
1035 NF-Vorverstärker
1037 NF-Buchsenplatte
3939 Thermoschalter
Anmerkung:
Die Stückliste ist sehr "rudimentär"
Damit kann ein Aussenstehender im Servicefalle so gut wie nichts anfangen.
Die Technische Daten
Elektrisches Prinzip: Aktiv geregeltes Drei-Weg-System
Langhub-Tiefton-System: 250mm, (2x), Konus-Mittelton-System: 125mm, Kalotten-Hochton-System: 20mm
Elektrischer Anschluß: DIN und CINCH (RCA) Buchsen
Gewicht ohne/mit Verpackung: 32,9/ 36,5kg
Abmessungen (BxHxT): mit Sockel 38x99x38cm
Aufsteil-Möglichkeit: Beliebig im Raum
Empfohlene Verstärker-Leistung: Alle handelsüblichen Vorverstärker oder End-Verstärker
Empfohlene Raumgröße: 30...80m2
Impedanz: Anschluß an Verstärker von 0,1...10000 Ohm
Sinus-Leistung des Baß-, Mittel- und Hochton-Verstärkers: je 75W
Musik-Leistung des Baß-, Mittel- und Hochton-Verstärkers: je 100W
Übertragungs-Bereich: 20...30.000 Hertz
Resonanz-Frequenz: Nicht meßbar, da aktiv geregelt
Übergangs-Frequenz: 300/2200 Hertz
Flankensteilheit: 9/15 und 12/18 dB/ Oktave
Klirrgrad für 75 Watt (100/1 k/2,5kHz): unter 0,05%, typ. 0,03%
Fremdspannungs-Abstand, bezogen auf 75 Watt Verstärkerleistung:
Tiefton über 80 dB, typ. 85 dB,
Mittelton über 90 dB, typ. 95 dB,
Hochton über 90 dB, typ. 95 dB
Eingänge: 400 mV/25 kOhm, 4 Volt/ 1 kOhm
Einschalt-Schwelle: 0,35 mV/25 kOhm und 3,5 mV/1 kOhm
Ausschalt-Verzögerung: 3 Min. plus/ minus 1 Min.
Baß-Steller: +3 dB, -5 dB
Betriebsleistung: Entfällt, da aktiv
Zimmerlautstärke: Entfällt, da aktiv
Abstrahl-Winkel bei 12.500 Hz: über 125°
Akustisches Prinzip: Geschlossenes, akustisch gedämpftes Gehäuse
Anmerkung:
Es fehlt eine Prüfanleitung
Braun macht es mit der LV720 vor, wie das geht. Bei definiertem Eingangspegel werden genau die Pegel angegeben, die am Ausgang der Frequenzweiche anliegen müssen sowie die Ausgangspegel am Ausgang zu den Chassis. Damit kann man etwas anfangen und die Dreikanal- Endstufen nach einer Reparatur überprüfen.
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