Sie sind hier : Startseite →  Hifi Wissen und Technik→  (3) Bauteile / Komponenten→  Alte Netzschalter heute

Nostalgische Geräte kennen es - das Spratzeln und Zischen ...

Sie schalten ihr Lieblingsgerät ein und es macht ganz leise "Pittchhhhhh", raschelt noch einen Moment, die Lämpchen oder Birnchen flackern kurz und dann gehts los, also - erst dann - gehts los. Wenn Sie etwas lauter drehen, wird die Musik so komisch, das war doch noch nie. All die Jahre hatte es wunderbar funktioniert.

Doch auch Ihr Gerät war nie für eine Lebensdauer von 40 Jahren ausgelegt, schon gar nicht in der Consumer-Klasse.

Hier kommen jetzt mehrere Beispiele, was da drinnen abgeht - in dem kleinen aber sehr wichtigen Netzschalter.

Ein Netzschalter im SABA 9140

Dieser Netzschalter muß
Trafo und Kondensatoren
sein Leben lang schalten
bis er gestorben ist
völlig verbrotzelt

Der SABA Receiver gehörte zu den Luxusgeräten seiner Zeit. Und er sah nicht nur gut aus, damals jedenfalls, er war auch technisch auf der Höhe der Zeit - mit Bezug auf seine hörbaren Audio Qualitäten.

Schaut man da drinnen mal rein, fallen mehrere Schwächen auf, die aber hier nicht gezeigt werden, sondern auf der 9140 Seite. Hier interessiert nur der Netzschalter, der das Gerät nicht mehr einschalten wollte bzw. konnte.
.

Was bedeutet es, einen Trafo ein- oder auszuschalten

Das Einschalten und das Ausschalten sind schon mal zwei ziemlich verschiedene Vorgänge. Beim Einschalten wird eine meist recht große Induktivität" in Betrieb genommen". An einem Trafo eines Verstärkers hängt fast immer ein Gleichrichter mit einem oder zwei dicken Kondensatoren hinten dran. Diese Kondensatoren dienen als elektrischer Speicher und sie sind anfänglich erstmal leer (nach wenigen Tagen sind sie ganz ganz leer).

Und wenn dann eine Spannung - also meist die Versorgungsspannung - angelegt würde, würden sie gefüllt - und zwar sofort mit voller Kraft. Und das wirkt für den Transformator anfänglich fast wie ein Kurzschluß. Ergebnis : es fließt ein sehr hoher Anfangsstrom, erheblich höher als der Dauerstrom später z.B. bei seiner Verstärker-Nennlast.
.
Der Netzschalter muß also einen kräftigen bestimmt 10fachen Stromstoß verkraften. Doch das bereits tut ihm schon weh. Bei ganz dicken (und hochwertigen) Endstufen wird daher ein 5 Ohm Hochlastwiderstand vor diesem Trafo angeordnet, der nach ca. 2 Sekunden einfach mit einem ebenso hochwertigen Hochstrom-Relais überbrückt wird (siehe die BOSE 1800 Endstufe). So bremst man diesen Einschaltstrom auf erträgliche Größenordnungen ab. Bei Consumergeräten muß der Kontakt im Netzschalter das eben aushalten, - bis er schwarz wird (vor Ärger oder Verdruß). Das Einschalten erzeugt also den "Strom-"Funken.
.

Jetzt zum "Ausschalten .....

Ist das Gerät jetzt einge Stunden an, also hat das Gerät jetzt einige Zeit gelaufen, sind der oder die Kondensatoren aufgeladen und alles scheint ok zu sein.

Jetzt schalten Sie den Verstärker aus, also sie trennen damit den Trafo vom Netz und erzeugen damit (wieder) einen kleinen Hochspannungsfunken. Die Rest-Energie im Trafo entlädt sich über eine Funkenstrecke.

Die elektrotechnischen Grundlagen sind recht kompliziert, darum so einfach wie es geht : Dieser Abschaltfunken lädiert die Oberfläche der Kontakte ebenfalls - und je dicker der Trafo, desto energiereicher dieser letzte Funken.

Der Ingenieur schlägt diesem Phänomen ein Schnippchen, indem er einen Funkenlöschkondensator über die Kontakte des Netzschalters lötet. (Ein Beispiel ist die Revox B77 Bandmaschine, bei der sich dieser wichitige Kondensator nach 40 Jahren leider in beißendem weißen Qualm auflöst.) Der muß nämlich sehr hohe Spannungen verkraften und ist daher nicht billig - und wird damit auch meist eingespart. Das Ergebnis sehen Sie rechts auf den Bildern. Der Schalter ist irgendwann hin.
.

Einblick in einen SONY CDP 557 ES:

"Edel geht die Welt zugrunde" ...

Selbst in teuersten SONY CD Playern aus der Anfangszeit der CD, als noch richtig edel konstruiert und auch edel und extrem solide gebaut wurde, gab es diese "Sollbruchstellen". Doch brechen sollten die gar nicht, schon gar nicht nach so "kurzer" !! Zeit von 25 !! Jahren.

Schaun Sie mal rein in den SONY CDP 557 ES für damals etwa 3.500.- DM. Das war alles aber nur edel.

Zwei voll gekapselte Trafos versorgen analoge und digitale Spannungsversorgungen. Eigentlich werden nur kleine Leistungen benötigt, vielleicht noch etwas Reserve, aber bei weitem nicht so viel wie in einem Leistungsverstärker.

Und dennoch ist er hin, der Schalter

Es sieht von außen recht unscheinbar aus, doch innen sind die Kontakte auch bereits verbrotzelt.


Der Schalter ist mit 10A bei 110V spezifiziert, er sollte also diese kleinen Ströme aushalten können. Auch sind spezielle Kondensatoren auf der Schalterplatine, dennoch hat es nicht funktioniert, er ist hinüber.

Beim Einschalten spratzelt der Schalter für mehrere !!! Sekunden, ehe sich das alles stabilisiert. Zur Zeit habe ich ihn überbrückt, damit der CD Player überhaupt noch funktioniert.

.

- Werbung Dezent -
Zurück zur Startseite © 2007/2024 - Deutsches Hifi-Museum - Copyright by Dipl.-Ing. Gert Redlich Filzbaden - DSGVO - Privatsphäre - Zum Telefon der Redaktion - Zum Flohmarkt
Bitte einfach nur lächeln: Diese Seiten sind garantiert RDE / IPW zertifiziert und für Leser von 5 bis 108 Jahren freigegeben - Tag und Nacht und kostenlos natürlich.

Privatsphäre : Auf unseren Seiten werden keine Informationen an google, twitter, facebook oder andere US-Konzerne weitergegeben.