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Ein Artikel aus MUSIKER / music news Nr. 52/1980

Wolfgang Hasselbach, - Chefentwickler bei BRAUN - hatte sie alle aufgehoben, die Presse- berichte oder Artikel - manche seriös, manche überzogen, manche als versteckte Werbung - über die konkurrierenden Lautsprecher mit Weltgeltung.
Dieser Artikel ist ihm erst 1983 in die Finger gekommen, ganz scher auf einer BOSE Show. Beim Lesen erkennt man schnell, der Autor dieses Artikels war ganz begeistert von diesen Bühnenboxen. Und der Autor Redlich kannte diese Boxen als damaliger BOSE Profi Händler in 1974 - im Diskothenbau.

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Die Edisons (Artikel aus 1980 erhalten im Dez. 1983)

Frau Edison betrachtete mit Sorge das abgespannte Gesicht ihres Gatten. „Du arbeitest entschieden zuviel, mein Lieber. Mach' endlich einmal eine Pause, Tom! Laß' einfach alles liegen und tu' doch mal, was Dir am meisten Spaß macht."

Thomas Edison sah seine Frau nachdenklich an. „Du hast Recht", sagte er, „Das sollte ich wirklich tun" - und ging zurück in sein Laboratorium.
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Der Drang, Perfektes zu schaffen

Der Drang, Perfektes zu schaffen, hat seit jeher einen bestimmten Menschenschlag befallen. Getrieben von einer inneren Unruhe, suchten und fanden sie andere Wege, andere Lösungen, die Technik und Kultur ganz entscheidend geprägt haben. Und die untrennbar mit ihren Namen verbunden sind.

Ein Stradivari, ein Vincent van Gogh, ein Einstein schrieben Geschichte. Doch auch in der heutigen Musikszene gibt es Namen, die gleichermaßen den Träger und sein Instrument in sich vereinen. Denken wir nur an Hammond oder Les Paul.
Und auch die professionellen Bose-Lautsprecher tragen den Namen ihres Entwicklers - Prof. Amar  Bose.

Der Anfang

Wie so oft, stand auch hier am Anfang erst einmal der totale Frust. Weil Mitte der 1960-iger Jahre der Besitz einer HiFi-Anlage zu den Statussymbolen eines jungen Amerikaners in den Staaten zählte, beschloß auch Amar Bose, in den Kreis der Erlauchten einzusteigen.

Als Informationstheoretiker natürlich dem Meßbaren verfallen, wählte er die einzelnen Bausteine seiner Anlage streng nach Daten und Meßkurven aus, schleppte seine Errungenschaft stolz nach Hause, hängte sich ans Telefon und lud jede Menge Freunde und Bekannte zur Premiere ein.

Doch schon nach den ersten Tönen verwandelte sich sein Besitzerstolz in herbe Enttäuschung. Was da an Sound auf seine Ohren traf, hatte mit Klangtreue wohl sehr wenig gemein. Besonders bei den Streichern traf es ihn in tiefster Seele.

Denn als engagierter Geigenspieler konnte er wohl zwischen
Lautsprecherplärren und Originalklang unterscheiden. Amar Bose war nur heilfroh, daß die Ohren seiner Gäste weniger geschult waren. Für die war es der reinste Ohrenschmaus.

Bose ging es jedoch ganz entschieden gegen den Strich, daß er so geleimt wurde. Voll Zorn beschloß er, es den Scharlatanen zu zeigen. Und wie Wissenschaftler nun 'mal sind - auch amerikanische - ging er die Sache gründlich und methodisch an.
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Prof. Bose lehrte am MIT

Zur Hilfe kam ihm das M.I.T. (Mass. Institute of Ttechnology), die wohl führende technische Hochschule Amerikas, und die NASA. Wohlwissend (de NASA), daß an diesem Institut die besten Eierköpfe saßen, rüstete sie die Forscher mit einem für damalige Zeit wahren Wahnsinnscomputer aus, um ihre ehrgeizigen Raumfahrtprogramme zu verwirklichen.

Man ging sogar so weit, die Schlafräume der Wissenschaftler und Studenten mit einem Terminal auszustatten, damit sie jederzeit Zugriff zum Computer hatten. Weil aber nachts auch die meisten Studenten ihre wohlverdiente Ruhe haben wollten, kochte auch die EDV nur auf Sparflamme.

Genau das nutzte Prof. Bose weidlich aus. Er fütterte also nachts die Denkmaschinen mit Daten und Meßreihen, die er tagsüber gemeinsam mit seinen Studenten ermittelte. Jahre voller Rückschläge und minimaler Teilerfolge sollte es noch dauern, bis er seinen ersten Lautsprecher präsentierte, bei dem die Fachwelt in Ekstase geriet: der Bose 901.
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Der Bose 800 Bühnen-Lautsprecher

Auch Musiker sahen hierin eine bahnbrechende Entwicklung. Die Topgruppe „The Birds" bat schon bald darauf Prof. Bose, einen ähnlichen (Anmerkung : Bühnen-) Lautsprecher mit diesem bestechend klaren Klangbild für ihre Zwecke zu entwickeln: Einen Cadillac im Volkswagenformat.

Das Resultat war der Bose 800, und er stand in völligem Widerspruch zu allem anderen. Ein Lautsprecher mit den Maßen einer Bierkiste sollte den großen Trümmern Paroli bieten können?

Als die Birds dann mit ihren neuen Bose-Lautsprechern ihr erstes Konzert bestritten, fragte der Veranstalter beim Ausladen recht unwirsch, wo sie ihre Baßlautsprecher gelassen hätten. Beim Sound-Check soll es ihn dann wie ein Faustschlag in den Magen getroffen haben.
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Tatsächlich aber war die kompakte Kleinheit am Anfang eher ein Hindernis. Die meisten Musiker, neugierig durch die Presseberichte, trauten dem 800 solche Talente nicht zu. Nur sehr zögernd ließen sie sich für eine Probe überreden.

Wer damals voraussagte, Peter Alexander würde für seine Show in der Dortmunder Westfalenhalle mit einem VW-Bus vorfahren, der das gesamte P.A.- Equipment enthält, bei dem mußte wohl eine Schraube locker sein. Der Hallenmeister hielt denn auch vergeblich nach dem LKW Ausschau.
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Aus Zweifel wurde bald Überzeugung

Aus dem Zweifel wurde bald Überzeugung. James Last, Klaus Doldinger, Billy Cobham, um nur einige Namen zu nennen, gingen mit dem 800 auf Tournee. Die Veranstalter des Moers-Jazz-Festivals und des North-Sea-Festivals folgten. Der 800 wurde zum Sammelbegriff für gelungene Entertainertourneen.

1976 wurde man auch in in der Festspielstadt Montreux hellhörig, in der man sich seit jeher mit akustischen Problemen herumschlug. Das soundkranke Casino wurde geheilt. Die Dauerinstallation indessen scheiterte an der gradlinigen Politik von Bose, da man nicht bereit war, die Anlage zu verschenken. Da winkten die Verantwortlichen dann" enttäuscht ab.

Für diese sonst leider in der Branche nicht eben seltene (Marketing-) Methode zahlt jedoch letztlich der kleine Musiker mit einem Preisaufschlag für diese großzügigen "Geschenke".
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Der Weg zum Welterfolg

Es ist für Außenstehende heute ein Phänomen, wie aus dem "Kellerunternehmen" Bose eine weltweite Corporation wurde. Der Grund liegt genau in dem Forschergeist von Edison und Kollegen. Wissenschaftlich abgesicherte Forschung, ausgeklügelte Testmethoden, andere, bessere Fertigungstechniken, gepaart mit Begeisterung und Forschergeist, führen zwangsläufig zum Erfolg.

Der BOSE 1800 - ein wenig übertriebene Eigenwerbung

Genau das stellte Bose vor ein anderes Problem. Ihr hochpräziser Lautsprecher machte die Schwächen der damaligen (1973er) Verstärker sichtbar, die durch die Bank etwas schwach auf der Brust wahren. Wohl oder übel gingen die Ingenieure daran, eine eigene Endstufe zu entwickeln: Der Endverstärker Bose 1800. Ein neuer Standard für Leistung, Klangreinheit, Betriebssicherheit und Servicefreundlichkeit war geschaffen.

Nicht nur letzteres ist auch heute noch einmalig. Welcher anderer Amp läßt sich nur mit einem Kreuzschlitz- Schraubenzieher auf der Bühne reparieren? Denn, wenn ein Kanal seinen Geist aufgibt - und das kommt selbst in den besten Familien mal vor - , kann in 3 Minuten das Konzert weitergehen.

Beim Saarländischen Rundfunk verwechselte ein Techniker 220 mit 380 Volt. Trotzdem überlebten von 6 Verstärkern 4. Und auch die defekten beiden Lazarettkandidaten wurden in 10 Minuten geheilt. Dank eines einzigartigen Platinensystems, Wärmekoppler, gedankenschneller Schutzschaltungen und eines großzügig dimensionierten Netzteils.
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Die Suche nach noch besseren Lösungen

Die hochgesteckten Entwicklungsziele wurden erreicht: Geräte zu bauen, die in der Summe ihrer Möglichkeiten neue Standards für die musikalische Produktion setzten.

So gesehen hätte bei den Ingenieuren eitel Sonnenschein herrschen müssen. Doch wie jeder echte Forscher, jeder kreative Musiker, stellten sie das Geschaffene schon bald in Frage. Geplagt von Selbstzweifeln grübelten sie nach noch besseren Lösungen.

Wovon sie, im Herzen nicht nur Ingenieure, sondern auch Musiker träumten, war etwas Neues. Neu in Präzision, Genauigkeit und Anwendung.

Doch wo sollten sie ansetzen, um den 800 zu übertreffen? An 8 Breitbandsystemen und der Verwendung eines aktiven Equalizers führte kein Weg vorbei. Wie jedoch den Wirkungsgrad so erhöhen, daß er nahezu dem Baßhorn gleichkommt? Mit der Impulstreue einer geschlossenen Box? Ohne die Verfärbungen eines Baßreflexsystems? Und - das Hauptproblem jeder Entwicklung: klingt neue Ingenieurstechnik auch wirklich besser?

Denn ein guter Lautsprecher kennt keine Einsatzgrenzen. Ihm ist es egal, mit welchen Signalen man ihn füttert. Ob von einer Pikkoloflöte oder von einem Preßlufthammer. Was zählt, ist Klangneutralität.
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Der Bose 802

Dieses Ziel wurde zweifellos erreicht. Der Bose 802 ist ein System, bei dem alles nahtlos ineinandergreift. Antriebssystem, reaktive Luftsäulen, aktiver Equalizer und Gehäuse sind eine Einheit.

Schon am Gehäuse ist zu erkennen, daß hier alles bedacht wurde. Trotz eines Höchstmaßes an Kompaktheit kommt man ohne Fingerakrobatik aus. Ein durchdachtes Nut-Feder-System zum Aufeinanderstapeln. Versenkte Griffe. Alle Zubehörteile übersichtlich im Deckel befestigt. Versenktes Steckfeld, das auch bei Sturz nicht beschädigt werden kann. Sogar daran wurde gedacht: Sollten durch dumme Gewaltanwendung die Gehäuseverschlüsse beschädigt werden, lassen sich diese ohne Werkzeug schnell und einfach von Hand austauschen. Ohne Nieten aufzubohren oder ähnliche Kunstgriffe.

Die Probe aufs Exempel machte unfreiwillig eine Gruppe aus Bayern. In Zeitdruck, vergaßen sie,die Seitentür ihres VW-Busses zu schließen. In der nächsten Kurve flogen bei Tempo 60 die 4 nagelneuen Boxen auf die Straße. Doch geschockt wurde nur der Adrenalinhaushalt. Der Check beim Händler ergab: negativ, kein Befund.
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Die neuen Gehäuse im Hochdruck- Spritzgußverfahren

Die Vorteile eines Gehäuses, das im Hochdruck-Spritzgußverfahren in einem einzigen Arbeitsgang gefertigt wird, zeigen sich aber nicht nur in der Festigkeit. Es sind auch Fertigungstoleranzen möglich, an die selbst Modell-Schreinermeister nicht mal im Traum zu denken wagen.

Das Gleiche gilt für die 8 Antriebssysteme des 802. Die Driver arbeiten mit einer Helical-Schwingspule aus hochkantgewickeltem Aluminiumflachdraht, der in einer Lage auf den Spulenkörper gewickelt wird. Genauigkeit: 0,001 mm.

Diese einzigartige Schwingspulentechnik ist mitentscheidend für den hohen Wirkungsgrad und die enorme Belastbarkeit. In der Fertigungskontrolle wird jede einzelne Spule (Impedanz nur 0,9 Ohm!) einem Schocktest von 4000 Watt unterworfen. Viertausend Watt. Die Belastbarkeit des gesamten Lautsprechers kennt kein Limit. Der 802 kann mit den dicksten Brocken gefahren werden. Solange diese sauber arbeiten, bestehen keine Bedenken für das Lautsprecherleben.
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Solche Boxen müssen auch produzierbar sein

Um ein Haar hätte der Bose 802 fast doch nicht das Licht der Welt erblickt. Auf der Suche nach einem Zulieferanten ernteten die Ingenieure nur betretenes Kopfschütteln. Auch nicht ein einziger der namhaftesten Hersteller sah sich in der Lage, solche Systemteile zu fertigen. Nicht einmal die geeigneten Werkzeugmaschinen waren vorhanden.

Wohl oder übel war Bose gezwungen, seine eigene Fertigungstechnik zu entwickeln. Angefangen von der Drahtwalzmaschine bis zur Hochleistungs-Spritzgußmaschine. Und weil den Ingenieuren der Umgang mit Computern schon aus ihrer M.I.T.-Zeit im Blut steckte, steuerten sie den gesamten Herstellungsprozeß über EDV.

Bedeutender als die technischen Parameter „Stabilität" und „Belastbarkeit" sind die aktiven Einsatzmöglichkeiten dieses neutralen Lautsprechers. Abgesehen von Unterwasserkonzerten kann man diesem Lautsprecher einfach jede akustische Aufgabe anvertrauen:

Musiker, Discos, Rundfunkanstalten, Tonstudios, Eissporthallen und - sogar Opernhäuser. In der Wiener Staatsoper wird eine Bose-Anlage gerade jetzt installiert.
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Seit der Serienreife vor 3 Jahren hat Bose mehr 802 Lautsprecher vertrieben, als mancher anderer Hersteller in 20 Jahren. Weltweit ist es der meistbenutzte Profi-Lautsprecher.
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Für einen Journalisten stellt sich daher die Frage: Kann man von Bose als Unternehmen und dem 802 als System von einer Modewelle sprechen?
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Oder haben diejenigen diesmal recht, die behaupten, sie hätten schon immer gewußt, daß Bose den einzig richtigen Weg eingeschlagen hat?
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Sicher ist die Bose-Philosophie, weg vom Althergebrachten und die Suche nach neuen Lösungen, eine überaus erfolgreiche. Die Chinesen haben dafür ein Sprichwort:

Der Weg zu den Quellen geht gegen den Strom.

Edison lebt weiter.
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