Die Amerikaner, ihr Geschmack und ihre Lautsprecherboxen
In Amerika sind Lautsprecher einfach "zugehörige" Wohn- möbel und keine exotischen Luxusgegenstände.
Und damit müssen sie sich so gut wie möglich in die vorhandene "Wohnkultur" einpassen. Die Firma BOSE hat darum von Anfang an ringsherum eine helle oder dunkelbraune Stoffbespannung vorgesehen und die doch recht häßlichen Breitbandchassis dahinter "versteckt". Und oben und unten gab es die typische ringsherum furnierte braune "Walnut"-(Presspan-) Platte, unser dunkles Nußbaum Furnier.
Die Optik von nackten Chassis bzw. deren blaue oder grau- schwarze Membranen paßte mit Sicherheit nicht in die Wohnungen von hunderttausenden von Mittelklasse Amerikanern. - Wir behalten in Erinnerung, daß von den ganzen BOSE 901 Serien an die 500.000 einzelne Boxen produziert wurden und bestimmt auch verkauft worden sind. Sie (bei BOSE) müssen also den "subjektiven Geschmack" dieser Clientel voll getroffen haben.
Zum Vergleich, eine der erfolgreichsten deutschen Boxen war die BRAUN L710 / L715 / LV720 mit beinahe 140.000 Exemplaren, aber eben nur bei uns in Deutschland.
Und als negatives Beispiel hatte der deutsche BRAUN Importeur Dr. Günther von a.d.s. mit diesen für damalige Zeiten !! sehr gut klingenden BRAUN L710 in den USA nicht mal einen Achtungserfolg vorzuweisen. Diese(s) silbernen ALU Lochgitter begeisterten nur die visionären Direktoren des "Museums für moderne Kunst" in New York, sonst aber - in ganz Nordamerika - fast niemanden. Darum hatte a/d/s/ in USA dann eigene L710 Gehäuse bauen lassen mit brauner Bespannung - aber ebenso langweilig wie 10.000 andere (amerikanische braune) Boxen auch.
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Jetzt zum Thema : Die Bespannung . . .
Da alle 901 immer mit der Spitze zur Wand aufgestellt sind (jedenfalls sein sollten), sieht man selten, was sich so langsam aber sicher dahinter abspielt, vor allem, wenn es ein starker Raucher übertreibt.
Daß solche Boxen auch mit maximaler Höhenanhebung nicht mehr klingen, ist sicher unbestritten. Man könnte den Staub, Rauch (oder Dreck) aber auswaschen, wenn er noch nicht "eingebrannt" ist.
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Solche "Verkleidungen" schwächen die Abstrahlung - immer !
Sowohl die silbernen ALU-Lochgitter der BRAUN L710 wie auch das schwarze Kunststoff-Lochgitter ab der BOSE 901 Serie 3 haben nicht nur bei den hohen und mittleren Tönen einiges an Schall reflektiert bzw. nicht durchgelassen und damit ausgebremst. Auch für den Bass ist das "nicht hilfreich".
Bei den ALU-Lochgittern hatte ich bei den Hasselbach Unterlagen schon mal etwas gelesen, das ist aber zur Zeit in den Stapeln von Papier begraben. Es ging um den schwelenden Disput mit Herrn Dieter Rams (das war der spätere Design Professor), der wollte, daß man die Membranen einfach nicht sieht. Und Herr Hasselbach brachte als Physiker die kontroverse Frage auf, wie denn überhaupt der Schall durch die Löcher da raus kommen dürfe bzw. solle.
Bei den BOSE 901 III habe ich von der Innenseite dieser Plastik-Lochgitter Fotos gemacht und jeder kann ganz deutlich sehen, fast 25% der Fläche (gefühlt) ist akustisch "dicht".
Aus meiner Sicht und nach meinen Hörvergleichen ist das ein dickes Manko. Das war bei den BOSE 901 Serie 1 und 2 noch leicht besser gelöst (solange sie neu waren). Wie Sie auf vielen meiner Bilder sehen können, habe ich diese Lochgitter und auch besonders dichte Bespannungen abgebaut / entfernt und ganz hinten ins Lager verfrachtet.
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Die Verkleidung bzw. den Stoff auswaschen
Lautsprecher "saugen" den Staub im Raum geradezu an. Manchmal habe ich das Gefühl, es wäre wie bei den Vinyl- Schallplatten die statische Aufladung. Es ist aber eher die Luftbewegung und dann bleibt jede Menge ganz normaler Haus-Staub in den Zwischenräumen das Soff-Gewebes hängen. Nach wenigen Jahren ist das Gewebe fast zugesetzt und man könnte den Unterschied hören, wenn sich "das Ohr" (also die eigenen Ohren bei der eigenen Anlage) nicht im Laufe der Jahre an den Sumpfsound (wir nannten das den Grundig Brummel- sound) gewöhnt hätte.
Die beiden Rückbespannungen des zweiten Paares der BOSE Serie III habe ich mit warmem Regenwasser und Seife ausgewaschen. Das Rest-Wasser war danach wirklich kohlraben- schwarz. Ich wollte es der CDU spenden, doch die hatten abgelehnt. Und danach konnte ich sogar wieder durch die Bespannung durchsehen.
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Dennoch, schaun Sie mal auf die Löcher
Es geht um das Verhältnis der ausgestanzten (schalloffenen) Fläche - also der Löcher - zur Restfläche des eigentlichen Lochgitters.
Vom oberflächlichen Betrachten her könnte es sich um ein Verhältnis von ca. 80% (offen) zu 20% (geschlossen) handeln. Damit würden etwa 20% des Schalls auf das Plastikmaterial oder das extrem harte ALU-Gitter auftreffen und diese 20% werden irgendwie abgelenkt oder gar reflektiert. Und wie man auf diesem Photo sieht, ist der zusätzlich darüber liegende Bespann-Stoff auch nur bedingt schalldurchlässig, selbst wenn er recht grob ist und sogar noch neu ist.
Da kann man über irgendwelche spinnerten Ideen der High-End Entwickler lästern. Doch aus meiner Sicht haben sie zumindest bei den Lautsprechern vollkommen recht. Jegliches Material - ob organisch (Wolle) oder anorganisch (Alu) - vor dem Hoch- oder Mitteltöner verändert die Abstrahlung der Schallwellen - zum Negativen hin.
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Das mit dem "Gefühl" ist sicher berechtigt, doch :
Wollen wir nicht doch mal etwas genauer rechnen . . . . . .
auf welchen Abdeckungsgrad wir bei einer Alu-Lochwand bzw. Lautsprecher-Frontblende kommen.
Als Beispiel nehmen wir dieses Verkleidungs-Loch- gitter einer BRAUN L710 Box (sehr erfolgreich gebaut von 1969 bis in die späten 1970er Jahre).
Die Löcher haben einen Durchmesser von nahezu exakt 2,37mm. Dieser Bohrer paßt saugend in mindestens 3 Löcher rein und die Schiebelehre zeigt den Durchmesser des Bohrers an.
Damit ist der Radius "r" dieser Lochfläche (eines Lochs) = 1,185mm.
Die allseits bekannte Flächen-Berechnungs-Formel ist :
"F = r(quadrat) x pi" - Damit hat jedes Loch eine (ausgestanzte) Fläche von 4,412mm².
Unsere quadratische (Beispiel-) Referenzfläche von 10cm = 100mm - also laut dieses Bildes ziemlich genau "100mm x 100mm" ergibt 10.000mm² Gesamt-Fläche.
Auch die gesamte Fläche der (ausgestanzten offenen) Löcher kann man ausrechnen. Und unsere obige Referenzfläche hat 33 Reihen je 33 Löcher.
Das sind dann 33 x 33 = 1089 x 4,412 mm² = 4.804,668 mm² offene Lochfläche.
Überschlägig gerechnet sind das :
10.000mm² Gesamt-Grundfläche (Stege und Löcher) abzüglich 4.800mm² (das ist die Fläche aller Löcher)
und das sind dann = 5.200mm² verdeckte Schallauslaß-Fläche !!!!!!
Und jetzt stimmen meine anfänglich geschätzten 20% der verdeckten Schallauslaß-Öffnungen überhaupt nicht mehr !!!!!
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Ergebnis :
52% der gesamten möglichen Abstrahl- Fläche sind also verdeckt
Es sind sage und schreibe 52% der gesamten Lochgitterfläche, die vom beidseitg eloxierten glatten Lochblech abgedeckt sind.
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Und darum unser "Finaler" Tip für Hifi-Freunde :
Also wenn Sie können (bzw. "dürfen"), dann nehmen Sie alle Bespannungen ab und verstauen die gut - wegen des Wiederverkaufserlöses.
Es klingt zwar vollkommen bekloppt, aber die ebay "Käufer" wollen die Verkleidungen um jeden Preis haben - weil da das "BRAUN Logo" drauf ist und wenn sie die Verkleidungen dann haben, legen sie die auch wieder in den (ihren eigenen) Keller.
Darum gleich noch einen Blick auf die Hifi-Psyche.
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In den 1978er DUAL Prospekten gefunden
Daß Dual im Frühjahr 1982 in Konkurs gegangen war, - mit vielen anderen Kollegen / Wettbewerbern / Anbietern zusammen -, ist bekannt. Und daß sich dieser weltweite Kundenschwund seit Ende 1978 abzeichnete, ist auch bekannt.
Nicht sonderlich bekannt ist, daß Dual in1977 eine Boxenserie (300) mit einem vorbildlich deutlich besseren Schutzgitter vor den einzelnen Chassis (neu) vorgestellt hatte.
Zu der Zeit war Dual als Komplettanbieter im Bereich Hifi schon nicht mehr im Fokus der Hifi-Fans und tat sich - trotz wirklich guter Produkte - sehr schwer. Warum auch immer - haben sie bei Dual diese besondere Art der Boxen- und Chassis- Verkleidung nie richtig herausgestellt bzw. gezielt beworben.
Auf dem Bild sieht man, daß es durchaus möglich ist, die offenen durchlässigen Flächen einer Abdeckung als feines Gitter zu über 80% "offen" zu konstruieren und über die dezente Wölbung dieser Abdeckung auch die notwendige mechanische Stabilität zu bekommen.
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