Der BOSE 901 Equalizer biegt den Frequenzgang "gerade".
Als die BOSE 901 zum ersten Male vorgeführt wurden, wurde auf die unabdingbare Funktion des 901 Equalizers ganz besonders hingewiesen. Soetwas kannten "wir" damals um 1970 noch nicht, daß man einen Lautsprecher (-Frequenzgang) mit einem kleinen elektronischen Gerät zwischen Vorstufe und Endstufe "elektrisch verbiegt".
Es hatte aber funktioniert. Der Effekt war bombastisch beeindruckend. Nur durfte man als Käufer nie in diesen Equalizer mit dem Holzdeckel reinsehen - nicht mal versuchen sollte man das. Der Schock wäre "lebensgefährlich" oder reif für den Herzinfarkt. Der BOSE 901 Equalizer Serie 1 war innen fast leer und das Wenige, das man sah, war erscheckend wenig - für so viel Geld.
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BOSE 901 - Serie I Equalizer
Wir sind im Jahr 1968/69 und wir Hifi Fans hatten als Programmquelle nur das UKW Radio und die 33er Schallplatte. Bei der Schallplatte war der Platten- spieler und der zugehörige Abtaster schon ein Kriterium, wobei dessen Musik-Qualität damals durchaus unterhalb der Qualität eines klassischen Live-Konzertes über UKW sein konnte.
Also war das Beurteilungskriterium durchaus schwammig. Das Marketing von BOSE war herausragend gut. Die Bose 901 Vorführ-Spezialisten kamen zu unseren IFA's immer aus den USA nach Berlin und den späteren Hifi Messen und führten mit deren eigenem Equipment und deren mitgebrachten Platten vor. Und das war beeindruckend gut gemacht, immer !!!, das waren Vollprofis.
Von dem BOSE Equalizer hing in der Mitte der Boxen ein Bild, das Teil war versteckt und reinschaun durften und wollten wir gar nicht.
Das simple Netzteil war zusammen-"gehustet" mit frei liegenden 220/110 Volt Leitungen (in einem Holzgehäuse !!), daß jedem VDE-Mann das Gesicht eingefroren wäre. Die Gleichrichtung und Siebung war auf unterstem Niveau, da gab es sicher Besseres, aber bestimmt nichts Billigeres. Ein Trafo, sekundär mit Mittenanzapfung, dazu zwei Dioden in billigster Zweiwege-Gleichrichtung und mehrere Widerstände jeweils mit Elkos zum Glätten in Reihe geschaltet, erzeugten die 16 Volt Gleichspannung für die Elektronik.
Die Schaltung war diskret aufgebaut und war dennoch qualitativ immer noch besser als 95% aller (damals) am Markt verfügbaren Verstärker. Wir dürfen daher keine heutigen Maßstäbe anlegen.
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BOSE 901 - Serie II Equalizer
Der 2. Equalizer wurde im Innenleben leicht verbessert. Der Netzschalter war entfallen, damit niemand den (bei der Serie 1 beleuchteten) Schalter auf AUS drückt und den Kundendienst oder Händler anruft, die Boxen wären defekt, er solle Ersatz mitbringen.
Wir staunen, aber in den europäischen nach USA exportierten Autos muß seit 30 Jahren drinnen stehen, daß vor dem Verlassen des Fahrzeuges der Motor ausgeschaltet werden solle oder müsse.
Also bekam der 901 Serie 2 Equalizer ein rotes deutlich sichtbares Lämpchen, LED's gabs damals grade erst und die waren teuer. Selbst bei dem großen Knopf vorne drauf konnte man (ehemals aus Voll-Alu) eine noch billigere Ausführung in Plastik auftreiben.
Angeblich wurde die Frequenzkurve verbessert oder angepaßt. Dennoch, der klangliche Eindruck war nach wie vor beeindruckend.
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BOSE 901 - Serie III Equalizer
Eine Schwäche war natürlich der Wirkungsgrad der Bose 901 Serie 1 und 2. Die Box war ja rundrum zu und recht klein. Also alles an akustischem "Dampf" oder "Power" mußte die Endstufe liefern. Und mit 500 Watt Sinus pro Kanal war das schon gewaltig, aber nicht befriedigend. Beworben wurde die Bose 901, daß ein 2 x 60 Watt Verstärker durchaus ausreichend "sei". Das stimmte aber gar nicht. Wer da ein wenig mehr Power rein schob, der kam beim Verstärker an die Grenzen und ins "Klippen" der Endstufe und das killte dann die kleinen Chassis.
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Da wurde bei der Serie III also deutlich nachgebessert und die Effizienz erheblich gesteigert. Ein völlig neues Boxengehäuse wurde entwickelt. Damit stimmte natürlich die Kurve, mit der der Frequnzgang verbogen, also geglättet wurde, gar nicht mehr und mußte neu austariert werden.
Inzwischen war es 1976 und die Zahl der dicken Endstufen war erheblich gewachsen und die Hifi-Fans hatten dann auch solche dicken Brummer wie den Amcron DC300A. Jetzt zeigte sich, der Fremdspanungsabstand war dem nicht mehr gewachsen, die Elektronik mußte deutlich verbessert werden.
Das war dann der neue flache optisch neu gestylte Serie III Equalizer, aber immer noch diskret mit Transistoren aufgebaut.
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BOSE 901 - Serie IV Equalizer (1978)
Die Ansprüche bezüglich der Audio-Qualität des Equalizers, der ja auch in den niederpegligen Tape-Eingang eingeschleift werden können sollte und konnte, mußte steigen, denn nicht alle Hifi-Fans hatten getrennte Vor- und Edstufen.
Inzwischen gab es diese Monsterreceiver mit 2 x 250 Wat Sinus und mehr, deren Käufer oder Besitzer natürlich auch im Visier der Bose Marketingleute saßen. Diese Kunden wollten protzen und powern, daß die Hütte kracht. Auch mußte die Elektronik billiger werden und dazu boten sich die neuen rauscharmen Operationsverstärker geradezu an.
Also wurde die Elektronik neu "aufgesetzt" und weiter verfeinert. An dem primitiven billigen und auch gefährlichen Netzkabel hatte sich nichts geändert und auch sonst ist das Teil nach wie vor recht billig gemacht.
Dennoch, der Erfolg gab den BOSE Leuten recht, es gibt Equalizer mit Seriennummern um die 500.000 und nach meinen bisherigen Recherchen wurde da nichts getürkt. Das wären dann am Ende der Produktion in 2015 durchaus über 1 Million 901 Boxen gewesen ????
In irgend einem US-Hifi-Magazin hatte mal ein Bose Mitarbeiter von 250.000 verkauften Systeme oder Paaren gesprochen. Den Artikel habe ich aber nicht mehr gefunden..
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