Der Slimline Grundig Spitzen-Vorverstärker SXV 6000
Der SXV 6000 ist vermutlich aus dem Konzept des XV 5000 Vorverstärkers entwickelt worden, jedoch in einigen Eigenschaften trotz der flacheren bauweise deutlich verbessert. Während der XV 5000 (= nur Vorverstärker) ein abgeschminkter V 5000 (Vollverstärker) war, ist der neue flache SXV 6000 von der Hardware her ein neues eigenes Produkt. Er ist auch innen völlig anders.
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Die beim direkten Vorläufer XV 5000 bemängelten NICHT-abschaltbaren 4-fach Klangregelstufen sind hier abschaltbar korrigiert worden. Es gibt jetzt zwei wertvolle Überbrückungs- tasten, einmal "LIN" und dann "DEFEAT".
Die "LIN"- Taste schaltet die Loudness - Korrektur ab. Die "DEFEAT"- Taste überbrückt (endlich) die Vierfach Klangsteller. Beide Tasten gedrückt (es soll da angeblich eine Abhängigkeit geben) bedeutet wirklich "flat", - ohne wenn und aber - jedenfalls laut Schaltplan.
Endlich wurden auch die Bedürfnisse nach den seit Jahren international verbreiteten Cinch- und Klinke- Anschlüssen berücksichtigt, noch nicht überall, aber dennoch.
Die gesamte Konzeption ist dem ebenfalls sehr edlen Slimline Vollverstärker SV 2000 ähnlich. Vermutlich stammt der SXV 6000 aus dem gleichen Entwicklerlabor wie der SV 2000. Grundig hatte 3 oder mehr Entwicklungslabors für Audio.
Für einen damaligen etwaigen Straßen Verkaufs-Preis von 798.- DM (oder angeblichen 718.- DM) das wären heute 350.- Euro !!) war das ein wirklich absolut tolles Gerät und konnte mit den damaligen Japanern selbst in deutlich höherer Preislage aber locker mithalten.
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- Nachtrag aus 2022 : Bei der sorgfältigen Analyse des damaligen 1980er Marktes und der damaligen Denkweise der Interessenten komme ich zu dem erstaunlichen Schluß ; Der SXV 6000 war einfach zu billig (oder zu preiswert), einfach unglaubwürdig billig. Hätte der ein Preisschild gehabt vom DM 1998.- , wäre es ein beachtenswertes Erfolgsmodell geworden. In der Preisklasse kann er heute noch ganz locker mitschwimmen, wären da nicht die kratzenden Potentiometer und die Kondensatoren.
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Es war einmal ein sogenannter "Test" im fonoforum 10/1981.
Das war wieder mal so ein typischer langweiliger lapidar dahingekleckster "Test" - natürlich wie sooft - zusammen mit einer doppelseitigen Farbanzeige - und damit ein "Pflichtartikel", aus dem man nichts wirklich Verwertbares entnehmen konnte. Empfindlichkeiten, Klirrfaktoren und Fremspannungsabstände hatten uns nie so richtig interessiert. Übrigens sehr ähnlich zu dem ähnlich lapidaren "Test" des Grundig MXV 100, bei dem auch nichts Gescheites raus kam. Bei mir im Studio stellte sich schon recht früh heraus, dieser kleine MXV 100 klingt einfach nicht.
Bei diesem SXV 6000 Test hatte der "Tester" - Herr Wulf Wendelstein - vielleicht gar nicht verstanden, daß es sich um ein Hifi-Gerät und nicht um ein Audio-Meßgerät handelte. Kein Wort ist da zu lesen vom Klang mit oder ohne Verstärker oder über Kofhörer oder mit einem Moving Coil Abtaster oder einem Shure V15/IV. Auch auf die wirklichen bemerkenswerten Features ist er auch nicht eingegangen, warum da ein kleiner Class-A Verstärker die aktiven Boxen ansteuern sollte - zum Beispiel - warum der Vorverstärker bis zu 10V RMS Audiospanung verzerrungsfrei abgeben konnte. Bei mir startete der erste Einblick / Versuch mit einem meiner Klangbeispiele von einem guten CD-Spieler. Mehr darüber lesen Sie hier.
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Zu spät festgestellt - ein Markting-Flop mit der DIN 45.500
Auf meinen Kommentar-Seiten zu der deutschen Hifi-Norm DIN 45500 aus 1963 hatte ich ausführlich dargelegt, das war der kleinste gemeinsame Nenner der zerstrittenen und konkurierenden Hersteller. Und es war eine so richtig schmalbrüstige Norm ohne einen Ansporn zur Qualitäts-Verbesserung oder Weiterentwicklung. Wer von den deutschen Herstellern sich also mit der Erfüllung der DIN 45500 präsentiert (bzw. gebrüstet) hatte, der war bei uns Hifi-Fans schon unten durch.
Stellen Sie sich vor, Mercedes oder BMW würden mit dem "Spruch" werben : "Unsere Fahrzeuge fahren garantiert Tempo 100." Wer würde ein solches Auto kaufen ? Jeder Polo oder Corsa schafft bereits Tempo 180. Wir würden mit solchen Sprüchen die großen Blech-Kisten in den gleichen Topf werfen.
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Ein Überblick über die Technik des SXV 6000
Die Ingenieure durften sich mal so richtig "austoben", und das war neu bei Grundig. Denn die MC Vor-Vor-Verstärker (für "Moving Coil" Tonabnehmersysteme) waren zu der Zeit notwendig, um ganz oben in der internationalen Spitzenklasse mithalten zu können.
Ich habe die Ein- und Ausgänge mit roten Texten markiert. Ebenso habe ich die beiden Lautstärkersteller und die "Defeat" Taste mit roten Kreisen markiert. Die Abschaltung der Loudness-Funktion ist hier im Diagramm nicht enthalten, funktioniert aber. Die Versorgungsspannung, die jetzt bei 230 Volt am Spannungs- Stabilisator / Reglulator etwas zu viel Wärme produziert, ist auch eingekreist. Alles in Allem, eine super tolle Konzeption.
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Juli 2012 - wir haben jetzt auch einen SXV 6000 bekommen
Am letzten Juli Tag in 2012 habe ich ihn abgeholt, den SXV 6000. Innen reichlich verstaubt und erheblich verschmutzt, hatte er sicher über Jahre seinen Dienst getan, übrigens zusammen mit zwei XSM 3000 aktiven Boxen, die mit dabei waren. Die Vermutung, daß er doch nicht mehr funktionierte, da er ca. 10 Jahre (vermutlich länger) unbenutzt im oder auf einem Schrank gestanden hätte, hat sich leider bestätigt.
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Auch der 2. SXV 6000 muß gründlich gereinigt und überarbeitet werden.
Es ist bei den Reparteuren allgemein bekannt, daß bei alten Grundig Verstärkern nach dem dritten Lötversuch an einem Transistor oder Widerstand oder Kondensator sich die Leiterbahnen von den Pertinax Platinen ablösen. Bei den neueren 1982er Modelle ist das nicht mehr ganz so kompliziert.
Doch eine kontinuierliche Überhitzung, eigentlich nennt man das auch "braten", führt irgendwann zu Leiterbahn-Rissen oder -Ablösungen. Wobei Risse das Schlimmste sind, denn die sieht man nicht, die kann man erst messen, wenn dort kein Durchgang mehr ist und das mit den sogenannten Haar-Rissen ist temperaturabhängig.
Beim Revox Vollverstärker B251 war es sogar eklatant, es war ein richtiger (thermischer) Konstruktionsfehler in der Treiberstufe der Endstufe. Bei dem SXV 6000 ist die Aufheizung der beiden (sehr primitiven = einfachen) "Endstufen"- Kühlkörper / Bleche regelrecht extrem. Der SXV 6000 hat wie auch der XV 5000 Vorverstärker eine richtige edle Class A Stereo-Endstufe als hochpegligen Line-Ausgang. - Hier rechts im Bild sehen Sie, wie das nach 30 Jahren und längerem Betrieb innen aussieht.
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Ein wichtiger Nachsatz : Der SXV 6000 ist auch heute noch super - für den Preis allemale - also nicht nur zu seiner Zeit.
Doch wir dürfen da keine Äpfel mit Birnen vergleichen, der technische Unterschied zwischen einem Accuphase C280L für nahezu 12.000.- DM und dem Grundig SXV 6000 für damals nur kanpp 800.- Mark ist schon noch erheblich. Ich rede da nicht von der vergleichbaren Audio- bzw. Klang-Qualität sowie den technischen Daten, da wird es schon recht eng für den Accuphase und all die anderen Wettbewerber. Der Accuphase hat aber keinen Kopfhöreranschluß, sodaß man das mit der Soundqualität so nicht vergleichen kann.
Der Accuphase Vorverstärker ist komplett gleichspannungs- gekoppelt von Stufe zu Stufe, der Grundig SXV koppelt Stufe für Stufe mit dicken Kondensatoren. Und da geht angeblich immer ein ganz klein wenig an Super-Edel- High-End Qualität verloren.
Das wird im Bereich Wissen / Kondensatoren (für Laien) erläutert. Ob das wirklich für alle Mitmenschen hörbar ist, wage ich inzwischen stark zu bezweifeln. Ich habe das mit edelsten CDs ausprobiert und habe mich dabei ganz schön schwer getan.
Aber viel wichtiger war und ist die Psyche der Menschen. Hätte Max Grundig den SXV 6000 für DM 2.000.- im Hifi-Markt als Spitzenprodukt positioniert - anstelle von nur DM 798.- -, hätte er in den damaligen Medien bestimmt viel viel mehr wohlwollende Aufmerksamkeit erlangt. Ich habe von dem SXV 6000 keinen einzigen "wertigen" Test gefunden (und damals auch nicht vermisst).
Doch lassen Sie mich erst mal messen und dann hören, wie er sich heute nach 40 Jahren wieder schlägt.
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Hier geht es zu unseren Vorinfomationen für unsere geplanten Hörtests.
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Wir haben nämlich einen zweiten SXV 6000 geschenkt bekommen, der aber eine Macke hat. Da bin ich am Reparieren und Fotografieren.
Unser erster SXV 6000 funktioniert (überwiegend) super und läuft zusammen mit dem Fine-Arts T-9000 Tuner und mit dem SONY DTC 55 ES DAT Wandler dran und er schlägt sich klanglich hervorragend.
In Kürze kommt der SACD Spieler von SONY (aus dem Jahr 2001) als neue und angeblich noch bessere Edel- (Vergleichs-) Quelle zum Einsatz.
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