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Es war ein genialer Schachzug von Philips ...

diesmal den japanischen Hifi-Giganten SONY mit ins Boot zu holen. Angeblich war das der Verdienst von Pieter Bögels, dem Holländer von Philips, der später auch das europäische HDTV Projekt EUREKA 95 geleitet hatte.

Der Welterfolg 20 Jahre vorher mit der Compact Cassette (1963)
war wirklich ein Zufall - mit Glück zur richtigen Zeit an der richtigen Stelle zu sein.

Der Welterfolg der CD war diesmal geplant - sorgfältig geplant und sie hatten ja alle Register gezogen, von Karajan bis Grundig waren alle dafür eingespannt worden. Und sie gingen bei Philips auch auf Forderungen des Partners Sony ein, aus der 11cm Scheibe wurde die 12cm Scheibe, ein Vorschlag von SONY.

Und SONY wußte, wie man Weltmärkte erobert, egal, ob die anderen Japaner dabei mitmachen würden oder nicht, die zwei waren groß genug, das zu stemmen. Und es hatte ja auch geklappt, wie wir heute in 2013 wissen.

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Boom oder Flop ? (Eindrücke aus Tokyo 1982/83)
"CD-Premiere in Japan"

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von Claus P. Regge im Frühjahr 1983
Noch bevor die Tokyo Audio Fair Ende Oktober (1983) ihre Tore öffnete
, pfiffen es bereits die Spatzen von den Dächern, und sie pfiffen es digital: die große Attraktion auf allen Ständen der führenden Marken würde der CD-Plattenspieler sein.

Insgesamt 21 Hersteller von Aiwa bis Yamaha, also praktisch alle großen Namen der japanischen HiFi-Industrie, stellten Geräte aus, 16 davon erklärten sich sogar lieferbereit. Man hatte sehr hohe Erwartungen in das CD-System gesetzt, denn die auch auf dem Heimatmarkt in 1982/1983 unter der Rezession leidende Industrie brauchte dringend eine Aufmunterungsspritze. Dennoch gab es auch Grund zur Skepsis.

Moderate Preise natürlich in Yen

Man war sich in Japan von Anfang an bewußt, daß man unter den gegebenen Wirtschaftsbedingungen für einen CD-Spieler keine Phantasiepreise erzielen könnte und zeigte sich erstaunlich maßvoll. Selbst Sony, in Japan allgemein als preislich nicht schüchtern bekannt, druckte nur (in Japan!!) 1.680.- Mark auf die Preiszettel und lag damit sogar nur knapp über der Untergrenze. Diese besetzte Sharp (Optonica) mit 1.650 Mark, alle anderen liegen zwischen dieser Marke und 2.500 Mark. (Anmerkung: Japanische Preise in DM umgerechnet.)

Die sehen ja alle gleich aus ???

Was etwas überraschte, war die manchmal zum Verwechseln große Ähnlichkeit der verschiedenen Marken. So unterscheidet sich der Denon-CD-Spieler vom Hitachi praktisch nur in der Farbe der Frontseite, was man aber leicht dadurch erklären kann, daß Denon zum erweiterten Hitachi-Konzern zählt.

Auch gibt es nur eine kleine Zahl von Lieferanten für die zur Abtastung der CD-Platte erforderlichen Festkörper-Laser, wo die für ihre Kameras bekannte Firma Olympus Optical eine Führungsrolle zu spielen scheint.

  • Anmerkung: Das war natürlich bei uns auch sofort aufgefallen: - fast alle verfügbaren CD Spieler hatten diese senkrechte nach vorne aufklappbaere Schublade und sahen auch bei uns alle zum Verwechseln ähnlich aus.)

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Und welche "Platten" gibt es dort zu kaufen ?

Die Hardware war also da, kurz nach der Audio Fair wurden auch die ersten Geräte ausgeliefert. Aber was kann man nun darauf spielen?

Am 27. 10. 1982 veröffentlichte das Händler-Fachblatt eine erste Auflistung mit genau 70 CD-Platten, ungefähr je zur Hälfte Klassik und U-Musik. Ging man aber in den ersten Novembertagen (vermutlich in November 1982 !!) in eines der großen Schallplattengeschäfte, stieß man noch auf ratloses Achselzucken und bestenfalls auf ein paar unverkäufliche Demos. Das hat sich inzwischen etwas gebessert.

Zumindest im Katalog fand man Ende Dezember '82 etwa 150 CD-Titel. Es bestehen jedoch noch echte Engpässe bei der Lieferung. Ein Geschäftsführer eines mittelgroßen Plattengeschäftes verriet mir, daß er von 700 georderten Platten ganze 80 geliefert bekommen hätte.

Anmerkung :

Das ging bei uns in Deutschland bis Ende 1984 so, die Renner wurden von den Vertriebsfirmen nur in "homöopathischen Dosen" ausgeliefert. Und die DGG Klassik Platten sowie alles von James Last (Polydor), das waren Renner, die immer gleich weg waren.

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Es gab zuerst nur zwei Presswerke in Japan

Gepreßt werden CD-Platten zur Zeit (Mitte bis Ende 1982) nur bei CBS-Sony und Denon, aber die anderen Konzerne sind im Begriff nachzuziehen. Auch hört man allerseits, daß es mit der Preßqualität noch sehr hapert und die Werke mit Ausschußquoten von ca. 50% arbeiten. Das betrachtet man jedoch als Kinderkrankheit, und es steht zu erwarten, daß die emsigen Japaner auch diese Problematik bald in den Griff bekommen. Die (z. Zt. einseitig bespielten) CD-Platten kosten hier übrigens (umgerechnet auf DM) 35.- bis 40.- Mark, je nach Label und Repertoire.

Vorauszusehen: Es wird ein Erfolg werden.

Kommerziell scheint CD, soweit man das nach so kurzer Zeit schon beurteilen kann, ein Erfolg zu werden. So hat allein die Firma Yamagiwa, ein großer Elektro- und Audiohändler im Tokioter Elektrostadtteil Akihabara, allein im Hauptgeschäft bis Ende November bereits 390 CD-Spieler sowie CD-Platten im Gegenwert von 38.000 DM verkauft.

Ob aber sich auch die Erwartung erfüllen wird, daß durch die hohe Klangqualität der CD-Platte auch die anderen Komponenten wie Verstärker und besonders Lautsprecherboxen den dringend nötigen Auftrieb am Markt bekommen, ist noch nicht abzusehen.
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Andere müssen leiden - sehr leiden sogar ...

Eine andere, negative Auswirkung zeigte sich jedoch bereits vor der Markteinführung des CD-Systems; kaum jemand kauft mehr Analogplattenspieler, Tonabnehmer oder Tonarme.

Auf diese Gerätetypen spezialisierte Hersteller fühlen den Boden unter ihren Füßen weggezogen, es kam schon zu (in Japan fast unerhörten) Entlassungen großen Stils, ein in audiophilen Kreisen gut angesehener Spezialhersteller (Fidelity Research) mußte sogar seine Tore schließen.

Auf der letzten Jahresversammlung der Japan Audio Society, einem losen Verband von Industrie, Fachschriftstellern und Audiophilen, war aus der Rede des Vorsitzenden, Herrn Ibuka (Mitbe-Gründer von Sony), das Bedauern herauszuhören, man sei vielleicht mit der ganzen Digitalsache etwas zu hastig vorgeprescht und leide jetzt darunter, daß Digital noch nicht, Analog aber nicht mehr läuft.
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Der Blick über den großen Teich - anders herum

Das andere große Fragezeichen betrifft die Politik der USA-Schallplattenkonzerne, denn zumindest von den Großen hat sich noch keiner offen für das CD-Verfahren erklärt.

Da auch in Japan ein hoher Prozentsatz der Rock-und Popmusik amerikanischen Ursprungs ist, wird die Frage der CD-Lizenzen für USA-Repertoire indirekt große Auswirkungen auf die Marktdurchdringung von CD haben.
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Die Meinungen gehen weit auseinander

Und wie nehmen HiFi-Liebhaber und Fachleute die CD-Entwicklung auf ?

Bei Fachsimpeleien ist zwar eine durchaus positive Grundmelodie herauszuhören, aber es fehlt auch nicht an kritischen Obertönen. So hat man festgestellt, daß eine CD-Platte (und auch ein digitales PCM-Band) auf verschiedenen Abspielgeräten unterschiedlich klingt, was ja systemimmanent nicht sein dürfte.

Man rätselt,
ob es an den in der Ausgangsstufe noch vorhandenen Analogschaltungen liegen mag oder an der automatischen Fehlerkorrektur, die zwar im Arbeitsprinzip genormt, in der tatsächlichen Schaltungskonstruktion aber von Hersteller zu Hersteller verschieden ist.

Geschulte Hörer bemängeln am CD-Klang auch eine gewisse Leblosigkeit und Härte, besonders bei chorischen Streichern; Geigen tendieren zum Metallischen, die Abbildung der Raumakustik „verbiegt sich".

Oder haben sich unsere Ohren über die Jahre so an die Verschleierung durch die bei Analogverfahren immer auftretenden Restverzerrungen und Rauschkomponenten gewöhnt, daß wir die plötzliche, brutale Freisetzung der „Wahrheit" als unangenehm empfinden?

Nach der CD (in Japan DAD) kommt DAT ??

Darüber, wie es weitergehen soll, ist man sich ziemlich einig. Der kleine Durchmesser und die Robustheit der CD-Platte scheinen sie für Portable-Anwendungen und sogar fürs Auto geradezu zu prädestinieren.

Und wenn 1982/83 die Saison der „DAD" (Digital Audio Disc) wird, dann dürfte 83/84 mit den Buchstaben „DAT" überschrieben sein, kurz für Digital Audio Tape.

Denn bis dahin soll die digitale Cassette - also Digitaltechnik mit ganz normalen Compact-Cassetten, wohl aber nur mit Metallpigmentband möglich - fertig werden. .

Über gähnende Langeweile werden wir uns also in Japan nicht zu beklagen haben.

von Claus P. Regge im Frühjahr 1983
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