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Gerhardt Ronnebergers Autobiographie - Deckname "SAALE" - aus 1999 - ein Generaldirektor erzählt .....

Gerhardt Ronneberger, geboren im März 1934 in Saalfeld († 2013 ?) schreibt 1999 in seiner Autobiographie (1982–1999) auf etwa 370 Seiten, wie es wirklich zuging beim MfS, der Stasi und den Betrieben in der "Deutschen Republik". Da er nie in einem richtigen Ossi-Gefängnis eingesperrt war, fehlt diese Erfahrung völlig, dafür aber die Zustände in einem West-Gefängnis und wie es dazu kam und vor allem, was danach bis zur Wende im Dez 1989 kam. Der Einstieg beginnt hier und mein Resume über das Buch endet hier.

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SOS ins Große Haus

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Technologietransfer 1-MBit-Schaltkreis

Unser wichtigstes Ziel beim Technologietransfer bestand darin, hochintegrierte Schaltkreise und das dazu erforderliche Know-how zu beschaffen. Ohne das wäre die wirtschaftliche Fertigung von Mikroprozessoren und Speicherschaltkreisen undenkbar gewesen.

Doch genau da lag das Problem: In den Forschungs- und Entwicklungszentren der DDR war man zwar durchaus in der Lage, moderne hochintegrierte Schaltkreise zu entwickeln, aber die bescheidene Technologie gestattete keine Massenproduktion mit hoher Ausbeute. Die quasi handgeschmiedeten Schaltkreise waren einfach viel zu teuer und international überhaupt nicht konkurrenzfähig.

Die Produktion von hochintegrierten Schaltkreisen, besonders von Speicherschaltkreisen hatte bei Toshiba internationales Spitzenniveau. Die DDR ihrerseits war zum Aufholen des technischen Rückstandes und zum Erreichen des Spitzenniveaus bei diesen Schaltkreisen im Interesse der Produktion moderner Computer bei Robotron gezwungen.

Schaltkreise mit 64 und 256 KBit wurden zwar selbst entwickelt, aber die Erhöhung der Ausbeute auf ein ökonomisch notwendiges Maß gelang nicht. Zum anderen wurde im Mikroelektronik- Forschungszentrum von Zeiss in Dresden bereits am 1-MBit-Schaltkreis gebastelt, der aber nur dann serienmäßig hergestellt werden konnte, wenn man die Produktionstechnologie von 64- und 256-KBit- Schaltkreisen mit hoher Ausbeute sicher beherrschte.

Was also tun, wollte die DDR bei der Produktion von hochintegrierten Schaltkreisen den technischen Rückstand aufholen?
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Hilferuf des Generaldirektors des Kombinats Mikroelektronik

Es war Ende 1985, noch vor Bildung des einheitlichen Handelsbereich H4, als ich mit Kupfer, damals noch Leiter des Anlagenimportes, zu Dr. Schalck-Golodkowski gerufen wurde. In seinem Arbeitszimmer informierte er uns, daß der Generaldirektor des Kombinats Mikroelektronik an Günter Mittag im ZK einen Hilferuf gesendet habe.

Demnach konnte weder die Produktion des Schaltkreises 64 K DRAM noch der bei Zeiss in Dresden entwickelte 256 K DRAM in die Massenproduktion im Stammbetrieb des Kombinats in Erfurt-Südost übergeleitet werden. Schlimmer noch: In dieser Chipfabrik, die mit hohen Investitionsaurwendungen und umfangreichen Embargoimporten ganz neu errichtet war, sollten in absehbarer Zeit 1-MBit-Chips produziert werden, was freilich eine wesentlich noch ausgefeiltere Technologie erforderlich machte.

Zu allen Übeln gesellten sich noch hausgemachte Zwistigkeiten: Das Kombinat Mikroelektronik war nicht bereit, die von Zeiss entwickelte Technologie zu übernehmen. In Erfurt schätzte man ein, daß Zeiss zwar in der Lage sei, einen 1-MBit-Schaltkreis zu entwickeln, aber niemals eine produktionsreife Technologie dafür. Die zwischen den beiden Kombinaten schon immer bestehenden Auseinandersetzungen spitzten sich mit dieser Einschätzung weiter zu.

Das SOS brachte das ZK-Gebäude auf Trab

Das SOS der Wirtschaftskapitäne brachte das Große Haus, wie das ZK-Gebäude in Berlin genannt wurde, auf Trab, Die Parteiführung aber wollte ihre ehrgeizigen Ziele erreichen. Wie so oft griff Mittag zu seinem Rettungsanker Schalck. Und dieser stellte den Befehl umgehend zu uns durch. Man erwartete von uns nicht nur Lösungen für die bereits entwickelten und in Produktion bzw. im Überleitungsprozeß befindlichen Schaltkreise, sondern auch für die 1-MBit-Technologie. Auf Teufel-komm-raus sollte die kleine DDR eine Wirtschafts- und Weltwunder herbeizaubern.

Wie hochgeschraubt die Vorstellungen der Politbüro-Riege waren, zeigte schon die Tatsache, daß zu diesem Zeitpunkt kein einziger Produzent in Westeuropa diese Technologie beherrschte. Anders dagegen die Situation in den USA und Japan. Auch Toshiba zählte zu jenen, die das Weltniveau, besonders bei der Herstellung von Speicherschaltkreisen, den sogenannten DRAM, bestimmten. Wir mußten also alles versuchen, um mit den Japanern ins Geschäft zu kommen.

Meine engen Verbindungen zu Toshiba ....

Kupfer konnte über seinen Bereich Anlagenimport keinen brauchbaren Lösungsvorschlag unterbreiten. Durch meine engen Verbindungen zu Toshiba wußte ich allerdings, daß die Japaner gerade dabei waren, einen Transfer ihrer 1-MBit-Technologie mit Siemens zu realisieren, um die Westdeutschen zur Produktion dieses Schaltkreises zu befähigen. Hier sah ich unsere einzige Chance, was ich auch Schalck darlegte. Sofort wollte er von mir einen Entscheidungsvorschlag ausgearbeitet haben.

Ohne Zeit zu verlieren, setzte ich mich an den Schreibtisch. In dem Schalck übergebenen Papier empfahl ich, im Zeitraum 1987/88 mit dem Import des Know-how und der Produktionsausrüstungen zu beginnen. Ohne eigene Entwicklungsarbeit und in verkürzter Zeitspanne sollte so eine komplette Fertigungsstätte entstehen, in der jährlich 20 bis 30 Mio. Speicherschaltkreise 256 K DRAM pro. duziert werden könnten. Daran sollte sich der Erwerb des Know-how für den 1-MBit-Schaltkreises anschließen.

Wörtlich schrieb ich:
„Die Leitung dieses Vorhabens erfolgt nach dem Leitungsausnahmeprinzip unter persönlicher Anleitung und Kontrolle des Staatssekretärs, Genossen Dr. Schalck. Das Vorhaben ist wie GVS (Geheime Verschlußsache) zu behandeln.

Die Realisierung dieses komplexen Objektes unterliegt den schärfsten Embargobestimmungen, die es zu durchbrechen gilt. Bereits allgemeine technische Unterlagen und Informationen und die Musterbereitstellung unterliegen diesem Embargo, da es sich um strategisch bedeutsame Bauelemente handelt.

Embargoobjekte mit solch komplexen Charakter und Schwierigkeitsgrad wurden bisher auf dem Gebiet der Mikroelektronik noch nicht realisiert. Das Objekt ist als geschlossener Komplex nur gemeinsam mit einem leistungsfähigen Hersteller dieser Schaltkreise und nicht mit einem Handelshaus, Handelsunternehmen oder einer Consultingfirma möglich.

Die Zwischenschaltung solcher Firmnen ist zwar als Tarnung durchaus denkbar und unter Umständen auch notwendig, aber eine direkte oder indirekte Mitwirkung eines Herstellers ist objektiv notwendig.
Mit dem gegenwärtigen Stand der Erkenntnisse gibt es noch keine Erfolgsgarantien für das Vorhaben.
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Know-how (Technologie), Ausrüstungen und Schulungen

Der Schwierigkeitsgrad liegt in der objektiven Notwendigkeit der Beschaffung des Know-how (Technologie) und der zu dieser Technologie gehörenden spezifischen Ausrüstungen einschließlich der erforderlichen Chefmontage und der Schulung der DDR-Spezialisten. Eine Trennung von Technologie und Ausrüstungen ist objektiv nicht möglich.

Die Realisierung eines solchen Objektes ist in allen Phasen der Bearbeitung allseitig mit einem hohen Risiko verbunden, beginnend mit einem hohen persönlichen Sicherheitsrisiko für die an einem solchen Projekt auf beiden Seiten arbeitenden Personen bis zu einem zur Zeit noch nicht abgrenzbaren finanziellen Risiko für uns und den Partner.

Das Gesamtrisiko für die DDR ist einzuengen, indem eine schrittweise Realisierung des Vorhabens erfolgt."
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Toshiba oder alternativ auch Samsung

Natürlich schlug ich aufgrund meiner guten persönlichen Beziehungen und der guten Erfahrungen in der bisherigen Zusammenarbeit Toshiba als Partner vor. Als Ausweichvariante war der südkoreanische Konzern Samsung vorgesehen, zu dem wir über die Firma Caramant in Wiesbaden Kontakte aufbauen wollten.

Schalck, wie immer von schnellem Entschluß, bestätigte meine Gedanken zum Technologietransfer von Toshiba. Darin eingeschlossen war auch der Erwerb von Schaltkreisentwürfen, sogenannten Schablonen. Das hieß also, daß wir dann nach den Schablonen der Japaner und nicht nach denen von Zeiss produzieren würden. Eine klare Schlappe für Zeiss, die Generaldirektor Biermann mit seinem direkten Draht zu Günter Mittag kaum so einfech hinnehmen würde. Das befürchtete auch Schalck.
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Dennoch legte er das Konzept Mittag vor, der es - fast eine Sensation - ohne Abstriche bestätigte. Der Ehrgeiz der SED-Spitze, der Weltöffentlichkeit vorzuführen, daß die DDR einen 1-MBit-Schaltkreis nicht nur entwickeln, sondern auch produzieren kann, obsiegte über dem Prestige von Zeiss.
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Doppelgleisig fahren zu unserer Sicherheit

Gleichwohl wurde Jena angehalten, an der eigenen Entwicklung weiterzuarbeiten. Diese Doppelgleisigkeit diente unserer eigenen Sicherheit. Schließlich gab es noch keine Vereinbarung mit Toshiba, und selbst nach Abschluß einer solchen konnte in jeder Phase eine Situation eintreten, die unsere Unternehmung gefährdet.

Schalck informierte Staatssekretär Nendel, und ich wurde angewiesen, mit Siegfried Stöckert nach Jena zu fahren. Dort sollten wir mit Biermann und seinem Forschungsdirektor für Mikroelektronik Professor Klaus Mütze, das Konzept abstimmen. Der für Biermann schwer verdauliche Happen sollte ihm wenigstens versüßt werden.

Also hatten wir den Jenensem klarzumachen, daß der Technologietransfer aus Japan nicht gegen, sondern mit Zeiss erfolgen würde. Alle Erkenntnisse und Dokumentationen sollten nicht nur dem Kombinat Mikroelektronik, sondern auch Zeiss zur Verfügung gestellt werden, damit sie in die eigene Forschung und Entwicklung einfließen konnten.

Unsere Aufgabe in Jena - schwer und undankbar

Trotz des mitgebrachten Zuckerbrots blieb unsere Aufgabe in Jena schwer und undankbar. Sie wurde zwar durch meine langjähri-gen persönlichen Kontakte zu Biermann und Mütze etwas erleichtert, aber erfolgreich waren wir nur dadurch, daß wir im Windschatten von Schalck segelten.

Biennann wandt sich wie eine Schlange, die einen Igel verspeist hatte. Er vertraute immer noch auf die hehren Versprechungen des Ministeriums für elektronische Industrie der UdSSR.

Gemeinsam mit Zeiss wollten sie die erforderlichen Fertigungslinien produzieren und sich bei den zu entwickelnden und zu produzierenden Einzelausrüstungen gegenseitig austauschen. Wie es eben unter "Brüdern" üblich sei ...

Nur daß es in diesem Fall einen kleinen und einen großen Bruder gab und wir nicht auf den Sankt-Nimmerleins-Tag warten konnten.

Jedenfalls erkannte Biermann in seiner Selbstüberschätzung keine Notwendigkeit und keine zeitlichen und ökonomischen Vorteile, wenn die DDR das komplette Know-how einschließlich der Produktionsausrüstungen aus dem Westen erwerben würde.

Eine größere Fehleinschätzung hat es wohl selten gegeben. Einen solchen Optimismus konnte selbst die SED-Führung nicht mittragen. Da aber hinter unserem Konzept kein geringerer als Günter Mittag stand, kam dessen enger Freund Biermann nicht umhin — wenn auch zähneknirschend und widerwillig - seine Zustimmung zu geben.
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Professor Mütze und Rolf Hillig

Professor Mütze wurde von ihm für dieses Projekt als mein Kontaktmann bei Zeiss festgelegt Nur er und Biennann hatten auch nachfolgend bei Zeiss Kenntnis vom Projekt, aber keinerlei Kontakte zu Toshiba.

Als wissenschaftlich-technischen Berater, der mit mir gemeinsam alle Verhandlungen mit Toshiba führen und innerhalb des Kombinates Mikroelektronik alle erforderlichen Schritte einleiten sollte, hatte ich Rolf Hillig, den Stellvertreter des Generaldirektors des Kombinats, vorgeschlagen.

Er hatte mit mir bereits an anderen Toshiba-Projekten zusammengearbeitet und wurde von den Japanern als Fachmann geschätzt und anerkannt. Er genoß nicht nur mein Vertrauen und das der Staatssicherheit, sondern auch das von Dr. Nagei und Miyoshi. Später wurde noch Dr. Rehak, ein Vertrauter von Hillig, als Experte mit einbezogen. Auch er war Toshiba bereits aus anderen Projekten bekannt.

Unter strengster Geheimhaltung in der DDR, besonders im Kombinat Mikroelektronik, begannen wir mit der Arbeit.
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Die erste Reise nach Tokio zu Toshiba

Die erste Reise nach Tokio zu Sondierungsgesprächen in der Konzernzentrale von Toshiba führte ich alleine durch, denn es mußten im Sicherheitsinteresse Toshibas zuerst Gespräche unter vier Augen sein.

Miyoshi war mein Gesprächspartner. Mein Anliegen stieß bei ihm auf offene Ohren, ich wurde nicht abgewiesen. Nach langer Konversation, in der ich unsere Wünsche und Vorstellungen ausführlich beschreiben konnte, bat er um eine Auszeit Er mußte sich mit Nagai beraten.

In der nächsten Gesprächsrunde stimmte Nagai prinzipiell der von uns gewünschten Zusammenarbeit zu. Er zögerte aber noch, sich zu konkreten Vereinbarungen zu äußern. Toshiba bezweifelte wohl, daß wir trotz ihrer Hilfe in der Lage wären, so kurzfristig die Technologie eines 1-MBit-Schaltkreises zu beherrschen. Es bedurfte nach Auffassung der Japaner einer mehrjährigen Unterstützung, um dieses Niveau zu erreichen. Japaner sind eben Realisten. Aus dieser Sicht wollte Toshiba in die nächste Verhandlungsrunde gehen.
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Der Rückflug

Und mit diesem Zwischenergebnis - einerseits die prinzipiellen Bereitschaft zur Zusammenarbeit, andererseits aber Vorstellungen, die ganz und gar nicht in unser Zeitkonzept paßten - trat ich den Rückflug an.

Es war sicherlich noch viel Arbeit nötig, um Toshiba voll auf unsere Linie zu bringen, was ich aber für möglich hielt. Noch im Flugzeug, die Route führte über Moskau, und der Flug nach Berlin dauerte mit Zwischenlandung immer über 14 Stunden, schrieb ich meinen Bericht.

Sofort nach Ankunft in Berlin mußte ich ihn noch um Mitternacht in der Zentrale von KoKO abgeben. Schnurstracks wurde er per Kurier zu Schalck in die Wohnung gebracht. Am nächsten Morgen lag er bereits auf dem Tisch von Günter Mittag im Großen Haus.

G. M., wie der oberste Wirtschaftslenker der SED gern von „seinen" Kombinats- bzw. Generaldirektoren im kleinen Kreis genannt wurde, stimmte weiteren Verhandlungen zu. Aber er drängte auf ein höheres Arbeitstempo.

Der Schaltkreis - ein Prestigeobjekt der DDR

Irgendwie verständlich, stand er doch bei der Entwicklung des 1-MBit-Schaltkreises unter ungeheurem Erfolgsdruck. Honecker baute auf sein Versprechen, hatte es selbst lauthals und öffentlich publik gemacht. Der Schaltkreis war längst zum Prestigeobjekt der DDR geworden.

Im Juli 1986 reiste eine Wirtschaftsdelegation zur Tagung des Wirtschaftsausschusses Japan - DDR nach Tokio. Höher angebunden ging es kaum noch - Leitung: Günter Mittag; dann Gerhard Beil, der Minister für Außenhandel, und Staatssekretär Schalck Golodkowski sowie zahlreiche Generaldirektoren aus Außenhandel \ und Industrie der DDR.

Ich selbst durfte dafür in Tokio "den Boden düngen" - also vorbereiten. Also reiste ich mit Dr. Hillig vorher nach Japan. Unser „Klassenauftrag": eine unterschriftsreife Vereinbarung, die G. M. nur noch bestätigen brauchte, wenn er mit der Delegation in Tokio eintraf. Und der von Schalck gewollte Nebeneffekt: Der Parteiführung sollten wieder einmal Leistungsfähigkeit und Unendlichkeit von KoKO demonstnert werden.

Indes gestalteten sich die Verhandlungen äußerst kompliziert. Toshiba zweifelte immer noch an unseren Fähigkeiten und rückte die Gewährleistung seiner Sicherheit in den Mittelpunkt. Man befürchtete wohl weniger Probleme in Japan als vielmehr ein mögliches Leck innerhalb der DDR.
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Ein neuer Partner für dieses Projekt

In die Detailverhandlungen wurde diesmal nicht Sento, sondern Imamura einbezogen, der unser Partner für dieses Projekt wurde.

Die Abwicklung sollte dann unter aktiver Mitwirkung des Handelshauses Mitsui erfolgen. In die Verhandlungen wurde deshalb der General Manager der Ost-West-Sektion des Handelshauses, Hiro Reizei, einbezogen. Er war auch in der Realisierungsphase unser ständiger Partner.

Kein Vertrag, ein mündliches Gentlemen Agreement

Trotz allen Bemühens war Toshiba aus Sicherheitsgründen nicht bereit, zum Abschluß einen schriftlichen Vertrag zu unterzeichnen. Ein mündliches Gentlemen Agreement auf der Basis beiderseitigen Vertrauens sollte zwischen Miyoshi und mir abgeschlossen werden.

Diese Vereinbarung beinhaltete jedoch noch nicht den 1-MBH-Schaltkreis, sondern nur die ersten Etappen bis zur Herstellung des 256 K DRAM.

Außerdem verlangten die Japaner eine Vergütung in Höhe von 25 Mio. US-Dollar. Eine Summe, die wesentlich höher war, als wir sie aus Alpträumen kannten.

Sofort nachdem die Delegation mit Mittag im Hotel New Otani eingetroffen war, informierte ich Schalck. Den verständlicherweise unbefriedigenden Verhandlungsstand trug er wiederum G. M. vor.
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25 Mio. Dollar von KoKo für das Gentlemen Agreement

Im Ergebnis dieser Beratungen erhielt ich die Vollmacht zum Abschluß des Gentlemen Agreements sowie die Zusage, daß die 25 Mio. Dollar von KoKo finanziert werden. Das Gentlemen Agreement wurde dann am 4. Juli 1986 abgeschlossen.

Über den Inhalt informierte ich Schalck und Mittag wie folgt:

„1. Im Interesse der Geheimhaltung und der Sicherheit der beteiligten Partner wird die Vereinbarung als mündliches Gentlemen Agreement abgeschlossen. Es sind keinerlei vertragliche (schriftliche) Vereinbarungen und Festlegungen möglich.
2. Der Inhalt des Gentlemen Agreement besteht darin, daß die Fa. Toshiba das Know-how zur Herstellung eines 256 K DRAM auf internationaler Vergleichsbasis in die DDR überträgt und dafür eine Zahlung in Höhe von 25 Mio. U$ erhält. Die Zahlung erfolgt in drei Etappen entsprechend eines 3-Stufen-Programmes, und zwar 11,0 Mio. U$ nach Abschluß der 1. Stufe, 8,5 Mio. U$ nach Abschluß der 2. Stufe, 5,5 Mio. U$ nach Abschluß der 3. Stufe.

3. Das 3-Stufen-Programm besteht inhaltlich aus folgendem Leistungsumfang von Toshiba:
die komplette technologische Beschreibung (Drehbuch), die technologische Teilschrittbeschreibung (flow chart), ein kompletter, vervielfältigungsfähiger Schablonensatz (reticle set),
die komplette Ausrüstungsliste.

Die Leistungen von Toshiba erfolgen in Form der Übergabe der Unterlagen und ingenieurtechnischen Leistungen in den Labors und Fertigungsstätten von Toshiba und im Betrieb ESO des VEB Kombinat Mikroelektronik in Erfurt.

Mit diesen Unterlagen und dieser Unterstützung sind die Voraussetzungen in der DDR vorhanden, den 256 K DRAM mit einer Chipfläche von 37,84 qmm (Internationaler Spitzenwert) und einer Ausbeute >50 % zu produzieren.

4. Das 3-Stufen-Programm wurde als terminlich fixiertes Arbeitsprogramm von Toshiba erarbeitet und uns übergeben.

5. Der zeitliche Ablauf des Arbeitsprogrammes wurde so vereinbart, daß die erforderlichen Masken für den 256 K DRAM ab 1. 1987 dem KME zur Verfügung stehen, so daß die ersten 256 K pRAM als Muster aus der Fertigung ESO im II. Halbjahr bereitgestellt werden können.
Mit der Realisierung des Arbeitsprogrammes und unter weiterer Verkürzung des Zeitplanes durch eine straff organisierte Leitung des Projektes in der DDR kann gesichert werden, daß mit Inbetriebnahme des Investvorhabens ESO III die Massenproduktion des 256 K DRAM aufgenommen wird.

6. Nicht zum Leistungsumfang von Toshiba gehört die Lieferung notwendiger Ergänzungseinrichtungen, wie Stepper, Ätzer und Implantationsanlagen, die aber auch unabhängig von der Toshiba-Technologie notwendig werden. Toshiba liefert im Rahmen der Ausrüstungslisten die detaillierte Spezifikation, leistet Hilfe bei der Beschaffung und vor allem bei erforderlichen Anpassungsarbeiten an die Toshiba-Technologie."
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Es könnte jetzt losgehen

Nun stand der raschen und zielstrebigen Inangriffnahme des Projekts nichts mehr im Wege. Mit der technischen Abwicklung wurde von Toshiba der junge Senior Manager Takeshi Suzuki beauftragt, der bereits in der Vorbereitungsphase die Arbeitsprogramme erarbeitet hatte.

Er war ein hochqualifizierter Ingenieur und für unsere Zusammenarbeit besonders geeignet, denn er betreute zum gleichen Zeitpunkt die Toshiba-Verträge mit Siemens.

Seine Reisen zu Siemens konnte Suzuki hervorragend mit seinen anschließenden unauffälligen Besuchen in Erfurt verbinden. Wir sorgten dafür, daß er in die DDR ohne Visum und ohne Vermerk im Reisepaß ein- und wieder ausreisen konnte. Das forderte schon Toshiba, um Suzukis Sicherheit zu gewährleisten.

Entsprechend einer Festlegung von Schalck regelte ich dafür sämtliche Formalitäten bei den Grenz- und Zollorganen über Helmut Schindler, den Generaldirektor von Transinter. Die Grenzorgane bekamen dazu von uns den vorgesehenen Grenzkontrollpunkt, Tag, Uhrzeit, Paß-Nr. und das Pkw-Kennzeichen avisiert.

Um bei anderen Reisenden keinen Verdacht zu wecken, mußte Suzuki zwar seinen Paß vorgelegen, aber im Paß selbst wurden die sonst üblichen Sichtvermerke nicht eingetragen. Als in einem Fall irgendein DDR-Grenzer trotz unserer rechtzeitigen Voranmeldung die vereinbarten Spielregeln nicht einhielt, ging Toshiba auf die Barrikade und drohte, die gesamte Zusammenarbeit abzubrechen.

Erst als die verantwortlichen Grenzoffiziere zur Verantwortung gezogen und von uns erneute Garantieerklärungen abgegeben wurden, konnte die Zusammenarbeit fortgesetzt werden.

Das Procedere für die sogenannte Grenzfreimachung funktionierte auch für Reizei, der die Dokumentationen eigenhändig von Tokio nach Berlin brachte und im Büro von Mitsui im Internationalen Handelszentrum (IHZ) in Ostberlin an uns übergab. Das im IHZ residierende Büro von Toshiba war übrigens in das Geschäft nicht einbezogen.
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Fortan ging alles wie am Schnürchen

Fortan ging alles wie am Schnürchen, unser Gentlemen Agreement wurde zügig realisiert. Toshiba studierte in Erfurt den Stand unserer Technologie, und wir weilten mehrfach zu Konsultationen in den Labors und Fertigungsstätten von Toshiba.

In Erfurt wurden mit den Dokumentationen in der Produktion Versuche gefahren, deren Ergebnisse wiederum bei Toshiba analysiert wurden. Die daraus resultierende Verbesserungsvorschläge fanden sofort in unserer Technologie ihren Niederschlag. Die Ausbeute der Produktion unseres 64 K DRAM stieg rasch an, auf die ersten ökonomischen Ergebnissen konnten wir stolz sein.

Im Rahmen der Arbeitsetappe für den 256 K DRAM übergab uns Toshiba aus Sicherheitsgründen nicht den Orginal-Schaltkreisentwurf (Schablonen), nach dem der Konzern selbst produzierte, sondern einen leicht abgeänderten Entwurf mit gleichen technischen Parametern.

Damit sollte dem vorgebeugt werden, daß die Konkurrenz später Rückschlüsse auf die Toshiba-Technologie ziehen konnte, wenn sie die bei uns produzierten Schaltkreises analysierte. Es wurde eben an alles gedacht, um Pannen zu vermeiden.
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Auch unsere Milionen rollten zügig nach Osten

Als im Januar 1987 erste Zahlungen föllig wurden, schlugen Toshiba und Mitsui vor, daß Reizei und ich einen Scheinvertrag über die Lieferung von Dokumentationen für Leistungstransistoren im Werte von 8,5 Mio. U$ abschließen. Dieser Vertrag wurde von Mitsui beim Miti zur Genehmigung eingereicht, von Miti genehmigt, und wir konnten im März die erste Rate offiziell überweisen.

Gleichzeitig unterzeichneten wir ein Protokoll, mit dem der Vertrag mit Ausnahme der Zahlungsverpflichtung für null und nichtig erklärt wurde.

Wiederum aus Sicherheitsgründen für den Partner wurde dieses Protokoll nur im Original ausgefertigt und gelangte nicht in die Akten bei Mitsui, sondern blieb im persönlichen Besitz von Reizei.

Ein weiterer Posten in Höhe von 0,7 Mio. US-Dollar sollte auf Wunsch von Toshiba ohne schriftliche Vereinbarung in bar oder durch Überweisung auf ein Drittland-Konto abgewickelt werden. Hier handelte es sich offensichtlich um einen Betrag, der einer persönlichen Verwendung der beteiligten japanischen Personen oblag. Jedenfalls überwiesen wir unser gutes Geld nach England.

Wie gesagt - alles lief anfangs nach unseren Wünschen. Aber es sollte noch anders kommen.
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Ein Japaner auf einer Erfurter Müllkippe

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Die Toshiba-Kongsberg-Affare

Die sowjetische U-Boot-Flotte war die größte der Welt. Ständig wurden die westlichen Militärs durch neue und leistungsfähigere Modelle überrascht, die zum Teil den westlichen Booten weit überlegen waren.

In ihnen steckte viel westliches Know-how. So lieferten bereit 1978 japanische Firmen ganz legal ein riesiges Trockendock in die UdSSR, das für Atom-U-Boote, Zerstörer und Raketenträger der Nordflotte der UdSSR in Murmansk eingesetzt wurde.

Der Schwachpunkt eines U-Bootes im Unterwassereinsatz besteht darin, daß die Geräusche seines Antriebs und vor allem des Propellers geortet werden und damit das Boot vernichtet werden kann. Deshalb werden geräuscharme Schrauben benötigt.

Bereit seit 1979 liefen in der Sowjetunion Forschungs- und Entwicklungsarbeiten für moderne Marinepropeller. Die UdSSR verfügte allerdings nur über eine fünfachsige Walzmaschine sowie eine numerische CAD/CAM-Steuerungsanlage von Kongsberg aus Norwegen. Damit konnten nur kleinere Prototypen in niedrigen Stückzahlen gefertigt werden.

Eine Massenproduktion leistungsfähiger und vor allem auch größerer Typen erforderte dagegen vollautomatisierte spezifische Werkzeugmaschinen.
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Das Embargo und die Russen

Mit deren Beschaffung beauftragte das sowjetischen Außenhandelsunternehmen Techmashimport 1980 die japanische Handelsfirma Wako Koeki Companie. Diese recherchierte im eigenen Land und fand das Geeignete bei Toshiba Machine, einer Tochter von Toshiba Electric Corporation.

In den Verhandlungen bestand Toshiba Machine darauf, das Geschäft über das Handelshaus C. Itoh & Co. abzuwickeln, denn die Walzmaschinen MBP-110 unterlagen dem Embargo. Zur Tarnung wurde nicht nur C. Itoh, sondern auch die norwegische Firma Kongsberg Trade, eine Tochter der Kongsberg Vapenfabriken, zwischengeschaltet.

Kongsberg war bereit, den Sowjets die notwendige CAD/CAM-Computeranlage und die Anwendersoftware zu liefern.

Im April 1981 wurden die Verträge zwischen Techmashimport und C. Itoh sowie zwischen Techmashimport und Kongsberg in Moskau abgeschlossen. In falschen Exporterklärungen täuschten beide Lieferanten bei ihren Behörden einen zivilen Einsatz der Ware vor. Jedenfalls kam die Bestellung beim Auftraggeber an, und die vier Anlagen wurden 1983 auf der Baltischen Werft bei Leningrad montiert.

Die neunachsigen Walzmaschinen mit zwei Spindeln und hoher Schneidkraft arbeiteten dank der CAD/CAM-Steuerung von Kongsberg vollautomatisiert.

Damit konnten nicht nur die größten Propeller - möglich waren Durchmesser bis 11 Meter - mit einer Genauigkeit von 0,01 Millimetern hergestellt, sondern gleichzeitig zwei Flügel auf fünf Arbeitsachsen bearbeitet werden.

Das betraf selbstverständlich auch Schrauben mit weitgehend identischen Mehrfachflügeln, die mit solch hoher Präzision hergestellt werden, daß sie allerhöchsten Anforderungen an geräuscharmer Schiffsschrauben auch für modernste U-Boote entsprechen. Neben den Qualitätsparametern beeindruckten die neuen Anlagen auf der Baltischen Werft auch durch ihren Produktionsausstoß: Die Kapazität reichte aus, um alle alten U-Boote um- und die neuerbauten aufs modernste auszurüsten.

Jay Tuck: Die Computerspione, München 1984, S. 142 ff.
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1987 kam es raus, das mit den geheimen Russengeschäften

Bekannt wurde diese Geschäfte von Toshiba mit den Sowjets erst 1987, als sich ein Mitarbeiter von Wako Koeki Company offenbarte. Umgehend wurden die Büroräume von Toshiba Machine durchsucht und zwei Manager der Firma im Mai 1987 verhaftet.

Eine Regierungskommission zur Untersuchung der Affäre wurde gebildet. Der Toshiba-Vorstand trat zurück, weltweit geriet der gesamte Konzern ins Kreuzfeuer. Die USA verhängten gegen Toshiba ein Embargo, CoCom setzte die Affäre in Paris auf die Tagesordnung, auf einer NATO-Tagung kam es zu heftigen Auseinandersetzungen.

Die Toshiba-Transaktion wurde als der wahrscheinlich bedrohlichste illegale Transfer westlicher Technologie in die Sowjetunion seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges eingeschätzt - eine empfindliche Schlappe für die NATO.

Toshiba entschuldigte sich „beim amerikanischen Volk** über Anzeigen in allen großen Zeitungen und Zeitschriften der USA. Um den Schaden für das gesamte Exportgeschäft Japans mit den USA möglichst gering zu halten, reiste der japanische Wirtschaftsminister umgehend zu Verhandlungen in die Staaten.

Der damalige Premier Nakasone bezichtigte Toshiba, nicht nur die nationale Verteidigung geschädigt zu haben. Vielmehr hätte sich der Konzern eines Verbrechens schuldig gemacht, indem das japanische Volk verraten worden wäre. Nur langsam verzog sich der Pulverdampf dieser hitzigen Auseinandersetzungen.

21 Jay Tuck/Karlhans Liebl: Direktorat T - Industriespione des Ostens, Heidelberg 1988, S. 127 ff.
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Nur langsam verziócgen sich Pulverdampf und Rauch

Toshiba kam noch einmal relativ ungeschoren davon und konnte seine Position auf dem US-Markt wieder festigen. Allmählich konnte man bei Toshiba wieder zum Alltagsgeschäft übergehen, wozu nichtsdestotrotz - bei aller nun gebotenen Vorsicht - der Embargohandel gehörte.

Für uns war das Dumme an dieser Affäre, die in der Weltpresse wie eine Bombe einschlug, daß die USA den Skandal nicht nur nutzten, um den Transfer westlicher Militärtechnologie in die UdSSR anzuprangern.

Vielmehr wurden auch unsere Geschäfte mit Leistungstransistoren aus den Jahren 1981/82 ans Licht der Öffentlichkeit gezerrt, von denen allerdings die Amerikaner spätestens seit dem Auffliegen von Scholz und meiner Verhaftung in der Bundesrepublik gewußt hatten.

Das Projekt Leistungstransistoren spielte laut Toshiba „in den Aufmerksamkeiten des amerikanischen Geheimdienste nach wie vor eine große Rolle".
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Nun bekamen Toshiba und Mitsui kalte Füße.

Toshiba befürchtete, das seine Embargoverstöße im Handel mit der DDR publik werden könnten. Die Arbeit wurde zwar noch fortgesetzt, aber alle Aktivitäten zeitlich verzögert und der Austausch von Expertenbesuchen vorläufig eingestellt.

Wir brauchten aber auf alle Fälle schnell die Schablonen für den 256 K DRAM, da ohne sie die bereits vorliegenden technischen Dokumentationen ihren Nutzen für uns weitgehend verloren hätten. Ich mußte also erneut nach Tokio, wo ich in zähen Verhandlungen mein Ziel erreichen konnte.

Aber im weiteren Verlauf der Ermittlungen durch Miti drängten die Amerikaner darauf, zu untersuchen, ob und in welchem Umfang Toshiba der DDR bei der Entwicklung des 256 K DRAM behilflich war. Das Miti vernahm deshalb sogar Mitarbeiter von Toshiba.

Miyoshi forderte deshalb im Januar 1988 die Einstellung unserer Zusammenarbeit und „das Verwischen aller Spuren, die auch nur den geringsten Verdacht auslösen könnten".
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Mit japanischer Höflichkeit und Nachdruck

Dazu stellte er das Ansinnen, daß wir die Produktion des 64 K DRAM nach Toshiba-Technologie einstellen und die uns von Toshiba übergebenen Schablonen für den 256 K DRAM zurückgeben. Mit japanischer Höflichkeit, doch auch mit Nachdruck bat er um Verständnis, daß „weitestgehend kein Kontakt von Vertretern Toshibas zum AHB Elektronik und seinen verantwortlichen Persönlichkeiten gegenwärtig möglich ist".

Uns blieb nur übrig, zur Regelung der notwendigen Details ein letztes konspiratives Treffen zu arrangieren. Es fand auf neutralem Boden, im Hotel Intercontinental in Wien statt. Unter ständigen Sicherheitschecks traf ich mich mit Imamura.

Ein kleiner Kompromiß

Immerhin konnten wir noch einen kleinen Kompromiß aushandeln: Toshiba war bereit, uns die bereits übergebenen technischen Dokumentationen zu belassen, forderte aber die Rückgabe seiner Originalschablonen, damit wir nicht danach produzieren konnten.

Als Gegenleistung würde Toshiba alle erhaltenen Zahlungen uneingeschränkt rücküberweisen. Wenn sich die derzeit äußerst kritische Lage wieder entspannt habe, würde Toshiba über neue Möglichkeit einer weiteren Zusammenarbeit befinden.

Nach Berlin zurückgekehrt, zerbrachen wir uns den Kopf, um aus der brenzligen Situation herauszukommen. Hillig unterbreitete den Vorschlag, die Schablonen einfach zu kopieren, die Originale an Toshiba zurückzugeben und unsere Arbeit fortzusetzen. Das war natürlich keine ganz saubere Lösung, aber anders hätten wir unser Ziel - die Produktion des 256 K DRAM - kaum erreichen können.

Ein kleines Trostpflaster blieb unser Plan B mit Zeiss

Ein kleines Trostpflaster blieb uns dabei, denn wir waren nicht allein auf die kopierten Toshiba-Schablonen und -Dokumentationen angewiesen, sondern konnten auch auf die von Zeiss in Entwicklung befindliche Technologie eines 1-MBit-Schaltkreises zurückgreifen, an der man in Jena - parallel zu unseren Aktivitäten - weitergewerkelt hatte.

Den Wermutstropfen schluckten auch Schalck und Nendel. Ihnen wie uns bliebt nichts anderes übrig, als die Teilniederlage zu verkraften.
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Ein Bild für die Götter - ein japanischer Manager auf einer Erfurter Müllkippe

Zu guter Letzt - aber was heißt hier „gut"? - kam Imamura nach Erfurt. Um sicher zu gehen, offerierte er uns, die Schablonen nicht körperlich mit nach Japan zurücknehmen zu wollen, sondern sie mit uns gemeinsam auf einer Mülldeponie zu zertrümmern, um alle Spuren zu verwischen.

Wir mußten uns also noch nicht einmal großartige Tricks ausdenken, um die Originalschablonen zu behalten und an ihrer Stelle die Kopien zu vernichten.

Nach getaner gemeinsamer Zerstörungsarbeit reiste Imamura zufrieden nach Tokio zurück. Als Fachmann wird er wohl geahnt haben, daß wir Duplikate angefertigt hatten. Jedenfalls sah ich noch tagelang jenes Bild vor mir: ein japanischer Manager im dunklen Nadelstreifen auf einer Erfurter Müllkippe! Ein Bild für die Götter, wie es sich BND oder CIA gar nicht vorstellen konnten. Leider waren von diesem Zeitpunkt an alle unsere Verbindungen zu Toshiba unterbrochen.
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