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Gerhardt Ronnebergers Autobiographie - Deckname "SAALE" - aus 1999 - ein Generaldirektor erzählt .....

Gerhardt Ronneberger, geboren im März 1934 in Saalfeld († 2013 ?) schreibt 1999 in seiner Autobiographie (1982–1999) auf etwa 370 Seiten, wie es wirklich zuging beim MfS, der Stasi und den Betrieben in der "Deutschen Republik". Da er nie in einem richtigen Ossi-Gefängnis eingesperrt war, fehlt diese Erfahrung völlig, dafür aber die Zustände in einem West-Gefängnis und wie es dazu kam und vor allem, was danach bis zur Wende im Dez 1989 kam. Der Einstieg beginnt hier und mein Resume über das Buch endet hier.

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Ein Shop für Diplomaten

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Radio Zemanek Wien - Deckname „Ingenieur"

In der Joergerstraße 27 im XVI. Bezirk von Wien befand sich ein kleines, aber feines Einzelhandelsfachgeschäft für Radio-, Elektro-und Fernsehgeräte. Obwohl der Laden auch im Exportgeschäft mit dem Osten mitmischte, war es alles in allem ein bescheidenes Geschäft.

Nach einer offiziellen Bankauskunft der Ersten Österreichisehen Sparkasse betrug der Einzelhandelsumsatz 1968 2.500.000 öS und der Export 2.400.000 öS.

Inhaber war Otto Zemanek, der die Firma im März 1938 von dem jüdischen Inhaber Alfted Weiss "übernommen" hatte. Das Geschäft wurde also „arisiert", und man vermutete aus gutem Grund, daß Otto Zemanek den Nazis nahegestanden haben soll.

Zemanek selbst war zwar kein Ingenieur, aber als typischer Wiener sprach er mich immer mit „Herr Ingenieur" an, und so bekam er von uns diesen Decknamen verpaßt.
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"Embargo" war ein Fremdwort

Radio Zemanek war ein Familienbetrieb, in dem die Ehefrau, der Sohn und die Schwiegertochter mitarbeiteten; außerdem waren noch zwei Servicetechniker beschäftigt Im Laden selbst wurden überwiegend Philips-Geräte verkauft, so daß zu dieser Firma besonders gute Kontakte bestanden, die Zemanek auch für seine Exportgeschäfte nutzte. Philips fragte nicht nach den Endabnehmer der Ware, Embargo war also ein Fremdwort.

Mitarbeiter der sowjetischen Botschaft in Wien waren Stammkunden

Zur Stammkundschaft von Zemanek gehörten die Mitarbeiter der sowjetischen Botschaft in Wien, deren Angehörige sowie natürlich die Dienstreisenden aus Moskau. Sie deckten hier - selbstverständlich im zollfreien Einkauf - ihren gesamten Bedarf an elektrischen Haushaltsgeräten, Radios, Fernsehern, HiFi-Anlagen, Lampen oder Installationsmaterial. Ein einträgliches Geschäft. Aber nicht nur das.

Zemanek erhielt damit einen guten Überblick über Personalveränderungen innerhalb der Botschaft sowie andere nützliche Informationen. Denn bei den Einkäufen der Diplomaten wurde natürlich auch mit Wiener Charme geplaudert und manches ausgeplaudert, was für westliche Geheimdienste von Interesse war.

Die DDR hatte Kontakte zu Zemanek seit 1968

Die DDR hatte bereits seit 1968 Kontakte zu Zemanek, als der AHB Elektrotechnik mit ihm einen ersten Vertrag zur Lieferung von Embargowaren zu günstigen Konditionen abwickeln konnte. Das Ganze wurde damals von Philips vermittelt, weil der Konzern nicht bereit war, die heiße Ware an den vom AHB Elektrotechnik vorgesehenen Partner zu liefern.
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Der erste DEC-Computer für die DDR - vom Typ PDP-8

Ich persönlich nahm erstmalig im August 1969 als Mitarbeiter von Anlagenimport Verbindung zu Zemanek auf und setzte dann die Zusammenarbeit mit ihm auch im Anlagenimport und später im Handelsbereich 4 bis Ende 1989 fort. Zemanek war es schließlich, der mich 1979 mit der Firma Alltransistor in Verbindung brachte.

Die ersten Vertragsabschlüsse 1969 kamen rasch zustande, das Auftragsvolumen betrug bereits Ende 1969 etwa 400.000 DM. Wir bezogen von Zemanek elektronische Bauelemente und vor allem Meßtechnik.

Auch der erste DEC-Computer vom Typ PDP-8, damals ein moderner Typ, der dem Embargo unterlag, wurde mit offizieller Exportgenehmigung der USA von ihm geliefert. Der Vorteil dieser Lieferung bestand darin, daß wir volle Garantieleistungen von DEC, die Schulung unserer Mitarbeiter bei DEC in München und die Aufstellung durch DEC-Personal beim Bedarfsträger gewahrt bekamen.
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Nicht alles wurde genehmigt

Unsere Versuche, noch strengere Embargowaren mit offizieller Exportgenehmigung, wie den modernen computergesteuerten Meßautomaten für Halbleiterbauelemente vom Typ J259 der US-Firma Teradyne, zu bekommen, scheiterten allerdings.

Als im Laufe der Zeit der Westen seine Embargomaßnahmen verschärfte, stieß Zemanek schnell an seine Grenzen. Seine Leistungsfähigkeit war eben eingeschränkt, der Umsatz aus den Geschäften mit uns ging zurück. Obwohl er als Lieferant für uns uninteressant geworden war, arbeiteten wir jedoch weiterhin mit ihm zusammen. Die Gründe dafür lagen auf der Hand.

Bereits bei meinem ersten Besuch in Wien im August 1969 konnte ich nämlich unseren Verdacht erhärten, daß Zemanek enge Verbindungen zur amerikanischen Botschaft in Wien unterhielt. War er doch schon allein wegen seiner Kenntnisse und Beziehungen zur UdSSR-Botschaft und ihrem Personal für die Amerikaner äußerst nützlich. Mehr noch: Offensichtlich wurde auch ein Teil der Embargogeschäfte mit Wissen und Unterstützung des Wirtschaftssekretärs der US-Botschaft abgewickelt.
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Vom Wirtschaftssekretär der US-Botschaft unterstützt

So hatte mir Zemanek den Schriftwechsel mit den Amerikanern gezeigt, aus dem hervorging, daß die Lizenzerteilung für unseren PDP-8-Computer vom Wirtschaftssekretär der US-Botschaft unterstützt worden war.

Der Preis für das Entgegenkommen der Amerikaner: Zemanek sollte ihnen alle seine Embargogeschäfte offenlegen, inklusive Endabnehmer, Aufstellungsort und Verwendungszweck der gelieferten Ware. Er willigte unter der Bedingung ein, daß er von der Wirtschaftsabteilung der US-Botschaft eine generelle Zustimmung für sämtliche Lieferungen von Embargowaren amerikanischen Ursprungs bekäme.

Einen solchen Persilschein stellte man ihm natürlich nicht aus, aber die Amerikaner hielten an Zemanek als gutem Freund fest. Sie ermunterten ihren Informanten sogar, die Geschäfte mit uns fortzusetzen.

Das taktische Spielchen durchschauten wir schnell: Hier sollte der Boden gedüngt werden, um an wirtschaftspolitische Informationen aus der DDR heranzukommen. Man wollte zum Schein mit uns Geschäfte anbahnen, um dann auf lange Sicht nachrichtendienstlich "abschöpfen" zu können.
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Der IM "Saale" war als potentielle Plaudertasche auserkoren

Mich hatte man als potentielle Plaudertasche auserkoren. Um meine Gesprächsfreude zu fördern, schreckte Otto Zemanek nicht vor ungenierten Bestechungsversuchen zurück. Schon während einer Dienstreise nach Wien im Dezember 1969 bot er mir für alle Lieferungen eine zusätzliche persönliche Provisionszahlung in Höhe von drei Prozent des Warenwertes an - unabhängig von den offiziellen Provisionen an unsere Vertreterfirma Günther Forgber.

Selbstverständlich sollten davon weder seine Familienmitglieder erfahren noch schriftliche Vereinbarungen angefertigt werden. Die Auszahlung könne in bar erfolgen, aber auch die Einrichtung eines Kontos in Westberlin, Westdeutschland oder Österreich wäre möglich.

Zemanek empfahl, das Geld des Kontos zu Einkäufen zu verwenden, die von mir aus jedem Land telefonisch geordert werden könnten. Die Waren würden an eine von mir zu benennende Adresse geschickt, und ich dürfe mich nicht wundern, wenn nicht er, sondern einer seiner Freunde in München als Absender in Erscheinung trete.
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Aber wie gewonnen, so zerronnen

Diesem köstlichen Zubrot konnte ich freilich nicht widerstehen -logischerweise erst nach erfolgter Abstimmung mit meinem Führungsoffizier Artur Wenzel. Die Eröffnung eines Kontos lehnte ich allerdings ab, die Auszahlungen an mich erfolgten cash.

Aber wie gewonnen, so zerronnen - das „ergaunerte" Bargeld führte ich stets auf Heller und Pfennig ans MfS ab. Mitunter durfte ich Teilbetrage behalten, um dann und wann bei Zemanek einzukaufen. Schließlich mußte ich ja ihm wie auch den Amerikanern gegenüber meine  Glaubwürdigkeit untermauern.

Und jetzt sollte ich "abgeschöpft" werden

Zemaneks direkter Partner in der Wirtschaftsabteilung der US-Botschaft war ein gewisser Lommers, angeblich ein gebürtiger Engländer. Er sprach gut deutsch und trat laut Zemanek nicht wie ein Amerikaner, sondern wie ein Österreicher auf. Lommers würde im Auftrag des FBI auf kommerziellem Gebiet arbeiten und vor allem den Osthandel kontrollieren.

Da mich Zemanek und die Amerikaner mittlerweile mit den Provisionszahlungen reichlich angefuttert hatten, hielten sie mit ihren Forderungen nicht lange hinterm Berg. Als es beispielsweise um die Exportlizenz für den unter strengem Embargo stehenden computergesteuerten Meßautomaten J 259 ging, kam Lommers fix zur Sache.

Über Zemanek forderte er von mir einen Brief, in dem ich ihn über den Charakter der Firma Günther Forgper aufklären sollte. Also über jenes DDR-Unternehmen, in dessen Namen wir als Anlagenimport alle Verträge abschließen mußten und das damals schon unter dem Verdacht der Arbeit für die Stasi stand.

Weiterhin sollte ich über die VVB Bauelemente und Vakuumtechnik sowie ihre Betriebe Auskunft geben, den Aufstellungsort des Meßautomaten nennen und genau erläutern, welche Bauelemente in welchen Stückzahlen gemessen werden sollten.

Außerdem wurden Betriebsbesuche am Aufstellungsort, Garantien für Einreisevisa und sogar Informationen über andere Firmen, die Waren amerikanischen Ursprungs an uns lieferten, gefordert. - Starker Tobak, denn es waren alles Angaben, bei denen die Amerikaner ganz genau wußten, daß wir sie aus Sicherheitsgründen vorher niemals gegeben hatten.
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Artur Wenzel diktierte mir den Brief für die Amerikaner

Anfangs zierte ich mich noch ein wenig, das von mir Verlangte zu erledigen. Doch dann schrieb ich natürlich den Brief zum Importobjekt J 259. Und wie sollte es anders sein - Artur Wenzel diktierte ihn mir in die Feder. Wir nannten sogar Lieferfirmen von amerikanischen Waren, freilich nur solche, die unter Kontrolle des MfS standen.

Als ich Zemanek den Brief überreichte, gab ich ihm mit Verschwörermiene zu verstehen, daß ich ihn weder mit offizieller Duldung meines Vorgesetzten, Wolfram Zahn, noch mit Zustimmung des Generaldirektors geschrieben hätte, sondern stillschweigend und im alleinigen im Interesse der Vertragsrealisierung.

Als ob das alles noch nicht genügte, gab Zemanek noch einen drauf. Er fragte mich Über einen Herrn Weise aus, den Direktor des Importkontors im AHB Elektrotechnik, das ebenfalls Embargowaren, besonders für die Akademie der Wissenschaften der DDR, heranschaffte.

Zemanek hatte von Lommers den Tip bekommen, daß sich Weise anläßlich der Wiener Messe auf dem Stand der DDR befinden würde. Zemanek solle Weise dort besuchen und mit ihm Kooperationsmöglichkeiten besprechen.

Ein Zufall, daß Weise spater die DDR verließ und seine Insiderkenntnisse über Embargogeschäfte den westlichen Geheimdiensten offenbarte?

Den computergesteuerten Meßautomaten J 259 bekamen wir nicht

Trotz aller Liebesmühe wurde der Vertrag in der Folge durch die US-Behörden nicht lizensiert und mußte von uns storniert werden. Wir erledigten die Angelegenheit dann über unsere westdeutsche Bezugslinie Maju.

Doch, wie schon gesagt, selten ein Schaden ohne Nutzen: Durch den Flop wurde die Aufgabe von Lommers und seiner Brötchengeber deutlich sichtbar - die Verhinderung von Embargolieferungen und Spionage gegen die DDR und die anderen sozialistischen Ländern.

Unsere Erkenntnisse, die wir bei Zemanek über Lommers und seine Mitarbeiter gewannen, deckten sich mit denen, die seit langem im MfS vorlagen. Wir ließen uns bewußt auf diese Spielchen ein, ohne die Sicherheit unserer Geschäfte jemals zu gefährden.

Die Staatssicherheit ging von Anfang an davon aus - und ließ es mich auch wissen -, daß mich Zemanek als Agent weichklopfen wollte, um dann am Ende von der CIA offen angeworben zu werden. Darauf war ich vorbereitet, aber niemals erfolgte auch nur der Versuch einer Anwerbung. So konnte ich niemals für einen westlichen Geheimdienst, auch nicht für die CIA, tätig werden.
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Angeblich war ich sogar ein Doppelagent

In diesem Kontext muß ich übrigens auch meinem einstigen Chef widersprechen: Alexander Schalck-Golodkowski hatte mich nämlich in der 168. Sitzung des Bundestagsuntersuchungsausschusses Kommerzielle Koordinierung am 2. Dezember 1993 als „Doppeladler" tituliert.

Somit als einen Geheimdienstmitarbeiter, der von einem anderen Dienst zur Zusammenarbeit gewonnen wurde, also schlechthin einen Doppelagenten.

Gewiß könnte ich jetzt aus dem Sprücheschatz meiner Großmutter zitieren („Was ich selber denk und tu, das trau ich auch andren zu"), aber was soll's ?

Manche Behauptungen werden auch dadurch nicht wahrer, wenn sie von der Stasi-Führungsspitze kommen, so wie die von Oberst Herbrig, des ehemaligen Leiters der Bereichs Kommerzielle Koordinierung, die er nach der Wende gegenüber Schalck auf dessen Anfrage aufstellte. Die hohen Genossen hätten es besser wissen müssen, wenn sie sich in ihrem eigenen Ministerium erkundigt hätten.

Stenographisches Protokoll der 168. Sitzung des 1. Untersuchungsausschusses „Kommerzielle Koordinierung" des Bundestages am 20. Januar 1994, S. 189
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Klarstellung

Klar, ich stand stets im Blickfeld westlicher Geheimdienste, schon seit Ende der fünfziger Jahre. Als IM beobachteten mich ständig BND und CIA, was wiederum durch Informationen von anderen IM dokumentiert ist, die tatsächlich im Auftrag der Stasi als „Doppeladler" gearbeitet hatten.

Ich wurde aber niemals vom Westen angeworben und somit auch nicht - wie von Herbrig unterstellt - in den sechziger Jahren abgeschaltet. Diese Erkenntnisse, und keine anderen lagen bei der Stasi vor. Ich habe ausschließlich als Informeller Mitarbeiter des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR gearbeitet.
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Die Schweiz - Organisierte Undurchsichtigkeit

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Embargo - ein Fremdwort für die Schweiz

„Es grenzt ans Unmögliche, das Wesen der Schweiz zu begreifen. Ich kenne auf der ganzen Welt keine Gesellschaft, die so wenig über sich selbst Bescheid weiß, die so erstarrt, so geheimniskrämerisch, so sehr jeder Selbstkritik abhold und so wild entschlossen ist, ihre eigene Undurchsichtiekeit zu organisieren, wie die Schweizerische Eidgenossenschaft."

Was Jean Ziegler in seinem Aufsehen erregenden Buch „Die Schweiz wäscht weißer" schrieb, trifft in vielfacher Hinsicht zu.

Die Schweiz galt und gilt als Weltbankenplatz, aber auch als Finanzdrehscheibe des internationalen Verbrechens. Ermöglicht durch das Bankgeheimnis, das per Gesetz vom 8. November 1934 begründet wurde und Berge von Gold, Devisen und Wertpapieren vor neugierigen Blicken schützt.

Die Schweiz gilt aber auch als Eldorado der Waffenschieber. Die Mehrzahl der Waffengeschäfte wird über dieses Land abgewickelt, das selbst über leistungsfähige Rüstungsfabriken verfügt und nach Israel das am stärksten militarisierte Land der Welt ist (650.000 Soldaten und Offiziere bei einer Bevölkerung von 5,8 Mio. Einwohnern).

Wo der Waffenhandel blüht ........

Wo der Waffenhandel blüht, da gedeiht auch das Geschäft mit Embargowaren. Nicht selten sind es dieselben Lieferanten. So entwickelte sich die Schweiz während des Kalten Krieges zu einer Oase des Embargohandels.

Die Schweiz widersetzte sich den CoCom-Bestimmungen und ließ sich selbst von den USA nicht erpressen, wirkungsvolle Maßnahmen gegen diese Transaktionen zu ergreifen, die über ihr Territorium abgewickelt wurden.

Denn die Alpenrepublik mit ihren Speditionen war ein beliebtes Transitland für die Abwicklung von Schwarzgeschäften und Geschäften in der Grauzone, zu denen Embargogeschäfte gerechnet werden können.

Bei diesem Stelldichein mischten wir und unsere Lieferanten natürlich kräftig mit, einige von ihnen hatten in Zürich, Genf, Bern oder Lausanne eigene Firmen etabliert, ihren Stammsitz aber in der Bundesrepublik behalten.

Die Schweizer Banken und das internationale Embargogeschäft

Die Eidgenossen unternahmen gleichfalls nichts dagegen, daß Erzeugnisse aus der Produktion Schweizer Firmen, die auf der CoCOM-Liste standen, unbegrenzt in sozialistische Länder geliefert wurden. Kein Wunder, daß zahlreiche ausländische Unternehmen zu diesem Zweck Firmen in der Schweiz oder Briefkastenfirmen in Liechtenstein gründeten.

Die wichtigste Rolle spielten aber auch im internationalen Embargogeschäft die Schweizer Banken. Ohne sie hätte das Geschäft nie so floriert. Sie dienten Embargohändlern in der ganzen Welt als sicherster Ort, um die finanzielle Seite dieser Geschäfte abzuwickeln.

Auch wir tätigten die meisten Zahlungen auf Wunsch unserer Lieferanten über Schweizer Banken, sofern nicht Konten bei der DDR-Handelsbank geführt oder Barzahlung gefordert wurden. Letztere landeten am Ende aber auch wieder auf Schweizer Konten.
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Balzers und die Hochtechnologie für die Hochvakuumtechnik

Die Schweiz wie auch Liechtenstein hat einige leistungsfähige Hersteller von Ausrüstungen, die für die Mikroelektronik der DDR äußerst interessant waren. Von ihnen konnten wir die Waren ohne Schwierigkeiten direkt beziehen, ohne die sonst üblichen Preisaufschläge.

Einer der wichtigste Partner war für uns die Balzers Aktiengesellschaft für Hochvakuumtechnik und dünne Schichten im Fürstentum Liechtenstein. Ober sie bezogen wir Ausrüstungen, die wir sonst nur in der Bundesrepublik bei der Firma Leybold beschaffen konnten. Mit Balzers arbeiteten wir so eng zusammen, daß sie sogar Neuentwicklungen in Angriff nahmen, die unseren speziellen Anforderungen entsprachen und die von Leybold bezogene Typen ersetzen sollten.
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Keine Briefkastenfirmen

Was sonst im Fürstentum üblich ist, scheuten wir wie der Teufel f das Weihwasser: Briefkastenfirmen in Liechtenstein wurden von | uns prinzipiell gemieden, da sie grundsätzlich anrüchig waren und meist sehr schnell aufflogen.
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Die ehrenwerten schweizer Großfirmen

In der Schweiz konzentrierten wie unsere Aktivitäten auf große, zum Teil schlüsselfertige Projekte, die nicht unter Embargo standen.

Unsere Partner bei diesen Projekten waren die Intrac S.A. Lugano, Suter + Suter AG Basel, Asada S.A. Zug und Allimex Zug. Mit diesen Firmen wurden beispielsweise die bereits genannten zwei schlüsselfertigen Leiterplattenfabriken in Dresden und Berlin und ein Produktionszentrum für Mikromotoren in Lobenstein/Thüringen errichtet.

Eine direkte Zusammenarbeit im Embargogeschäft gab es dagegen mit solchen Herstellern wie Micafil AG, Meteor AG Maschinenfabrik Rüschlikon-Zürich, Agie AG für industrielle Elektronik, PB-Technik AG, Helmut Seier GmbH und FELA Electronik AG bzw. Fela E. Uhlmann AG für gedruckte Schaltungen, um nur einige zu nennen.

Wir vermieden es tunlichst, im großen Umfang Embargogeschäfte über Handelsfirmen in der Schweiz abzuwickeln. Schließlich wußten wir, daß - ähnlich wie in Österreich - solche Unternehmungen verstärkt durch westliche Geheimdienste, besonders die CIA, mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln ausspioniert wurden, um den fehlenden Aktivitäten Schweizer Behörden entgegenzuwirken. Eine Ausnahme von dieser Regel war 1988/89 das sogenannte Objekt X, ein Sonderbeschaffungsauftrag für die Staatssicherheit, über das noch gesondert zu berichten sein wird.
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