März 2012 - Die Grundig XSM 3000 (und auch die XSM 2000)

waren Grundigs erste schlanke Hifi Säulen. Vorher waren einigermaßen leistungsfähige Stand-Lautsprecher immer dicke klobige Kästen (oder Boxen) und machten ihrem Namen alle Ehre.

Die XSM waren anders und sie waren für die (verkannten) Qualitäten enorm preiswert, eben Grundig. Die Ingenieure spendierten der aktiven Box 4 getrennte Verstärker, die auf die verbauten Chassis abgestimmt waren.

Im Gegensatz zu den (konzeptionellen) Vorläufern, der aktiven Braun LV 720 (1969) und der aktiven Heco P7302 (1974) und der (zeitlichen) Parallelentwicklung der Canton Ergo Aktiv (1980) bekam diese Baugruppe eine massive Mechanik und einen richtig dicken 240 Watt Trafo.

Die vier Verstärker wurden (abweichend von der Canton Ergo Aktiv mit 3 x 70 Watt) der jeweils vom einzelnen Chassis benötigten Leistung angepaßt und nach wie vor diskret aufgebaut. Alle Bauteile samt Netzteil waren üppig dimensioniert und auf einer einzigen großen Platine angeordnet. Die Leistungstransistoren wurden über massive Alu-Blöcke mit dem Druckgußchassis verschraubt. Alles in Allem ist diese Technik von Grundig vorbildlich und paßt zu den 1981/82er Komponenten aus dieser Edelbaureihe.

Grundig und die Kompromisse

Fast immer verbirgt sich hinter dem Licht auch der Schatten (meist preislicher Natur) und der sieht so aus:

Das Gehäuse ist ein einziger symmetrischer Resonanzkasten
, Hoch und Mitteltöner sind einfach von vorne in die Löcher im Gehäuse aufgeschraubt.

Die beiden gleichen 18,5cm Tieftöner
werden zwar (in der aktiven XSM Version, nicht in der passiven SM Version) mit zwei unterschiedlichen Frequenzbereichen angesteuert, haben aber keine rückseitige Trennung im Gehäuse.

Die wunderschönen vermeintlich aus Aluminium bestehenden Blenden der beiden Basslautsprecher sind nur ganz primitive lackierte leichte Plastikrahmen, die außer der Schönheit die Unterlegscheiben für die Spanplattenschrauben ersetzen. Sie haben weder eine tragende noch eine abdichtende Funktion.

Was auch sofort auffällt, das ist die primitive Befestigung sämtlicher Chassis mit Spanplattenschrauben direkt ins Preßspangehäuse. Das ist eigentlich Murks, wenn man die zwei mal rausnehmen müsste wie bei den passiven SM 3000 Boxen, die nur von vorne zu öffnen sind. Leiern nämlich die Löcher aus, dann wars das.

Die Gehäusewände sind aus 2 oder mehreren verschieden dichten Spanplatten oder MFM Platten im Schnellgang verleimt. Überhaupt ist das ganze Gehäuse "hauruck" verleimt.

Einen auch nur leichten Fall auf eine Gehäuseecke wird das gesamte Gehäuse schwerlich ohne erhebliche Beschädigung aushalten. Davor schützt nur der zum Glück etwas wackelige braune Kunststoffsockel.
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Die Chassis

Die verbauten Chassis sind von typischer Grundig Großserienqualität, also nichts Besonderes.

Schraubt man bei den Bässen vorne die silberne Kunststoffblende ab, kommt ein simples Blechchasssis zum Vorschein, also nix Alu oder gar Druckguss. Daß sie dennoch so erstaunlich gut klingen, ist bemerkenswert.

Die Basschassis haben (wie auch die von Braun und Heco) einen ganz simplen Blechkorb. Beim leichten Drücken von außen auf den linken oder rechten Rand der Membrane (innen neben der Gummisicke) verzieht bzw. verbiegt sich diese deutlich. Sie ist also nicht besonders eigenstabil wie wiederum die HECO P7302 oder JBL Membranen.

Wenn andere Hersteller vorne in die Membrane auf die Schwingspule einen Dome (auch Kalotte genannt) drauf kleben, um damit den inneren Konus in der Mitte der Membrane zusätzlich zu stabilisieren, hat Grundig lediglich eine nach innen gewölbte Art Staubkappe verklebt. Es hat zumindest keine deutlich hörbaren Nachteile.

Unsere beiden XSM 3000 haben völlig intakte, nicht gerissene und noch voll flexible Gummisicken. Diese wulstigen Gummisicken erlauben einen erstaunlich großen Hub der Membranen. Angeblich gibt es auch eine Serie mit Schaumstoffsicken (die ich aber noch nie gesehen habe), die so ganz langsam zerbröseln sollen.

Erfreulich sind die (beim Ausbau des Verstärkermodules) zwar sehr hinderlichen, aber dafür besonders kurzen Zuleitungen von der Verstärkerplatine zu den Lötösen der Chassis. Alles ist massiv verlötet, nichts ist wackelig gesteckt, wirklich hervorragend.

Die kurzen Zuleitungen sind unterschiedlich dicke Litzen, die im Bassbereich vom deutlich höheren Querschnitt her viele andere renommierte Boxen übertreffen. Das mochte auch ein Grund für den (damals) kräftigen sauberen Bass sein.

Die beiden Basschassis sind übrigens 3-Ohm Typen, also für die ganz normalen Grundig 4-Ohm Boxen konzipiert. Unsere beiden Bässe (in einer Box) haben genau 3,2 Ohm, der Mitteltöner 5,7 Ohm und der Hochtöner 5,3 Ohm.

Der Vierkanal-Verstärker

Hier hat sich Grundig eigentlich selbst übertroffen. Die Einschaltautomatik veschlingt zwar 3 Watt pro Box, doch das war vor 30 Jahren Stand der (Trafo-) Technik. Ein eingehendes Audiosignal von mehr als 1,5 mV schaltet über den stets "lauschenden" Signalverstärker" per Relais den großen Netz-Trafo ein. Dieses eingehende Audiosignal wird in 4 Frequenzbereiche aufgetrennt und so den vier Endstufen zugeführt und dann zu den vier Chassis geschickt. Das an sich ist nichts Besonderes.

Doch hier hat Grundig zugeschlagen und ein gewaltiges Modul konzipiert
. 2 Stück 20 Watt Endstufen und 2 Stück 40 Watt Endstufen powern die Chassis direkt ohne Verluste. Die Elektronik ist im Inneren der Box staubgeschüzt und dennoch wird so gut wie alle anfallende Verlustleistung über die gewaltigen Kühlrippen nach außen geschickt. Und daß Grundig gute Verstärker in Großserie bauen kann, haben sie mit den R2000 und R3000 und dem mustergültigen SV2000 und vielen anderen Geräten bewiesen.

Braun und Heco hatten da ein anderes Konzept, bei dem die Verstärkermodule außerhalb des gekapselten Boxenkorpus durch Luftzirkulation belüftet (und verstaubt) werden.

Über die Leistung der vier Endstufen

Bei den frühen Vorgängern von aktiven Lautsprechern habe ich mich immer über die extrem niedrigen Impedanzen speziell im Bassbereich gewundert. Auch hier hängt an einer 40 Watt Sinus Endstufe (spezifiziert für 4 Ohm) dennoch ein 3 Ohm Chassis dran. Das bedeutet, daß der 4 Ohm Verstärker bereits im Grenzbereich seiner Strombelastung "gefahren" wird.

Deshalb suche ich noch Artikel ähnlich der "Grundig Technischen Informationen" von 1979 bis 1982, in denen eventuell das Konzept dieser Grundig Entwicklung samt Hintergründen genauer erläutert wird. Mehr über das Innenleben der Vierkanal-Endstufe steht hier.

Wenn die Sicherungen "fliegen"

Wenn diese beiden Sicherungen raus-"fliegen", dann ist ernsthaft etwas kaputt.

Um also 6,3 Ampere zu killen, müssen schon deutliche "Fehl"-Ströme fließen. Vermutlich sind die Netzteil-Kondensatoren defekt, das prüfen wir gerade.


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