Voll-Verstärkertest aus stereoplay Oktober 1987
Die Zeit nach 1984 war geprägt durch den Qualitätsschub der digitalen Schallplatte. In den Anfängen war nicht alles perfekt und manche Scharlatane spielten wirklich ganz normale analoge 33er Langspiel-Platten auf die CD drauf und verkauften das ernsthaft als "AAD" Technik.
Doch in 1987 wußten die Redakteure schon, welche CDs klingen und welche nicht und worauf man achten mußte, um nicht zu weit abzudriften in Voodoo oder sonstige Spinnerei. Bei stereoplay setzte Karl Breh sein ganzes fachliches Gewicht ein, um auf der seriösen Seite der Welt zu bleiben und ließ den Test-Redakteuren nur bei den "progressiven Wortschöpfungen" weitgehend freie Hand.
Was fällt sofort auf ?
Der Lautstärkeregler-Knopf ist jetzt deutlich größer als die anderen Knöpfe und Schalter und er ist überall auf der rechten Seite.
Alle 7 Verstärker haben innenliegende Kühlkörper und die Kondensatoren sitzen viel zu oft ganz dicht an diesen Wärmequellen, ein Langzeitproblem kündigt sich an.
.
STREIFZUG
Es war schon immer etwas teurer, potentielle Gegner Watt-matt zu setzen. Ob Kraft dabei auch zu Klang wird, ist noch eine andere Frage. Der Test gibt Antwort.
"Teure Vollverstärker" heißt die Testdevise. Da man sich bei teuren Dingen nie über den Preis einigen kann, spannt sich der Bogen von 1000 Mark (Pioneer und Yamaha) bis 2400 Mark (Luxman). Wegen der Riesendifferenz ist die direkte Vergleichbarkeit nicht mehr gegeben, deshalb findet jeder Verstärker einzeln auf einer Extraseite Testwürdigung.
Diesmal achtete die Redaktion darauf, daß alle Verstärker das postalische FTZ-Prüfsiegel trugen. Reihen von Kondensatoren in Buchsennähe sollen als Folge davon hochfrequente Ein- und Ausdünstungen unterbinden. Zuviel an Kapazität verfälscht bei den Phonoeingängen (MM) mit kritischen Tonabnehmern das Klangbild.
Als einziger möchte sich der Luxman LV 117 als Digitalverstärker verstanden wissen, was eigentlich ein Thema im letzten Heft war. Zum damaligen Stichtag noch nicht lieferbar, findet er jetzt, als Repräsentant eines wichtigen Bausteins der neuen Luxman-Linie, ebenfalls Beachtung.
Siebenmal fündig geworden:
.
- Vollverstärker Denon PMA 900,
- Harman/Kardon PAA 665 VXI,
- Luxman LV 117,
- Marantz PM 84 II,
- Pioneer A 117,
- Teac A 919V und
- Yamaha A 700.
.
Test Vollverstärker - Denon PMA 900 V
Der Denon PMA 900 V gehört zu den auch an kritischen Lasten "strompotentesten" (Anmerkung : elektrisch stabilen) Verstärkern des Tests. Zwar hat die Leistungsabgabe direkt nichts mit dem Klang zu tun, doch offenbaren sich in der Kraftmeierei die teuer erkauften Qualitäten des Netzteils.
Auf einem eigenen "Blechle" darf sich die Stromversorgung niederlassen, die Maßnahme soll Vibrationen des Netztrafos am Ausbreiten hindern. Ein Kühlkörperzaun, erste Hürde für elektrische Brummstörungen, trennt den Stromlieferpart von der Verstärkerelektronik.
Phono- und Videoverstärker dürfen sich einen gleichrangigen Platz auf einer "Platinenempore" teilen, mit der Bildsignalverkopplung werben fast alle Vollverstärker um zusätzliche Käufergunst.
Schnelle Operationsverstärker überwachen durch Vergleich mit dem Eingangssignal die "Gefolgstreue der Endstufen". Bei Abweichungen (Verzerrungen) erzwingen sie mit einem Korrektursignal den vom Eingang bestimmten Pfad. (Anmerkung : Man nennt das normalerweise auch "Gegenkopplung")
Der Denon bietet reichlich Anschlüsse für alle möglichen Quellen: Vier Hochpegeleingänge, zwei Tape- und zwei Video-Recorder, zusätzlich läßt sich ohne mühsame Fummelei eine Video- und Tonquelle auf der Frontseite einstöpseln.
Die Meßwerte
Im Meßlabor brillierte der Denon mit guten Störabständen und praxisgerechten Eingängen. Sein Subsonic-Filter (zur Unterdrückung von Rumpelstörungen) dürfte besser eingreifen; bei 10 Hertz beträgt die Dämpfung nur 7,5 dB.
Mit sehr homogenem, geradezu symphatischem Klangbild wartet der PMA 900 V im Hörtest auf. Sein immenses Leistungsangebot spielte er im Baß voll aus. Doch im Vergleich zum Accuphase E 205 (Klassenreferenz in Spitzenklasse I) färbte er eher etwas dunkel. Auch vermochte die Klassenreferenz musikalische Details plastischer erscheinen zu lassen. Der Vergleich zur leistungsmäßig eher bescheidenen englischen Spitzenklasse-II-Referenz Rotel RA 840 BX 2 (Test 3/87) endete glatt unentschieden: Vermochte sich der RA 840 durch bestechende Räumlichkeit "einzuschmeicheln", überzeugte der Denon durch sein homogenes Klangbild mit guter Ortbarkeit und fühlbarer, immenser Power. Die Phonoeingänge, zumindest MM, kratzten nicht am guten Klangeindruck des PMA 900 V.
Alles in allem lohnt es sich, den Denon PMA 900 V in die engere Wahl zu ziehen. Sein etwas weiches, minimal dunkel gefärbtes Klangbild versteht sich besonders bei Klassikhörern "einzuschmeicheln". Popfans bietet er bei gutem Klang schier unerschöpfliche Leistungsreserven.
Test Vollverstärker - Harman PM 665 VXI
Der Harman-Kardon gewinnt rein kräftemäßig das Verstärkerwettrennen. Auch schaltungstechnisch zieht er Trümpfe aus dem Ärmel. Ausgehend von der Überlegung, daß ein Verstärker für saubere Impulswiedergabe eine hohe Ausgangsspannung liefern soll, andererseits aber Lautsprecher mit kritischen Impedanzen der Forderung entgegenstehen (weil der Strom mit abnehmendem Widerstand steigt und irgendwann die Schutzschaltung Einhalt gebietet), wendet Harman einen kleinen Trick an: Zwei unscheinbare Schalter auf der Rückseite des Verstärkers (in Stellung „high current") reduzieren die Spannungsversorgung der Endstufen. In dieser Betriebsart dürfen die Transistoren gefahrlos mehr Strom liefern, ohne durch Verlustleistung einen frühen Tod zu sterben.
Schaltbare Einsatzfrequenzen des Baß- und Höhenreglers und zusätzlich „high-cut" gestatten individuelle Klangvariationen. Schaltbare Phonokapazitäten werden sämtlichen Magnettonabnehmern gerecht. Doch der Rauschabstand für Phono-MC liegt mit 65,5 dB (fremd-bewertet) bedrohlich dicht am Grundgeräusch der Platte selbst.
Bewertungen
Im Hörtest konnte sich der Harman auf Anhieb einen der Spitzenplätze ergattern. Ausgewogen, mit kräftigem, wohlgeformtem Baß reproduzierte er alle Arten von Musik. Sein zwar räumlich breites, doch etwas flaches Abbildungsvermögen war über lange Strecken der einzige Kritikpunkt.
Nach langem Hören kristallisierte sich eine zweite Untugend heraus: Klavieranschläge tönten etwas stählern, im Grundtonbereich ließ er etwas Wärme vermissen. Wohl aufgrund dessen wollten sich Streicher nur sehr zaghaft durchsetzen, ihr Spiel tönte etwas dünn und leicht kratzig. Ähnliches erfuhr die Wiedergabe von Stimmen. Ihnen mangelte es leicht an Körper und Wärme.
Die Phonoeingänge, mitentscheidend für die endgültige Einstufung, entwickelten erfreulich wenig Eigencharakter. Über MC wirkte die Reproduktion minimal dunkler, die Lebendigkeit ließ etwas nach. Wurde die Musik vom Magnetsystem geliefert, verschob sich das Klangbild tonal in Richtung hell. Die Baßwiedergabe gelang dünner, Höhen tönten leicht aggressiv.
Der Accuphase E 205 (Referenz in Spitzenklasse I) oder der Denon PMA 900 V (Referenz in Spitzenklasse II) vermochten das musikalische Erlebnis einen Hauch besser zu vermitteln.
Trotzdem steht der Harman auf der Gewinnerseite des Testfeldes. „Spitzenklasse II" heißt, sehr weit oben mitzu-
mischen, und mehr als alle anderen ist er durch sinnvolle Features die universelle Schaltzentrale.
Test Vollverstärker - Luxman LV 117
Der LV 117 darf auch die reinen Datenbits über zwei Digitaleingänge (einer davon wahlweise optisch oder koaxial) an seine Wandler lassen. Er verarbeitet das Signal mit vierfacher Überabtastung (Oversampling) und stellt sich selbsttätig auf die Abtastfrequenz ein: 32 kHz (DAT oder Digitaltuner), 44,1 kHz (CD, DAT) oder 48 kHz (DAT). „Digital-Direct" aktiviert die Wandlerstromversorgung. Wegen hochfrequenter Verseuchungsgefahr soll sie bei reinem Analog-Verstärkerfutter ausgeschaltet bleiben.
Da der Digitalstrom als erstes die Phonoeingänge klanglich vergiften könnte, verzichtet er gänzlich auf diese. Die eingeschworene Digitalgemeinde findet im LV 117 einen Verstärker, der vom äußeren Erscheinungsbild fast alles bietet: drei Tape-, sechs Hochpegeleingänge und Einschleifmöglichkeit für einen Equalizer oder ähnliches. Video-Freaks dürfen dem Lux neben dem Ton auch das Bild zuführen. Auf seiner Front findet sich ein zusätzliches Cinch-Buchsenpaar, das sowohl Audio- als auch Videosignale verarbeitet.
Bewertungen
Klanglich wird der LV 117 den hohen Erwartungen gerecht: Im Gesamtbild etwas hell, reproduzierte er alle Arten von Musik sehr ausgewogen und analytisch. Und doch zeigte sich bei ihm eine leichte Trendwende vom seitherigen Klangbild. Tönte der 117er eher etwas nüchern und kühl, speziell in den oberen Frequenzlagen, bewies der zum Vergleich angeschlossene Luxman L 525, Referenz in Spitzenklasse I (Test 4/86), mehr Musikalität und Detailfreude. Die Wiedergabe von Stimmen gelang plastischer, Klangstrukturen schienen räumlich fülliger gestaffelt, und Hochtonimpulse "funkelten einen Hauch" mehr.
Zur gehörmäßigen Prüfung des Wandlerparts verbanden den LV 117 gleich drei Strippen mit dem Accuphase-Referenzplayer DP 80 / DC 81. Ein Kabelpaar lieferte das analoge Signal vom CD-Spieler -eigenen Wandler, eine "Lichtleiterstrippe" beschickte den im Verstärker integrierten Wandler mit Daten. Auch hier zeigten sich zwar geringe, doch vorhandene Unterschiede: Der Lux mit seinem eigenen Wandler verflachte komplexe Klangstrukturen und wollte noch eine winzige Idee kühler klingen.
Bekam der LV 117 das vom Accuphase rückgewandelte Musiksignal über seine Analogeingänge eingespeist, gewannen Streicher mehr Schmelz und Klavierläufe mehr Wärme im Grundtonbereich.
Vielleicht ist der Lux seiner Zeit voraus. Der im Verstärker integrierte Wandler löst zwar Kabelprobleme, doch sämtliche Digitalkomponenten vollziehen die D/A-Umwandlung auch selbst. In dieser Hinsicht erübrigt sich der im Verstärker integrierte Konverter. Mit gutem Klang allerdings wartet der LV 117 allemal auf.
Test Vollverstärker - Marantz PM 84 II
Während bei der Philips-Tochter Marantz die Geräteentwicklung üblicherweise von „unten nach oben", also als konsequente Weiterentwicklung eines (einfachen) Basismodells erfolgt, beschritten die Designer mit dem jüngsten Vollverstärkerkind den umgekehrten Weg. Der PM 94 (Test stereoplay 8/86) mußte sich einer Abmagerungskur im Endstufenkonzept und Netzteil unterziehen, heraus kam der PM 84 II.
Unter dem engeren Gewand zeigt er geradezu mustergültig seinen ästhetischen Aufbau: Ein schwergewichtiger Netztrafo, sorgfältig eingepackt unter einer dicken Abschirmung, verkriecht sich in die hinterste Ecke nahe den Lautsprecherbuchsen. Ein „Voltage-shifting"-Netzteil versorgt die Endstufen. Bei wenig Leistungsbedarf arbeiten sie mit reduzierter Spannung, was den Vorteil geringerer Verlustleistung (und damit weniger Wärmeentwicklung) mit sich bringt. (Anmerkung: So macht das auch der R4 der BRAUN LastEdition.)
Verkupfertes Stahlblech soll die elektromagnetische Verseuchung einzelner Baugruppen unterbinden. Zur Verkürzung langer Kabelwege erfolgt die Umschaltung der Eingänge direkt hinter den zugehörigen Buchsen.
Kanalweise zugeordnete Klangregler gestatten optimale Anpassung an die Wohnraumgegebenheiten. Einlaß finden gleich sieben Hochpegelquellen (drei davon Bandgeräte). Mustergültig widmet sich der PM 84II dem Phonoeingang: Ein „echter" "Vorvor"-verstärker bringt die "mickrigen" MC-Signale (Anmerkung : Unsinn, es sind niederpegelige, aber keine mickrigen Signale) auf MM-verdauliches Niveau.
.
Bewertungen
Mit Bravour überstand der PM 84II die Pflicht im Labor. Hervorhebenswert seine relativ schnelle Anstiegsgeschwindigkeit, die rauscharmen und praxisgerechten Phonoeingänge und ein nahezu ideales Impulsverhalten.
Ohne Lästigkeit im Klangbild, die bei manchen Verstärkern den Dreh am Lautstärkeknopf in Richtung Leise bewirkt, gab er sein Debüt im Hörraum. Ein sehr luftiges, transparentes Klangbild mit gut proportioniertem Baßfundament und leichter, doch unaufdringlicher Höhenvorliebe machte ihn zum Anwärter auf eine der ranghöchsten Klassen. Seine Phono-Wiedergabequalitäten bestätigten das klanglich sehr hohe Niveau. Über das Shure-Ultra-MM-System zeigte er eine minimale Tendenz zu Weichheit, bei Übergang auf MC-Systeme war er über jegliche Kritik erhaben.
Klanglich bis auf Nuancen in der Räumlichkeit und Baßwiedergabe dem Accuphase-Vollverstärker E 205 ähnlich (Referenz in Spitzenklasse I), gehört der Marantz PM 84 II zu den Gewinnern des Tests. Auch in puncto Ausstattung und Verarbeitung läßt er kaum Wünsche offen.
Wichtige Ergänzung:
*Der Marantz ahnelt nicht - wie in Heft 9/87 gemeldet - dem Grundig Fine Arts Verstärker A 9000.
.
Test Vollverstärker - Pioneer A 717
Im Innern des A 717 zeigen sich die Früchte reiner Materialschlachten. Den gleich zweifach vorhandenen, gigantischen Transformatoren gewöhnt eine Gußmasse das Vibrieren restlos ab. Bei der Wahl der Kühlkörper legten die Entwickler neben guter Wärmeabfuhr Wert auf akustische Dämpfung: Zur zusätzlichen mechanischen Entkopplung bekam die "Endtransistorengarnitur" nach Kanälen getrennt einen eigenen, bienenwabenförmigen Kühlklotz.
Mikrofonie-Unempfindlichkeit ist aber auch eine Folge des stabilen Aufbaus. Wabenförmige Vertiefungen rund ums Verstärkergehäuse verleihen zusätzliche Stabilität. Und schließlich lautet die (Anmerkung : "schwache") Begründung für die verkupferte Bodenplatte: elektromagnetische Abschirmung.
Der separate Aufnahmewahlschalter gestattet Bandaufnahmen, ohne auf die Quelle lauschen zu müssen, ein Equalizer läßt sich einschleifen, und der Phono-Selector beinhaltet gleichzeitig ein zuschaltbares Subsonic-Filter zur Unterdrückung von Rumpelstörungen.
Warum der Phonoeingang erst nach dem weiteren Zuschalten der Schneidkennlinienentzerrung („Phono EQ") zum Leben erwacht, bleibt rätselhaft.
Bewertungen
Leichte Kritik mußte der A 717 im Meßlabor über sich ergehen lassen: Das Subsonic-Filter zeigt seinen -3dB-Einsatz bei 16,5 Hertz. Etwas zu spät, um der ungestümen Membranbewegung von Transmissionline- oder Baßreflexboxen Einhalt zu gebieten. Auch dürfte die Steilheit etwas größer sein (10 Hertz: -10dB).
Die asymmetrische Impulsmessung (ausführlich beschrieben in Heft 9/87, S.41) zeigt wie beim A 91D eine recht deutliche Abweichung von der asymmetrischen Rechteckimpulsform.
Mit CD-Futter verlieh der Pioneer im Hörtest Gitarrenläufen, Klavierpassagen und Blechbläsern einen leicht metallischen Charakter. Hochtonreiche Impulse (Becken, Triangel) zerzischelten allzu schnell und farblos. Querflöten reproduzierte er im Anblasgeräusch eher zahm, Baßattacken verlieh der A 717 mehr Schwärze als Kontur.
Auch das Linn-Referenzlaufwerk mit MC-System konnte ihn nicht von seiner Neigung, „technisch" zu klingen, befreien. Hochtonimpulse zerstoben nur matt, und Baßläufe verloren an Kraft. Der MM-Eingang überzeugte mehr. Das Baßverhältnis schien wieder zu stimmen. Doch Bläser blieben nach wie vor zu zaghaft, Beckenhiebe farblos.
Extrem hochwertig verarbeitet, konnte sich der Pioneer beim abschließenden Quercheck mit den Klassenreferenzen einen respektablen Platz in Spitzenklasse III erkämpfen. Vom Materialaufwand her hätte er das Zeug zu Höherem.
Test Vollverstärker - Teac A 919 AV
Das AV in der Bezeichnung des Teac zeigt deutlich seinen späteren Standort: Als Schaltzentrale für Audio und Video möchte er beide zusammenwachsen lassen. So dient gut die Hälfte des Tastenfelds dem Bild- und Videosignal. „Synthetic Stereo" verleiht monauralen Signalen durch Phasenänderung und Laufzeitverschiebung einen Pseudo-Stereo-Effekt; für HiFi-Puristen ein echter Stilbruch. Der pure Audio-Liebhaber fängt auch mit dem „enhancer"-Schaltkreis nichts an, er soll die Konturenschärfe beim Kopieren von sich bewegenden Bildern erhöhen.
Die „surround"-Taste versetzt den Zuhörer beim Anschluß von zwei zusätzlichen Lautsprechern mitten ins akustische Geschehen. Anstatt zwei unterstützen jetzt vier Kanäle die Video-Action. Eine Trickschaltung macht das Raumerlebnis möglich. Lautsprecherpaar „B", für die rückwärtige Information zuständig, erhält ausschließlich das Differenzsignal zwischen rechtem und linkem Hauptkanal. Bei Mono-Wiedergabe (Dialoge) bleibt der hintere Kanal stumm. Damit der Effekt nicht allzu drastisch vonstatten geht, engt ein zusätzlicher Schaltkreis die Stereobasis ein.
Zwei Nachteile hat die Sache: Die rückwärtigen Kanäle lassen sich zur optimalen Anpassung an die räumlichen Gegebenheiten nicht separat einstellen. Und der A 919 AV verarbeitet nicht das echte Vierkanalsignal auf den mit Dolby-Stereo bezeichneten Videocassetten, vielmehr erzeugt er intern ein eigenes Hilfssignal.
Bewertungen
Puren HiFi-Freunden bietet er neben dem Aufnahmewahlschalter mit zwei Tape-, drei Hochpegel- und Phonoeingängen den Komfort eines vollwertigen Verstärkers. Mit zunehmender Belastung am Ausgang sinkt allerdings die Leistungsabgabe beträchtlich, so daß er eigentlich nur für 8 Ohm-Lautsprecher zu empfehlen ist. Der MC-Phonoeingang ist nicht so rauschfrei, wie er sein müßte.
Mit wenig Biß im Baß, leicht höhenlastig und etwas unpräzise in der Ortbarkeit einzelner Instrumentengruppen hatte der A 919 AV es schwer, sich im Hörtest gegen die Konkurrenten durchzusetzen. Über MC begleitete sein relativ hohes Eigenrauschen die Wiedergabe, die Klangdefinition einzelner Instrumente, ließ noch mehr zu wünschen übrig. Bei Signalen vom Magnetsystem (MM) brummelte der Baß zwar noch immer träge vor sich hin, doch der Dunstschleier über dem Orchester schien sich aufzulösen.
Der Teac A 919 AV bereichert in erster Linie Video-Anhänger um räumliches Klangerlebnis. Videofreunden erschließt er durchaus den Zugang zur HiFi.
Test Vollverstärker - Yamaha AX 700
Zweimal 145 Watt Ausgangsleistung an 8 Ohm (an 2 Ohm noch 100 Watt mehr) lassen auf ein sehr "strompotentes" Netzteil und Endstufen im Yamaha schließen. Die Umschaltung an klangsensiblen Baugruppen erfolgt „vor Ort". Lange Schaltgestänge zu den Phonoverstärkern und Lautsprecherbuchsen sparen Kabelwege ein. Der bowden-zugbetätigte Aufnahmewahlschalter zweigt sich direkt an den Buchsen das zur Aufnahme bestimmte Signal ab. „CD Direct" erspart Umwege über Klangregler, und Loudness gehört mittlerweile fast schon zum Standard bei Vollverstärkern.
Die Loudness-Schaltung, die das Frequenzverhalten des Verstärkers der lautstärkeabhängigen Empfindlichkeit des Gehörs anpaßt, läßt sich an einem Extraregler (unabhängig von der Lautstärke) dosieren. Damit entspricht die Wirkungsweise eher der eines zusätzlichen Klangstellers. Sechs Hochpegeleingänge (zwei davon Tape) und von MM auf MC umschaltbare Phonoverstärker reichen, um für alle derzeit denkbaren Quellen gewappnet zu sein.
Bewertungen
In der Auslegung der Eingänge und in seinen Störabständen erwies sich der A 700 als praxisgerecht. Im Anstiegsverhalten gehört er eher zu den trägen Artgenossen. Die Impulswiedergabe an komplexer Last, also am Lautsprecher selbst, zeigte eine erkennbare Abweichung in der Flanke der Rechteckpulsform. Die Leistungsmessung ließ der Transformator nicht ohne beträchtliche Wärmeentwicklung über sich ergehen.
Im Hörraum gab sich der Yamaha als überaus spritziger Geselle. Knochentrockene Baßläufe, regelrecht aggressive Schlagzeugattacken, Bläsereinsätze mit viel Kraft, aber reichlich Höhen, ließen ihn seinen Popmusikpart fast kritiklos meistern. Lediglich die tiefsten Regionen des Klangregisters schien er etwas zu meiden.
Bei klassischer Musik wirkten Streicher etwas zu giftig und dabei etwas steril. Es fehlte ihnen das Letzte an "einschmeichelnder" Seidigkeit. Triangelgeklingel (stereoplay CD 15) strapazierte überpräsent das Ohr der Zuhörer.
Der Übergang auf die Phonoeingänge (MC) brachte ein insgesamt runderes und angenehmeres Klangbild, doch schienen Höhen leicht bedämpft. Klanglich anders verhielt sich der A 700 beim Betrieb mit MM-Tonabnehmer: dünner und im Baß zurückhaltender.
Diese überdeutlich beschriebenen Unterschiede spielen sich in Wirklichkeit nur in winzigen Nuancen ab. Einen würdigen Platz in Spitzenklasse II verdiente sich der preiswerte Yamaha A 700 auf jeden Fall. Begeistern dürfte er in erster Linie Popmusikanhänger.
Test Vollverstärker: Fazit
ES STEHT IM RAUM - Dolby-surround
Flugzeuge nähern sich im Tiefflug, streifen fast die Köpfe und verschwinden wieder im Hintergrund. Dann wechselt das Bild. Im Konzertsaal spielen die Musiker, zum Greifen nahe. Aus allen Richtungen tobt der Beifall. Auf dem besten und dem bequemsten Platz überhaupt läßt sich das Geschehen jederzeit hautnah verfolgen: zu Hause im Wohnzimmer, konfrontiert mit dem Fernsehbild und umgeben von vier Lautsprechern. „Dolby-surround" heißt das Tonverfahren, das die räumliche Illusion vermittelt.
Die Ursprünge der perfekten Traumwelt reichen zurück bis in das Jahr 1940. Walt Disney's Film „Fantasia" war der erste Versuch mit Mehrkanalton („Fanta-sound"), damals bereits eine Dreispur-Tonaufzeichnung.
Zehn Jahre später wurde die Faszination der bewegten Bilder durch vier im Kino verteilte Lautsprechergruppen perfektioniert. (Anmerkung : Das war der 4-Kanal Magnetton bei der extrem Breitbild-Technik Cinemascope im Jahr 1953/54 - "The Robe" war der erste Film.)
Links-, Rechts-, Mitte- und Hinten- Information bekamen jeweils einen eigenen Tonkanal zugewiesen; ein Verfahren, das heute noch unter dem Namen „Dolby Surround" mehr als Aktualität besitzt. Denn mit der Überspielung aller gängigen Filme auf Video bleibt die Vierkanal-Tonaufzeichnung erhalten - vorausgesetzt, es handelt sich nicht um eine monaurale Tonaufnahme. Doch mit der Kenntlichmachung beginnt das Verwirrspiel: Anstatt der Surround- Kennzeichnung tragen die Videobänder zumeist nur den irreführenden Hinweis „Dolby-Stereo".
Kein richtiges Quadro . . . . .
Für echte HiFi-Gourmets kommt diese Art von Tonmanipulation nicht in Frage, handelt es sich doch um keine echten Vierkanalaufnahmen. Vielmehr leiten sich die Rauminformationen (Surroundkanal) und der Mittenkanal im Prinzip aus den vorhandenen Rechts/ Links-Informationen ab.
Das Mittensignal bildet das im Pegel um 3dB reduzierte Summensignal, es soll dem Klangbild auch bei wilden Kameraschwenks Stabilität verleihen. Der Surround- oder Effektkanal tönt gegenüber den vorderen Lautsprechern ebenfalls um 3dB leiser und reicht frequenzmäßig nur bis etwa 7 kHz. Auch er leitet sein Signal von der ursprünglichen Rechts/Links-Information ab, allerdings mit einer Phasen- oder Laufzeitverschiebung. Der Decoder entschlüsselt das in zwei Kanälen verschachtelte Signal und liefert Mitten (gleichzeitig Subwoofer), Surround und Rechts/Links zur Weiterverarbeitung an die Endstufen.
Geradezu ideal für Dolby-surround eignet sich die DBX-Kombi-Endstufe BX 3 (hier im Heft Seite 6). Sie beinhaltet gleich vier separat ansteuerbare Endverstärker. Als separater Decoder kann der Shure HTS 5000 empfohlen werden.
Der Teac-Vollverstärker A 919 V (auf Seite 60) eignet sich für eine andere Art Rundum-Ton. Er generiert sich nach der Endstufe selbst das Background-Signal.
Es lohnt, den Raumklang im Auge zu behalten. Mittlerweile dürfte es gut 1.500 Videofilme mit Surround-Ton geben. Und wenn das Fernsehen bald verstärkt stereophon sendet, kommt der Rundumklang von den meisten Spielfilmen (fast) gratis ins Haus.
HUF im Herbst 1987
Fazit - Test Vollverstärker
DIE DREI MUSKELTIERE
Der Weg von der Gerätebestellung bis zur endgültigen Urteilsfindung ist lang. Am Anfang stehen schier endlose Diskussionen um die Klärung der Fragen: Was, wer und warum? Stehen die Testkandidaten fest, beginnt die Phase emsiger Recherchen über Schaltungstechniken und Raffinessen der edlen Gerätschaften; parallel dazu laufen die Meßgeräte warm.
Alles, was die Laborknechte für sinnvoll erachten, wird dokumentiert und kommentiert; nur ein Teil der hochpeniblen Meßtätigkeit findet seinen Niederschlag in den Meßwerttabellen. Die zumeist sich über Monate hinstreckende Suche nach möglichen Klangursachen erscheint nur dann im Heft, wenn sich die Erkenntnisse über viele Hörtests verdichten.
So geschehen in stereoplay 8/1985 („Dem Klang auf der Spur") und stereoplay 9/1987 („Die endgültige Verstärkertheorie"). Während die Entwickler viele Verstärker-"Un"tugenden in den Griff bekamen (wie Transintermodulation, „TIM") und deshalb diese Angaben aus den Meßwerttabellen verschwanden, liefert die Messung des Klirrspektrums einen unmißverständlichen Fingerabdruck des Verstärkers. Doch erst die Verteilung der Harmonischen läßt Rückschlüsse auf den Klang zu. Mit „weichen", also sanft abfallenden Klirrspektren lassen Denon, Marantz und Luxman ein ausgewogenes, möglicherweise recht plastisches Klangbild erwarten.
Klangunterschiede feststellen, aber wie ?
Ein zweites Mosaiksteinchen bei der Jagd auf Klangunterschiede mittels Meßgeräten fanden die Stereoplayer im Impulsverhalten an komplexer Last, also am Lautsprecher selbst.
Der Vergleich mit dem Eingangssignal, einem asymmetrischen Rechteckgebilde, zeigt bei den Probanden bei für Impulse realistischen 100 Watt Ausgangsleistung (an 8 Ohm) mehr oder weniger drastische Abweichungen vom Generatorsignal.
Mit braver "Gefolgstreue" meisterten die Vollverstärker von Harman/Kardon und Marantz diese Disziplin; beim Teac verursachte möglicherweise die überemsige Schutzschaltung eine arge Delle im obersten Drittel der ansteigenden Flanke.
Diese Messung läßt neben der Impuls-Anstiegszeit des Verstärkers auch sichere Rückschlüsse auf sein dynamisches Verhalten zu, denn Änderungen der Pulsform äußern sich gleichermaßen in Änderungen des Frequenzspektrums. Impulstreue läßt auf saubere Durchzeichnung im Hochtonbereich schließen. - Nach tage- und oft auch nächtelangen Qualen dürfen die Verstärker in die angenehmere Hörraumatmosphäre umziehen und ihre musikalischen Qualitäten ausspielen. Die endgültige Einstufung erfolgte anhand vieler Querchecks mit den jeweiligen Klassenreferenzen (dickgedruckt in „Rang und Namen").
Dann begann der zweite wichtige Teil: Alle Erlebnisse niederschreiben, druckreifformulieren und gerechte Kaufwert-Noten festlegen. Wieder verging ein Monat wie im Flug. Die Verstärker waren es wert. Der Marantz PM 84 II ergatterte sich zusammen mit dem Luxman LV 117 den ehrenvollsten Platz im Testfeld, dicht gefolgt vom Denon PMA 900V.
HUF im Herbst 1987
.