Auch Verstärker werden "alt"
von Gert Redlich im März 2017 - Bilder aus diversen Artikeln
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- Zuerst einmal die rein philosophische Frage, wie alt darf ein Verstärker oder Tuner oder Bandgerät oder Kassettenspieler oder Plattenspieler überhaupt werden ?
- Die zweite Frage ist, für welche Lebensdauer war solch ein "Teil" überhaupt konzipiert ?
- Die dritte Frage betrifft unser inzwischen aus den Ruder gelaufenes Anspruchsdenken. Was verlangen wir noch von diesen "alten" Geräten ?
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Die häufigsten Fehler nach mehreren Dekaden
Ein Schwachpunkt waren schon immer die kleinen und großen Elektrolyt- Kondensatoren. Das Elektrolyt-Material ist nämlich eine Art Gelee, der austrocknen kann.
Ein weiterer Schwachpunkt ist der anorganische (Haus-) Staub, der irgendwie in alle Geräte rein zieht. Und da alle Geräte mit interner Wärmentwicklung irgendwie belüftet werden mußten und müssen, kam da auch der Staub mit rein. Und anorganischer Staub in Verbindung mit Luftfeuchte fängt an, Metalle zu ätzen, sogar Gold.
Die späte Aussgakraft der vielen Verstärker-Tests - schlimm
Wenn Sie heute in 2015 bis 2017 die alten Testberichte samt der Fotos anschaun, stehen fast die Haare zu Berge. Die Fotos der Innereien waren für die allermeisten Leser "Bücher mit sieben Siegeln". Ihnen fehlte doch die notwendige Expertiese, um überhaupt zu beurteilen, was das Ganze da soll. Darum hier eine Menge Fotos aus alten Zeiten - natürlich samt Kommentar.
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Grundig Fine Arts A-903 (1987)
Das war verwirrend, hier ein frühes Bild, bei dem die niederpegligen Eingänge noch mit Zugbändern hinten auf der Buchsenplatine umgeschaltet wurden. Das war später so nicht mehr der Fall. Die beiden dicken Netzteil-Kondensatoren sind weit genug vom breiten innenliegenden Kühlkörper entfernt, der hier übrigens richtig herum angeordnet war. Dafür werden die Vorverstärker-Platinen an der Rückwand aufgeheizt, das ist heute etwas billiger. Wertvoll ist der riesige Schnittbandkerntrafo mit Leistung satt.
Kenwwod KA 770 (1987)
Auch hier ist der innenliegende Kühlkörper "richtig herum" angeordnet. Die Eingänge werden mit einem flachband- Folienkabel bis ganz nach vorne durchgereicht, unglücklich, aber billiger.
DENON DRA 25 (1987)
Wie beim Kenwood ein LowCost Trafo und eine innenliegende Heatpipe, die dem Laien wenig sagt, es ist sehr preiswert gemacht. Die Kondensatoren sind weit genug von der Wärmequelle weg.
Denon PMA-900V (1987)
Ein "sehr unglücklicher" Aufbau. Der durch ein Blech abgetrennte innenliegende Kühlkörper ist eigentlich falsch herum gesetzt, die Kondensatoren werden vermutlich dennoch richtig gut aufgeheizt, auch durch den schwarzen Kühlkörper des Netzteils. Die Wärme kan nicht weg.
Pioneer A 616 (1987)
Hier kann die aufsteigende Wärme aus den Schornsteien nicht seitlich ins Gerät abfließen, sondern nur nach oben aufsteigen. Auch optimal, da lautlos, dafür ist das aufwendig und teuer.
Pioneer A 717 (1987)
Hier kann die aufsteigende Wärme aus den Schornsteien nicht seitlich ins Gerät abfließen, sondern nur nach oben aufsteigen. Auch optimal, da lautlos, dafür ist das aufwendig und teuer.
Technics VC4 Class AA (1987)
Optimal, die Hitze wird mit einem Lüfter abgesaugt. Doch das geschieht nicht ganz lautlos. Dennoch ist das die optimale Lösung gegenüber der thermischen Zirkulation.
SONY TA F700 ES (1987)
Nur mittelmäßig thermisch gesund. Die Kondensatoren sind zu dicht am Kühlkörper, vor allem, es wäre noch Platz neben dem gut geschirmten Trafo.
Marantz-PM84-2 (1987)
Sehr unglückliche Platzierung der Kondensatoren. Der Kühkörper ist zum Trafo zu offen und gibt dort seine Hitze besonders gern ab.
DBX-BX-3-Endstufe (1987)
Auch eine sehr unglückliche Platzierung der Kondensatoren. Die beiden innenliegenden Kühlkörper gehörten genau anders herum montiert. So hätte man sich den Lüfter sparen können, der aber hoffentlich die Hitze absaugt. Doch die Wärme wird erstmal direkt an den Kondensatoren vorbei geführt. Wir bezeichnen das als konstruktiv ungeschickt gestaltet.