Eine Million Farbbildröhren in fünf Jahren im Oktober 1972
aus TELEFUNKEN- Sprecher Heft 60/1972
Die einmillionste Farbbildröhre lief am 20. Oktober 1972 im Farbbildröhrenwerk Ulm-Donautal von AEG-TELEFUNKEN vom Band. Es war eine A 66-140 X, wie sie in den favorisierten 110°-Empfängem mit einer Bildschirmdiagonale von 66cm verwendet wird. In einer kleinen Feierstunde wurde die »Jubiläumsröhre« dem Leiter des Röhrenvertriebs übergeben.
Die Farbbildröhrenfertigung nahm AEG-TELEFUNKEN in Form einer Probefertigung zunächst im Jahre 1966 auf. Im Sommer 1967 konnte die Fabrikation dann in den neu gebauten Produktionsanlagen im Donautal anlaufen, wobei eine zweite Fertigungsstraße im März 1971 in Betrieb genommen wurde. Die jetzt erreichte erste Million Farbbildröhren entstand also praktisch in fünf Jahren.
.
Eine in 2025 enorm wichtige Erkenntnis von 1972
Zum Herstellen einer Farbbildröhre sind 85 Arbeitsgänge notwendig, wobei der Bau des Elektronenstrahlsystems noch nicht eingerechnet ist. Die Durchlaufzeit durch die verschiedenen Maschinenanlagen - angefangen mit dem Auspacken der Glasteile über die Beschichtung des Leuchtschirms, die Herstellung des fertigen Röhrenkolbens bis zum Auspumpen, Prüfen und dem Verpacken der Röhre - beträgt etwa 18 Stunden.
Interessant ist es, sich einmal die Energiemengen vor Augen zu halten, die verbraucht werden, ehe eine moderne Farbbildröhre das Fließband verläßt:
Es sind ca. 70 Kilowattstunden! Das ist etwa soviel, wie ein Durchschnittsbürger Ulms je Monat in seinem Haushalt verbraucht. Der Wasserverbrauch - überwiegend für die Reinigung der Glasteile, aber auch für Kühlzwecke - beträgt je Röhre 1,25 m3. Diese Menge reicht für einen »Durchschnitts-Ulmer« für vier bis fünf Tage.
.
Die geforderte Präzision
Die Herstellung von Farbbildröhren erfordert eine kaum vorstellbare Präzision. Auf dem Bildschirm befinden sich etwa je 400.000 rote, grüne und blaue Leuchtstoffpunkte, deren Lage auf ein hundertstel Millimeter genau eingehalten werden muß. Zum Vergleich: Stellt man sich einen Bildschirm so stark vergrößert vor, daß die Leuchtstoffpunkte Scheibchen von der Größe eines Bierdeckels werden, dann würde die Gesamtfläche des Bildschirms ungefähr die Grundfläche eines Fußballplatzes einnehmen. Auf diesem Platz müßte jeder der einen Million Bierdeckel auf 2,5mm genau plaziert sein, und solch eine hohe Präzision muß Röhre für Röhre eingehalten werden, um die erwartete Farbwiedergabequalität sicherzustellen!
Im Farbbildröhrenwerk Ulm-Donautal sind zur Zeit über 1.000 Personen beschäftigt. Die komplizierten Herstellungsprozesse erfordern vom speziell geschulten Personal eine kontinuierliche Arbeit rund um die Uhr.
Während das Prinzip der Farbbildröhre in den letzten fünf Jahren keine grundlegenden Änderungen erfahren hat, ist in der Ausführung eine ganze Reihe wesentlicher Verbesserungen zu verzeichnen, die dem Verbraucher zugute kommen. Hier sei vor allem an die Einführung der 110°-Technik gedacht, die es ermöglichte, Farbfernsehgeräte mit geringerer Tiefe zu bauen.
Vorteilhaft machten sich aber auch die Helligkeitssteigerung der Leuchtstoffe auf fast das Doppelte und die Verbesserung der Farbstabilität bemerkbar, die man durch Temperaturkompensation der Maskenaufhängung erzielen konnte.
Nicht zuletzt wurde ein großer Teil Ingenieurarbeit dafür verwendet, die Herstellung zu verbilligen. Das ist besonders wichtig, weil die Bildröhre das teuerste Bauteil im Farbfernsehgerät ist. Die Preisreduzierung bei Farbfernsehern in den letzten Jahren dürfte nicht unwesentlich auf die Preisermäßigung der Bildröhre zurückzuführen sein. So kostet sie 1972 bei verbesserter Qualität nur noch etwa 70% soviel wie 1967, obwohl die Kostensteigerung gerade in diesen Jahren ganz erheblich war.
Mit größter Präzision wird im Prüffeld des Celler Werkes vor einer Spiegelwand die Bildeinstellung der Fernsehgeräte durchgeführt
TELEFUNKEN-Sprecher Heft 60/1972
.